Hochbegabungspresse
Zu Semesterbeginn berichten die Medien regelmäßig von überfüllten Hörsälen
und mangelnden Bibliotheksarbeitsplätzen und dass die Hochschulen der Nachfrage
nach Studienplätzen kaum gerecht werden können. Der HIS-Arbeitsbereich Bauliche
Hochschulentwicklung und das HIS-Institut für Hochschulforschung haben am 5.
Juni 2013 beim Forum „Wo lernen Studierende?“ in Hannover erstmals belastbare
Erkenntnisse zu den Orten des Selbststudiums und der Auslastung von Hörsälen
und Seminarräumen präsentiert.
HIS hat im vergangenen Jahr anhand mehrerer empirischer Untersuchungen die
Anwesenheit von Studierenden in der Hochschule analysiert. Die Studien befassen
sich mit dem Zeitbudget der Studierenden für ihr Studium, mit den Orten des
Selbststudiums und der jeweiligen zeitlichen Belastung sowie mit der
empirischen Auslastung von Hörsälen und Seminarräumen. In der Veranstaltung, an
der etwa 60 Hochschulvertreterinnen und -vertreter teilnahmen, wurden die
Ergebnisse dieser Projekte erstmals gebündelt der Öffentlichkeit präsentiert.
Als Folge der Bachelor-Master-Umstellung wurde in den letzten Jahren an
vielen Hochschulen der Ruf nach mehr studentischen Arbeitsplätzen für das
Selbststudium laut. Dr. Bernd Vogel, Leiter des HIS-Arbeitsbereichs Bauliche
Hochschulentwicklung, nahm die Forderungen der Hochschulen als Ausgangspunkt,
die Zeitbudgets, Orte des Lernens, die Präferenzen und Motive der Studierenden
genauer zu untersuchen. Die Befragung ergab, dass etwa zwei Drittel der
Studierenden am liebsten zu Hause lernen. An Universitäten sind es 61 Prozent
und an Fachhochschulen 67 Prozent der Studierenden, die weniger als fünf
Stunden pro Woche mit Selbststudium in der Hochschule zubringen. Etwa ein
Drittel der Studierenden dagegen nutzt Arbeitsplätze in der Hochschule für das
Lernen. Acht Prozent der Studierenden an Universitäten und fünf Prozent der
Student(inn)en an Fachhochschulen nutzen die hochschulischen Arbeitsplätze an
mehr als 30 Wochenstunden. Fazit: Wenige Studierende verbringen viel Zeit mit
Lernen an der Hochschule.
Andreas Woisch von der HIS-Hochschulforschung legte dar, dass die hohe Zahl
der zu Hause Lernenden nicht den vermuteten schlechten Voraussetzungen an den
Hochschulen geschuldet ist: Die Möglichkeit, sich die Zeit flexibel einteilen
zu können, weniger Ablenkung und bessere Verpflegung sind für die meisten
Studentinnen und Studenten Gründe, am heimischen Schreibtisch zu lernen. Für
die Hochschule als Lernort sprechen die Möglichkeiten, sich fachlich mit
Kommilitonen auszutauschen und die Kontaktpflege – sowie die Notwendigkeit, an
praktischen Arbeitsplätzen in Laboren und Werkstätten oder auch in der Bibliothek
zu arbeiten. Auch ist Gruppenarbeit in der Hochschule leichter zu organisieren
als zu Hause.
Die Ergebnisse der Befragung fließen in die Bedarfsplanung für studentische
Arbeitsplätze an Hochschulen ein, die der Bereich Bauliche Hochschulentwicklung
der HIS GmbH vornimmt. Berechnungsfaktoren für die verschiedenen Studienfächer
versetzen die Hochschulen in die Lage, ihren Bedarf an Arbeitsplätzen für die
Studierenden realistisch zu kalkulieren.
Wie viel Zeit Studierende in einer typischen Semesterwoche in der
Vorlesungszeit für ihr Studium aufwenden, wird alle drei Jahre in der
Sozialerhebung erfasst. Maren Kandulla von der HIS-Hochschulforschung stellte
die Methode der Befragung sowie die Ergebnisse der 19. Sozialerhebung dar. vor.
Diese zeigt auf, dass Studierende im Erststudium durchschnittlich etwa 18
Stunden pro Woche für Lehrveranstaltungen verbringen – und ebenso 18 Stunden
für das Selbststudium (insgesamt 36 Wochenstunden). Der Aufwand verlagert sich
im postgradualen Studium hin zu zehn Stunden in Lehrveranstaltungen und 20
Wochenstunden im Selbststudium (30 Stunden insgesamt).
Lena Groß von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz präsentierte
Ergebnisse einer Zeitbudget-Erfassung an der JGU und erläuterte, wie
Studierende ihre freie Zeit zwischen zwei Präsenzveranstaltungen organisieren.
Hauptsächlich nutzen die Studentinnen und Studenten die Zeitlücken für rein
private Tätigkeiten – und nur in seltenen Fällen zum Selbststudium.
Ergänzend dazu stellten Henrich Fenner (HIS) und Antonia Wirth vom
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg die
Ergebnisse der Auslastungsuntersuchungen von Hörsälen und Seminarräumen aller
neun Universitäten in Baden-Württemberg vor. Das Ministerium hatte die
Untersuchung bei der HIS in Auftrag gegeben, um die Bedarfsanmeldungen der
Universitäten besser beurteilen zu können. Als Ergebnis konnte der Bedarf für
einen weiteren Hörsaal mit 600 Plätzen für eine Universität belegt werden. Im
Detail deckt die Untersuchung jedoch große Auslastungsunterschiede auf. Mit 23
bis 37 Stunden pro Woche wurden die Lehrräume in den neun Universitäten sehr
unterschiedlich stark für die Lehre genutzt. Niedrige Werte bieten entsprechend
große Optimierungspotenziale und hohe Werte lassen klare Erfolgsfaktoren erkennen:
starke zentrale Vergabe und eine technisch einfach zu handhabende Buchung
wirken sich positiv auf die Kapazitätsauslastung aus.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung hatten Gelegenheit,
die Projektergebnisse ausführlich zu diskutieren. „Die Studierenden sind im
Hinblick auf ihren Aufwand für ihr Selbststudium stark polarisiert“, bilanziert
Dr. Bernd Vogel (HIS). „Viele Studierende investieren wenig Zeit in ihr Studium
insgesamt und wenig Zeit in das Selbststudium in der Hochschule. Und wenige
Studierende dagegen investieren viel Zeit in ihr Studium und in das
Selbststudium an Arbeitsplätzen in der Hochschule. Diese letztgenannten
Studierenden generieren den Bedarf an Arbeitsplätzen für das Lernen in der
Hochschule.“
Die Vorträge der Veranstaltung stehen Interessierten als PDF-Download unter
www.his.de/publikation/seminar/ zur Verfügung. Die Publikation „Orte des Selbststudiums“ ist in der Reihe
HIS:Forum Hochschule erschienen (Nr. 7|2013). Die PDF-Datei kann unter www.his.de/pdf/pub_fh/fh-201307.pdf ebenfalls kostenlos abgerufen bzw. eine Printversion kann gegen eine
Schutzgebühr von 10 Euro direkt bei der HIS Hochschul-Informations-System GmbH
bestellt werden. (ks)
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Die PDF-Fassung dieser Presseinformation können Sie
auch unter
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Goseriede 9 | 30159 Hannover | www.his.de
Theo Hafner
Leiter Information und Kommunikation
Telefon +49 (0)511 1220-290 | Fax +49 (0)511 1220-160
E-Mail hafner@his.de
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