Hochbegabungspresse
Europäischer
Forschungsrat vergibt hochdotierte Förderung an Projekte aus der
Neurowissenschaft, der biomedizinischen Physik und der Molekularbiologie
Weitere
drei Wissenschaftler der Universität Tübingen haben sich erfolgreich um
„Starting Grants“ des Europäischen Forschungsrates beworben: Dr. Markus Siegel
(Centrum für Integrative Neurowissenschaften, CIN), Dr. Daniela Thorwarth
(Biomedizinische Physik, Universitätsklinik für Radioonkologie) und Dr. Stephan
Wenkel (Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen, ZMBP) erhalten die
hochdotierte Forschungsförderung der EU. Diese soll europäischen Forschern, die
herausragende Leistungen erbracht haben, Freiräume für innovative
Forschungsvorhaben geben. Die „Starting Grants“ finanzieren Pionierforschung
für eine Dauer von fünf Jahren.
Dr. Markus Siegel vom Centrum für
Integrative Neurowissenschaften (CIN) erhält einen Starting Grant für sein
Projekt „SPECFIN - Spektrale Fingerabdrücke neuronaler Interaktionen“
(Projektvolumen 1,5 Millionen Euro). Er untersucht darin die neuronalen Grundlagen
von Kognition. Kognitive Prozesse wie Wahrnehmen, Erinnern oder Entscheiden
beruhen auf Interaktionen weit verteilter Gruppen von Nervenzellen im Gehirn ‒
doch noch immer ist wenig über diese Interaktionen bekannt. Neuronale
Oszillationen ‒ das heißt rhythmische neuronale Aktivitäten ‒ finden sich
überall im Gehirn und können beim Menschen nicht-invasiv mittels Magneto- und
Elektroenzephalografie (MEG/EEG) untersucht werden. Ziel des Projekts von
Markus Siegel ist die Identifikation von Schwingungsmustern, die elementare
neuronale Interaktionen während kognitiver Prozesse widerspiegeln.
In
einem interdisziplinären Ansatz untersucht der Wissenschaftler hierfür beim
Menschen neuronale Schwingungen, während diese verschiedene kognitive Aufgaben
lösen. Parallel erforscht er in direkt vergleichbaren Tierexperimenten, welche
detaillierten neuronalen Interaktionen diesen Schwingungen zu Grunde liegen. Es
wird erwartet, dass die gewonnenen Erkenntnisse sowohl einen wichtigen Beitrag
zum Verständnis der neuronalen Grundlagen verschiedener kognitiver Prozesse
leisten als auch einen neuen Zugang zu neuropsychiatrischen Erkrankungen
ermöglichen.
Markus Siegel studierte Medizin und
Philosophie in Berlin, Zürich und Boston und promovierte an der
Humboldt-Universität Berlin. Nach Forschungsstationen in Hamburg und am
Massachusetts Institute of Technology übernahm er 2010 die Leitung einer
Arbeitsgruppe am Centrum für Integrative Neurowissenschaften der Universität
Tübingen (CIN).Seit 2013 leitet er das MEG-Zentrum des Universitätsklinikums
Tübingen.
Dr. Daniela Thorwarth aus
der Biomedizinischen Physik der Tübinger Universitätsklinik für Radioonkologie
erhält den Starting Grant für ihre Projekt „bio_iRT: Biologisch individualisierte Strahlentherapie auf
der Basis multi-parametrischen Tumor-Profilings“(Projektvolumen 1,4
Millionen).Strahlentherapie ‒ allein oder in Kombination mit Chirurgie oder
Chemotherapie ‒ spielt eine wesentliche Rolle bei der Behandlung von
Krebspatienten. Doch trotz moderner Behandlungsstrategien kann beispielsweise
bei fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren derzeit nur die Hälfte aller Patienten
geheilt werden. Grund dafür sind unter anderem Sauerstoffarmut in den Tumoren
und weitere biologische Resistenzmechanismen.
In Daniela Thorwarths Projekt werden biologische und
genetische Faktoren untersucht, die die Strahlenempfindlichkeit eines Tumors
bestimmen, in Kombination mit funktioneller Bildgebung bestehend aus
Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und funktioneller
Magnetresonanztomografie (f-MRT). Ziel ist es, die wichtigsten Faktoren für den
Erfolg einer Strahlentherapie des Kopf-Hals-Bereichs zu identifizieren und in
einem Modell so zu kombinieren, dass eine individualisierte Dosisverschreibung
für die Strahlentherapie möglich wird. In einer zweiten Phase soll dieses
Modell in einer Patientenstudie validiert werden. Neben neuen Einblicken in die
Tumorbiologie möchte die Wissenschaftlerin einen Paradigmenwechsel von der
bisherigen anatomie-basierten Dosisverschreibung zu einer biologisch individualisierten
Strahlentherapie erreichen. Das Projekt hat Potenzial für innovative
Entwicklungen im Bereich der biomedizinischen Physik, langfristig soll die
Krebsbehandlung verbessert werden ohne die Nebenwirkungen zu steigern.
Daniela
Thorwarth studierte Physik an der Universität Stuttgart und der Ecole Centrale
Paris und promovierte im Fach Medizinische Physik an der Universität Tübingen.
2007 wurde ihre Dissertationsarbeit mit dem Forschungspreis der europäischen
Fachgesellschaft für Radioonkologie (ESTRO) ausgezeichnet. Seit 2009 ist sie
Stipendiatin im Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm für Frauen des
Landes Baden-Württemberg. 2012 übernahm sie die Leitung der Sektion für
Biomedizinische Physik in der Universitätsklinik für Radioonkologie der
Universität Tübingen.
Dr. Stephan Wenkel,
Arbeitsgruppenleiter am Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP),
erhält den Starting Grant für sein Projekt „miPDesign: Designing microProteins
to alter growth processes in crop plants" (Projektvolumen 1,4 Millionen
Euro). Dieses Projekt befasst sich mit kleinen Protein-Spezies, sogenannten
Mikroproteinen, die das Wachstum von Pflanzen durch Wechselwirkung mit
größeren, sogenannten Multidomänen-Proteinen feinregulieren. Ziel des Projektes
ist es, das Spektrum dieser Mikroproteine in seiner Gesamtheit zu erfassen und
die molekulare Grundlage der Modulation des Pflanzenwuchses zu entschlüsseln.
Langfristig möchte der Wissenschaftler durch gezieltes Proteindesign die
Wirkungsweise der Mikroproteine beeinflussen und dadurch herausfinden, wie sich
Modell- und Nutzpflanzen an veränderte Wachstums- und Umweltbedingungen
anpassen.
Stephan
Wenkel studierte Biologie an den Universitäten Mainz und Würzburg und
promovierte 2006 am Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung und der
Universität zu Köln. Von 2006 bis 2009 arbeitete er als Stipendiat an der
Carnegie Institution/Stanford University in den USA. Seit 2009 ist er
unabhängiger Forschungsgruppenleiter am Tübinger ZMBP.
Fotos:
privat (1); Friedhelm Albrecht/Universität Tübingen (2/3)
Kontakt:
Dr.
Markus Siegel
Universität
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Centrum
für Integrative Neurowissenschaften (CIN)
Telefon +49 7071 29-81200
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markus.siegel[at]uni-tuebingen.de
Dr.
Daniela Thorwarth
Universität
Tübingen
Universitätsklinik
für Radioonkologie
Telefon
+49 7071 29-86055
Daniela.Thorwarth[at]med.uni-tuebingen.de
Dr. Stephan Wenkel
Universität Tübingen
Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP)
Universität Tübingen
Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP)
Telefon +49 (0)7071 29-78852
stephan.wenkel[at]zmbp.uni-tuebingen.de