In
der Entwicklung von Software, in der Materialforschung oder der Tierzucht – aus
vielen Forschungsergebnissen entstehen konkrete Geschäftsideen. Diese Ideen zu
Unternehmen zu entwickeln, ist das Ziel des Förderprogramms „Helmholtz
Enterprise“. In der aktuellen Ausschreibungsrunde wurden vier weitere
Ausgründungen aus Helmholtz-Zentren positiv bewertet. Die Gründer erhalten
damit bis zu 260.000 Euro für ihre Geschäftsidee. Die Hälfte davon stammt aus
dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft, die andere Hälfte
steuert das jeweilige Zentrum bei. Seit 2005 hat die Helmholtz-Gemeinschaft
damit insgesamt 98 Ausgründungen von Forscherinnen und Forschern unterstützt.
„Der
Weg von einer guten Geschäftsidee hin zu einem erfolgreichen Unternehmen ist
manchmal steinig“, sagt Rolf Zettl, der Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft.
In der frühen Phase einer Unternehmensgründung fehle es oft an Personal,
finanziellen Mitteln und Managementexpertise. „Unsere Förderung setzt genau
hier an und gibt potenziellen Gründern den entscheidenden Freiraum,
verschiedene Geschäftsmöglichkeiten auszuloten und im Kontakt mit Kunden
weiterzuentwickeln“, sagt Zettl. „Mit dem Helmholtz Enterprise-Programm
begleitet und unterstützt die Helmholtz-Gemeinschaft die potenziellen Gründer
und ihre Ideen bei diesen ersten Schritten.“
Die
neu geförderten Projekte sind:
1.)
GridLab – Softwareentwicklung zur Laborautomatisierung
Der
Begriff Industrie 4.0 ist in aller Munde und beschreibt unter anderem, wie in
einer Fabrik sämtliche Maschinen digital gesteuert untereinander kommunizieren.
In einem modernen Forschungslabor ist es ähnlich. Dort befinden sich meist
mehrere Geräte mit unterschiedlicher Software für verschiedenste Messverfahren.
Diese von einer zentralen Schnittstelle aus zu koordinieren und zu
synchronisieren, ist Ziel der Software GridLab. Die Software integriert die
einzelnen Gerätetreiber und bündelt damit die Funktionalität der Einzelgeräte.
Deren Messdaten laufen dank GridLab zentral zusammen. Gerade für die Forschung
ist es wichtig, dass Parameter und Verfahren der einzelnen Experimente flexibel
und ohne großen Programmieraufwand den jeweiligen Fragestellungen angepasst
werden können. GridLab funktioniert also wie ein Betriebssystem für
Laborgeräte. Zunächst für ein optisches Rastermikroskopieverfahren entwickelt,
soll GridLab mithilfe der Förderung durch „Helmholtz Enterprise“
weiterentwickelt werden, sodass beliebige Geräte miteinander verbunden werden
können. Forscherteams an Hochschulen und Forschungseinrichtungen können so in
Zukunft Laborprozesse leichter steuern und automatisieren.
Ansprechpartner:
Dr. Thomas
Sebastian
Tel.:
+49 351 260 2919
2.)
SMActuators – folienbasierte Aktoren aus Formgedächtnislegierungen
Formgedächtnislegierungen
(FGL) sind Metalle, die abhängig von der Temperatur zwei unterschiedliche
Gitterstrukturen annehmen können. Diese Werkstoffe besitzen eine hohe
Leistungsdichte und sind daher interessant für die Herstellung von Aktoren. Das
Team von SMActuators nutzt FGL-Folien und stellt daraus Mikroaktoren mit
einstellbarem Kraft- und Hubbereich her, die beispielsweise in Mikroventilen
eingesetzt werden können. Diese Mikroventile besitzen einen Durchflussbereich,
der aktuell durch Piezo- und elektromagnetische Ventile nicht abgedeckt werden
kann. Als Pilotprodukt sollen die miniaturisierten Ventile marktreif entwickelt
werden. Diese werden beispielsweise in der Analyse von Flüssigkeiten in der
in-vitro-Diagnostik, in der Lebensmitteltechnik oder in der Medikamentenentwicklung
benötigt. Die Vorteile der neuen Mikroaktoren sind hohe Schaltkräfte auf
kleinem Raum, robustes Design, geräuschloses Schaltverhalten, moderate
Materialkosten und die Möglichkeit, schnell auf Kundenwünsche reagieren zu
können. Auch der Aufbau von komplexen Aktorgeometrien ist möglich. Weitere
zukünftige Produkte sind unter anderem Kapazitätsschalter und optische
Bildstabilisatoren.
Ansprechpartner:
Marcel
Gültig, Hinnerk Oßmer
Tel.:
+49 721 608 22 753; +49 721 608 22 759
Karlsruher
Institut für Technologie (KIT), Institut für Mikrostrukturtechnik
3.)
COPRO Technology – Innovative Fertigungsprozesse für Faserverbundstrukturen und
-profile
Leichte
Bauteile könnten in Flugzeugen und Autos entscheidend dazu beitragen, den
Kraftstoffverbrauch zu reduzieren. Leichtbaustrukturen, wie beispielsweise im
Rumpf eines Flugzeuges oder im Dach eines Autos, bestehen zu einem hohen Anteil
aus Profilen. Die Fertigung dieser Profile aus Leichtbaumaterialien wie
Faserverbundwerkstoffen ist aufgrund der komplexen Krümmungen eine
Herausforderung. Profilbauteile aus diesen Materialien lassen sich bisher nur
durch kostenintensive Wickel-, Flecht- und Pressverfahren herstellen. Die
COPRO-Technologie (Continuous Preforming for Composite Profiles) ist eine
wirtschaftliche Alternative. Sie nutzt rotierende Walzenpaare mit variierbarer
Rotationsgeschwindigkeit, um Faserverbundwerkstoffe kontinuierlich und
materialschonend umzuformen. Selbst komplexe dreidimensionale Geometrien lassen
sich effizient herstellen. Zudem können mehrere Lagen aus unterschiedlichen
Materialien gleichzeitig verarbeitet werden. Das Angebot des auszugründenden
Unternehmens COPRO wird Beratungsleistungen zum Einsatz der Technologie sowie
die Herstellung, den Verkauf und den Service entsprechender Fertigungsanlagen
umfassen.
Ansprechpartner:
Arne
Stahl, Henrik Borgwardt
Tel.:
+49 531 295 23 71
Deutsches
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) / Institut für Faserverbundleichtbau und
Adaptronik
4.)
Helgoländer Hummer GmbH – Ausgliederung der Hummerzucht
In
der Nordsee rund um die Insel Helgoland befindet sich der einzige natürliche
Lebensraum des Europäischen Hummers in der Deutschen Bucht. Der Bestand ist
jedoch dezimiert; der Hummer gilt als stark gefährdet. Die Biologische Anstalt
Helgoland des Alfred-Wegner-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und
Meeresforschung (AWI) züchtet deshalb seit vielen Jahren selbst Hummer und hat
dazu ein spezielles Hälterungssystem entwickelt. Die Tiere und ihr Lebensraum
wurden intensiv erforscht. Im Rahmen der „Helmholtz Enterprise“-Förderung soll
die Hummerzucht nun kommerzialisiert werden. Ziel ist es, Tiere für
verschiedene Einsatzbereiche zu züchten, beispielsweise für die
Bestandsaufstockung um Helgoland oder für die Belieferung von Aquakulturfirmen
mit Jungtieren. Ein erholter Bestand um Helgoland würde eine nachhaltige
Fischerei ermöglichen. Die Führungen durch die Hummerzuchtanlage erfreuen sich
großen Interesses durch Anwohner und Touristen. Damit ist der Besuch der Anlage
ein weiteres attraktives Angebot für die Gäste der Insel.
Ansprechpartner:
Prof. Dr.
Maarten Boersma , Dr. Isabel Schmalenbach
Tel.:
+49 4725 819 33 50
Alfred-Wegener-Institut
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung / Biologische Anstalt
Helgoland
Die
Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen
von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche
Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt,
Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und
Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit rund 38.000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von mehr als vier
Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit
steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz
(1821-1894).
Ansprechpartner für die Medien:
Roland Koch
Pressereferent
Tel.:
030 206 329 -56
Dr.-Ing.
Jörn Krupa
Stabsstelle
Wissens- und Technologietransfer
Tel.:
030 206 329 -72
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