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Samstag, 1. Oktober 2011

Motivationsbrief: Die schwerste Krise seit dem zweiten Weltkrieg? (von Bodo Schäfer)


Newsletter von Dr. Stefan Frädrich

Hochbegabungspresse

Liebe Schweinehundefreunde,

was leben wir in bewegten Zeiten!

Vor allem ein Themenkomplex geistert derzeit vehement durch unsere Wahrnehmung: Was zum Teufel passiert eigentlich mit dem Euro? Warum brechen die Aktienkurse ein? Was bedeutet das für die Weltwirtschaft? Was für uns? Und (falls überhaupt): Wie kriegen wir die Kuh wieder vom Eis?

Seltsamerweise habe ich in den letzten Wochen hierzu in den "gängigen" Medien kaum eine Darstellung gefunden, die einen wirklich guten Überblick über Hintergründe und Zusammenhänge bot. Übrigens auch von keinem Politiker. Stattdessen bekamen wir viele Bruchstücke serviert. Oft Meinungen. Auch Polemik. Und die Fragezeichen blieben ...

Vor ein paar Tagen aber ist mir ein grandioser Newsletter von Bodo Schäfer ins Postfach geflattert, der genau dieses bietet: fundierten Überblick, scharfe Analyse, Lösungsmöglichkeiten - und alles in einer Sprache, die man bestens versteht. (Übrigens: Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich ein echter Fan von Bodo Schäfer bin? Er versteht es wie kaum ein anderer seines Faches, die komplexen Fragen rund ums Thema Geld zu beantworten und seine Klienten reich zu machen.)

Daher habe ich mit Bodo Schäfer telefoniert und ihn gebeten, seinen Newsletter hier in meinem Newsletter veröffentlichen zu dürfen. Ich bat ihn also quasi, hier als Gastautor zu fungieren. Und ich freue mich sehr darüber, dass er zugestimmt hat!

Also halte ich mich für dieses Mal (fast) komplett zurück und übergebe das Wort an Bodo Schäfer.

Herzliche Schweinehundegrüße

Ihr

Stefan Frädrich


Die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg?


Ein Erklärungsversuch (von Bodo Schäfer)

Für Eilige vorweg: Die Börsen sind eingebrochen, weil Investoren weltweit Furcht hatten, eine Situation wie 2008 könnte sich wiederholen – dieses Mal mit noch schlimmeren Folgen.

Sie erinnern sich an 2008: Das Bankensystem und die Weltwirtschaft standen vor dem Abgrund. Das tun wir jetzt nicht: Bildlich gesprochen sind wir nicht ganz so dicht am Abgrund, aber dafür ist der Abgrund tiefer und größer als vor drei Jahren.

Niemand weiß derzeit, ob und gegebenenfalls wann es wirklich eine Krise geben wird. Die Emotionen bestimmen aktuell das Handeln; fast alle agieren „auf Sicht“, das heißt, sie reagieren. Darum ist Vorsicht geboten.

Trichet

Am 10. August konnten wir in einer großen deutschen Zeitung lesen, dass Jean-Claude Trichet, der Präsident der europäischen Zentralbank (EZB), erklärt hatte, er müsse die Märkte stützen. Denn es handele sich um die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Was war geschehen?

Die EZB hatte Staatsanleihen von Griechenland und auch von Italien gekauft. Und diese Maßnahme war scharf kritisiert worden. In den Medien. Von Politikern. Und auch von Experten aus der Wirtschaft.

Vor ein paar Jahren lernte ich Trichet bei einer Arte-Sendung kennen. Wir haben Stunden miteinander gesprochen. In diesem Zusammenhang habe ich ihn als sehr verständigen Finanzfachmann schätzen gelernt. Ich nehme also seine Einschätzung durchaus ernst. Er wird nicht ohne Not die Vereinbarungen der Staatschefs brechen. Welche Not aber hat er?

Wir erleben in diesen Tagen etwas Erstaunliches. Die Aktienmärkte brechen weltweit ein und niemand kann es sich genau erklären. Die Fundamentaldaten der Wirtschaft sind gut bis ausgezeichnet. Nicht nur bei uns, sondern auch in vielen anderen Bereichen der Welt. Aber besonders Europa und vor allem Deutschland stehen ausgezeichnet da. Warum also brechen die Märkte ein? Interessant ist auch: Niemand hat das wirklich vorausgesehen. Wie konnte das geschehen?

Wir haben in den letzten Tagen sehr viel telefoniert. Mit anderen Experten gesprochen. Gelesen. Gesurft. Und immer wieder lautete das Ergebnis: Niemand hat diese Entwicklung kommen sehen. Und so haben auch wir zunächst eine Überraschung erlebt. Was alle wussten, war Folgendes: Die Wirtschaftsdaten sind gut. Die Situation der Politik das krasse Gegenteil davon. Es herrscht eine Vertrauenskrise; aufgrund der hohen Staatsschulden ist das Misstrauen auch berechtigt. Bisher aber hatte sich das Wissen um die Staatsschulden nicht in den Aktienkursen bemerkbar gemacht. Warum sollte das plötzlich anders sein?

Die Sicht der Amerikaner

Wenn wir mit unseren Erklärungen nicht weiterkommen, hilft es vielleicht, einmal über den Ozean zu schauen. Ich schildere ihnen im Folgenden die Meinung meiner amerikanischen Freunde. In ihren Augen stellt sich die Krise nämlich viel dramatischer dar als aus deutscher Sicht. Und das, obwohl sie in ihrer Grundeinstellung sehr viel positiver sind.

Meine erste Abwehrreaktion: Das tun sie doch nur, um von ihren eigenen Sorgen abzulenken. Aber vielleicht sollten wir den Amerikanern doch einmal genau zuhören. Möglicherweise sehen sie unsere Situation klarer, als wir es gerade tun. Und vielleicht können sie aus der Distanz die Probleme klarer benennen. Das „Time Magazin“ hat letzte Woche getitelt: „Der Fall Europas“. Für die Amerikaner brennt ganz Europa. Was in Großbritannien Anfang August passiert ist, dass Menschen Geschäfte geplündert und Häuser angezündet haben, das sehen sie symbolisch für ganz Europa. Sie sagen, es sei überhaupt nicht überraschend, dass die Aktienkurse einbrechen. Die einzige Überraschung wäre, dass dies nicht schon früher geschehen sei.

Führende amerikanische Wirtschaftswissenschaftler mahnen seit einiger Zeit: „Wir wissen, dass sich die Weltordnung tiefgreifend verändert hat. Aber wir haben versucht, all das, was wir gesehen haben, mit simplen Erklärungen zu verharmlosen. Wir haben von Zyklen gesprochen, um die Wahrheit nicht sehen zu müssen. Von Tsunamis, von jedem nur denkbaren Vorwand, um uns den Fakten nicht stellen zu müssen.“

Wie sich die Fakten aus Sicht der Amerikaner darstellen, können Sie jetzt in diesem Sonder-Newsletter nachlesen.

Zunächst einmal ist klar: Die letzten beiden Wochen haben gezeigt, dass wir die Probleme nicht mehr einfach ignorieren können. Noch nie ist der DAX in so kurzer Zeit so stark abgerutscht. Außerdem hat er noch nie so oft hintereinander verloren. Wie konnte das geschehen? Erlauben Sie mir hierzu einen kleinen Exkurs.

Helmut Kohl

Vor circa zehn Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl zu Abend zu essen. Wir saßen zu mehreren am Tisch und hatten gut drei Stunden Zeit. Was nicht nur damit zu tun hatte, dass es Helmut Kohl offenbar schmeckte. Jedenfalls hatte ich die Möglichkeit, diesem Staatsmann gut zuzuhören.

Er sprach darüber, wie wichtig ihm der Zusammenschluss Europas war. Er selbst hatte einige Verwandte im Krieg verloren. Frieden war daher sein allererstes Anliegen. Und eine gemeinsame Währung gehörte für ihn unbedingt dazu.

Ich schreibe dies, damit wir uns noch einmal ins Gedächtnis rufen, mit welchen Erwartungen eigentlich der Euro eingeführt wurde. Zukünftige Kriege sollten vermieden werden. Der Euro sollte dazu führen, dass die Menschen in Europa näher zusammenrücken. Dass sie einander mehr vertrauen.

Ich habe Helmut Kohl beobachtet, während er dies erzählte. Und ich war und bin felsenfest überzeugt davon, dass er es nicht nur ehrlich meinte, sondern dass ihn nichts von seinem Ziel abbringen konnte. Unter anderem durch sein Beispiel habe ich verstanden, wozu ein Mensch in der Lage ist, wenn er einen Traum hat und sich ein festes Ziel setzt.

Im Übrigen wurde mein Eindruck bestätigt. Vielleicht werden Sie jetzt schmunzeln, aber mir war die folgende Erkenntnis wichtig. Mein damaliger Chauffeur, Thomas K., hatte sich während des Essens draußen mit dem Chauffeur von Helmut Kohl unterhalten. Auf der Heimfahrt erzählte er mir dann ganz aufgeregt von seinen Erkenntnissen daraus. Der Chauffeur von Helmut Kohl hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass sich der Alt-Bundeskanzler, mag er vielleicht auch so manchen Fehler haben, mit jeder Faser seines Körpers für den Frieden in Europa einsetzen wollte. Unterschätzen wir einen Chauffeur nicht: Er kennt seinen Chef sehr gut. Er hört unzählige Unterhaltungen mit. Noch viel mehr Telefonate. Er weiß, wann es sein Chef ehrlich meint.

Egoismus in Europa

Außerdem sollte der Euro natürlich mehr ökonomische Stabilität bringen. Er sollte die Grenzen abbauen, die dem Wachstum entgegenwirken könnten. Aber was ist stattdessen geschehen? Europa ist aus Sicht der Amerikaner eine sehr selbstsüchtige Union geworden. Eine Ansammlung von vielen Ländern, die ihre Wirtschaft nicht im Griff haben.

In der Folge wird dann nicht die Zusammengehörigkeit gestärkt, vielmehr wächst der Nationalismus. Die Menschen haben Angst vor einer ausufernden Immigration. Es herrscht ein profundes Misstrauen zwischen den reichen und den armen Ländern. Das muss man sich einmal vorstellen: Deutschland hilft zum Beispiel den Griechen und erntet Hass dafür. Viele Griechen denken: Deutschland hilft ja nur, weil sie sich ihre Absatzmärkte erhalten wollen. Und wer will ihnen da ernsthaft widersprechen ...

Die Amerikaner sagen: Wer eine Union aufbauen will, darf nicht nur an sich denken. Aber genau das ist Europas Problem. Kaum einer denkt wirklich europäisch. Jeder denkt an seinen nationalen Vorteil, der ihm durch Europa entstehen sollte und könnte. Dies sind so grundsätzliche Probleme, dass keiner weiß, wie sie zu lösen wären. Natürlich haben die Amerikaner Vorschläge, die ich Ihnen nachher auch noch vorstellen möchte.

Europa ist aus Sicht der Amerikaner zum Zentrum der globalen finanziellen Probleme geworden. Was wir zumindest einräumen können: Der Euro hat bisher sein Ziel verfehlt, er sollte die europäischen Länder näher zusammenführen. Aber durch den Euro sind in Wahrheit ganz neue Probleme entstanden. Probleme, mit denen so niemand gerechnet hatte.

Es ist das Gegenteil von dem eingetreten, was Helmut Kohl sich gewünscht hat. Und all die vielen europäischen Architekten, die an dem Euro-Gebäude mitgebaut haben. Natürlich gab es immer schon Staatsschulden. Aber die einzelnen Staaten konnten ihre Währung entwerten und so wettbewerbsfähiger werden und gleichzeitig ihre Schulden minimieren. Das ist heute mit dem Euro nicht mehr möglich. So gesehen sind durch den Euro tatsächlich neue Probleme entstanden. Die Amerikaner heben dabei vor allem ein Problem hervor: die fehlende Bereitschaft der europäischen Regierungen, ihre wirklichen Probleme anzupacken, ihre Schulden. Wir haben – das müssen wir wohl akzeptieren – wieder ein Schuldenproblem. Wie 2008.

Schuldenkrise, schon wieder ...

2008 hatten wir eine Bankenkrise. Eine Bank hat der anderen nicht mehr getraut. Banken hatten kein Geld mehr, weil sie einander nichts mehr leihen wollten. Sie waren praktisch geschäftsunfähig. Sie erinnern sich: Banken hatten zu viele Schulden gemacht, Verbraucher hatten zu viele Schulden gemacht … Das größte Unheil konnte vermieden werden, weil Staaten die Banken gestützt haben.

Aber leider haben sich damit die Schulden nur von den Banken zu den Staaten verlagert. Zu Staaten, die ohnehin schon stark verschuldet waren und jetzt noch stärker verschuldet sind. Eric Maskin, Wirtschaftsnobelpreisträger, sagt: „Die Schuldensucht der Staaten ruiniert das westliche System.“

Wenn europäische Staaten verschuldet sind, dann betrifft das die ganze Welt. Europa ist der stärkste und größte Trading-Partner für die USA und auch für China. Hier leben sehr viele wohlhabende Konsumenten. Wenn Europa nicht mehr von den USA und von China in gewohntem Maße importiert, dann erwächst daraus ein weltweites Problem. Zudem halten Lateinamerika und Asien neben dem Dollar den Euro als nationale Reserve. Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Italien sind hoch verschuldet. Aus Sicht der Amerikaner ist das besonders schlimm, weil Deutschland nicht helfen will. Zwar schreitet die europäische Zentralbank ein. Aber das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Warum sind die Aktienkurse gefallen?

All das ist schon länger bekannt. Warum sind also gerade jetzt die Aktienkurse gefallen? Auch dafür haben die Amerikaner eine Erklärung. Sie schauen nämlich auf sich. Sie behaupten, Europas Plan A, B und C war es, die ganze Problematik einfach zu ignorieren. Zu hoffen, dass sich die Lage wieder normalisieren würde. Und die große Hoffnung beruhte auf den USA. Die würden unsere Produkte schon konsumieren.

Aber dann wurde auf einmal deutlich, dass die USA selbst bankrottgehen könnten. Es bestand die Gefahr, dass Präsident Obama sich nicht mit den Konservativen einigen würde. Erst kurz vor dem Stichtag wurde eine Einigung gefunden und der Bankrott in letzter Sekunde abgewehrt. Kenneth Rogoff, amerikanischer Ökonom und Professor in Harvard, sagt dazu: „Als die USA-Zahlen sehr viel schwächer waren, als man angenommen hatte, wurde klar, dass sich nichts normalisieren würde. Und dann ist Panik ausgebrochen.“

Panik hatte man vor folgendem Szenario: Einige Euroländer gehen pleite, Banken bleiben auf den Krediten sitzen, weil die Länder sie nicht zurückzahlen können, das Bankensystem bricht zusammen (wie 2008 befürchtet) und die Staaten können nicht mehr helfen …

In Zahlen: Erwartet wurde, dass die USA-Wirtschaft 2011 um 4 Prozent wachsen würde. Aber im ersten Quartal hat sie dann tatsächlich nur um 0,4 Prozent zugelegt. Mit solchen Zahlen können die Amerikaner noch nicht einmal ihr eigenes Arbeitslosenproble in den Griff kriegen. Und erst recht können sie nicht die Welt retten.

Auch hier bringen es die Amerikaner auf eine einfache Formel: Die USA sind nicht länger das ökonomische Gegengewicht Europas. Sie sind genauso arm dran wie Europa. Und deshalb rechnen sie nicht mit einer typischen Rezession. Sie glauben, dass Europa durch einen sehr starken Wandel gehen muss. Einen ähnlich starken wie den nach der großen Depression 1929.

Ich kann nicht hundertprozentig garantieren, dass dieser Erklärungsansatz greift. Ich habe aber keinen besseren. Eine Panik entsteht immer dann, wenn für ein Problem keine Lösung in Sicht ist. Wie sollte eine solche Lösung auch aussehen? Unser westliches System scheint abhängig zu sein von Schulden – wie China kritisiert. Wenn dies stimmt, dann kann das auf Dauer nicht gut gehen. Gibt es eine Lösung?

Wege aus der europäischen Krise

Verschiedene Szenarien werden angedacht, um Europa aus der Krise zu führen.

Möglichkeit 1: Einmal sind da die Eurobonds. Um uns ein Urteil über solche Euro-Staatsanleihen zu bilden, müssen wir zunächst klären, wie sich Eurobonds eigentlich auswirken würden. Eurobonds würden dazu führen, dass Deutschland mehr Geld für seine Schulden bezahlen müsste. Und die schwachen Staaten müssten weniger bezahlen. Deutschland wäre zunächst einmal stark benachteiligt, während andere Länder Vorteile hätten. Vor allem aber müssten die verschuldeten Länder nicht dafür sorgen, dass sie ihren Staatshaushalt in Ordnung bekommen. Experten sagen ziemlich einstimmig: Eurobonds werden wahrscheinlich früher oder später kommen, aber eine Hilfe sind sie wahrlich nicht. Eurobonds sind also nicht die Lösung.

Die zweite Möglichkeit heißt schlicht: weitermachen wie bisher. Denn wirklich schlecht geht es uns ja nicht. Könnten wir zumindest in Deutschland sagen. Ein Grieche wird das aber schon ganz anders sehen. Wenn ein Schuldenberg wächst und wächst, wird das System dadurch immer labiler und kritischer. Das heißt, wir würden uns immer weiter dem Punkt nähern, an dem alles zusammenkracht. Zusammenbrechen MUSS! Weitermachen ist auch keine Lösung.

Der dritte Lösungsansatz, der von den Politikern durchgespielt wird, gliedert sich wieder in verschiedene Untermöglichkeiten: Kann man den Euro nicht zerbrechen lassen? Oder Europa in einen gesunden Norden und einen kranken Süden teilen? Oder einen Nord-Euro einführen – und der Rest kann gucken, wo er bleibt? Oder die verschuldeten Staaten einfach ausschließen? Oder die gute alte D-Mark wieder einführen?

All das geht gar nicht. So ist jedenfalls weltweit der Konsens. Denn die Folgen wären jeweils katastrophal. Nicht nur wirtschaftlich; sondern auch politisch. All das, wofür Europa in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gekämpft hat, wäre vergebens.

Wirtschaftlich muss uns klar sein, dass wir in eine tiefe Rezession, wahrscheinlich sogar in eine tiefschwarze Depression fallen würden, wenn eine der geschilderten Möglichkeiten des dritten Ansatzes realisiert würde.

Eine deutsche Mark oder ein Nord-Euro würde sehr stark aufgewertet. Die Währung der schwachen Länder würde an Wert verlieren. Deutsche Touristen könnten sich dann in Griechenland billiger einen Sonnenbrand holen. Aber sie hätten wahrscheinlich nicht mehr das Geld, um dahinzufliegen. Denn unsere ganze Wirtschaft könnte zusammenbrechen.

Die Banken müssten unglaubliche Kreditsummen abschreiben. Sie müssten wieder von den Staaten gestützt werden. Aber das können die nicht mehr leisten. Unser Export würde einbrechen. Immerhin gehen 40 Prozent der deutschen Exporte in europäische Länder. Zudem würden Länder wie Italien, die ihre Währung abwerten, sehr viel wettbewerbsfähiger werden – zum Nachteil Deutschlands. (Weil Italien durch Abwertung seiner Währung dann seine Exportprodukte viel billiger verkaufen könnte.)

Fazit: Keine der angedachten Lösungen würde zu einem guten Ergebnis führen. Besonders das dritte Szenario nicht. Wenn die Euro-Union auseinanderbrechen würde, würden Probleme entstehen, die wir uns nicht einmal vorstellen können. Die Probleme, die uns 2008 gedroht haben – dass die Banken pleitegehen und dass damit unser ganzes Wirtschaftssystem zusammenbricht –, all das ist nichts im Vergleich zu einer Situation, in der die Staaten und die Banken in Gefahr geraten. Also sind sich alle Experten weltweit einig: Der Euro muss es irgendwie schaffen. (Man kann den Tiger reiten. Aber man darf nicht absteigen. Denn dann frisst er einen auf.)

Egoismus

So merkwürdig es klingt: Die momentanen Probleme sind in ihrer Wurzel keine Wirtschaftsprobleme, sondern politische Probleme. Es gibt in Europa keine wirkliche politische Einheit. Die Amerikaner sagen: Die Euro-Zone ist eine sehr egoistische Union. Jeder will vom anderen profitieren, keiner will dem anderen helfen.

Gleichzeitig gibt es große politische Unterschiede. Die kulturellen Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden sind immens. Und die Geschichte lehrt uns, dass es immer sehr schwer war, Nationen zu einer politischen Integration zu bewegen.

So wie es jetzt ist, hat Deutschland einen sehr schweren Stand. Jeder erwartet, dass Deutschland Europa rettet. In Europa werden diese Stimmen lauter, vor allen Dingen aber weltweit sind sie sehr laut! Das Problem ist nur: Solange Deutschland keine Mittel hat, die schwächeren Staaten zu kontrollieren – durch eine europäische Institution –, so lange würde Deutschland sein Geld nur verschwenden und sich dabei nur tiefer verschulden. Deutschland darf also nicht nachgeben und helfen, bevor die politische Situation eine andere ist. Natürlich werden die anderen Länder dann immer stärker auf Deutschland schimpfen. Halten wir das aus?

Griechenland hat sich den Euro erschummelt. Italien auch. Und das Schummeln geht weiter. Niemand erwartet von Deutschland, dass es das Lügen und Betrügen unterstützt, indem es den Lügnern und Betrügern jetzt auch noch mehr Geld gibt. Nicht bevor klare Regeln getroffen werden. Das größte Problem aber ist: Die beiden stärksten Länder Europas, also Deutschland und Frankreich, sind nicht bereit, den Euro auf jeden Fall zu retten. Noch nicht. Das, was die EZB macht, ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das Problem muss also offenbar noch größer werden, bevor Europa handelt.

Möglicherweise ist es tatsächlich so, dass das Problem größer werden muss, damit Politiker ihrem Volk die nötigen Maßnahmen erklären und „verkaufen“ können. Also ist das größere Problem fest eingeplant und eben darum sinken die Kurse. Weil es nur allzu offensichtlich zu sein scheint, dass die Krise größer werden muss. So groß, bis sie schmerzhaft ist; so groß, bis es vielerorts auf den Straßen brennt. Damit die Krise wirklich bei den Menschen ankommt. Erst dann sind die deutsche und die französische Bevölkerung möglicherweise gewillt, Opfer zu bringen.

Die Lösung

Aus Sicht der Amerikaner gibt es nur einen, der Europa retten kann: Deutschland (und mit Abstrichen Frankreich). Plakativ sagen sie: Deutschland hat Europa zweimal in das absolute Chaos geführt: Weltkrieg I und II. Jetzt muss Deutschland Europa retten. Nur wenn Deutschland bereit wäre, Spanien und Italien sowie allen großen europäischen Banken Garantien zu geben, nur dann würden sich die Märkte beruhigen.

Das wäre unglaublich teuer. Und Deutschland könnte das nur tun, wenn eine europäische Regierung dafür sorgen würde, dass die Nationalstaaten ihren Haushalt in Ordnung bringen. Das wäre ein langer Weg.

Geld müsste aber relativ schnell fließen bzw. die Garantien müssten sehr rasch ausgesprochen werden. Für eine solche Entscheidung würde es in Deutschland zurzeit keine Mehrheit geben. Unserer Bevölkerung ist noch nicht ausreichend bewusst: Schmerz wird es auf jeden Fall geben.

Die Lösung wäre also eine wirkliche politische Union in Europa. Nicht nur eine wirtschaftspolitische. Vor allem aber die. Experten aller Länder (außerhalb Europas) erwarten diese Maßnahmen tatsächlich schneller, als die meisten sie für möglich halten. Man wäre dann aber nicht am Ziel, sondern am Start. Harte Arbeit müsste folgen. Parallel müssten die Nationalstaaten unglaublich schmerzhafte Maßnahmen durchsetzen, um ihren Haushalt zu verbessern. Diese Maßnahmen wären so unpopulär, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte, wie wir sie uns in den schlimmsten Träumen nicht vorstellen können.

Wirtschaftsphilosophen sprechen davon, dass wir uns von der Idee verabschieden müssen, dass die USA und Europa immer größeren Wohlstand erreichen. Sie sprechen von einer vollkommen neuen Ära. Von einer Ära, deren Risiken und Gesetzmäßigkeiten erst langsam klar werden.

RSI-Dachfonds

Auch uns hat diese Krise überrascht. Man könnte natürlich fragen: Hättet ihr nicht früher mit den Amerikanern reden können? Wir haben das gemacht, aber auch die Amerikaner haben es so nicht gesehen. Erst in der Rückschau ist ihnen klarer, was passiert ist. Auch sie haben in ihrem unendlichen Optimismus geglaubt, dass sich da schon irgendwelche Wege finden lassen.

Fundamental hat sich ja nichts verändert. Das heißt, wir erleben einmal mehr, dass Krisen vor allen Dingen durch Emotionen ausgelöst werden. Aus Angst vor einer Situation, für die es keine Lösung zu geben scheint. Momentan wissen wir nicht, wohin die Emotionen der Anleger die Märkte noch treiben werden. Darum sind wir sehr vorsichtig. Während ich dies schreibe, haben wir im RSI International OP hundert Prozent cash.

Natürlich können die Kurse schnell drehen. Emotionen kann niemand kontrollieren. Aber solange keine wirkliche Lösung gefunden und umgesetzt ist, werden wir vorsichtig bleiben. Wir halten das für unsere Aufgabe. Natürlich kann es Lichtzeichen am Horizont geben. Mögliche Lösungen, wie unser Kontinent neu aufzustellen wäre. Die gebeutelte Anlegerseele kann sehr schnell wieder in Euphorie verfallen und die Kurse könnten nach oben schießen. Aber Vorsicht bleibt das oberste Gebot der Stunde.

Die Chance

Es gibt eine wunderbare englische Redewendung: „A crisis is a terrible thing to waste.“ Frei übersetzt: Man darf die Krise nicht ungenutzt verstreichen lassen. Man muss sie nutzen. Das gilt zum einen für Europa: Wir können es schaffen, europäische Länder noch mehr zusammenzuführen. Wenn das gelingen soll, dann darf nicht jedes Land an seinen eigenen Vorteil denken.

Dazu müssen wir lernen, europäisch zu denken. Nach vielen Jahrhunderten europäischer Kriege wird das nicht einfach sein. Es wird viel Zeit kosten. Viel mehr, als wir irgendwann einmal vermutet haben. Man kann nicht einfach eine gemeinsame Währung einführen und darauf vertrauen, dass jeder Egoismus sich in Luft auflöst. Die Krise kann uns dabei helfen, weiter aufeinanderzuzugehen. Nationale Interessen endlich hintanzustellen. Aber gleichzeitig schlau zu sein und nicht einfach unser Geld zu verschwenden. (Bitte lesen Sie bei Interesse auch den „Exkurs über Krisen“ weiter unten.)

Auch für den Anleger gilt jene englische Redewendung: Wir müssen sehen, wie wir die Krise nutzen können. Ich bin mir ganz sicher, dass sich Chancen ergeben werden. Je größer die Krise sein wird, umso größer werden die Chancen sein. Und wir tun unser Bestes, sie zu nutzen. Und im übertragenen Sinn geht es einem vernünftigen Anleger auch nicht anders als einzelnen europäischen Nationen.

Wir haben gar keine Wahl. Angesichts der Probleme wird niemand so naiv sein und denken, sein Geld sei sicher, wenn er es in cash hält. Gerade jetzt ist eine Streuung immens wichtig. Sachwerte gehören dazu. Aktien auch. Möglicherweise sind sie sicherer als alles Papiergeld. Auch wenn das im Moment aufgrund der fallenden Börsenkurse nicht so aussieht. Die Gesetzmäßigkeiten für Anleger haben sich nicht verändert. Natürlich ist es jetzt schwieriger, Vertrauen zu haben. Es ist jetzt vielleicht nicht so leicht, seine Emotionen zu kontrollieren. Aber ein schlauer Anleger lernt genau das.

Eine schöne Geschichte zum Schluss

Lassen Sie mich mit einem Bonmot schließen. Auf den besagten Seminaren mit Gottfried Heller hat André Kostolany folgende Geschichte zum Besten gegeben (es war mir als 38-Jährigem eine große Ehre, mit den beiden ein Seminar durchführen zu können): Auf die Frage, welchen Beruf er sich für einen Sohn wünsche, den er nicht hatte, antwortete er: „Wenn ich einen Sohn hätte, dann würde ich mir wünschen, dass er Musiker wäre. Musik ist die offenbarte Schönheit des Universums.“

Dann fuhr er fort: „Und wenn ich einen zweiten Sohn hätte, würde ich mir wünschen, dass er Maler würde. Was gibt es, was damit vergleichbar wäre, mit Farben komponieren zu können?“

„Und hätte ich einen dritten Sohn, so würde ich mir wünschen, dass er Poet wäre. Die Kunst, etwas mit Worten auszudrücken, ist etwas Faszinierendes … Und wenn ich einen vierten Sohn hätte, dann sollte er Börsianer werden. Damit die ersten drei etwas zu essen haben.“

Wie so oft bei André Kostolany steckt hinter seiner humorvollen Darstellung tiefe Weisheit. Ohne die Börse geht nichts. In Europa kann alles kranken, die Wirtschaft, die Banken, die Beschäftigungsquote, die sozialen Systeme … Ohne die Börse wird alles andere nicht leben können. Aktien sind das Herzblut unseres Systems. Darum ist Geld in Aktien immer gut aufgehoben. Wenn alles leidet, leiden auch die Aktien.

Aber wir tun immer gut und richtig daran, wenn wir einen guten Teil unseres Geldes in das Herzstück unseres Systems investieren. Und das sind Aktien. Ich sehe das ganz schlimme Szenario nicht kommen. Ich glaube, dass wir Europäer in der Lage sein werden, Lösungen zu finden. Kleinere und mittlere Krisen sind wahrscheinlicher. Aber in jedem Fall gehören Aktien zu einer Geldanlage dazu. Und in Form eines Dachfonds halte ich sie langfristig nicht nur weiterhin für die optimale Geldanlage. Sondern gerade jetzt halte ich sie für unschlagbar.

Es würde den Rahmen des Newsletters sprengen, darzulegen, warum ich einen Dachfonds auf mittlere und lange Sicht für sicherer halte als andere Geldanlagen, einschließlich Bargeld und Gold. Aber ich glaube, wir können uns sehr schnell auf folgenden Satz einigen: Aktien gehören in jedem Fall für jeden Investor dazu.

Herzlichst

Ihr

Bodo Schäfer

Exkurs über Eurobonds (von Bodo Schäfer)

Der Ruf nach Eurobonds wird immer lauter. Auch die Amerikaner sehen darin eine Lösung für Europa. Die deutsche Regierung sperrt sich dagegen, die Opposition will sie. Frankreich hat die Eurobonds begrüsst, ist im Moment jedoch eher skeptisch.

Wir müssen verstehen, warum Eurobonds so gefährlich sind. Kaum einem ist die Gefahr wirklich bewusst. Am wenigsten offenbar sozialdemokratischen Politikern, die einfach ihr Mantra runterbeten: Wir müssen den Schwachen helfen. Und in diesem Fall sind es eben die südeuropäischen Staaten, die schwach sind.

Erinnern Sie sich an die Subprime-Krise in Amerika 2008?

Kurz und knapp: Findige Banker hatten Hypothekenanleihen mit guter Bonität gemischt mit Hypothekenanleihen von schlechter Bonität. Das Ganze nannte man dann strukturierte Schuldverschreibungen. Es wurden ganze Pakete von Anleihen verkauft, also von Krediten … und niemand wusste mehr genau, was in diesen Paketen drin war. Niemand wusste, ob er gute Sicherheiten für seine Kredite hatte. Und dann wurden auf diese Pakete Versicherungen abgeschlossen und die wurden ebenfalls verkauft. Dieser Müll hat damals die Finanzwirtschaft vergiftet. Die Weltwirtschaft stand vor einem Kollaps.

Die folgenden Zusammenhänge erklärt Gottfried Heller sehr gut. Herrn Heller habe ich vor mehreren Jahren – bei drei eintägigen Seminaren, die wir für das Finanzmagazin „Capital“ durchgeführt haben – als ausgezeichneten Strategen mit hoher analytischer Fähigkeit kennengelernt.

Das Wesen der Eurobonds ist ähnlich: Gute und schlechte Anleihen würden gemischt. Und niemand wüsste, was Eurobonds wirklich wert sind. Niemand kann die Sicherheiten, die hinter ihnen stehen, wirklich einschätzen.

Und noch etwas würde geschehen: Die südeuropäischen Länder würden billiger an Kredite kommen. Sie müssten also nicht so stark sparen (wie in den USA die Subprime-Hauskäufer). Vor der Währungsunion mussten die südeuropäischen Staaten 11 bis 12 Prozent Zinsen für Kredite zahlen. Mit dem Beitritt zum Euro mussten sie plötzlich nur genauso wenig Zinsen zahlen wie Deutschland. Also nur noch rund ein Drittel dessen, was sie vorher gezahlt haben.

Sie konnten somit unheimlich viel Geld einsparen. Über Nacht hatten sie die Bestnote AAA bekommen und konnten infolgedessen sehr billig Kredite aufzunehmen. Sie haben also ein unglaubliches Geschenk erhalten. Und dabei haben sie völlig übersehen, dass man sich die Bestnote normalerweise verdienen muss. Mit dem Geschenk konnten sie jedenfalls offenbar nicht umgehen. Sollte es nun Eurobonds geben, so würden sie wiederum eine gute Bonität geschenkt bekommen. Bonität, die ihnen erneut zu niedrigen Zinsen verhelfen würde ... Lernen geht anders!

Deutschland würde im Gegenzug finanziell stark überbelastet und höchstwahrscheinlich seine Bestnote verlieren. Dann würde Deutschland ca. 50 Mrd. Euro mehr zahlen müssen für seine Kredite. Wir hätten dann de facto eine Transferunion: Nord- und mitteleuropäische Staaten würden die südeuropäischen Staaten finanzieren.

Auf der einen Seite habe ich den Egoismus gerügt, der jedes europäische Denken unterläuft. Auf der anderen Seite aber müssen wir auch an den Satz von Abraham Lincoln denken: „Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt. Ihr könnt den Menschen nie auf Dauer helfen, wenn ihr für sie tut, was sie selber tun sollten und könnten."

Meines Erachtens würden Eurobonds südeuropäische Staaten nur erneut in Versuchung führen, in ihren Anstrengungen nachzulassen. Die meisten Wirtschaftsexperten sind sich darin einig, dass Eurobonds kommen müssen und werden. Sollte das so sein, kann ich nur hoffen, dass sie nicht zu früh kommen.

Wenn ich Europa mit den USA vergleiche, so kann ich nur verblüfft folgenden Widerspruch bemerken: Niemand in den Vereinigten Staaten käme auf die Idee, einem einzelnen insolventen Bundesstaat zu helfen. Wenn etwa Kalifornien pleitegeht, wird Washington dafür nicht zahlen. Auch nicht Florida. Europa ist nun im Gegensatz zu den USA noch nicht einmal ein Land; wir sind nicht mehr als ein loser Interessenverband mit einer Währung. Und trotzdem sollen reichere Nachbarn für die ärmeren zahlen. Wo ist da der Sinn?

Ich hatte übrigens damals in meinem Gespräch mit Jean-Claude Trichet den Satz von Abraham Lincoln zitiert: „Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt …“ Diesem Satz stimmte er voll und ganz zu. Und er erklärte ausdrücklich, dass Europa diese Maxime würde beachten müssen. Wenn es das nicht täte, würden große Schwierigkeiten entstehen. Es sei genauso, wie wenn Eltern ihren Kindern alle Schwierigkeiten abnehmen würden. Damit würden sie ihren Kindern nicht helfen, sondern sie schwächen. Wie groß muss der Druck auf Trichet sein, dass er seinen eigenen Prinzipien in der letzten Zeit untreu geworden ist ...

Fazit: Eurobonds wären eine Blackbox. Niemand wüsste, was sie wirklich wert sind. Ihre Sicherheiten – also die Werte, die dahinterstehen – kann niemand wirklich einschätzen. Darin gleichen Eurobonds den Finanzprodukten, die 2008 zur großen Bankenkrise geführt haben. Als allerallerletztes Mittel dürfen sie auf keinen Fall zu früh kommen. Am besten nie.

Exkurs über Krisen (von Bodo Schäfer)

Wir erleben in Europa gerade ein zutiefst menschliches Phänomen: Gier und Bequemlichkeit halten die meisten Menschen davon ab, rechtzeitig die richtigen Schritte zu tun. Es muss erst eine Krise kommen. Dann werden sie tätig. Wir dürfen kaum erwarten, dass unsere Regierungen anders sind. Immerhin repräsentieren sie uns. Ein Land bekommt immer die Regierung, die es verdient.

Gier, Egoismus und Bequemlichkeit haben aber kein großes Gewicht mehr, wenn es wirklich brennt. Wenn die Krise groß ist. Schon insofern ist eine Krise durchaus eine gewaltige Chance. Natürlich würde ich mir wünschen, dass Europa umdenkt und lernt, ohne erst in ein tiefes Tal zu geraten. Aber die menschliche Natur lässt mich in dieser Hinsicht wenig Hoffnung haben. So sehen das wohl auch die Menschen, die Anlageentscheidungen treffen. Sie vermuten, dass es zu dieser Krise kommen wird. Kommen muss. Und sie nehmen sie mit den Aktienkursen vorweg.

Auf der anderen Seite lässt die menschliche Natur mich aber hoffen. In Krisen wachsen wir über uns hinaus. Wir lernen, wieder zusammenzuhalten. Egoismus tritt in den Hintergrund. Gier wird unwichtig, wenn es ums Überleben geht. Angst verhindert jede Form von Bequemlichkeit. Bis jetzt ist die Menschheit noch aus jeder Krise gestärkt hervorgegangen. Immer konnten wir sagen: „Den nächsten Generationen ist es immer besser ergangen. Eben weil es Krisen gibt. Krisen, die das Beste in uns zum Vorschein bringen.“

Vielleicht irren sich ja die Amerikaner und all die, die eine Krise kommen sehen. Vielleicht können unsere Regierungen vorher die richtigen Maßnahmen treffen. Keiner kann das wirklich wissen. Niemand hat eine Kristallkugel, um in die Zukunft zu schauen. Wir stellen aber nüchtern fest: Die Gefahr ist groß, dass es zu der Krise kommen wird. Und weil die Wahrscheinlichkeit so hoch ist, sinken die Aktienkurse.

Und weil die Emotionen so schwankend sind, sind die Kurse so volatil (die Kurse gehen mal hoch, mal runter). Wenn Jean-Claude Trichet also sagt: „Wir sehen gerade die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“, so heißt das für mich übersetzt: Wir bekommen gerade die größte Chance seit dem Zweiten Weltkrieg. Sofern wir die Krise richtig nutzen.

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Nachdem der Motivationstag 2011 in Nürnberg am 17. September bereits ein voller Erfolg war, findet am 10. November 2011 in Frankfurt/Main die nächste öffentliche Veranstaltung mit Stefan Frädrich statt. Diese Mal mit an Bord sind die großartigen Kollegen Andreas Buhr, Klaus J. Fink, Steffen Ritter und Edgar K. Geffroy:


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Termine: Stefan live


Die nächsten öffentlichen Termine von Dr. Stefan Frädrich 2011 sind:


08.11. "Das Günter-Prinzip: So motivieren Sie Ihren inneren Schweinehund!", Wissensforum Süddeutsche Zeitung, München


10.11. "So werden Sie zum Menschenmagnet!", BEST OF Vertrieb 2011, Frankfurt


03.12. "Nichtraucher in 5 Stunden", Businessbestseller, Innsbruck


04.12. "Nichtraucher in 5 Stunden", Businessbestseller, Götzis (bei Bregenz)


06.12. Webinar: "So werden Sie zum Menschenmagnet!", Salesmasters online


08.12. "Das Günter-Prinzip: So motivieren Sie Ihren inneren Schweinehund!", Kompetenzforum Südhessen, Darmstadt


Infos und Anmeldung


Stefan Frädrichs Sendung "Besser Essen - leben leicht gemacht" läuft im neuen Frauensender Sixx!


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Frauen in Europa

Frauen in Europa
Frauen in Europa by Lilli Cremer-Altgeld. „Frauen in Europa“. Seien Sie dabei! Mit Ihren Gedichten. Mit Ihren Ideen. Mit Ihren Visionen. Mit Ihren Werken. Mit Ihrer Homepage. Bitte schreiben Sie eine Mail an Lilli Cremer-Altgeld frauenineuropa@t-online.de Bitte klicken Sie auf das Bild: So kommen Sie direkt zum Blog „FRAUEN IN EUROPA“.

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“ [1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001





Meine persönliche Einführung in die Hochbegabung

Wenn Sie sich die Frage stellen: „Wie finde ich heraus, ob ich hochbegabt bin?“ – dann werden Sie hier Antworten finden. Ich habe die Informationen davon abhängig gemacht, wie gesichert Sie wissen wollen, ob Sie hochbegabt sind. Deshalb meine Frage an Sie: „Wie GESICHERT wollen Sie wissen, ob Sie hochbegabt sind?“

Meine Antworten lassen sich in drei Kategorien einteilen:

Sicherheitsstufe 1: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“ – hier können Sie mal schnuppern, wie Hochbegabte so ticken.

Sicherheitsstufe 2: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“ – hier bekommen Sie Tipps, was Sie tun können, um herauszufinden, ob Sie tendenziell hochbegabt sind.

Sicherheitsstufe 3: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“ – Adressen. Hier können Sie sich zum IQ-Test anmelden. Das Ergebnis des IQ-Test sagt Ihnen, wie hoch Ihr IQ ist. Ist er über 130 Punkte, sind Sie hochbegabt. Über 145 Punkte sind Sie höchstbegabt.

Aber was ist überhaupt Hochbegabung?

Die Antwort ist einfach. Treffend hat sie einmal der Psychologe Dr. Jürgen vom Scheidt so beantwortet: „Es ist das intellektuelle Potenzial von jemandem, der in einem der gängigen und anerkannten Intelligenztest einen IQ-Wert von 130 Punkten und mehr erzielt. Dies betrifft, streng genommen, 2,27 Prozent der Bevölkerung.“ http://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=276 Stand: 20.09.2015

Und was ist HÖCHSTBEGABUNG?

Ganz einfach. Dr. Sylvia Zinser schreibt: „Ist der IQ über 145 so spricht man von Höchstbegabung.“ http://zinser.no-ip.info/~szinser/gifted/faqhg.htmlx Stand: 19.09.2015

Allen Hochbegabten und Höchstbegabten empfehle ich das informative, spannende und vergnügliche „Sylvia Zinser's Sammelsurium“ http://zinser.no-ip.info/~szinser/ Stand: 19.09.2015 Hier erfahren Sie nicht nur etwas über den IQ, sondern auch über „Brot, Schwaebische Traeubleskuchen sowie über diverse Weihnachtsplätzchen“ http://zinser.no-ip.info/~szinser/backen.htmlx Stand: 19.09.2015

Sicherheitsstufe 1: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“

Man sagt oft von Hochbegabten: „Die haben eine 1 (Bestnote) in Mathe – können aber ihre Schuhe nicht richtig zubinden“. Soll heissen: das Denken funktioniert (in bestimmten Bereichen) ausgezeichnet – aber im Alltäglichen kommen sie mit bestimmten Situationen nicht gut zurecht. Nach meinen Erfahrungen ist diese Aussage für einige Hochbegabte wirklich sehr zutreffend – für andere weniger bis gar nicht.

Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Bei meinem Mathelehrer hatte ich so gut wie immer eine 1. Allerdings hatte ich auch eine Mathelehrerin. Sie war eher der Typ „Geschichtenerzählerin“. Sie sprach gerne über ihre Lieblingsrezepte, ihre Backkunst und ihren Hund. Ich war so damit beschäftigt, herauszufinden, was das mit Arithmetik zu tun hatte, dass ich ihr, wenn es denn mal was zu rechnen gab, kaum noch folgen konnte.

Meine Noten in Mathe lagen bei ihr im Mittelfeld. Und ich war richtig dankbar als der in meinen Augen „richtige“ Lehrer kam. Der mir Mathe so erklärte, dass ich es verstanden habe. Ich machte Überstunden in Mathe und liess mir extra Hausaufgaben geben. Nein, ich war keine Streberin. Ich hatte einfach Spass an Problemlösungen. Aber wenn ich meine Strickjacke zuknöpfen sollte – da gab es Stress für mich. Jedenfalls dieser Lehrer schickte mich zum Schulpsychologen, der mich positiv auf Hochbegabung testete. Da er sagte: „Du darfst mit niemandem darüber reden, dass Du diesen IQ von … hast.“ – dachte ich: vielleicht ist es eine Krankheit oder sonst wie ansteckend. Ich habe nie darüber gesprochen. Erst vor gut zehn Jahren habe ich mich in meiner Familie geoutet.

Meine Kollegin Alexandra in unserem Markt- und Sozialforschungs-Institut war da ähnlich unterschiedlich in ihrer Mathe-Begabung. Obwohl sie ein echtes Mathe-Genie ist, gab es auch für sie Grauzonen. Normalerweise hörte sie von einer Aufgabe oder schaute auf das Papier. Und schwupp – schon hatte sie die Lösung. Manchmal trat sie einen Wettstreit mit unserem Computer an. Nicht immer war unser PC der Gewinner. Doch dann gab es für sie echte Herausforderungen: Wenn sie ohne Hilfsmittel Prozent rechnen sollte, versagte sie fast jedes Mal. Nicht mal 10 Prozent von 100 konnte sie richtig errechnen. Allein bei dem Wort „Prozentrechnen“ driftete sie immer ab. Im Laufe der Zeit wurde es allerdings besser.

Ich will damit sagen: Nicht alle Hochbegabte sind Mathe-Genies. Nicht alle Mathe-Genies sind fehlerlos. Tröstlich ist, was Albert Einstein einmal über Mathe gesagt hat: „Mach' dir keine Sorgen wegen deiner Schwierigkeiten mit der Mathematik. Ich kann dir versichern, dass meine noch größer sind.“

Mit anderen Worten: Nicht jeder Hochbegabte glänzt in Mathe. Eine Klientin von mir war die Vorgesetzte der ehemaligen Lehrerin eines Fußballnationalspielers (Weltmeister!). Er hatte wenig Interesse an Zahlen und sagte bereits in jungen Jahren zu der Lehrerin: „Warum soll ich Rechnen lernen? Ich werde mal ein berühmter Fußballspieler. Und dann kann ich mir so viele Rechenkünstler leisten wie will.“ Die Lehrerin staunte. Doch der Junge hatte Recht. Er ist hochbegabt UND hochsensitiv.

Hochbegabte können sehr gut oder gut rechnen – oder auch gar nicht. Was sind nun die die typischen Eigenschaften von Hochbegabten?

Gehen wir noch einen Schritt zurück. Genauso wie nicht alle Kölner lustig sind, nicht alle Münchner Lederhosen tragen und nicht alle Hamburger einen Segelschein haben – so sind auch nicht alle überdurchschnittlich intelligenten Menschen so oder so.

Nehmen wir einmal eine Einteilung der Hochbegabten vor, die Jürgen vom Scheidt heraus gearbeitet hat. Er unterteilt fünf (drei plus zwei) Gruppen. Selbstredend gibt es noch andere Kategorien – dazu komme ich noch.

Scheidt zufolge gibt es – vereinfacht ausgedrückt – bei den Hochbegabten, abhängig von dem Kriterium „Erfolg in der Schule, im Beruf“ folgende Trias:

O Ein Drittel, die ihre „Begabung erfolgreich verwirklicht“ haben. Sie sind Topmanager/innen, Spitzensportler/innen, Unternehmer/innen, Künstler/innen, Wissenschaftler/innen usw. Sie wurden z.B. von der „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ oder anderen Institutionen erkannt und gefördert.

O Ein Drittel sind sogenannte „Latente“: Sie spüren, ahnen oder wissen um ihre Begabung, kommen aber nicht so einfach aus dem Quark. Die Psychologin und Expertin für Hochbegabung, Andrea Brackmann, schreibt in ihrem zweiten Buch, dass „Hochbegabung Mut erfordere“ http://www.klett-cotta.de/buch/Klett-Cotta_Leben!/Ganz_normal_hochbegabt/13265 Stand: 19.09.2015. Bei dieser Gruppe verstehen wir, warum das so ist.

O Ein Drittel sind nach Scheidt die „Underachiever“ („Minderleister“). Sie könnten schon – wollen aber (noch?) nicht erfolgreich sein. Speziell zu Minderleister/innen in der Schule noch einmal Sylvia Zinser: Ihr Geheimtipp J: MOTIVIEREN! http://zinser.no-ip.info/~szinser/gifted/faqhg.htmlx Stand: 19.09.2015

So, das sind unsere drei Gruppen – zwei kleine Gruppen fehlen noch:

O Es sind die „Entgleisten“: sie sind erfolgreich – aber auf kriminelle oder soziopathische Weise.

O Dies sind die Höchstbegabten wie etwa Einstein und Freud.

Alle Infos zu dieser Einteilung in der Veröffentlichung von Jürgen vom Scheidt: http://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=276 Stand: 19.09.2015

Wer bis hierher tapfer durchgehalten hat – wird jetzt belohnt. Jeder Mensch, der denkt: Analyse? Mathe? Logik? Das sind jetzt nicht so meine Stärken. Ich bin eher der Musiker, die Malerin, der Tänzer, die Fotografin, der Praktiker. Gut so. Es gibt insgesamt sieben Felder der Hochbegabung: mein Bruder Helmut glänzt z.B. durch „Praktische Intelligenz“: Er erkennt sofort im realen Leben wie man es richtig zumindest aber besser machen kann. Mir bleibt diese Art zu denken verborgen. Zumindest müsste ich viele Bücher lesen, um diese Dinge verstehen zu können. Mir fällt es schon schwer genug, meine Jacke richtig zuzuknöpfen.

Prof. Werner Stangl zitiert Prof. Kurt Heller auf seinen Seiten zu den Themen „Intelligenz und Hochbegabung“ wie folgt:

„Nach Heller (2000) gibt es folgende Begabungsfaktoren:

O Intellektuelle Fähigkeiten (sprachliche, mathematische, technisch-konstruktive, abstrakte, begrifflich-logische, etc. Fähigkeiten)

O Sozial-emotionale Fähigkeiten

O Musisch-künstlerische Fähigkeiten

O Musikalische Fähigkeiten

O Kreativität (sprachliche, mathematische, technische, gestalterische, etc. Kreativität)

O Psychomotorische Fähigkeiten (Sport, Tanz, etc.)

O Praktische Intelligenz“

http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/testintelligenzhochbegabt.html Stand: 19.09.2015

Wir sehen: Hochbegabung ist spannend. Und es wird noch spannender.

Nehmen wir noch eine weitere Differenzierung vor: Hochbegabte sind oft auch hochsensibel und/oder hochsensitiv. Ihre Sinne sind stärker ausgeprägt. Zum einen (hochsensibel) sind ihre normalen Sinne (hören, riechen, schmecken, fühlen, sehen) intensiver (Künstler/innen, Star-Köch/innen, Parfümeur/innen – einige haben auch ein begnadetes „Fingerspitzengefühl“ wie etwa Handerker/innen und Chirurg/innen u.a.m.). Und/oder andererseits ist ihre Wahrnehmung (hochsensitiv) tiefer: Diese Hochbegabten haben den sechsten (hellhörig), siebten (hellfühlig) und achten (hellsichtig) Sinn wie etwa Goethe, Einstein und Leonardo da Vinci. Wie sagte Albert Einstein?: „Was wirklich zählt, ist Intuition.“

Bei einer solchen Differenzierung: Wo gibt es da noch Gemeinsamkeiten?

Ich fange mal mit den Tendenzen an: Diejenigen, die in der ‚Flüchtlingszeit im Sommer 2015‘ kreativ, beherzt und schnell helfen – können hochbegabt sein. Denn diese Merkmale findet man oft unter den hohen IQ’lern. Der eine organisiert geschickt, die andere übersetzt, der nächste weiss, wer wo wie helfen kann. Schnelligkeit ist für Hochbegabte so natürlich wie das Atmen. Klar, dass nicht jede/r in allen Bereichen gleich schnell ist. Wenn Sie wüssten, wie lange ich brauche, um meine Jacke zuzuknöpfen …

Doch weiter: Gerechtigkeit für jedermann ist stark vorhanden bei den Begabten ebenso so wie vernetztes Denken und Handeln. Nach Andrea Brackmann gehört das „Mehr von allem“ oft zum Repertoire. Wie etwa das „Erfassen kompletter Zusammenhänge“, „Auffinden vielfältiger Lösungswege“ sowie „hohes Einfühlungsvermögen“. Wie gut, dass Hochbegabte oft nur wenig Schlaf brauchen (4 bis 6 Stunden).

Selbstredend gibt es nicht nur diese sonnigen Seiten der hochtalentierten Menschen. Ihre Schattenseiten sind nicht nur für die Beteiligten selbst unangenehm: Oftmals übersteigerte Konzentration bei den SPEZIALISTEN auf ein Spezialthema (Musik oder Sport oder Politik oder Finanzen oder Sprachen oder oder oder). Bei den Generalisten ist es etwas anders: Hier überwiegt die Vielseitigkeit, die sich in mehreren Berufen und Hobbies zeigt. Bei beiden wird die Familie, werden Freund/innen und Kolleg/innen schon mal etwas vernachlässigt. Denn Hochbegabte sind oft Perfektionist/innen. Und es kann mal etwas länger dauern bis sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind.

Routine ist ihnen oft ein Gräuel. Manche finden kreativ alternative Wege um dieser Routine immer wieder auszuweichen. Andere plagen Zweifel und Gewissensbisse. Geduld ist ebenfalls keine Stärke der Hochbegabten. Auch nicht begabt sind diese Menschen, wenn es um „einfache Aufgaben“ geht. Die Hochtalentierten sind zumeist empfindlich. Empfindlich gegenüber Lärm, Licht und manche auch gegenüber Berührungen.

So ist es zu verstehen, dass Hochbegabte an bestimmten „Allergien“ leiden, die Andrea Brackmann in ihrem Buch so schlüssig schreibt. Es sind die „hässlichen Worte“ für Hochbegabte wie etwa „Betriebsausflug“, „Stammtisch“, „Schützenfest“, „Höflichkeitsfloskeln“, „Grossraumbüro“. http://www.klett-cotta.de/buch/Klett-Cotta_Leben!/Ganz_normal_hochbegabt/13265 Stand: 19.09.2015

Hingegen lieben Hochbegabte oft „Querdenker/innen“, „Nobelpreisträger/innen“, „Verarbeitungsgeschwindigkeit“, „Freiheit“, „Endlos-Fragen“, „Monologe“ sowie „Spezielle Themen wie etwa die frühkindliche Entwicklungsphase des Kaiserschnurrbarttamarins, die Pflege der Araukarie oder den „Compte rendu au Roi“ des Finanzminister Jacques Neckers in der Zeit der Französischen Revolution.

Für Hochbegabte ist das alles „normal“ – während das „Normale“ schon sehr schwierig sein kann. Viele habe da ein Selbstverständnis wie Albert Einstein: "Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig."

Wenn Sie das alles gelesen haben, sind Sie an Hochbegabung interessiert. Die anderen haben eh längst das Weite gesucht. Vielleicht wollen Sie genauer wissen, ob Sie hb sind – „hb“ ist das Kürzel bei den „HB“ (Hochbegabten) für „hochbegabt“. Und deshalb gehen wir jetzt auf die nächste Stufe über.

Sicherheitsstufe 2: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“

Ich habe hier IQ-Informationen zusammen gestellt, die Ihnen eine Tendenz Ihrer Begabung aufzeigen können.

O Den ersten IQ-Test habe ich 2005 in der Veröffentlichung von Jürgen vom Scheidt gefunden http://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=276 Stand: 19.09.2015. Obwohl ich mit einiger Skepsis an diese Fragen heranging – mein Test beim Schulpsychologen hat damals mehr als eine Stunde gedauert, wie soll man in wenigen Minuten ein ähnliches Ergebnis erzielen können? – war die Antwort jedoch fast exakt dieselbe, die ich Jahre zuvor vom Psychologen in meiner Schule erhalten habe. Chapeau! Für den Autor.

O Auch wenn mir die Headline sehr plakativ erscheint – diese Information verdient ebenfalls Ihr Interesse: „IQ-Test: Gehören Sie zur Grips-Elite?“ http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/iq-test-gehoeren-sie-zur-grips-elite-a-505427.html Stand: 19.09.2015

O Ein weiterer Test, der Ihnen tendenziell Informationen über Ihre Begabung geben wird, ist von der „Süddeutsche Zeitung“: „Der kostenlose IQ-Test online mit Sofortergebnis http://iqtest.sueddeutsche.de/ Stand: 19.09.2015

O “MENSA” ist das grösste Netzwerk für Hochbegabte. Der Mensa Online-Test ist jedoch eher ein „Spiel“ als ein zuverlässiges Instrument der Begabungsanalyse. Wenn Sie Lust haben: Spielen Sie mal. Mensa weist ausdrücklich darauf hin: „Sie sollten die Ergebnisse dementsprechend nicht allzu ernst nehmen.“ https://www.mensa.de/online-iq-test-raetsel/mensa-online-test/ Stand: 20.09.2015

O Und hier ist die englische Variante von Mensa International: „Mensa Workout“ https://www.mensa.org/workout/quiz/1 Stand: 20.09.2015

Sicherheitsstufe 3: Sicherheit im Hinblick auf das Wissen „Ich bin hochbegabt“

Wenn Sie jetzt bereit sind und der Stunde der Wahrheit – dem wirklich und wahrhaftigen IQ-Test – ins Auge blicken wollen… Dann melden Sie sich an – zum anerkannten IQ-Test.

Meine Empfehlungen:

O Mensa. Der Test dauert 90 Minuten, kostet 49 Euro und wird in 80 Städten in Deutschland durchgeführt. Getestet werden Menschen ab 14 Jahre. https://www.mensa.de/intelligenztest Stand: 20.09.2015

O Bei einer Psychologin – einem Psychologen – aus dem Expertenkreis Hochbegabung/Potentiale der Sektion "Freiberufliche Psychologen" im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) e.V. den IQ-Test machen http://www.die-hochbegabung.de/german/index.html Stand: 20.09.2015

O Sie fragen im Familienkreis, bei Freund/innen oder in der Schule/Universität nach einer Empfehlung für den IQ-Test.

Ich drücke schon mal die Daumen!

Für das Campus-Radio Bonn interviewte ich einmal die höchstbegabte „First“ Lady – Gründungsmitglied – von Mensa Deutschland, Dr. Ida Fleiß. Dabei lernte ich eine kluge, warmherzige und höchst kreative Dame kennen, der es „zu simpel“ war, ihren „Doktor“ in Europa zu machen. Kurz entschlossen reiste sie nach Asien, lernte die Sprache und schaffte auf Anhieb ihre Promotion. Sie konnte schon immer weit und um die Ecke denken.

Als ich sie jedoch fragte: Haben wir schon für jede Intelligenz ein angemessenes Messverfahren – will sagen: Können wir schon jede Begabung testen – sagte sie traurig: Nein. Daran müssen wir noch arbeiten.

Ich möchte diese Erkenntnis all denen mit auf den Weg geben, die sich zwar für hochbegabt halten, aber in einem der IQ-Tests nicht die Schallgrenze von 130 durchbrechen konnten.

Allen Menschen, die Spass an Mathe haben – ja, die speziell eine Vorliebe für das Kopfrechnen hegen, empfehle ich die Seite eines Freundes von Ida Fleiss: Dr. Dr. Gert Mittring http://www.gertmittring.de Gert Mittring ist der amtierende Weltmeister im Kopfrechnen.

© Lilli Cremer-Altgeld, 2015