Erfolgreiche
Bewerbung im Programm „Experiment!“ der VolkswagenStiftung: Tübinger
Biologinnen erforschen, ob sich Pflanzen auf Verhaltensweisen konditionieren
lassen
Dr. Michal
Gruntman und Professorin Katja Tielbörger aus dem Institut für Evolution und
Ökologie der Universität Tübingen haben sich erfolgreich für das Förderprogramm
„Experiment!“ der VolkswagenStiftung beworben. Mit diesem Format fördert die
Stiftung innovative und ungewöhnliche Forschungsprojekte mit ungewissem
Ausgang. Die Wissenschaftlerinnen erhalten 100.000 Euro für ihr Projekt
„Pawlow’sche Pflanzen“, in dem sie untersuchen, ob Pflanzen ‒ ähnlich wie Tiere
‒ auf bestimmte Verhaltensweisen konditioniert werden können, obwohl sie kein
Gehirn haben.
Sollte sich
die Idee der beiden Biologinnen bestätigen, würde dies die Grenzen zwischen
Tier- und Pflanzenreich verwischen. Gruntman und Tielbörger gehen davon aus,
dass Pflanzen sich in ihrem Verhalten gar nicht grundlegend von Tieren
unterscheiden. Vorbild ist das berühmte Experiment des russischen
Nobelpreisträgers Iwan Pawlow: Der „Pawlow’sche Hund“ konnte mit einem falschen
Signal, einem Glockenton, zu Speichelfluss angeregt werden, auch wenn gar kein
Futter präsentiert wurde. Diese Konditionierung wurde durch eine vorhergehende
Koppelung des korrekten Signals (Futter) und des falschen Signals (Glockenton)
erreicht.
„Wir sind der
Meinung, dass Pflanzen keineswegs nur passive grüne Wesen sind, sondern genau
wie Tiere ein Verhalten aufweisen können“, sagt Michal Gruntman. Die
Wissenschaftlerinnen testen experimentell, ob sich Pflanzen ebenso mit falschen
Signalen konditionieren lassen, also ein Verhalten aufweisen, das nichts mit
dem Signal zu tun hat. Hierzu wollen sie beispielsweise bei der
fleischfressenden Venusfliegenfalle und der Mimose schnelle Blattbewegungen
durch Reize auslösen, die nichts mit Futter oder Gefahr zu tun haben. Ein
weiteres Untersuchungsobjekt ist die Ackerschmalwand, eine typische
Modellpflanze der Molekularbiologie, an der gegebenenfalls weitere
Untersuchungen angeschlossen werden sollen.
Die bei
„Experiment!“ eingereichten Ideen sollen etabliertes Wissen herausfordern; ein
Scheitern der innovativen Vorhaben ist ausdrücklich erlaubt. In den vergangenen
beiden Jahren wurden weniger als drei Prozent der eingereichten Vorhaben
finanziert. Die Tübinger Forscher sind bereits zum zweiten Mal in dieser
hochkompetitiven Ausschreibung erfolgreich.
Kontakt:
Dr. Michal
Gruntman
Universität
Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche
Fakultät
Institut für
Evolution und Ökologie
Fachbereich
Biologie, Vegetationsökologie
Telefon +49
7071 29-73224
Michal.gruntman[at]bot.uni-tuebingen.de
Prof. Dr.
Katja Tielbörger
Universität
Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche
Fakultät
Institut für
Evolution und Ökologie
Fachbereich
Biologie, Vegetationsökologie
Telefon +49
7071 29-74246
katja.tielboerger[at]uni-tuebingen.de