Das Auswärtige Amt zeichnet
acht innovative Projekte der Deutschen Auslandsschulen zur Inklusion und zur
Berufsbildung aus.
Am 1. Juni verleihen Ulla
Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, und Walter Lindner,
Staatssekretär im Auswärtigen Amt, die Preise an acht Auslandsschulen.
Schirmherrin ist Ulla Schmidt.
Von Quito über Accra und
Dublin bis Shanghai: In 71 Ländern der Welt leisten Deutsche Auslandsschulen
ambitionierte Arbeit. Rund 140 Schulen sind es inzwischen auf allen
Kontinenten, an denen 82.000 Schülerinnen und Schüler, unter ihnen 60.000
Nichtdeutsche, unterrichtet werden. Hinzu kommen rund 1.100 Schulen, die das
Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz weltweit anbieten, mit
derzeit über 377.000 jungen Deutschlernern. Längst geht es um mehr als die
reine Vermittlung der deutschen Sprache.
Die Themen „Berufliche
Bildung“ und „Inklusion“ haben nicht nur an Schulen in Deutschland, sondern
auch an den vielen Auslandsschulen Priorität. Die Auslandsschulen tragen dazu
bei, die Fachkräfte von morgen zu qualifizieren. Sie bringen nicht nur
hochmotivierte Studierende und Auszubildende nach Deutschland, sondern bilden
an einigen Standorten auch Fachkräfte für einheimische und internationale
Unternehmen aus und liefern starke Impulse für das jeweilige Schulsystem ihres
Landes. Auslandsschulen haben als Begegnungsstätten immer mindestens zwei
Kulturen im Blickfeld. Der in vielen Ländern noch neue Ansatz der inklusiven
Beschulung unterstützt nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch eine
individuelle Leistungsentwicklung.
Die beiden seit 2015
ausgelobten Preise „Beruf macht Schule – Exzellenzpreis Berufsorientierung in
der deutschen Auslandsschularbeit“ und „Gemeinsam lernen und leben – Inklusion
an Deutschen Auslandsschulen“ unterstreichen die fortschrittlichen Initiativen
der geförderten Schulen im Ausland.
Ulla Schmidt,
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, und Schirmherrin für den Wettbewerb
„Inklusion an Deutschen Auslandsschulen“ freut sich sehr über die dritte
Ausschreibung dieses Preises: „In diesem Jahr sind auch diejenigen Deutschen
Auslandsschulen aufgerufen, sich am Wettbewerb zu beteiligen, die sich vor
allem die soziale Inklusion auf die Fahnen geschrieben haben. Das bedeutet, sie
setzen sich sehr intensiv mit der Heterogenität in ihrem gesellschaftlichen und
kulturellen Kontext auseinander und werden den jeweiligen Lernvoraussetzungen
der Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise gerecht.“
Die Preisverleihung findet
am 1. Juni 2017 bei der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen des
Bundesverwaltungsamtes in den Reinhardtstraßenhöfen in Berlin statt. Alle
ausgezeichneten Projekte werden kurz vorgestellt. Im Anschluss lädt die
Zentralstelle für das Auslandsschulwesen zu einem Empfang ein. Zu den Gästen
gehören jeweils drei Vertreter der prämierten Schulen, Schulvorstände von
Deutschen Auslandsschulen sowie Akteure aus bildungspolitischen Institutionen
und Ministerien.
DIE VIER PREISTRÄGER DES
WETTBEWERBS „GEMEINSAM LERNEN UND LEBEN – INKLUSION AN DEUTSCHEN
AUSLANDSSCHULEN“
1. Preis
(dotiert mit 10.000 Euro)
Schule: Deutsche Schule
Barcelona, Spanien
Die Deutsche Schule
Barcelona lebt die in ihrem Leitbild verankerten Werte Begegnung,
Gerechtigkeit, Vielfalt, gegenseitiger Respekt und Offenheit. Das gilt für die
Förderung von Hochbegabten ebenso wie für Schülerinnen und Schüler mit
besonderen Bedarfen und solchen, die sozial benachteiligt sind. Mit Systematik
und Konsequenz werden die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler
erfasst und individuell zugeschnittene Förderpläne entwickelt.
Ein Leitfaden für inklusives
Arbeiten wurde von Lehrern, Eltern und Schülern gemeinsam erarbeitetet. Der
Schulvorstand vergibt Stipendien an Seiteneinsteiger aus einkommensschwachen
Familien.
Die Erziehung zur gegenseitigen
Wertschätzung und Unterstützung beginnt im Kindergarten und mündet in der
Sekundarstufe in die gezielte Förderung von Sozialkompetenzen durch
Mobbingpräventions- und Mediationsprogramme sowie verbindliche Sozialpraktika.
Durch ein Begegnungscafé für
Schulgemeinde und Nachbarschaft und die Zusammenarbeit mit wohltätigen
außerschulischen Einrichtungen öffnet sich die DS Barcelona zusätzlich nach
außen.
2. Preis
(2x vergeben, dotiert mit je 5.000 Euro)
Schule: Deutsche Höhere Privatschule
Windhoek, Namibia
Die Deutsche Höhere
Privatschule (DHPS) Windhoek versteht die Einzigartigkeit des Einzelnen und die
Diversität in der Schulgemeinschaft als Bereicherung und fördert beides auf
vielfältige Weise. Das Miteinander der zahlreichen ethnischen und sprachlichen
Gruppen wird gezielt thematisiert.
Durch „pädagogische
Lerngemeinschaften“ wird die Binnendifferenzierung weiterentwickelt und die
Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedarfen verbessert. In
dem schuleigenen Förderzentrum arbeiten ausgebildete Fachkräfte mit den
Lernenden auch außerhalb des Unterrichts.
Das Bewusstsein für Teilhabe
und Inklusion wird auch in die namibische Gesellschaft hinein getragen. Mehrere
Klassen unterstützten z. B. mit einer Fundraising-Kampagne die namibischen
Teilnehmer der Paralympics. Das Schulgebäude wurde für Trainingszwecke zur
Verfügung gestellt.
Schülerinnen und Schüler der
DHPS Windhoek sind zudem Teil eines Teams von Sportlern mit und ohne geistige
Behinderung bei den „Special Olympics Weltwinterspielen“.
Schule: Deutsche Schule
Managua, Nicaragua
Die Deutsche Schule Managua
ermöglicht durch ihre inklusive Arbeit die Teilhabe von Jugendlichen, die sonst
von der schulischen Bildung ausgeschlossen wären. Mit einem Kurzfilm über erfolgreiche
Maßnahmen wird auch in anderen Schulen für Inklusion geworben.
Nach dem eigens entwickelten
„Panee“-Konzept kümmern sich Eltern, externe Therapeuten, Vertreter der
Schulleitung und Fachlehrer gezielt um Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen.
Eine festgeschriebene Kommunikationsstruktur zwischen allen
Einzelfall-Beteiligten, sorgt für eine effektive Begleitung.
Besonders beeindruckend in
der inklusiven Arbeit der Schule ist die intensive Auseinandersetzung mit der
sozio-kulturellen Umgebung in Nicaragua. Dies betrifft die Fortbildungen der
Lehrkräfte, die Zusammenarbeit mit externen Therapeuten aber auch die
Bereitstellung eines Begegnungsraumes, in dem unterschiedliche
Wertvorstellungen thematisiert werden.
Ein Stipendienprogramm
ermöglicht sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern einen
Seiteneinstieg in die Deutschen Schule Managua und damit den Zugang zu
deutschen Abschlüssen.
Sonderpreis
(dotiert mit 1.000 Euro)
Schule: Ruamrudee International
School Swiss Section – Deutschsprachige Schule Bangkok, Thailand
Die relativ kleine
„Deutschsprachige Schule Bangkok“ versteht sich als Lernfamilie und macht die
Inklusion zu ihrem „Familienthema“.
Regelmäßige Fortbildungen
und ein strukturierter Informationsaustausch motivieren die Kolleginnen und
Kollegen auch abseits der üblichen Wege nach Lösungen zu suchen.
Beeindruckend ist die
Auseinandersetzung mit den gesellschaftlich-kulturellen Bedingungen in
Thailand. In der Primarstufe werden beispielsweise benachteiligte Jugendliche
in Slums besucht. Aus diesen Kontakten haben sich zahlreiche Projekte
entwickelt, in denen die Schülerinnen und Schüler durch verschiedene Aktionen
auch finanziell Unterstützung leisten.
DIE
VIER PREISTRÄGER DES WETTBEWERBS „BERUF MACHT SCHULE – EXZELLENZPREIS
BERUFSORIENTIERUNG IN DER DEUTSCHEN AUSLANDSSCHULARBEIT“
1.
Preis (dotiert mit 10.000 Euro)
Schule: FEDA Madrid – German Business School
Wie umfangreich und
systematisch verankert ein Netzwerk zwischen Wirtschaft und Schule angelegt
sein kann, zeigt sich in herausragender Weise an der FEDA Madrid. Spanischen
Jugendlichen, die sonst keinen Zugang zu bilingualer Qualifizierung haben, wird
eine duale Ausbildung mit Deutschanteil geboten, welche speziell auf das
spanische Schulsystem abgestimmt ist und mit einer nationalen Anerkennung
abschließt. Durch Gründung neuer Berufsschulzweigstellen erhalten auch
Jugendliche außerhalb der spanischen Hauptstadt Zugang zu diesem
außergewöhnlichen Projekt. Nach Abschluss der zweijährigen Verkäuferausbildung
besteht die Möglichkeit, durch ein weiteres Ausbildungsjahr den Abschluss als
Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel zu erwerben oder ein Duales Studium
anzuschließen.
2.
Preis (dotiert mit 5.000 Euro)
Schule: DSD Profiliertes
Fremdsprachengymnasium „Exarch Iossiv I“ in Lovech, Bulgarien
Projekt:
Schulpartnerschaft des „Exarch Iossiv I“ mit der Dualen Hochschule
Baden-Württemberg
Das Fremdsprachengymnasium „Exarch
Iossiv I“ in Lovech, Bulgarien ist das älteste Fremdsprachengymnasium in
Bulgarien. Den Preis erhält die Schule für die Kooperation mit der Dualen
Hochschule Baden-Württemberg Mosbach, welche in Zusammenarbeit mit über 1000
Partnerunternehmen - darunter Audi, Lidl, Aldi oder Würth - 22 wirtschaftliche
und technische Studienrichtungen anbietet.
Die Kooperation der Dualen
Hochschule mit dem Gymnasium in Lovech beinhaltet eine gezielte Vorbereitung
und Information von 20 ausgewählten Schülerinnen und Schülern in einem
zweiwöchigen Bewerberseminar in Mosbach. Dadurch sollen die Schülerinnen und
Schüler optimal auf eine Bewerbung für einen Studienplatz vorbereitet werden,
was bei den ersten DSD-Absolventen bereits erfolgreich gelungen ist.
3.
Preis (dotiert mit 2.500 Euro)
Schule: Colegio Humboldt in
Sao Paulo, Brasilien
Projekt: Ein ganzheitliches
Konzept zur Vernetzung von Schule und Wirtschaft
„Die Schüler möglichst früh
abholen, für eine Ausbildung und Beruf begeistern und nie mehr aus den
Augen verlieren!“ - unter diesen Leitsatz stellt das Colegio
Humboldt in Sao Paulo seine berufliche Bildung. Mit einem breit angelegten
Paket an Maßnahmen werden seit 2014 die Schülerinnen und Schüler bereits
frühzeitig für die Berufsschule gewonnen, während der Ausbildung intensiv
betreut und im Anschluss über gezielte Alumni-Angebote begleitet. So finden
bereits in der Schulzeit Berufsmessen und Berufspraktika statt und während der
Ausbildung ein Austauschprogramm mit der Berufsschule Bonn-Duisburg, das auch Hochschulbesuche
und Praktika mit einschließt. Die Maßnahmen wirken: Die Zahl der Bewerber stieg
von ehemals 48 auf inzwischen 82 Bewerber.
Sonderpreis
(dotiert mit je 1.000 Euro pro Schule)
Schulen: Deutsche
Schule Barcelona und Deutsche Schule Madrid
Projekt: Gemeinsame
Bildungsmesse
Die Deutschen Schulen
Barcelona und Madrid haben ihre Bildungsmessen zusammengelegt mit dem Ziel, die
Attraktivität des Berufs- und Studienstandortes Deutschland zu steigern, die
Übergangsquote der Schülerinnen und Schüler nach Deutschland zu erhöhen
und umfassend über entsprechende Angebote in Spanien zu informieren.
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