Kupala-Krater
auf Zwergplanet Ceres
Quelle:
NASA
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Derzeit nur noch 385 Kilometer von der Oberfläche
entfernt, fliegt die Raumsonde Dawn über Ceres hinweg. Das Ergebnis: Fotos, die
den Zwergplaneten in der bisher besten Auflösung von 35 Meter pro Bildpunkt
zeigen und die Wissenschaftler auf eine Oberfläche voller Krater, Risse,
Aufwölbungen und helle Flecken blicken lassen. "Ceres hat einen recht
anständigen Eisanteil und ist daher ein sehr dynamischer Körper - das macht den
Zwergplaneten auch so spannend", erläutert Prof. Ralf Jaumann,
Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und
Mitglied im Dawn-Team der Mission. Seit Dezember 2016 kreist Dawn in diesem
niedrigen Orbit um Ceres. "Es gibt vollkommen unterschiedliche Krater,
stellenweise ist die Oberfläche auch schon wieder ausgeglichen und es gibt
rätselhaftes helles Material… Uns Planetenforschern stellen sich jede Menge
Fragen."
Krater mit glattem Inhalt
Eine dieser Fragen stellt sich auch bei Krater Kupalo:
Der Einschlagkrater mit einem Durchmesser von 26 Kilometern ist in seinem
Inneren mit Material gefüllt, das flache Ebenen innerhalb der Kraterränder
bildet. "Kupalo gehört zu den interessanten Gebieten, weil die Oberfläche
des Kraterbodens noch einmal überprägt wurde", sagt DLR-Planetenforscher
Ralf Jaumann. "Das Material in seinem Inneren ist jünger als der Krater
selbst." Der Krater selbst dürfte mehr als zwei Kilometer tief sein, ist
aber über die Hälfte mit feinem Material gefüllt. Sein Kraterrand erhebt sich
wohl nur noch 1000 Meter über das Kraterinnere. Allerdings: Woher dieses
Material stammt, sorgt für Diskussionen unter den beteiligten Wissenschaftlern
der Mission. "Es könnte Schmelzmaterial sein, das durch die Energie des
Einschlags entstanden ist, aber auch aus dem Inneren von Ceres stammen."
Auch bei den hellen Streifen am Kraterrand gibt es
mehrere Möglichkeiten, was diese verursacht: "Es könnten Salzablagerungen
sein, aber auch Eis", erläutert Ralf Jaumann vom DLR-Institut für
Planetenforschung. "Oder es sind glatte Flächen, die besonders stark
spiegeln - und die Sonne spielt uns einen Streich." Damit ist Krater
Kupalo auch gleich ein Beispiel für die nächste Frage, die die Wissenschaftler beschäftigt:
Sind die ungewöhnlichen hellen Flecken Salzablagerungen oder blickt man auf
Eis?
Risse und helle Flecken
Deutlich erkennbar sind diese hellen Flecken auch auf dem
Kraterboden von Dantu. Der Krater mit einem Durchmesser von 126 Kilometern ist
mit Einsturzsenken und Rissen übersät und hat auch weiße Flecken, die die
Wissenschaftler bereits während des Anflugs auf Ceres überraschten. "Was
auch immer dort ganz genau zu sehen ist - es ist auf jeden Fall recht jung,
denn die Helligkeit zeigt, dass das Material noch wenig durch die kosmische
Strahlung verändert wurde." Ob es sich um Salzablagerungen oder Eis
handelt, werden erst die Farb- und Spektralaufnahmen zeigen, die Dawn im Laufe
der Mission erstellen wird. Die Risse wiederum, die sich stellenweise radial
von einer Stelle ausbreiten, könnten durch Aufwölbungen entstanden sein.
Geschwungene Berge im Krater
Ein Einschlagskrater älteren Datums ist Messor: Er wurde
nach seiner Entstehung immer wieder von weiteren Einschlägen getroffen und hat
zahlreiche kleinere und größere Krater sowohl im Inneren als auch in seiner
Umgebung. "Die Berge in seinem Inneren wurden durch Hangrutschungen
gebildet, deren Material sich übereinander geschoben hat." Die Rutschungen
haben dabei wellenförmige Muster erzeugt. "Es haben sich fast schon
geschwungene Berge gebildet", beschreibt DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann
die ungewöhnlichen Formen. Ein ähnliches Bild ist auch bei einem bisher
unbenannten Krater zu sehen: "Dort trifft sich ziemlich vieles in der
Mitte - das heißt, dass hier Material vom Rand in großen Blöcken ins Innere
gerutscht ist."
3D-Modell in Arbeit
Zurzeit wird mit Dawns Reise um den Zwergplaneten Ceres
eine erste komplette Abdeckung aus 385 Kilometern Entfernung erreicht. Um die
bisher am DLR erstellten dreidimensionalen Höhenmodelle von Ceres weiterhin mit
den höher aufgelösten Daten zu verfeinern, benötigt das DLR-Team allerdings
noch weitere Abdeckungen, bei denen die Kamera aus einem anderen Winkel auf die
Oberfläche des Himmelskörpers blickt. Dies wird die Mission bis zum Sommer 2016
erreichen. Mit der geplanten Aufnahme von Farb- und Spektraldaten können dann
beispielsweise auch die hellen Flecken und ihr Ursprung entschlüsselt werden.
Mission der Gegensätze
Ceres ist bereits der zweite Himmelskörper, der im Laufe
der Dawn-Mission untersucht wird. Den Gesteinsasteroiden Vesta hatten die
Planetenforscher von Juli 2011 bis September 2012 im Blick. Seit März 2015
erforscht die Mission den ehemaligen Asteroiden Ceres, der 2006 der neuen
Klasse der Zwergplaneten zugeordnet wurde. "Beide sind auf ihre Art
spannend: Vesta als trockener Asteroid aus Gestein, Ceres als nasser Asteroid
mit einem hohen Eisanteil - es sind zwei völlig unterschiedliche Welten, die
eine unterschiedliche Entwicklung durchlaufen haben.
Voraussichtlich bis Ende Juni 2016 wird Dawn in 385
Kilometer Entfernung um Ceres kreisen. Nach dem Ende der Mission bleibt sie
dort in einem stabilen Orbit. Bis dahin wird die Sonde allerdings noch
zahlreiche wissenschaftliche Daten zur Erde senden. "Wir haben noch
etliche Fragen, auf die wir Antworten finden wollen", sagt
DLR-Planetenforscher Prof. Ralf Jaumann.
Die Mission
Die Mission Dawn wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL)
der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des
California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in
Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das
Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts
für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in
Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kameraprojekt wird finanziell von der
Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.
Kontakte:
Manuela Braun
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation, Redaktion Raumfahrt
Tel.: +49 2203 601-3882
Fax: +49 2203 601-3249
Prof. Dr. Ralf Jaumann
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Institut
für Planetenforschung, Planetengeologie
Tel.: +49 30 67055-400
Fax: +49 30 67055-402