Themen von der Morphodynamik der Pflanzen
bis zur russischsprachigen Lyrik in Transition / Insgesamt rund 17 Millionen
Euro für erste Förderperiode
Die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet vier neue Forschergruppen sowie
zwei neue Kolleg-Forschergruppen ein. Dies beschloss der Senat der DFG im
Rahmen seiner Frühjahrssitzung in Bonn. Zusätzlich zu den jetzt eingerichteten
Verbünden kann eine weitere Forschergruppe die Arbeit aufnehmen, die von der
DFG gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert wird. Der
Senat hatte diesen Verbund bereits im September 2016 mit einer Fördersumme von
rund drei Millionen Euro befürwortet, inzwischen ist auch die Bewilligung durch
die schweizerische Partnerorganisation erfolgt.
Die
Forschungsverbünde ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich
aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative
Arbeitsrichtungen zu etablieren. Kolleg-Forschergruppen
sind speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten.
Die maximale Förderdauer von Forschergruppen beträgt zweimal drei Jahre,
Kolleg-Forschergruppen können zweimal vier Jahre gefördert werden. In der
ersten Förderperiode erhalten die sechs neuen Einrichtungen insgesamt rund 17
Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG damit aktuell 180 Forschergruppen und
neun Kolleg-Forschergruppen.
Die
neuen Forschergruppen im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)
Wie
funktioniert Herrschaft in der Praxis und wo liegen ihre Grenzen? Die
Kolleg-Forschergruppe „Rethinking Oriental Despotism – Strategies of
Governance and Modes of Participation in the Ancient Near East“ hat zum
Ziel, bestehenden Stereotypen der altorientalischen Herrschaftsorganisation und
der aufgeklärten Demokratie eine neue Sichtweise entgegenzusetzen. Hierfür
konzentrieren sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die
praktische Dimension politischer Ordnungen: Wie manifestiert sich Herrschaft,
wie lässt sie sich durchsetzen und aufrechterhalten? Dabei werden sowohl
bewährte als auch neue theoretisch-methodische Konzepte aufgegriffen und für
die Analyse der umfangreichen Textüberlieferung des Mittelassyrischen und
Hethitischen Großreiches eingesetzt. Somit werden die gewonnen Erkenntnisse
über den engeren Fachdiskurs hinaus reflektiert und auch für andere Kontexte
erschlossen.
(Sprecherin:
Prof. Dr. Eva Cancik-Kirschbaum, Freie Universität
Berlin)
Die
Forschergruppe „Blaue Planeten bei Roten Sternen – das Forschungsprogramm
des CARMENES-Projekts“ plant, mit
dem deutsch-spanischen Spektrometer CARMENES Daten zu mehr als 300
massearmen Sternen zu gewinnen. Die Daten enthalten, so wird vermutet, die uns
nächsten extrasolaren Planeten, darunter viele, auf denen Leben möglich wäre.
Ziel des Verbunds ist es, die Existenz, Häufigkeit, Entstehung und
Bewohnbarkeit extrasolarer Planeten rund um massearme Sterne zu verstehen.
Überdies wollen die Forscherinnen und Forscher zum Verständnis der Physik
massearmer Sterne und zum grundlegenden Wissen über Planeten beitragen.
(Sprecher: Prof. Dr. Ansgar Reiners, Georg-August-Universität
Göttingen)
Elementare
Zelleigenschaften bestimmen das Verhalten von Zellpopulationen und Organen und
damit letztlich die Gestaltbildung eines Organismus, also die Morphogenese.
Pflanzenzellen sind über Zellwände miteinander verbunden und somit immobil; sie
müssen ihr Verhalten jederzeit intensiv abstimmen. Dieser hohe Grad an
Komplexität ist ein Grund dafür, dass trotz Fortschritten in einzelnen Aspekten
die Kontrollmechanismen der pflanzlichen Morphogenese noch nicht umfassend
verstanden sind. In der Forschergruppe „Morphodynamik der Pflanzen“ widmen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus
der pflanzlichen Entwicklungsbiologie, der Computerwissenschaft und der
Physik daher gemeinsam der Problematik, um ein
ganzheitliches und quantitatives Verständnis der Gewebemorphogenese zu
erlangen.
(Sprecher: Prof. Dr. Alexis Maizel, Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg)
Prozesse,
bei denen Zuckermoleküle an Proteine gebunden werden, heißen Glykosylierung.
Sie sind eine der wichtigsten molekularen Veränderungen von Proteinen, die nach
der Übersetzung von Ribonukleinsäure in eine Aminosäuresequenz stattfinden.
Beim Menschen liegt die Mehrzahl der Proteine glykosyliert vor, und man
unterscheidet zwischen verschiedenen Glykosylierungsarten. Die Forschergruppe „Das
Zusammenspiel Dolichol-abhängiger Glykosylierungstypen: von Molekülen zu
Krankheitsmodellen“ möchte das Verständnis von Glykosylierungswegen auf
molekularer, zellulärer und systemischer Ebene verbessern und so schwerwiegende
Krankheiten, sogenannte Congenital Disorders of Glycosylation (CDG), besser
verstehen.
(Sprecherin:
Prof. Dr. Sabine Strahl,
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
Die
Verstoffwechslung von Spurenelementen im Körper wird durch Nahrungsaufnahme,
Geschlecht, Alter und Gesundheitszustand beeinflusst. Die Wirkung einzelner
Spurenelemente, wie Eisen, Iod oder Zink, ist dabei gut verstanden, deren
Wechselwirkungen unter physiologischen und pathophysiologischen Bedingungen
sind hingegen kaum erforscht. Die Forschergruppe „Interaktionen von
essenziellen Spurenelementen in gesunden und erkrankten älteren Menschen
(TraceAge)“ will durch verschiedene Untersuchungen alters- und
geschlechtsspezifische Spurenelemente-Fingerabdrücke älterer Menschen
bestimmen. Die Ergebnisse sollen die Grundlage für eine bessere Vorsorge
hinsichtlich eines gesunden Alterns und für zukünftige Interventionsstudien
sein.
(Sprecherin:
Prof. Dr. Tanja Schwerdtle, Universität Potsdam)
Das
literarische Feld russischsprachiger Autoren erweiterte sich nach dem
Zusammenbruch der Sowjetunion durch Literatur, die im Ausland auf russisch verfasst
wurde. Zudem knüpften vor allem russische Lyriker über soziale Medien
vielfältige Beziehungen zu Literaturen im Ausland. Die Kolleg-Forschergruppe „Russischsprachige Lyrik in Transition: Poetische Formen des
Umgangs mit Grenzen der Gattung, Sprache, Kultur und Gesellschaft zwischen
Europa, Asien und Amerika“ untersucht
russischsprachige Lyrik von Beginn der Perestrojka (1985) bis in die Gegenwart.
Im Mittelpunkt stehen dabei die titelgebenden Transitionen, die als Grenzen von
Gattungen, Sprachen, Kulturen und Gesellschaften begriffen werden. Der breit
angesetzte Begriff von Lyrik ermöglicht der Kolleg-Forschergruppe zudem
theoretische Überlegungen über neue Formen von Performance, Internetliteratur,
Popkultur und -musik.
(Sprecherin:
Prof. Dr. Henrieke Stahl, Universität Trier)
In einer
globalisierten Welt nimmt die Dichte an staatlichen, suprastaatlichen und
privaten Institutionen, die teilweise ähnliche Sachgebiete bearbeiten, immer
weiter zu. Die einzelnen Institutionen arbeiten dabei auf verschiedenen Ebenen
– und nicht selten überlappen sich ihre Zuständigkeiten. Dann kann es zu
Konflikten kommen. Die in Kooperation mit dem Schweizerischen Nationalfonds
(SNF) geförderte Forschergruppe „Überlappende Autoritätssphären und
Schnittstellenkonflikte in der Globalen Ordnung“ möchte solche Konflikte
aufdecken und eingehender untersuchen.
(Sprecher: Prof. Dr. Michael Zürn, Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung gGmbH)
Medienkontakt:
Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2109, presse@dfg.de
Ausführliche Informationen erteilen auch die
Sprecherinnen und Sprecher der eingerichteten Verbünde.
Zu den Forschergruppen und den Kolleg-Forschergruppen der DFG:
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