Seit über drei Jahren wird an der
Universität Augsburg über eine Zivilklausel diskutiert. Nun hat sich die
Erweiterte Universitätsleitung dagegen ausgesprochen.
Augsburg – Die Erweiterte Universitätsleitung der Universität Augsburg hat
den Antrag auf Einführung einer Zivilklausel mit 18 Nein-Stimmen, 2 Ja-Stimmen
und 2 Enthaltungen abgelehnt.
Die Zivilklausel sollte Forschung untersagen, die nicht rein zivilen
Zwecken dient.
„Über drei
Jahre lang wurde das Thema auf allen Ebenen der Universität ausführlich
diskutiert. Nun ist die Debatte beendet, da die Erweiterte Universitätsleitung
die Einführung einer Zivilklausel abgelehnt hat“, sagte Präsidentin Prof. Dr.
Sabine Doering-Manteuffel. In der Erweiterten Universitätsleitung sind die
Fakultäten, die Beschäftigen sowie die Studierenden vertreten und haben über
die Zivilklausel diskutiert.
Die
Universitätsleitung hatte sich gegen eine Zivilklausel ausgesprochen, da
Aufgabe und Folge der Hochschulautonomie für die Hochschulen darin bestünden,
die Freiheit von Forschung und Lehre zu sichern. Die Fragen nach den Grenzen
dessen, was Wissenschaftsfreiheit ist, habe Verfassungsrang und obliege dem
Gesetzgeber.
Die
Hochschulleitung sowie Vertreter der Fakultäten dankten den Studierenden und
unterstrichen, dass ihre Initiative zu intensiven Diskussionen auf allen Ebenen
der Universität geführt habe. Dieser Prozess, so Prof. Dr. Bernhard Hofmann,
Dekan der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät, habe Problembewusstsein
und Selbstvergewisserung bewirkt. Alle Fakultäten der Universität Augsburg
stünden zu ihrer Verantwortung für Forschung und Lehre und zu ihrer
Verpflichtung gegenüber Staat und Gesellschaft.
Diese Haltung komme in der Formel „Scientia et Conscientia" zum
Ausdruck, die in der Grundordnung der Universität verankert sei.
„Es geht
darum geht, einen vernünftigen sowie praktikablen Weg zu finden, wie Universitäten sich mit Drittmittel- bzw.
Auftragsforschung, die primär militärischem Interesse dienen, jeweils
individuell unter dem Aspekte der daraus möglichen Konsequenzen gewissenhaft
auseinandersetzen. Wir sind der Meinung, dass man auf die Verantwortung der
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst sowie – wenn dies in einem
konkreten Fall geboten sein sollte – auf den Dialog mit diesen setzen sollte“,
meinte Vizepräsident Prof. Dr. Werner Schneider. Aktuell gibt an der
Universität keine Drittmittelprojekte, die für rein militärische Zwecke
forschen.
Die
Studierendenvertretung beabsichtigt mit einer Zivil- und Transparenzklausel
eine Stärkung des inneruniversitären Diskurses über Folgen und nicht
intendierte Nebenfolgen von Forschung sowie über die ethische Verantwortung von
Wissenschaft. Als Antragsteller bedauerten es die studentischen Mitglieder der
Erweiterten Universitätsleitung in der gestrigen Sitzung, dass ihr Antrag, die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf rein zivile Forschung zu
verpflichten, nicht angenommen wurde.
Die angeregte Gesprächskultur im Vorfeld dieser Entscheidung sei aber
erfreulich und ermutigend gewesen. Ihnen sei wichtig, dass die Thematik auch
weiterhin an der Universität im allgemeinen Bewusstsein und im Gespräch bleibe.
Als Fazit
zieht Präsidentin Doering-Manteuffel, dass „die Universität für die
Wissenschaftsfreiheit stehe. Gesellschaftspolitische Diskussionen sind davon
unbenommen und sollen auch geführt werden.
Eine Eingrenzungen von Forschungsfreiheit und Forschungsthemen an einer
einzelnen Universität hat damit aber nichts zu tun“.
Die
Universität Augsburg
Die
Universität Augsburg ist 1970 vom Freistaat Bayern als Reformuniversität
gegründet worden. Ihrem Wahlspruch „Scientia et Conscientia“ entsprechend
will sie Wissen durch Forschung, Lehre und Studium gewissenhaft mehren und
das Wissen gesellschaftlich verantworten. Die uneingeschränkte Freiheit Aller
zu Wissensmehrung, Wissenserwerb und Wissensbewahrung ist ihr
Verpflichtung. In Wahrnehmung ihrer Autonomie versteht sie sich als
kooperative Stätte der Kultur und Wissenschaft.
Verantwortlich:
Pressestelle der Universität Augsburg
Klaus P. Prem / Michael Hallermayer
Tel: 0821/598-2094