Bundeskanzlerin Angela Merkel
betont auf der Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft die Freiheit der
Wissenschaft auf Basis einer auskömmlichen Finanzierung. Bremens
Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt sieht Wissenschaft als Mittel gegen
Realitätsverlust in Teilen der Gesellschaft.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat
in ihrer Rede auf der Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft gestern die
Freiheit der Forschung betont. Freie Wissenschaft sei wichtig für unsere
Zukunft, selbst wenn es nicht immer von Beginn an absehbar sei, worin ein
zukünftiger Nutzen liegen könne, sagte die Kanzlerin. Gut Ding wolle eben
manchmal Weile haben, zitierte Angela Merkel und verwies beispielhaft auf das
von Gottfried Wilhelm Leibniz vor mehr als 300 Jahren entwickelte binäre
Zahlensystem, das heute die Grundlage jedes Computers sei. Ebenfalls angelehnt
an den Namenspatron der Forschungsorganisation sagte die Bundeskanzlerin, dass
ein hohes Maß an Freiheit in der Forschung es erlaube und gebiete, mit Vernunft
Herausforderungen wie Globalisierung, Digitalisierung oder Klimawandel zu
begegnen.
Die Kanzlerin betonte die
gesellschaftliche Bedeutung der Wissenschaft auch für die Politik, die sich auf
die Expertise der Wissenschaft verlassen könne. „Es ist gut, mit der
Leibniz-Gemeinschaft eine verlässliche Quelle der Information und des Wissen zu
haben“, so Merkel, die dafür die auskömmliche Finanzierung der Forschung etwa
durch den Pakt für Forschung und Innovation als Grundlage hervorhob.
Angela Merkel dankte der
Leibniz-Gemeinschaft auch für ihren Beitrag zum Gelingen der deutschen Einheit
in der Wissenschaft durch die Aufnahme der Mehrzahl der positiv evaluierten Institute
der ehemaligen Akademien der Wissenschaft der DDR.
Vor der Bundeskanzlerin sprach
die Bremer Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit
und Verbraucherschutz, Eva Quante-Brandt.
Die Senatorin hob die Bedeutung der Wissenschaft als Mittel gegen einen fortschreitenden
Realitätsverlust in Teilen der Gesellschaft hervor. „Jeder hat das Recht auf
seine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“, sagte Quante-Brandt. Die
Leibniz-Gemeinschaft insgesamt, aber speziell ihre Leibniz-Forschungsmuseen und
zentralen Fachbibliotheken, seien ein sichtbarer Ort des Dialogs zwischen
Wissenschaft und Gesellschaft, um Forschungsergebnisse in die Gesellschaft zu
vermitteln.
Matthias Kleiner, der Präsident
der Leibniz-Gemeinschaft, sprach die integrative Rolle der international
kooperierenden Wissenschaft vor dem Hintergrund stärker werdender
populistischer Tendenzen an: „Es muss ein starkes Europa der Wissenschaften
geben, das die Selbstverständlichkeit des Miteinanders und des guten und
gewollten Aufeinander-Angewiesen-Seins vorlebt“.
Die Leibniz-Gemeinschaft
verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von
den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum-
und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie
betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den
übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten
wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte
Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im
Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und
informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen ‑ u.a. in
Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im
In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen
Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund
und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die
Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.500 Personen, darunter 9.300
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt
bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.
Die rot fluoreszierenden Augenringe zahlreicher Planktonfresser wie dieser Grundel erhöhen nach Ansicht der Forscher die Chance, kleine transparente Beutetiere im Plankton zu entdecken. Foto: Nico K. Mi-chiels/Universität Tübingen.
Tübinger
Biologen entschlüsseln die Bedeutung von Fluoreszenz in der farbarmen
Wassertiefe
Die
Farbenpracht der Bewohner tropischer Korallenriffe ist zwar faszinierend –
jedoch überwiegend ein Kunstprodukt fotografischer Aufnahmen mit Blitzlicht.
Wasser filtert Gelb-, Orange- und Rottöne effizient aus dem Sonnenlicht heraus.
Bereits ab Tiefen größer als zehn Meter sind sie nicht mehr wahrnehmbar. Daher
erscheinen Meeresbewohner unter natürlichen Bedingungen meist einheitlich
blaugrau. Manche Fische benutzen jedoch einen Trick, um auch in dieser Umgebung
rotes Licht lokal zu erzeugen. Dabei nehmen fluoreszierende Farbzellen das
blaue Umgebungslicht auf und senden es als rotes Licht wieder aus. Mit einer in
der Zeitschrift Frontiers in Ecology and Evolution veröffentlichten
Studie erlangten Biologen des Instituts für Evolution und Ökologie der Universität
Tübingen unter der Leitung von Professor Nico Michiels nun erste Einblicke in
die ökologische Bedeutung dieses Mechanismus.
Mehr
als 600 verschiedene Fischarten haben die Autoren auf die Fähigkeit, rote
Fluoreszenz zu erzeugen, überprüft. Durch einen Abgleich mit der Ökologie
dieser Fische kristallisieren sich drei wesentliche Funktionen heraus. Räuber
wie etwa Skorpions- oder Plattfische geben unregelmäßig über den Körper
verteilte Fluoreszenzsignale ab. „Vor einem Substrat mit zahlreichen ebenfalls
fluoreszierenden Algen fallen diese Ansitzjäger weniger auf und verbessern ihre
Tarnung“, vermutet der Erstautor Dr. Nils Anthes.
Bei
den Plankton-fressenden Riffbarschen oder Grundeln dagegen dominiert rote
Fluoreszenz rund um das Auge. Nico Michiels bringt dies mit dem Nahrungserwerb
in Verbindung: „Die rote Lichtquelle kann die Augen von winzig kleinen und
meist transparenten Beutetieren aufleuchten lassen und damit deren Position
verraten.“ Dieser bisher völlig unbekannte Mechanismus ist vergleichbar der
Echoortung bei Fledermäusen und Gegenstand laufender experimenteller
Forschungsarbeiten der Gruppe.
Schließlich
weisen die Befunde der roten Fluoreszenz auch bei der Partnerwahl eine
Bedeutung zu. Fischarten mit unterschiedlicher Färbung der Geschlechter zeigten
überproportional häufig rot fluoreszierende Flossen. Die Flossen werden als
wichtiges Signal in vielen Balzritualen eingesetzt. Die Forscher gehen davon
aus, dass durch rote Fluoreszenz Signale verstärkt oder neu erzeugt werden
können, die von den wählerischen Weibchen bevorzugt werden beziehungsweise eine
besonders gute genetische Kondition des Männchens anzeigen.
Die
Studie wirft ein neues Licht auf die Kommunikation unter Wasser. „Die bislang
dominierende Annahme, dass rotes Licht dort keine Rolle spielt, muss nach den
neuen Forschungsergebnissen verworfen werden“, sagt Anthes. Offenbar hätten
Fische im Laufe der Evolution eine ganze Trickkiste entwickelt, um die in ihrer
Umwelt deutlich reduzierte Farbpalette aus eigener Kraft zu erweitern. Deren
Nutzen sind die Tübinger Forscher nun in weitergehenden Experimenten auf der
Spur.
Originalpublikation
Anthes, N., Theobald, J., Gerlach, T., Meadows, M.G.
& Michiels, N.K. (2016) Diversity and Ecological Correlates of Red
Fluorescence in Marine Fishes. Frontiers in Ecology and Evolution, 4,
126.
Antonianna, Lisa, Kimberley und Tijmen - so heißen die
vier Galileo-Satelliten, die am 17. November 2016 pünktlich um 14.06 Uhr
Mitteleuropäischer Zeit erstmals mit einer speziell angepassten Version des
europäischen Schwerlastträgers Ariane 5 vom europäischen Weltraumbahnhof in
Kourou (Französisch-Guyana) gestartet sind. Bisher brachte eine Sojus-Rakete
jeweils zwei der über 700 Kilogramm schweren Navigationssatelliten auf ihre
Umlaufbahnen in 23.222 Kilometer Höhe. Die leistungsstärkere Ariane 5 kann
hingegen gleich vier Stück auf einmal transportieren. Damit erreichen nun 18
Satelliten ihre Orbits und erfüllen so die Bedingung, dass die ersten
Galileo-Dienste von der Europäischen Kommission bereitgestellt werden können.
"Dazu gehört der offene Dienst, mit dem die Bürger dann zum Beispiel mit
Navigationsgeräten ihre Position genauer als je zuvor bestimmen können. Auch
der Such- und Rettungsdienst soll eingeschränkt zur Verfügung stehen.",
erklärt René Kleeßen, Galileo-Programm-Manager beim Raumfahrtmanagement des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Kommerzielle Dienste werden
allerdings noch nicht starten. Vollständig funktionsfähig wird das System
Galileo sein, wenn im Jahr 2020 30 Satelliten die Erde umkreisen - 24 in
Funktion und sechs als möglicher Ersatz.
Neue Startmöglichkeiten halten Galileo-Ausbau im Plan
Damit Europas Satellitennavigationssystem nun zügig
voranschreitet, sind zwei weitere Starts mit der Ariane 5ES geplant. "Das
beschleunigt den Ausbau des Systems erheblich und sorgt dafür, dass wir den
Zeitplan nun einhalten können - ein wichtiger Schritt, da Hersteller weltweit
darauf warten, ihre neuen Chipsätze in Smartphones und Navigationsempfänger
einzubauen und auf den Markt zu bringen. Jetzt wo 18 Satelliten im All sind,
ist der Startschuss dafür gefallen", lobt Kleeßen die neuen Startmöglichkeiten
mit der Ariane 5. Hier greift man auf die Raketenversion 5ES mit der
wiederzündbaren Oberstufe EPS und ihrem Aestus-Triebwerk - gebaut von Airbus
Safran Launchers (ASL) in Ottobrunn - zurück. "Gerade diese
Wiederzündungen sind wichtig, da die Ariane 5ES - anders als ihre Schwester ECA
- die Satelliten diesmal in einem kreisförmigen Orbit aussetzt und damit auch
eine weitere Zündung am erdfernsten Punkt der Flugstrecke selbst
vornimmt", erklärt Denis Regenbrecht, der im Raumfahrtmanagement des DLR
für das Ariane-Programm zuständig ist. Dazu wird nach der ersten elfminütigen
Zündung und der anschließenden, mehr als dreistündigen antriebslosen
Freiflugphase Aestus nochmal für sechseinhalb Minuten eingeschaltet. Nach Ende
dieser Flugphase werden die Satelliten dann in einer Höhe von 22.900 Kilometern
ausgesetzt. Danach verwenden die Galileo-Satelliten ihren eigenen Antrieb, um
ihren Zielorbit zu erreichen, während die EPS-Oberstufe nach Tankentleerung und
Druckabbau in einem Friedhofsorbit kreist.
Auf Herz und Nieren geprüft
Damit diese Manöver reibungslos funktionieren, wurde das
Aestus-Triebwerk im Höhensimulationsprüfstand P4.2 der europäischen
Weltraumorganisation ESA am DLR-Standort Lampoldshausen rund drei Jahre vor dem
Start mit insgesamt acht Zündtests sowie mit einem Langzeitversuch, gefolgt von
einer Wiederzündung, für den jetzigen Flug abgenommen. Da für die
Galileo-Starts das Triebwerk neu produziert wurde, sicherte eine sogenannte
"Ariane Research and Technology Accompaniment" (ARTA)-Kampagne diese
Flugabnahme ab. Dafür durchlief ein baugleiches Triebwerk insgesamt 115
Zündtests sowie ein Testprofil mit einem langen Heißlauf und - nach einer
simulierten antriebslosen Freiflugphase - einer kurzen Wiederzündung. Zum
Schluss folgten noch vier weitere Langzeitversuche mit jeweils vier
Wiederzündungen. "Wir haben dieses Triebwerk für seine neue Mission
wirklich auf Herz und Nieren geprüft, bevor es nun seine neue Aufgabe für das
Galileo-Programm erfüllt", erklärte Prof. Stefan Schlechtriem, Direktor
des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe in Lampoldshausen.
Weitere Umbauten an Ariane
Zwar kam die Ariane-Version 5ES schon fünfmal erfolgreich
zur Versorgung der Internationalen Raumstation ISS mit dem Automated Transfer
Vehicle (ATV) zum Einsatz. Doch brachte dieser europäische Raumtransporter rund
20 Tonnen auf die Waage - ein echtes Schwergewicht. Die vier Galileo-Satelliten
wiegen jeweils nur etwa 700 Kilogramm. Diese Gewichtsunterschiede zogen
wichtige Umbaumaßnahmen nach sich. Daher wurde im Jahr 2012 beschlossen, diese
Ariane-Version so zu verändern, dass sie vier Galileo-Satelliten tragen kann
und neben der Sojus-Rakete eine weitere Startmöglichkeit zur Verfügung steht.
Umbauten an der Ariane 5ES
Neue Halte- und Aussetzvorrichtung
Eine neue Halte- und Aussetzvorrichtung - der sogenannte
Dispenser, entwickelt und gebaut von Airbus Defence & Space in Bremen -
trägt unter der Nutzlastverkleidung die vier Galileo-Satelliten und sorgt
dafür, dass sie zur rechten Zeit abgetrennt werden.
Gewichtsreduzierte Vehicle Equipment Bay
Eine gewichtsreduzierte Vehicle Equipment Bay (VEB) - das
"Gehirn der Rakete" an der Spitze der kryogenischen Oberstufe -
steuert autonom den Flug: Wiederzündungen der Triebwerke, die Trennung der
Feststoffbooster und der Oberstufe sowie das Freilassen der Galileo-Nutzlasten
werden von ihren Bordcomputern geregelt.
Angepasstes Bodensystem
Ein angepasstes Bodensystem wärmt den Treibstoff in der
EPS-Oberstufe, damit er zum Zeitpunkt der Wiederzündung die richtige Temperatur
hat. Da bei ATV-Flügen ein Orbit von nur 260 Kilometern - im Vergleich zu
22.900 Kilometern bei Galileo - Höhe erreicht werden musste, erfolgte die
letzte Triebwerkszündung bei den ISS-Raumtransportern über zwei Stunden früher
als bei Galileo.
Doch diese Veränderungen stellten die Ingenieure nicht
vor große technische Herausforderungen. "Wirklich schwierig war der
Beweis, dass die Galileo-Satelliten den Startbelastungen im Viererpack beim
Flug standhalten würden. Hierzu mussten sie sich zusätzlichen Qualifikationstest
unterziehen", erklärt Regenbrecht.
Vier statt zwei - eine Herausforderung für die
Bodenstation?
Zwar ist der Einschuss von vier Satelliten in ihre
Zielorbits bei Ariane nicht schwieriger als zwei bei Sojus, allerdings muss die
Galileo-Bodenmannschaft am DLR-Standort Oberpfaffenhofen gleichzeitig die
doppelte Arbeitsleistung vollbringen. "Die DLR GfR übernimmt, wie auch
bereits bei allen vergangenen Galileo-Starts, die Inbetriebnahme der
Hauptkomponenten und die hochgenaue finale Positionierung der Satelliten. In
diesem Fall haben wir es mit vier auf einmal zu tun. Das ist neu und bedeutet
Parallelbetriebsaktivitäten, auf die unsere Expertenteams in den Kontrollräumen
aufgrund ihrer Routine bestens vorbereitet sind", betont Walter Päffgen,
Geschäftsführer des DLR Tochterunternehmens DLR GfR mbH.
Galileos Zukunft mit Ariane 6
Auch in Zukunft müssen neue Galileo-Satelliten starten,
um ausgediente Vorgänger zu ersetzen. Diese wichtige Aufgabe kann ab dem Jahr
2020 die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 in ihrer leichten Ausführung
A62 übernehmen. Sie wird auf diese Starts ausgelegt und kann zwei Galileo-Satelliten
ohne weiteren Umbau auf ihre Zielorbits bringen. "Wir brauchen die
Vierer-Starts zum schnellen Ausbau des Systems. Beim späteren Ersatz von
Satelliten ist das allerdings nicht mehr sinnvoll, da dadurch die neuen
Satelliten immer auf der exakt gleichen Bahnebene ausgesetzt würden. Es ist
eher unwahrscheinlich, dass in einer Bahnebene vier Satelliten gleichzeitig
ausfallen", betont Kleeßen.
Kontakte:
Martin Fleischmann
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Raumfahrtmanagement, Kommunikation
Ende September diesen Jahres kam die Rosetta-Mission mit
dem spektakulären Aufsetzen ihres Orbiters auf der Oberfläche des Kometen
67P/Churyumov-Gersimenko zum Ende ihrer Beobachtungsphase. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte sie nach 4595 Tagen im All 7,9 Milliarden Kilometer
zurückgelegt, sechs Vorbeiflüge an der Erde, am Mars und zwei Asteroiden
absolviert und in einer mehr als zweijährigen Kampagne den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenkoauf
seiner Reise durchs Sonnensystem begleitet und mit elf wissenschaftlichen
Experimenten sowie mit einem 2014 bereits gelandeten Roboter Philae untersucht.
Eine der Entdeckungen veröffentlichte nun das wissenschaftliche Magazin
"Science", an der auch zehn Wissenschaftler des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt waren. Der Artikel, der auf Daten des
Spektrometers VIRTIS (Visible and Infrared Imaging Spectrometer) basiert, berichtet über die
Entdeckung von kurzzeitig erscheinendem Trockeneis (Kohlendioxid-Eis) in
bestimmten Oberflächenbereichen des Kometen, denen die Entstehung zweier
ungewöhnlicher großer Wassereisaufschlüsse folgte. "Erstmals konnte
CO2-Eis anhand von eindeutigen spektralen Eigenschaften innerhalb eines
größeren Fleckens von etwa 80 mal 60 Meter im Gebiet Anhur auf der Oberfläche
eines Kometen nachgewiesen werden", berichtet DLR-Planetenforscherin
Gabriele Arnold, die die Arbeiten von VIRTIS in Deutschland koordiniert.
Diese Beobachtung erfolgte an zwei aufeinander folgenden
Tagen Ende März 2015, als der Komet nahe an der Sonne und sehr aktiv war. Zu
dieser Zeit wurde die südliche Hemisphäre des Kometen beleuchtet, die in der
Anfangsphase der Beobachtungskampagne wegen der kometaren Jahreszeit im Dunklen
lag. Die Messungen zeigen, dass der beobachtete Fleck aus einer Mischung
weniger Prozente an Trockeneis mit dem allgegenwärtigen dunklen organischen
Krustenmaterial nicht flüchtiger Materialkomponenten besteht.
Kohlendioxid im Wechsel der Jahreszeiten
"Obwohl dieses Trockeneis eine häufige Komponente
des Kometeninneren ist, wurde es bisher nicht auf einer Kometenoberfläche
gefunden", erläutert Gabriele Arnold vom DLR-Institut für
Planetenforschung. "Verantwortlich hierfür ist seine geringe Verdampfungstemperatur,
die deutlich unter der des Wassereises liegt und dazu führt, dass es nach
seinem Aufschluss unmittelbar sublimiert, also verdampft". Eine Untersuchung des gleichen Gebietes nach
drei Wochen ergab deshalb auch das vollständige Verschwinden des Trockeneises.
Modellrechnungen zeigen, dass der entdeckte Bereich mit der Trockeneis-Schicht
bei einer Dicke von etwa neun Zentimetern 57 Kilogramm Kohlendioxid enthalten
haben musste. Nach dem Verschwinden des Trockeneises beobachtete die
OSIRIS-Kamera an Bord von Rosetta anhand stärkerer Blau-Anteile des
rückgestreuten Lichts im April 2015 dort zwei große Flecken mit Wassereis, wo
zuvor das Kohlendioxid verdampft war. Dieses Wassereis stammte wahrscheinlich
aus Schichten, die unterhalb des Trockeneises gelagert waren.
"Es ist möglich, dass dieses Vorkommen aus dem
letzten Periheldurchgang des Kometen im Jahre 2009 stammt", sagt
DLR-Planetenforscherin Gabriele Arnold. "Es wäre dann eine Ablagerung des
verdampften Trockeneises, das damals auf der Oberfläche kondensierte und dort
in der anbrechenden dunklen Jahreszeit der südlichen Hemisphäre und mit
wachsender Entfernung des Kometen zur Sonne eingefroren wurde." Damit
erschließt sich ein saisonaler Zyklus für das Kohlendioxid, der der
Umlaufperiode des Kometen von 6,5 Jahren entspricht, während der oberflächige
Wassereis-Zyklus eher tageszeitlichen Schwankungen unterliegt.
Erkenntnisse über die ältesten Objekte im Sonnensystem
Insgesamt wurden während der Rosetta-Mission etwa 220 GB
wissenschaftliche Daten zur Erde gefunkt, deren komplexe Analyse weiterhin in
vollem Gange ist und die künftig das Verständnis zur Herkunft, Natur,
Beschaffenheit und der Rolle von Kometen im frühen Sonnensystem entscheidend
verbessen werden. Prozesse der kometaren Aktivität und der Dynamik geben dabei
wichtige Informationen über das Kometeninnere und damit über die Entwicklung
und Herkunft dieser kleinen Körper, die zu den ältesten Objekten aus den frühen
Sonnensystem zählen, preis.
"Die variablen und dynamischen Eismerkmale auf der
Oberfläche des Kometen zum Beispiel sind Ausdruck der komplexen kometaren
Aktivität. Sie werden weitere Untersuchungen zur Herkunft und Geschichte des
Kometen 67P erschließen", betont DLR-Planetenforscherin Gabriele Arnold.
Kontakte:
Manuela Braun
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation, Redaktion Raumfahrt
Wissenschaftler klären die Ursachen der zunehmenden Braunfärbung des Wassers in Talsperren
In großen Teilen Europas und Nordamerikas hat der Rückgang von industriellen Emissionen zu einer geringeren Schadstoffbelastung der Atmosphäre, und damit von Böden und Gewässern in naturnahen Gebieten geführt. Dass diese positive Entwicklung auch negative Begleiterscheinungen haben kann, haben Wissenschaftler des UFZ nun im Fachmagazin Global Change Biology veröffentlicht. Demnach sind sinkende Nitratwerte in den Auenböden rund um die Zuflüsse von Talsperren dafür verantwortlich, dass gelöster organischer Kohlenstoff (DOC) und Phosphat vermehrt freigesetzt werden und sich die Wasserqualität verschlechtert. Im Falle von Trinkwassertalsperren bringt das erhebliche Probleme für die Wasseraufbereitung mit sich.
Die Rappbodetalsperre im Harz – auch sie ist von einer zunehmenden Braunfärbung des Wassers betroffen. Deshalb ist sie eine von 36 Talsperren in Deutschland, die UFZ-Wissenschaftler unter die Lupe genommen haben, um den Ursachen auf die Spur zu kommen. Foto: UFZ / André Künzelmann
Durch die Verbrennung von Biomasse und fossilen Energieträgern sowie vor allem durch die Landwirtschaft gelangt nach wie vor zu viel reaktiver Stickstoff in die Umwelt - mit negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, das Klima und die menschliche Gesundheit. Eine differenzierte Betrachtung von Eintragspfaden der verschiedenen Verursacher zeigt jedoch große Unterschiede.
Während Stickstoffeinträge über den Boden - vor allem durch die Landwirtschaft verursacht - zum Beispiel die Nitratwerte im Grundwasser vieler Regionen weiter über den Grenzwert von 50 mg pro Liter steigen lassen, nimmt in großen Teilen Europas und Nordamerikas die atmosphärische Belastung durch emissionsverringernde Maßnahmen ab. Das führt dazu, dass über diesen Pfad auch weniger Stickstoff in Böden und Gewässer gelangt. Langzeitmessungen über die letzten 20 Jahre zeigen das etwa deutlich für Deutschland: Pro Quadratmeter und Jahr wurden durchschnittlich 35 mg weniger atmosphärischer Stickstoff in den Boden eingetragen. Daraus resultieren laut Untersuchungen der UFZ-Wissenschaftler 0,08 mg pro Liter und Jahr weniger Nitrat, das in Flüsse und Trinkwassertalsperren gelangt. "Das klingt erst einmal wenig, aber in einigen naturnahen Landschaften, die nicht oder kaum durch Industrie und Landwirtschaft geprägt sind, stellen sich im Laufe der Zeit vorindustrielle Bedingungen ein", sagt UFZ-Hydrogeologe Dr. Andreas Musolff. "Hier sind wir mit teilweise weniger als 6 mg Nitrat pro Liter Wasser weit entfernt von den problematischen Nitratkonzentrationen, die in landwirtschaftlich oder industriell stark geprägten Regionen gemessen werden".
Dass diese positive Entwicklung auch negative Begleiterscheinungen haben kann, wurde deutlich, als Wissenschaftler damit begannen, die Ursachen einer in Deutschland, Nordeuropa und Nordamerika zunehmend zu beobachtenden Braunfärbung des Wassers in Talsperren zu erforschen. Sie ist vor allem für die Trinkwasseraufbereitung problematisch. Bei der Überprüfung verschiedener Hypothesen stellten sie fest, dass die Braunfärbung des Wassers vor allem mit den sinkenden Nitratkonzentrationen in den Auenböden rund um die Zuflüsse der Talsperren in Verbindung zu bringen ist. Denn die Präsenz von Nitrat in den Auen, in denen ein Großteil des Abflusses der Gewässer gebildet wird, sorgt dafür, dass Kohlenstoff, Phosphat und verschiedene Metalle an oxidiertes Eisen gebunden bleiben. Geringere Nitratgehalte ermöglichen die chemische Reduktion der Eisenverbindungen und damit die Mobilisierung bislang adsorbierter Stoffe. Das heißt - bislang stabile Bindungen an Bodenpartikel lösen sich und gelangen mit dem Regenwasser in die Flüsse. Im Falle von Kohlenstoff bedeutet das, dass sich die Konzentration an gelöstem organischen Kohlenstoff (Dissolved Organic Carbon - DOC) erhöht, sichtbar durch die bräunliche Farbe des Wassers. Bei knapp 40 Prozent der 110 untersuchten Zuflüsse von Trinkwassertalsperren stellten die Wissenschaftler mit durchschnittlich 0,12 mg mehr DOC pro Liter und Jahr signifikant steigende DOC-Konzentrationen fest. Der stärkste Anstieg war in naturnahen Einzugsgebieten mit viel Wald zu verzeichnen, wo die Nitratkonzentration im Wasser bei weniger als 6 mg pro Liter liegt.
Neben dem DOC steigt in über 30 Prozent der Zuflüsse auch der Phosphatgehalt signifikant an. Die im Durchschnitt ermittelten 7 µg pro Liter und Jahr mehr begünstigen das Algenwachstum und sind auf lange Sicht ebenso problematisch für die Wasserqualität. Es gibt Hinweise, dass zudem neben DOC und Phosphat adsorbierte Metalle wie Arsen, Vanadium, Zink oder Blei zunehmend mobilisiert werden.
"Man löst ein Problem, indem man die Luft sauberer macht, und kreiert damit an bestimmten Stellen ein anderes Problem", beschreibt Biologe Dr. Jörg Tittel, der das Projekt am UFZ geleitet hat, den unerwarteten Effekt. "Keiner der gelösten Stoffe ist in dieser geringen Konzentration giftig, zudem werden die Stoffe durch die Wasseraufbereitung weitgehend entfernt. Aber die Aufbereitung des Wassers wird teurer."
Einen ersten Beleg ihrer Hypothese lieferte die Auswertung der Daten eines 1,7 km2kleinen Einzugsgebietes im Erzgebirge, rund um die Wilzsch, einem Nebenfluss der Zwickauer Mulde, der in die Talsperre Carlsfeld mündet. Danach wählten die Wissenschaftler einen wesentlich größeren Maßstab, in deren Fokus 110 Flüsse und ihre Einzugsgebiete standen, die in insgesamt 36 Trinkwassertalsperren münden. Trotz der wesentlich größeren Vielfalt hinsichtlich der Größe der Flüsse und ihrer Einzugsgebiete, ihrer Topografie, der Niederschlagsmenge, der Landnutzung und der chemischen Charakteristik bestätigte sich auch hier ihre Vermutung: Der beobachtete Anstieg des DOC hängt eng mit dem abnehmenden Nitratgehalt im Wasser zusammen.
Mittlerweile hat eine Diskussion begonnen, wie die Ergebnisse dieser Meta-Analyse gemeinsam mit den zuständigen Behörden in praktische Maßnahmen umgesetzt werden können, die den DOC-Anstieg stoppen. "Die Studie hilft, zukünftige Forschung auf die relevanten Prozesse zu fokussieren und entsprechende Feldexperimente zu planen, die die Entscheidungsgrundlage im Hinblick auf konkrete Maßnahmen weiter verbessern", so Andreas Musolff.
Die Forschungsergebnisse wurden im Rahmen des Projekts "Belastung von Trinkwassertalsperren durch gelösten organischen Kohlenstoff: Prognose, Vorsorge, Handlungsoptionen (TALKO)" erbracht, welches bis 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit mehr als einer Million Euro gefördert wurde. Ziel der Zusammenarbeit von UFZ, Talsperrenverwaltungen, Wasserversorgern, Behörden und einem Ingenieurbüro war es, Möglichkeiten zu finden, wie die Einträge in die Talsperren reduziert, Vorhersagen verbessert und Technologien der Wasseraufbereitung optimiert werden können.
Publikation:
Musolff, A., Selle, B., Büttner, O., Opitz, M. and Tittel, J. (2016), Unexpected release of phosphate and organic carbon to streams linked to declining nitrogen depositions. Glob Change Biol. doi:10.1111/gcb.13498 http://dx.doi.org/10.1111/gcb.13498
Weitere Informationen
Dr. Andreas Musolff
UFZ-Department Hydrogeologie
Telefon: +49 341 235 1983 andreas.musolff@ufz.de
NASA and its international partners have updated the assignments
for several crew rotations to the International Space
Station in 2017. The changes reflect a switch in assignments for some NASA
astronauts, as well as a reduction in the number of Russian cosmonauts on some
missions.
Expedition 51/52 crew members NASA astronaut Jack Fischer and
cosmonaut Fyodor Yurchikhin of the Russian space agency Roscosmos will launch
in March 2017. Yurchikhin will be the Expedition 52 commander.
In May 2017, Expedition 52/53 will launch with NASA astronaut
Randy Bresnik, ESA (European Space Agency) astronaut Paolo Nespoli and Russian
Cosmonaut Sergey Ryazanskiy. Bresnik will be the Expedition 53 commander.
Expedition 53/54 will launch in September 2017. NASA astronaut
Mark Vande Hei and Roscosmos cosmonaut Alexander Misurkin will make up that
crew, with Misurkin commanding Expedition 54.
Expedition 54/55 will launch with NASA astronaut Scott Tingle,
Japan Aerospace Exploration Agency astronaut Norishige Kanai and Russian
cosmonaut Alexander Skvortsov in October 2017. Expedition 55 will be commanded
by Skvortsov.
The Expedition 50/51 launch of NASA astronaut Peggy Whitson, astronaut
Thomas Pesquet of ESA and cosmonaut Oleg Novitskiy is unchanged and on track to
launch Nov. 17 from Baikonur, Kazakhstan. They will join Expedition 50 crew
members currently on the station, including astronaut Shane Kimbrough of NASA and
cosmonauts Sergey Ryzhikov and Andrey Borisenko of Roscosmos. Kimbrough is the
commander of Expedition 50 and Whitson will assume command for Expedition 51.
The International Space Station is a convergence of science,
technology and human innovation that enables us to demonstrate new technologies
and make research breakthroughs not possible on Earth. It has been continuously
occupied since November 2000 and, since then, has been visited by more than 200
people and a variety of international and commercial spacecraft. The space
station remains the springboard to NASA's next giant leap in exploration,
including future missions to an asteroid and Mars.
Am Kompetenz-Zentrum Photovoltaik soll mit den Fördergeldern ein Verdampfungsprozess optimiert werden, damit sich CIGS-Module schneller industriell fertigen lassen.
Foto: HZB
Ein Projektkonsortium aus Forschung
und Industrie hat unter Beteiligung des Photovoltaik-Kompetenzzentrums (PVcomB) des
Helmholtz-Zentrums Berlin ein großes Drittmittelprojekt eingeworben. Das
Projekt „speedCIGS“ wird vom Bundeswirtschaftsministerium mit 4,7 Millionen
Euro über vier Jahre gefördert, davon gehen 1,7 Millionen Euro an das
HZB. Mit dem Geld wollen die Projektpartner den Herstellungsprozess für
CIGS-Dünnschichtsolarzellen beschleunigen und die Technologie attraktiver für
die Industrie machen.
Das Projekt speedCIGS wird in
Zusammenarbeit mit dem Anlagenbauer Manz AG, dem Zentrum für Sonnenenergie- und
Wasserstoff-Forschung Baden Württemberg ZSW, den Universitäten Jena und
Paderborn, dem Max Planck Institut Dresden und der Wilhelm Büchner Hochschule
(Projektkoordinator) realisiert.
CIGS-Solarzellen bestehen aus
Kupfer, Indium, Gallium und Selen. Mit der Förderung soll am PVcomB ein
Koverdampfungsprozess optimiert werden, um CIGS-Schichten für
Dünnschichtsolarzellen herzustellen. Die Elemente werden bei diesem Prozess
gemeinsam im Vakuum auf ein geheiztes Substrat abgeschieden und bilden dort
eine dünne Schicht der gewünschten Verbindung. Der am PVcomB verwendete
Herstellungsprozess wird bereits in der Industrie eingesetzt, aber er läuft
derzeit noch relativ langsam ab. Im speedCIGS-Projekt soll dieser Prozess
beschleunigt werden, damit bei gleichen Investitionskosten mehr Module pro
Zeiteinheit produziert werden können. Dadurch könnte die Herstellung von
CIGS-Solarmodulen deutlich günstiger werden, was der Technologie in der
angespannten Marktlage einen Wettbewerbsvorteil verschaffen würde.
Am PVcomB soll zudem ein
transparentes p-leitendes Material entwickelt werden, das einen entscheidenden
Beitrag zur Entwicklung von hocheffizienten, auf CIGS-basierenden
Tandemsolarzellen leisten soll.
Bereits heute zeichnen sich
polykristalline CIGS-Solarzellen insbesondere durch einen hohen Wirkungsgrad
und hohe Energieerträge aus. Ein weiterer Vorteil ist das ästhetisch
ansprechende Erscheinungsbild der Module, die sich gut in die
Gebäudearchitektur integrieren lassen.
Eine Augsburger Tagung des Netzwerks
Flüchtlingsforschung mit einem öffentlichen Vortrag von Matthew J. Gibney
(Oxford) über "Refugees and the Limits of Responsibility" am 17.
November 2016
Augsburg/MF/KPP - Aus England, Kanada und
den USA sowie von zahlreichen deutschen Universitäten kommen die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die am 17. und 18. November 2016 in
Augsburg bei einer Tagung des Netzwerks Flüchtlingsforschung unter dem Titel
"Political Theory on Refugees" zu der Frage referieren werden, wie
sich Konzepte aus der Politischen Theorie auf das Thema Flucht anwenden und
ggf. entsprechend erweitern lassen. Am Abend des 17. November sind alle
Interessierten bei freiem Eintritt zu einem öffentlichen Vortrag im Rahmen
dieser Tagung eingeladen: Matthew J. Gibney, Professor of Politics and Forced
Migration an der Universität Oxford, spricht über "Refugees and the Limits
of Responsibilty". Der Vortrag beginnt um 17.30 Uhr im Evangelischen Forum
Annahof (Im Annahof, 86150 Augsburg).
Die Flüchtlingssituation ist in medialen und gesellschaftlichen
Diskussionen ein zentrales und aktuelles Thema. Noch nicht systematisch
untersucht ist bislang jedoch, welche Fragen sich im Kontext von Integration,
Ausschluss, Teilhabechancen und gesellschaftlichem Wandel vor dem Hintergrund
der politischen Ideengeschichte und der Demokratietheorie stellen und wie an
die Bearbeitung dieser Fragen herangegangen werden kann.
Drei Schwerpunkte
Dieser Aufgabe stellt sich die Augsburger Tagung mit Konzentration auf drei
Schwerpunkte:
• Wie lassen sich die klassische Demokratietheorie und insbesondere deren
liberale, republikanische und kommunitaristische Beiträge mit der
Flüchtlingsthematik verknüpfen?
• Unter welchen theoretischen und konzeptionellen Perspektiven werden
demokratietheoretische Fragen vor dem Hintergrund wachsender Fluchtbewegungen
immer dringlicher?
• Welche Konsequenzen schließlich hat es für das Selbstverständnis der
Politischen Theorie, dass im Themenkontext "Flucht" mit Blick auf die
Integrations- und Ausschließungserfahrungen von Geflüchteten nicht nur die
Reformfähigkeit politischer Institutionen, sondern auch diejenige des
politischen Denkens herausgefordert ist?
"Die große Resonanz auf
unseren call for papers zu Beginn des Jahres", berichtet die Augsburger
Politikwissenschaftlerin Melanie Frank, "hat es uns erlaubt, ein unser
Thema präzise und umfassend abdeckendes Tagungsprogramm mit einer Mischung aus
profilierten Vortragenden und Nachwuchswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftlern aus Deutschland, Großbritannien, Kanada und den USA
zusammenzustellen und zwei prominente Hauptredner zu gewinnen: zum einen Julia
Schulze Wessel, die sich mit ihren Arbeiten zum Begriff der Grenze hervorgetan
hat; und zum anderen Matthew J. Gibney vom Refugee Studies Centre an der
University of Oxford, das auf dem Gebiet, mit dem wir uns in unserer Tagung
befassen, international führend ist."
Netzwerk Flüchtlingsforschung
Die Tagung wird organisiert von
Melanie Frank, Mitarbeiterin an der Augsburger Professur für Vergleichende
Politikwissenschaft (Prof. Dr. Peter A. Kraus) und ihren Kolleginnen Dr.
Sybille De La Rosa (Universität Heidelberg) und Viktoria Hügel (Universität
Brighton) für das "Netzwerk Flüchtlingsforschung" (http://fluechtlingsforschung.net).
Theorie im Dialog mit
zivilgesellschaftlichen Akteuren
"Wir hoffen, mit der Tagung einerseits den Grundstein für eine
umfassende und nicht nur punktuelle Verknüpfung politiktheoretischer Konzeptionen
mit dem Thema Flucht legen zu können. Gleichzeitig ist es uns aber auch sehr
wichtig, dazu beizutragen, die Forschung mit zivilgesellschaftlichen Akteuren
in den Dialog zu bringen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass auch
Mitarbeiterinnen und Miterbeiter des Augsburger 'Grandhotel Cosmopolis' einen
Vortrag zu unserer Tagung beisteuern", so Frank.
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Für den öffentlichen Vortrag von Matthew J. Gibney am 17. November um 17.30
Uhr ist keine Anmeldung erforderlich. Wer auch an anderen Teilen der Tagung
teilnehmen möchte, wendet sich im Vorfeld bitte an melanie.frank@phil.uni-augsburg.de.
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Die Tagung "Political Theory on Refugees" wird von der
Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg e. V. und von der
Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert.