Hochbegabungspresse
von Greta Jäckel/Tilo Arnhold
Berlin/Leipzig. Die jüngste Diskussion um die
Privatisierung von Trinkwasser in Europa hat es gezeigt: Wasser ist eine knappe
Ressource. Gleichzeitig aber versinken Teile Deutschlands in den Fluten. Die
Auswirkungen weltweit steigender Bevölkerungszahlen, Klimaveränderungen und des
demographischen Wandels auf die Ressource Wasser werden die Menschen im 21.
Jahrhundert beschäftigen. Aus diesem Grund treffen sich nationale und
internationale Experten zur „Water Research Horizon Conference", die in
Berlin am 25./26. Juni 2013 stattfindet. Schwerpunkte in diesem Jahr werden die
großen Herausforderungen in den Bereichen Globaler Wandel sowie Wasser und
Wasserknappheit sein. Der regionale Fokus liegt auf einer der am stärksten vom
globalen Wandel betroffenen Regionen: dem Mittelmeerraum.
Für mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung gehören Wasserknappheitsprobleme
zu den größten Herausforderungen, die sie im 21. Jahrhundert bewältigen müssen.
Die kontinuierliche Bevölkerungszunahme und die damit verbundene steigende
Lebensmittelnachfrage, Verschmutzung der Wasserressourcen durch Haushalts- und
Industrieabwässer sowie intensive Landwirtschaft und die Versalzung von Böden
und Grundwasser durch falsche Bewässerungstechniken beeinträchtigen die
Verfügbarkeit nutzbarer Süßwassersressourcen. Zudem werden bereits heute im
Mittelmeerraum die erneuerbaren Wasserressourcen stark übernutzt. Alle
Aktivitäten in den Sektoren Landwirtschaft, Wasserver- und -entsorgung,
Tourismus und Energie gehen jedoch von einer ausreichenden Wasserverfügbarkeit
aus. Allerdings ist angesichts der Langzeit-Prognosen zur Entwicklung der
Wasserressourcen in dieser Region auf die Verfügbarkeit von Wasser und damit
auf die Produktion von Nahrungsmitteln ohne zusätzliche Maßnahmen kein Verlass.
Es stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Welche wassereffizienten
Technologien müssen entwickelt und welche ökonomischen Prozesse optimiert
werden, um in den genannten Sektoren ökologisch nachhaltigere und
sozio-ökonomisch verträglichere Lösungen erzielen zu können? Wie können die Mittelmeerländer,
die heute mit den Folgen harter Sparmaßnahmen oder, wie in Nordafrika und dem
Nahen Osten, mit dynamischen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen
umzugehen haben, mit einer zunehmenden Verknappung der Wasserressourcen
umgehen?
Um innovative Lösungen für diese Art von komplexen Problemen zu entwickeln, ist
die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen,
Entscheidungsträgern und Praxisakteuren notwendig. Genau an dieser Stelle setzt
der Grundgedanke der Water Research Horizon Conference an: National und
international anerkannte Experten aus verschiedenen Disziplinen und Sektoren
identifizieren neue Perspektiven und Forschungsansätze. Sie entwickeln neue
Ideen und mögliche Vorgehensweisen zur Lösung der großen Probleme im
Wasserbereich.
Während in Mitteleuropa zuverlässige und langjährige Datenreihen aus
Niederschlags- und Abflussmessungen Wissenschaftlern ermöglichen, anhand von
Computermodellen die Risiken potenziell eintretender Hochwasser oder Dürren
vorauszusagen, fehlen in vielen trockenen Regionen rund um das Mittelmeer diese
Datengrundlage und entsprechend angepasste Modelle.
In einem der „Open Space Workshops" werden deshalb neue Ideen entwickelt,
wie verlässliche Daten erhoben und robuste Modelle konzipiert sein können, die
auch unter extremen Bedingungen verlässliche Risikovorhersagen treffen können.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Berücksichtigung von Einzugsgebieten, in
denen Flusswasser zeitweise gar nicht bzw. nur als temporär auftretendes Extremereignis
(Sturzflut) vorkommt.
Ein weiterer „Open Space Workshop" wird sich, aufgrund der aktuellen
Hochwasserereignisse in Mitteleuropa, mit Fragen zum Hochwasserrisikomanagement
in Deutschland beschäftigen: Was haben wir aus dem Hochwasser von 2002 gelernt?
Welche Maßnahmen wurden 2002 ergriffen und wie konnten diese 2013 umgesetzt
werden? Welche interdisziplinären Lösungsansätze müssen für zukünftige
Hochwasserereignisse in punkto Hochwasserrisikomanagement entwickelt werden? Greta
Jäckel
Weitere Informationen:
Elisabeth H. Krüger
Tel. 0341-235-1671
http://www.ufz.de/index.php?de=31419
oder über
Tilo Arnhold / Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640
Publikationen:
Krueger, Elisabeth Helen; Teutsch, Georg (2013)
International viewpoint and news. The Water Science Alliance initiative:
Germany's researchers join expertise to face global water problems,
ENVIRONMENTAL EARTH SCIENCES, 69 (2):729-735; DOI: 10.1007/s12665-013-2280-8;
MAY 2013
Links:
www.water-research-horizon.org
www.watersciencealliance.de
www.waterscienceblog.org
Die Water Research Horizon Conference ist eine
jährlich stattfindende Konferenz zu den großen Herausforderungen der
Wasserforschungs-Community in Deutschland und darüber hinaus. Die Konferenz
öffnet den Dialog zwischen den verschiedenen Disziplinen der
Wasserwissenschaften und trägt bei zur Stärkung der Wasserforschungs-Community
in Deutschland und seiner internationalen Vernetzung. Gemeinsam organisiert von
der Senatskomission Wasserforschung der DFG (DFG-KOWA) und vom Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung GmbH - UFZ greift die Water Research Horizon Conference die
aktuellsten Themen auf und schafft ein Forum zur Diskussion der „Grand
Challenges" der Wasserforschung mit national und international hoch
angesehenen Experten. Inhaltlicher Rahmen der Konferenzen sind die im „White
Paper" der Water Science Alliance definierten prioritären
Themenbereiche der Wasserforschung.
http://www.water-research-horizon.ufz.de
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden
Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer
Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und
Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer
Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen
Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung
natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des
globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten
Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie
von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur
Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und
Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs
Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit,
Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und
Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die
größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der
Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894). http://www.helmholtz.de/