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Freitag, 11. Dezember 2015

14 neue Forschergruppen, eine neue Klinische Forschergruppe


Themen von organisierter Kreativität über komplexe Zuckerstrukturen bis zum Toleranzmanagement / Insgesamt 35 Millionen Euro für erste Förderperiode

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet 14 neue Forschergruppen und eine neue Klinische Forschergruppe ein. Dies beschloss der Senat der DFG jetzt in Bonn. Die Forschungsverbünde ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Klinische Forschergruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert. Die maximale Förderdauer von Forschergruppen wie auch von Klinischen Forschergruppen beträgt zweimal drei Jahre. In der ersten Förderperiode erhalten die 15 neuen Einrichtungen insgesamt rund 35 Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG damit aktuell 189 Forschergruppen sowie 16 Klinische Forschergruppen.


Die neuen Forschergruppen im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen)

In den letzten 20 Jahren hat sich die Physik der Neutrinos innerhalb der Teilchenphysik zu einem bedeutenden Forschungsfeld entwickelt. Gewürdigt wurde die Neutrino-Forschung nicht zuletzt durch den Physik-Nobelpreis 2015 für den Nachweis, dass Neutrinos eine Masse besitzen. Wie groß diese ist, kann derzeit jedoch nur sehr grob eingeschränkt werden. Darüber hinaus sind noch viele weitere Parameter zu erforschen, die das Verhalten der Neutrinos beschreiben – denn Neutrinos besitzen Eigenschaften, die nicht durch das Standardmodell der Teilchenphysik erklärt werden können. Die Forschergruppe „Bestimmung der Neutrino-Massenhierarchie mit dem JUNO-Experiment“ widmet sich der offenen und für die Neutrino-Physik dringenden Frage nach der sogenannten Hierarchie der Neutrino-Massen, die das Verhältnis der Massen der verschiedenen Arten von Neutrinos beschreibt.
(Sprecher: Professor Dr. Achim Stahl, Sprecherhochschule: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen)

Der Streit um die Autorität des Vergangenen und das Recht des Neuen ist in der geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschung immer wieder als Wasserscheide zwischen Vormoderne und Moderne hervorgehoben worden. Dagegen haben zahlreiche Einzelstudien nachgewiesen, dass man von einem radikalen Bruch nicht ausgehen kann, sondern längere Zeiträume und komplexere Vermittlungen in Betracht ziehen muss. Die Forschergruppe „Diskursivierung von Neuem. Tradition und Novation in Texten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“ beabsichtigt, die bisherige Einzelforschung auf eine systematische Grundlage zu stellen. In Analysen vorwiegend literarischer Texte unterschiedlicher europäischer Sprach- und Kulturräume vom 12. bis 18. Jahrhundert soll gezeigt werden, wie diese Texte das Verhältnis von alt und neu theoretisch und praktisch gestalten. Auf dieser Grundlage soll eine Neubestimmung kultureller Dynamiken jenseits der theoretischen Opposition von Kontinuität und Bruch erarbeitet werden.
(Sprecher: Professor Dr. Bernhard Huss, Sprecherhochschule: Freie Universität Berlin)

Der Begriff „organisierte Kreativität“ erscheint widersprüchlich: Kreative Prozesse sind per se unsicher und lassen sich nicht intentionell steuern. Trotzdem spielen sie sich unter Netzwerken von Akteuren unterschiedlicher räumlich-zeitlicher Kontexte ab, die einen gewissen Grad an Organisation aufweisen. Die Forschergruppe „Organisierte Kreativität – Praktiken zur Induzierung von und zum Umgang mit Unsicherheit“ will die gesellschaftlichen Strukturen und Praktiken untersuchen, in und mit denen Unsicherheit im kreativen Prozess gefördert, kanalisiert oder verhindert wird. Sie erforscht diese Dynamiken am Beispiel der Musik- und der Pharmaindustrie.
(Sprecher: Professor Dr. Jörg Sydow, Sprecherhochschule: Freie Universität Berlin)

Die Forschergruppe „Rough Paths, Stochastic Partial Differential Equations and Related Topics” will die mathematische Theorie sogenannter „rauer Pfade” auf stochastische partielle Differentialgleichungen (SPDE) anwenden und widmet sich der Untersuchung von Regularitätsstrukturen, die eine mehrdimensionale Erweiterung der Rough-Path-Theorie darstellen. Mithilfe der Theorie der rauen Pfade kann die herrschende Kluft zwischen gewöhnlichen und stochastischen Differentialgleichungen überwunden werden. Solche Gleichungen werden bei der Modellierung zeitabhängiger Vorgänge, die zufälligen Einflüssen unterliegen und bei denen keine besonderen Glattheitsvoraussetzungen mehr gelten, in den Natur-, Ingenieur-, aber auch in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften benötigt. Die qualitativen Eigenschaften von SPDE mit rauer Störung, ihre Dynamik und Numerik sind größtenteils noch völlig unbekannt. Es eröffnen sich damit neue Fragestellungen, denen die Mitglieder der Forschergruppe nachgehen werden.
(Sprecher: Professor Dr. Peter Karl Friz, Sprecherhochschule: Technische Universität Berlin)

G-Protein-gekoppelte Rezeptoren sind Proteine, die bei der Signalweiterleitung vom Äußeren einer Zelle in ihr Inneres eine zentrale Rolle spielen. Ihre Funktion ist auf der Innenseite der Zellmembran an die Wechselwirkung mit den sogenannten G-Proteinen gebunden. Wie genau dieses Wechselspiel zwischen Rezeptoren und G-Proteinen funktioniert ist bislang wenig erforscht. Dieser Frage widmet sich die Forschergruppe „G-Protein Signalkaskaden: mit neuen molekularen Sonden und Wirkstoffen zu neuen pharmakologischen Konzepten“. Die Forscherinnen und Forscher aus Chemie, Pharmazie, Pharmakologie und Physiologie konzentrieren ihre Untersuchungen dabei in einem neuen Ansatz auf die G-Proteine und nicht auf die bereits gut erforschten Rezeptoren. Sie verfolgen das Ziel, selektiv die Rolle einzelner G-Proteine bei der Signalweiterleitung zu ergründen. Mittelfristig soll herausgefunden werden, ob sich die G-Proteine als Ziele für medikamentöse Therapien eignen.
(Sprecherin: Professor Dr. Evi Kostenis, Sprecherhochschule: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)

Die Forschergruppe „Prozessorientiertes Toleranzmanagement mit virtuellen Absicherungsmethoden“ untersucht die Festlegung, Abstimmung und Prüfung von Toleranzen im Entstehungsprozess eines Produkts. Ziel ist es, Vorgehensweisen und Werkzeuge für die Steuerung geometrischer und funktionaler Abweichungen bereitzustellen. Erforscht werden soll dabei die enge Verzahnung zwischen Produktentwicklung und Fertigung sowie der dazu verfügbaren Simulationstechniken: In allen Produktionsschritten sollen gemeinsam die fertigungs-, prüf- und funktionsgerechten Toleranzen erarbeitet werden. Mit diesem Vorgehen lassen sich, so die These der Forschergruppe, alle fertigungs- und montagebedingten Ursachen für spätere Funktionseinschränkungen und Qualitätsminderungen identifizieren und somit bereits in frühen Phasen der virtuellen Produkt- und Prozessentwicklung berücksichtigen.
(Sprecher: Professor Dr.-Ing. Sandro Wartzack, Sprecherhochschule: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

Unter Denitrifikation versteht man die mikrobielle Umwandlung des im Nitrat gebundenen Stickstoffs zu gasförmigem Stickstoff und zu Stickoxiden. Trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung kann die Bedeutung der Denitrifikation für den Klimawandel aufgrund der Komplexität des Gesamtprozesses und der starken zeitlichen und räumlichen Variabilität noch nicht zuverlässig vorhergesagt werden. Die Forschergruppe „Denitrification in Agricultural Soils: Integrated Control and Modelling at Various Scales (DASIM)” beleuchtet mithilfe analytischer und molekularbiologischer Methoden sowie unter Einbeziehung von Mesokosmenexperimenten und verschiedener Modellansätze den Prozess der Denitrifikation von der Mikroskala zur Feldskala.
(Sprecher: Professor Dr. Christoph Müller, Sprecherhochschule: Justus-Liebig-Universität Gießen)

Primär Sklerosierende Cholangitis, kurz PSC, ist eine seltene chronische, vernarbende Erkrankung der Gallengänge in und außerhalb der Leber. Die Krankheit geht oftmals mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung einher. Sie befällt vor allem junge Erwachsene und führt innerhalb von zehn bis 20 Jahren zu einer Leberzirrhose. Obwohl die Krankheit nicht selten tödlich endet, ist ihr Verlauf weitgehend unerforscht. Um dies zu ändern, wurde das YAEL-Centrum für Autoimmune Lebererkrankungen am Standort Hamburg als Teil des Martin-Zeitz-Centrums für Seltene Erkrankungen etabliert. Dort werden jährlich über 200 Patienten mit PSC behandelt – sie bilden die entsprechenden Patientenkohorten für klinische Studien, anhand derer die Klinische Forschergruppe „Primär Sklerosierende Cholangitis“ die titelgebende Krankheit erforschen wird.
(Sprecher: Professor Dr. Ansgar W. Lohse, Sprecherhochschule: Universität Hamburg)

Die Forschergruppe „Erfassung und Steuerung dynamischer lokaler Prozesszustände in Mikroreaktoren mittels neuer in-situ-Sensorik“ verknüpft die organische Chemie mit ingenieurtechnischen Aspekten, online-analytischen Verfahren und der Prozessselbstoptimierung, um Mehrphasenprozesse zu beschreiben und zu verstehen. Dabei wird das Ziel, eine neue in-situ-Analytik zu entwickeln und Prozesszustände nicht nur zu erfassen, sondern künftig auch zu steuern, an vier verschiedenen Anwendungsbeispielen erprobt: an Verdampfungsprozessen, an einer heterogen katalysierten Mehrphasenreaktion, an der Fotochemie und der Synthese von Nanopartikeln. Mit ihren Teilprojekten bildet die Forschergruppe den mehrstufigen Prozess von der Modellierung bis zur maßgeschneiderten Fertigung durch Mikrosensorik ab.
(Sprecher: Professor Dr.-Ing. Roland Dittmeyer, Sprecherhochschule: Karlsruher Institut für Technologie)

Welche sozialen und ökologischen Auswirkungen hat das Wachstum von Städten, unter anderem durch hinzuziehende Landbewohnerinnen und -bewohner? Am Beispiel der indischen Metropole Bangalore untersucht die Forschergruppe „Social-Ecological Systems in the Indian Rural-Urban Interface: Functions, Scales, and Dynamics of Transition“ Übergangsprozesse an der Schnittstelle zwischen Land und Stadt aus einer agrarwissenschaftlichen Perspektive. In enger Kooperation mit indischen Partnern analysieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bodenphysik, Pflanzenbau, Landschaftsökologie, Humangeografie, Forstwissenschaften, Agrarökonomie und Tierproduktion unter Anwendung der sozialökologischen Theorie verschiedene Aspekte der Ressourcennutzung in landwirtschaftlichen Produktionssystemen. Erforscht werden zudem das Ernährungsverhalten und die Dienstleistungsentscheidungen indischer Haushalte.
(Sprecher: Professor Dr. Andreas Bürkert, Sprecherhochschule: Universität Kassel)

Wieso fragen wir? Die Bedeutung einer Frage liegt oftmals nicht in der Schließung einer faktischen Wissenslücke allein, denn Fragen bieten für die Interaktion verschiedenste Potenziale. Die Forschergruppe „Fragen an den Schnittstellen“ beschäftigt sich unter Berücksichtigung theoretisch-linguistischer Ansätze und experimenteller Verfahren mit Äußerungen wie rhetorischen Fragen, Echo-Fragen („Du hast was?“) oder Fragen, die man an sich selbst richtet („So, wie ging das jetzt nochmal?“). In den Teilprojekten werden Form- und Bedeutungszusammenhänge zugleich unter syntaktischen, prosodischen und pragmatischen Aspekten beschrieben und analysiert. Eine Hypothese der Forschergruppe lautet dabei, dass die Bestandteile der Grammatik – von der Wortwahl, über den Satzbau bis zur Betonung – in kompositioneller Weise die Bedeutung einer Frage bestimmen.
(Sprecherin: Professor Dr. Miriam Butt, Sprecherhochschule: Universität Konstanz)

An der Schnittstelle zwischen vaskulärer Biologie und Neurobiologie wird die neue Forschergruppe „Interactions at the Neurovascular Interface“ arbeiten. Sie untersucht das Blutgefäßsystem und das Nervensystem, die in ihren stark verzweigten Netzwerken miteinander in engem Kontakt stehen. Dabei reagieren Blutgefäße und Neuronen auf ähnliche Navigationswegweiser und instruktive Signale. Die enge Verknüpfung von Blutgefäß- und Nervensystem bedeutet aber auch, dass Defekte innerhalb dieser neurovaskulären Einheit an neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt sind. Mit ihrer Forschung zu Bildung und Erhaltung der neurovaskulären Einheit wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler letztlich auch zu einem besseren Verständnis dieser Krankheiten beitragen.
(Sprecher: Professor Dr. Ralf H. Adams, Sprecherinstitutionen: Westfälische Wilhelms-Universität Münster und Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, Münster)

Osteoarthritis, auch bekannt unter dem Namen Arthrose, gilt weltweit als die häufigste Gelenkerkrankung des erwachsenen Menschen. Es handelt sich dabei um eine degenerative Gelenkerkrankung, die mit Schmerzen und Funktionseinschränkungen einhergeht – betroffen sein können davon alle Gelenke. Die Forschergruppe „Exploring Articular Cartilage and Subchondral Bone Degeneration and Regeneration in Osteoarthritis (ExCarBon)” untersucht mit einer Kombination aus grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Ansätzen, wie die zellbasierten De- und Regenerationsprozesse im Gelenk unter biomechanischer Belastung ablaufen. An den Untersuchungen beteiligen sich Forscherinnen und Forscher aus Zellbiologie, Mausgenetik, Neurophysiologie, Unfallchirurgie und der Nanotechnologie.
(Sprecherin: Professor Dr. Susanne Grässel, Sprecherhochschule: Universität Regensburg)

Für immunologische Fragestellungen wird es immer wichtiger, die Bedeutung von Zuckerstrukturen besser zu verstehen. Die Forschergruppe „VIROCARB: Glycans Controlling Non-Enveloped Virus Infections“ auf dem Feld der gerade entstehenden Glykovirologie untersucht die Struktur von Glykanen, das sind komplexe Zuckerstrukturen. Sie sind an der Zelloberfläche an Proteine oder Lipide angedockt und dienen bestimmten Viren als Zielstruktur für das Anheften an und den Eintritt in die Zelle, um sie zu infizieren. Neben der strukturellen Beschreibung der Glykanstrukturen will die interdisziplinäre Forschergruppe – unter Beteiligung der Virologie, Zellbiologie, Strukturbiologie und der Synthesechemie – auch die Mechanismen der Interaktion aufklären, beispielsweise die Funktion von Glykanen für die Zell-Virus-Interaktion mithilfe von Massenspektrometrie und NMR-Spektroskopie.
(Sprecher: Professor Dr. Thilo Stehle, Sprecherhochschule: Eberhard Karls Universität Tübingen)

Die Physik ist aktuell von einer wissenschaftstheoretisch interessanten Spannung geprägt: Einerseits erwarten viele Physikerinnen und Physiker eine Ablösung des Standardmodells durch eine umfassendere und fundamentalere Theorie der Natur – andererseits sind die Anlagen und Prozesse der heutigen experimentellen Forschung von extremer Komplexität gezeichnet. Wie lässt sich in dieser Situation durch experimentelle Forschung theoretischer Fortschritt erzielen? Auf diese Frage suchen Expertinnen und Experten aus der Wissenschaftsphilosophie, -soziologie, -geschichte und aus der Physik im Rahmen der Forschergruppe „The Epistemology of the Large Hadron Collider“ Antworten. Die konzentrierten Forschungstätigkeiten rund um den Großen Hadronen-Speicherring (LHC) am CERN in Genf bieten ihnen dabei das Anschauungsmaterial, um metawissenschaftliche Fragestellungen zur Modell- und Theorieentwicklung zu bearbeiten.
(Sprecher: Professor Dr. Gregor Schiemann, Sprecherhochschule: Bergische Universität Wuppertal)


Weiterführende Informationen

Medienkontakt:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2443, presse@dfg.de

Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der eingerichteten Gruppen.

Zu Forschergruppen und Klinischen Forschergruppen siehe:




Frauen in Europa

Frauen in Europa
Frauen in Europa by Lilli Cremer-Altgeld. „Frauen in Europa“. Seien Sie dabei! Mit Ihren Gedichten. Mit Ihren Ideen. Mit Ihren Visionen. Mit Ihren Werken. Mit Ihrer Homepage. Bitte schreiben Sie eine Mail an Lilli Cremer-Altgeld frauenineuropa@t-online.de Bitte klicken Sie auf das Bild: So kommen Sie direkt zum Blog „FRAUEN IN EUROPA“.

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“ [1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001





Meine persönliche Einführung in die Hochbegabung

Wenn Sie sich die Frage stellen: „Wie finde ich heraus, ob ich hochbegabt bin?“ – dann werden Sie hier Antworten finden. Ich habe die Informationen davon abhängig gemacht, wie gesichert Sie wissen wollen, ob Sie hochbegabt sind. Deshalb meine Frage an Sie: „Wie GESICHERT wollen Sie wissen, ob Sie hochbegabt sind?“

Meine Antworten lassen sich in drei Kategorien einteilen:

Sicherheitsstufe 1: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“ – hier können Sie mal schnuppern, wie Hochbegabte so ticken.

Sicherheitsstufe 2: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“ – hier bekommen Sie Tipps, was Sie tun können, um herauszufinden, ob Sie tendenziell hochbegabt sind.

Sicherheitsstufe 3: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“ – Adressen. Hier können Sie sich zum IQ-Test anmelden. Das Ergebnis des IQ-Test sagt Ihnen, wie hoch Ihr IQ ist. Ist er über 130 Punkte, sind Sie hochbegabt. Über 145 Punkte sind Sie höchstbegabt.

Aber was ist überhaupt Hochbegabung?

Die Antwort ist einfach. Treffend hat sie einmal der Psychologe Dr. Jürgen vom Scheidt so beantwortet: „Es ist das intellektuelle Potenzial von jemandem, der in einem der gängigen und anerkannten Intelligenztest einen IQ-Wert von 130 Punkten und mehr erzielt. Dies betrifft, streng genommen, 2,27 Prozent der Bevölkerung.“ http://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=276 Stand: 20.09.2015

Und was ist HÖCHSTBEGABUNG?

Ganz einfach. Dr. Sylvia Zinser schreibt: „Ist der IQ über 145 so spricht man von Höchstbegabung.“ http://zinser.no-ip.info/~szinser/gifted/faqhg.htmlx Stand: 19.09.2015

Allen Hochbegabten und Höchstbegabten empfehle ich das informative, spannende und vergnügliche „Sylvia Zinser's Sammelsurium“ http://zinser.no-ip.info/~szinser/ Stand: 19.09.2015 Hier erfahren Sie nicht nur etwas über den IQ, sondern auch über „Brot, Schwaebische Traeubleskuchen sowie über diverse Weihnachtsplätzchen“ http://zinser.no-ip.info/~szinser/backen.htmlx Stand: 19.09.2015

Sicherheitsstufe 1: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“

Man sagt oft von Hochbegabten: „Die haben eine 1 (Bestnote) in Mathe – können aber ihre Schuhe nicht richtig zubinden“. Soll heissen: das Denken funktioniert (in bestimmten Bereichen) ausgezeichnet – aber im Alltäglichen kommen sie mit bestimmten Situationen nicht gut zurecht. Nach meinen Erfahrungen ist diese Aussage für einige Hochbegabte wirklich sehr zutreffend – für andere weniger bis gar nicht.

Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Bei meinem Mathelehrer hatte ich so gut wie immer eine 1. Allerdings hatte ich auch eine Mathelehrerin. Sie war eher der Typ „Geschichtenerzählerin“. Sie sprach gerne über ihre Lieblingsrezepte, ihre Backkunst und ihren Hund. Ich war so damit beschäftigt, herauszufinden, was das mit Arithmetik zu tun hatte, dass ich ihr, wenn es denn mal was zu rechnen gab, kaum noch folgen konnte.

Meine Noten in Mathe lagen bei ihr im Mittelfeld. Und ich war richtig dankbar als der in meinen Augen „richtige“ Lehrer kam. Der mir Mathe so erklärte, dass ich es verstanden habe. Ich machte Überstunden in Mathe und liess mir extra Hausaufgaben geben. Nein, ich war keine Streberin. Ich hatte einfach Spass an Problemlösungen. Aber wenn ich meine Strickjacke zuknöpfen sollte – da gab es Stress für mich. Jedenfalls dieser Lehrer schickte mich zum Schulpsychologen, der mich positiv auf Hochbegabung testete. Da er sagte: „Du darfst mit niemandem darüber reden, dass Du diesen IQ von … hast.“ – dachte ich: vielleicht ist es eine Krankheit oder sonst wie ansteckend. Ich habe nie darüber gesprochen. Erst vor gut zehn Jahren habe ich mich in meiner Familie geoutet.

Meine Kollegin Alexandra in unserem Markt- und Sozialforschungs-Institut war da ähnlich unterschiedlich in ihrer Mathe-Begabung. Obwohl sie ein echtes Mathe-Genie ist, gab es auch für sie Grauzonen. Normalerweise hörte sie von einer Aufgabe oder schaute auf das Papier. Und schwupp – schon hatte sie die Lösung. Manchmal trat sie einen Wettstreit mit unserem Computer an. Nicht immer war unser PC der Gewinner. Doch dann gab es für sie echte Herausforderungen: Wenn sie ohne Hilfsmittel Prozent rechnen sollte, versagte sie fast jedes Mal. Nicht mal 10 Prozent von 100 konnte sie richtig errechnen. Allein bei dem Wort „Prozentrechnen“ driftete sie immer ab. Im Laufe der Zeit wurde es allerdings besser.

Ich will damit sagen: Nicht alle Hochbegabte sind Mathe-Genies. Nicht alle Mathe-Genies sind fehlerlos. Tröstlich ist, was Albert Einstein einmal über Mathe gesagt hat: „Mach' dir keine Sorgen wegen deiner Schwierigkeiten mit der Mathematik. Ich kann dir versichern, dass meine noch größer sind.“

Mit anderen Worten: Nicht jeder Hochbegabte glänzt in Mathe. Eine Klientin von mir war die Vorgesetzte der ehemaligen Lehrerin eines Fußballnationalspielers (Weltmeister!). Er hatte wenig Interesse an Zahlen und sagte bereits in jungen Jahren zu der Lehrerin: „Warum soll ich Rechnen lernen? Ich werde mal ein berühmter Fußballspieler. Und dann kann ich mir so viele Rechenkünstler leisten wie will.“ Die Lehrerin staunte. Doch der Junge hatte Recht. Er ist hochbegabt UND hochsensitiv.

Hochbegabte können sehr gut oder gut rechnen – oder auch gar nicht. Was sind nun die die typischen Eigenschaften von Hochbegabten?

Gehen wir noch einen Schritt zurück. Genauso wie nicht alle Kölner lustig sind, nicht alle Münchner Lederhosen tragen und nicht alle Hamburger einen Segelschein haben – so sind auch nicht alle überdurchschnittlich intelligenten Menschen so oder so.

Nehmen wir einmal eine Einteilung der Hochbegabten vor, die Jürgen vom Scheidt heraus gearbeitet hat. Er unterteilt fünf (drei plus zwei) Gruppen. Selbstredend gibt es noch andere Kategorien – dazu komme ich noch.

Scheidt zufolge gibt es – vereinfacht ausgedrückt – bei den Hochbegabten, abhängig von dem Kriterium „Erfolg in der Schule, im Beruf“ folgende Trias:

O Ein Drittel, die ihre „Begabung erfolgreich verwirklicht“ haben. Sie sind Topmanager/innen, Spitzensportler/innen, Unternehmer/innen, Künstler/innen, Wissenschaftler/innen usw. Sie wurden z.B. von der „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ oder anderen Institutionen erkannt und gefördert.

O Ein Drittel sind sogenannte „Latente“: Sie spüren, ahnen oder wissen um ihre Begabung, kommen aber nicht so einfach aus dem Quark. Die Psychologin und Expertin für Hochbegabung, Andrea Brackmann, schreibt in ihrem zweiten Buch, dass „Hochbegabung Mut erfordere“ http://www.klett-cotta.de/buch/Klett-Cotta_Leben!/Ganz_normal_hochbegabt/13265 Stand: 19.09.2015. Bei dieser Gruppe verstehen wir, warum das so ist.

O Ein Drittel sind nach Scheidt die „Underachiever“ („Minderleister“). Sie könnten schon – wollen aber (noch?) nicht erfolgreich sein. Speziell zu Minderleister/innen in der Schule noch einmal Sylvia Zinser: Ihr Geheimtipp J: MOTIVIEREN! http://zinser.no-ip.info/~szinser/gifted/faqhg.htmlx Stand: 19.09.2015

So, das sind unsere drei Gruppen – zwei kleine Gruppen fehlen noch:

O Es sind die „Entgleisten“: sie sind erfolgreich – aber auf kriminelle oder soziopathische Weise.

O Dies sind die Höchstbegabten wie etwa Einstein und Freud.

Alle Infos zu dieser Einteilung in der Veröffentlichung von Jürgen vom Scheidt: http://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=276 Stand: 19.09.2015

Wer bis hierher tapfer durchgehalten hat – wird jetzt belohnt. Jeder Mensch, der denkt: Analyse? Mathe? Logik? Das sind jetzt nicht so meine Stärken. Ich bin eher der Musiker, die Malerin, der Tänzer, die Fotografin, der Praktiker. Gut so. Es gibt insgesamt sieben Felder der Hochbegabung: mein Bruder Helmut glänzt z.B. durch „Praktische Intelligenz“: Er erkennt sofort im realen Leben wie man es richtig zumindest aber besser machen kann. Mir bleibt diese Art zu denken verborgen. Zumindest müsste ich viele Bücher lesen, um diese Dinge verstehen zu können. Mir fällt es schon schwer genug, meine Jacke richtig zuzuknöpfen.

Prof. Werner Stangl zitiert Prof. Kurt Heller auf seinen Seiten zu den Themen „Intelligenz und Hochbegabung“ wie folgt:

„Nach Heller (2000) gibt es folgende Begabungsfaktoren:

O Intellektuelle Fähigkeiten (sprachliche, mathematische, technisch-konstruktive, abstrakte, begrifflich-logische, etc. Fähigkeiten)

O Sozial-emotionale Fähigkeiten

O Musisch-künstlerische Fähigkeiten

O Musikalische Fähigkeiten

O Kreativität (sprachliche, mathematische, technische, gestalterische, etc. Kreativität)

O Psychomotorische Fähigkeiten (Sport, Tanz, etc.)

O Praktische Intelligenz“

http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/testintelligenzhochbegabt.html Stand: 19.09.2015

Wir sehen: Hochbegabung ist spannend. Und es wird noch spannender.

Nehmen wir noch eine weitere Differenzierung vor: Hochbegabte sind oft auch hochsensibel und/oder hochsensitiv. Ihre Sinne sind stärker ausgeprägt. Zum einen (hochsensibel) sind ihre normalen Sinne (hören, riechen, schmecken, fühlen, sehen) intensiver (Künstler/innen, Star-Köch/innen, Parfümeur/innen – einige haben auch ein begnadetes „Fingerspitzengefühl“ wie etwa Handerker/innen und Chirurg/innen u.a.m.). Und/oder andererseits ist ihre Wahrnehmung (hochsensitiv) tiefer: Diese Hochbegabten haben den sechsten (hellhörig), siebten (hellfühlig) und achten (hellsichtig) Sinn wie etwa Goethe, Einstein und Leonardo da Vinci. Wie sagte Albert Einstein?: „Was wirklich zählt, ist Intuition.“

Bei einer solchen Differenzierung: Wo gibt es da noch Gemeinsamkeiten?

Ich fange mal mit den Tendenzen an: Diejenigen, die in der ‚Flüchtlingszeit im Sommer 2015‘ kreativ, beherzt und schnell helfen – können hochbegabt sein. Denn diese Merkmale findet man oft unter den hohen IQ’lern. Der eine organisiert geschickt, die andere übersetzt, der nächste weiss, wer wo wie helfen kann. Schnelligkeit ist für Hochbegabte so natürlich wie das Atmen. Klar, dass nicht jede/r in allen Bereichen gleich schnell ist. Wenn Sie wüssten, wie lange ich brauche, um meine Jacke zuzuknöpfen …

Doch weiter: Gerechtigkeit für jedermann ist stark vorhanden bei den Begabten ebenso so wie vernetztes Denken und Handeln. Nach Andrea Brackmann gehört das „Mehr von allem“ oft zum Repertoire. Wie etwa das „Erfassen kompletter Zusammenhänge“, „Auffinden vielfältiger Lösungswege“ sowie „hohes Einfühlungsvermögen“. Wie gut, dass Hochbegabte oft nur wenig Schlaf brauchen (4 bis 6 Stunden).

Selbstredend gibt es nicht nur diese sonnigen Seiten der hochtalentierten Menschen. Ihre Schattenseiten sind nicht nur für die Beteiligten selbst unangenehm: Oftmals übersteigerte Konzentration bei den SPEZIALISTEN auf ein Spezialthema (Musik oder Sport oder Politik oder Finanzen oder Sprachen oder oder oder). Bei den Generalisten ist es etwas anders: Hier überwiegt die Vielseitigkeit, die sich in mehreren Berufen und Hobbies zeigt. Bei beiden wird die Familie, werden Freund/innen und Kolleg/innen schon mal etwas vernachlässigt. Denn Hochbegabte sind oft Perfektionist/innen. Und es kann mal etwas länger dauern bis sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind.

Routine ist ihnen oft ein Gräuel. Manche finden kreativ alternative Wege um dieser Routine immer wieder auszuweichen. Andere plagen Zweifel und Gewissensbisse. Geduld ist ebenfalls keine Stärke der Hochbegabten. Auch nicht begabt sind diese Menschen, wenn es um „einfache Aufgaben“ geht. Die Hochtalentierten sind zumeist empfindlich. Empfindlich gegenüber Lärm, Licht und manche auch gegenüber Berührungen.

So ist es zu verstehen, dass Hochbegabte an bestimmten „Allergien“ leiden, die Andrea Brackmann in ihrem Buch so schlüssig schreibt. Es sind die „hässlichen Worte“ für Hochbegabte wie etwa „Betriebsausflug“, „Stammtisch“, „Schützenfest“, „Höflichkeitsfloskeln“, „Grossraumbüro“. http://www.klett-cotta.de/buch/Klett-Cotta_Leben!/Ganz_normal_hochbegabt/13265 Stand: 19.09.2015

Hingegen lieben Hochbegabte oft „Querdenker/innen“, „Nobelpreisträger/innen“, „Verarbeitungsgeschwindigkeit“, „Freiheit“, „Endlos-Fragen“, „Monologe“ sowie „Spezielle Themen wie etwa die frühkindliche Entwicklungsphase des Kaiserschnurrbarttamarins, die Pflege der Araukarie oder den „Compte rendu au Roi“ des Finanzminister Jacques Neckers in der Zeit der Französischen Revolution.

Für Hochbegabte ist das alles „normal“ – während das „Normale“ schon sehr schwierig sein kann. Viele habe da ein Selbstverständnis wie Albert Einstein: "Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig."

Wenn Sie das alles gelesen haben, sind Sie an Hochbegabung interessiert. Die anderen haben eh längst das Weite gesucht. Vielleicht wollen Sie genauer wissen, ob Sie hb sind – „hb“ ist das Kürzel bei den „HB“ (Hochbegabten) für „hochbegabt“. Und deshalb gehen wir jetzt auf die nächste Stufe über.

Sicherheitsstufe 2: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“

Ich habe hier IQ-Informationen zusammen gestellt, die Ihnen eine Tendenz Ihrer Begabung aufzeigen können.

O Den ersten IQ-Test habe ich 2005 in der Veröffentlichung von Jürgen vom Scheidt gefunden http://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=276 Stand: 19.09.2015. Obwohl ich mit einiger Skepsis an diese Fragen heranging – mein Test beim Schulpsychologen hat damals mehr als eine Stunde gedauert, wie soll man in wenigen Minuten ein ähnliches Ergebnis erzielen können? – war die Antwort jedoch fast exakt dieselbe, die ich Jahre zuvor vom Psychologen in meiner Schule erhalten habe. Chapeau! Für den Autor.

O Auch wenn mir die Headline sehr plakativ erscheint – diese Information verdient ebenfalls Ihr Interesse: „IQ-Test: Gehören Sie zur Grips-Elite?“ http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/iq-test-gehoeren-sie-zur-grips-elite-a-505427.html Stand: 19.09.2015

O Ein weiterer Test, der Ihnen tendenziell Informationen über Ihre Begabung geben wird, ist von der „Süddeutsche Zeitung“: „Der kostenlose IQ-Test online mit Sofortergebnis http://iqtest.sueddeutsche.de/ Stand: 19.09.2015

O “MENSA” ist das grösste Netzwerk für Hochbegabte. Der Mensa Online-Test ist jedoch eher ein „Spiel“ als ein zuverlässiges Instrument der Begabungsanalyse. Wenn Sie Lust haben: Spielen Sie mal. Mensa weist ausdrücklich darauf hin: „Sie sollten die Ergebnisse dementsprechend nicht allzu ernst nehmen.“ https://www.mensa.de/online-iq-test-raetsel/mensa-online-test/ Stand: 20.09.2015

O Und hier ist die englische Variante von Mensa International: „Mensa Workout“ https://www.mensa.org/workout/quiz/1 Stand: 20.09.2015

Sicherheitsstufe 3: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“

Wenn Sie jetzt bereit sind und der Stunde der Wahrheit – dem wirklich und wahrhaftigen IQ-Test – ins Auge blicken wollen… Dann melden Sie sich an – zum anerkannten IQ-Test.

Meine Empfehlungen:

O Mensa. Der Test dauert 90 Minuten, kostet 49 Euro und wird in 80 Städten in Deutschland durchgeführt. Getestet werden Menschen ab 14 Jahre. https://www.mensa.de/intelligenztest Stand: 20.09.2015

O Bei einer Psychologin – einem Psychologen – aus dem Expertenkreis Hochbegabung/Potentiale der Sektion "Freiberufliche Psychologen" im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) e.V. den IQ-Test machen http://www.die-hochbegabung.de/german/index.html Stand: 20.09.2015

O Sie fragen im Familienkreis, bei Freund/innen oder in der Schule/Universität nach einer Empfehlung für den IQ-Test.

Ich drücke schon mal die Daumen!

Für das Campus-Radio Bonn interviewte ich einmal die höchstbegabte „First“ Lady – Gründungsmitglied – von Mensa Deutschland, Dr. Ida Fleiß. Dabei lernte ich eine kluge, warmherzige und höchst kreative Dame kennen, der es „zu simpel“ war, ihren „Doktor“ in Europa zu machen. Kurz entschlossen reiste sie nach Asien, lernte die Sprache und schaffte auf Anhieb ihre Promotion. Sie konnte schon immer weit und um die Ecke denken.

Als ich sie jedoch fragte: Haben wir schon für jede Intelligenz ein angemessenes Messverfahren – will sagen: Können wir schon jede Begabung testen – sagte sie traurig: Nein. Daran müssen wir noch arbeiten.

Ich möchte diese Erkenntnis all denen mit auf den Weg geben, die sich zwar für hochbegabt halten, aber in einem der IQ-Tests nicht die Schallgrenze von 130 durchbrechen konnten.

Allen Menschen, die Spass an Mathe haben – ja, die speziell eine Vorliebe für das Kopfrechnen hegen, empfehle ich die Seite eines Freundes von Ida Fleiss: Dr. Dr. Gert Mittring http://www.gertmittring.de Gert Mittring ist der amtierende Weltmeister im Kopfrechnen.

© Lilli Cremer-Altgeld, 2015