„Guten Menschen
widerfährt Gutes“ - in dieser Überzeugung versuchen wir, auf die Sonnenseite
des Schicksals zu gelangen, so ein Forschungsergebnis der Chicago Booth School
of Business
Hochbegabungspresse Juli 2012. Wir alle
kennen das: Während wir auf das Ergebnis unserer Bewerbung um eine neue
Arbeitsstelle oder einer wichtigen Prüfung warten, gelangen wir irgendwann an
den Punkt, an dem wir einfach nur abwarten und das Beste hoffen können. Das
bedeutet aber nicht, dass wir uns auch immer so verhalten. Eine neue
Untersuchung der University of Chicago Booth School of Business und der
University of Virginia zeigt, dass wir uns selbst dann, wenn wir keinen
Einfluss auf das Ergebnis haben, häufig so verhalten, als könnten wir auf die
gute Seite des Schicksals gelangen, indem wir Gutes tun.
Die
Forschungsarbeit, die in diesem Monat im Fachmagazin Psychological Science
veröffentlicht wird, ist von diesem gewissen „Tauschhandel“ inspiriert, den
viele von uns eingehen, indem sie sich selbst das Versprechen geben, künftig
bessere Menschen zu werden, wenn eine schwierige Situation erfolgreich
bewältigt ist.
In ihrer
Untersuchung haben sich Jane Risen, außerordentliche Professorin für
Verhaltensforschung an der Chicago Booth, Travis Carter, wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Booth sowie Benjamin Converse von der University of Virginia
gefragt, ob diese Art von „Handel“, den wir mit dem Schicksal eingehen,
vielleicht Teil eines allgemeinen Phänomens ist, dass wir intuitiv mit dem
„Universum“ verhandeln, ganz gleich, wie wir dieses auch definieren.
„Die
Reziprozität ist eine der stärksten gesellschaftlichen Normen, die Menschen
erfahren. Deshalb fühlen wir uns quasi gezwungen, etwas zurückzugeben, wenn uns
jemand etwas Gutes tut“, erklärt Risen. „Wir haben uns die Frage gestellt, ob
Menschen auf einer bestimmten Ebene ebenso über ihre Beziehung zum Universum
denken wie über die Beziehung zu ihren Mitmenschen; ob sie also erwarten, dass
das Universum einen Gefallen so erwidert, wie es ein Mensch tun würde.“
Risen, Carter
und Converse stellen die Hypothese auf, dass Menschen in Erwartung eines
wichtigen Ergebnisses, das sie nicht kontrollieren oder mitbestimmen können,
Gutes tun, in der stillen Erwartung, das Universum werde den Gefallen erwidern
- ein Phänomen, das die Wissenschaftler als „Investition ins Karma“ bezeichnen.
Im ersten
Versuch bereiteten sie einige der 95 Teilnehmer mit Gedanken an
unkontrollierbare Ergebnisse vor und baten sie, über ein wichtiges, unbekanntes
Ergebnis zu schreiben, auf das sie derzeit noch warten, während andere
Teilnehmer lediglich über ihre tägliche Routine schrieben. Nachdem die Studie
angeblich bereits abgeschlossen war, wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie
bereit wären, ihre Zeit für weitere Arbeiten im Labor zur Verfügung zu stellen,
die Einnahmen aus dieser Tätigkeit sollten dazu dienen, hungrigen
Gemeindemitgliedern Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen oder die Wünsche
totkranker Kinder zu erfüllen.
Genau wie die
Wissenschaftler vermutet hatten, waren Menschen, nachdem sie über wichtige,
unbekannte Ergebnisse nachgedacht hatten - z. B. das Ergebnis eines
Schwangerschaftstests, die Aufnahme in die höhere Schule und laufende
Gerichtsverfahren - eher bereit, ihre Zeit für wohltätige Zwecke zur Verfügung
zu stellen: 94 Prozent der Teilnehmer, die über ein unbekanntes Ergebnis
geschrieben haben, und nur 78 Prozent der Teilnehmer, die über tägliche Routine
geschrieben haben, erklärten sich bereit, Gutes zu tun.
Teilnehmer im
vorbereiteten Zustand waren nicht eher bereit, ihre Zeit für eine weitere
Aufgabe zur Verfügung zu stellen, wenn diese nicht als hilfreich, sondern als
„unterhaltsam“ und „lustig“ beschrieben wurde, was darauf schließen lässt, dass
ihre Hilfsbereitschaft sich nicht auf eine allgemeine Gefälligkeit, den Wunsch
nach Ablenkung oder den Versuch, die Stimmung zu heben, bezieht. Diese
Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass die freiwillige Meldung der
Teilnehmer für sie ausschließlich als Weg diente, ins Karma zu investieren.
Diese
Ergebnisse werden in einem zweiten Versuch bestätigt, bei dem Teilnehmer, die
über ein unkontrollierbares Ergebnis nachgedacht haben, eine höhere
Bereitschaft zu einer Geldspende zeigten als Teilnehmer, die über ein
kontrollierbares, ungelöstes persönliches Problem oder ihre persönlichen
Vorlieben beim Treffen alltäglicher Entscheidungen nachgedacht haben.
Nach diesen
Studien wollten Risen, Carter und Converse sehen, ob ihre Ergebnisse in einer
realen Situation bestehen würden. Sie fanden heraus, dass Besucher einer
Jobmesse, die gebeten wurden, über Aspekte der Jobsuche nachzudenken, die
außerhalb ihrer Kontrolle lagen (beispielsweise, ob es neue offene Stellen
geben würde), bereit waren, einen größeren Teil ihrer möglichen Prämie einer
wohltätigen Organisation zu spenden als diejenigen, die gebeten wurden, über
Aspekte nachzudenken, die in ihrer Kontrolle lagen (beispielsweise die
Einholung von Informationen über die Branche).
Die Forscher
glauben, dass die Investition ins Karma für uns eine positive Möglichkeit sein
kann, mit der unangenehmen Erfahrung umzugehen, einfach herumzusitzen und
abzuwarten. „Selbst, wenn Menschen nicht an Karma glauben, haben sie vielleicht
ein intuitives Gespür dafür, dass guten Menschen Gutes passiert“, schreiben
sie. „Wenn diese Intuition uns dazu bringt, uns für wohltätige Zwecke
einzusetzen und uns in der Zwischenzeit etwas optimistischer stimmt, so scheint
das eine gute Sache zu sein.“
Das
Fachmagazin Psychological Science wird von der Association for
Psychological Science veröffentlicht.
Pressekontakt:
Dirk
Hermanns, Noir sur Blanc
Tel. +33 (0)1 41 43 72 76 / E-Mail: dhermanns@noirsurblanc.com
University of Chicago Booth School of Business
Die Booth School of
Business der Universität Chicago ist weltweit eine der führenden Business
Schools. Die Fakultät verfügt über zahlreiche bekannte Persönlichkeiten.
Abgänger der Chicago Booth bekleiden in den USA und weltweit
Schlüsselpositionen. Der Ansatz der Management-Lehre unterscheidet sich an der
Chicago Booth von den üblichen Methoden durch die äußerst effiziente
Wissensvermittlung, ihre Strenge und den praktischen Umgang mit den neuen
Herausforderungen des Wirtschaftslebens.
Die Fakultät bietet
MBA-Programme als Ganz- und Teilzeitstudium, ein PhD-Programm und offene
Einschreibungsmöglichkeiten für Weiterbildung von Führungskräften sowie
maßgeschneiderte Programme für Unternehmensführung. Die Fakultät verfügt über
Hochschulanlagen in London, Chicago und Singapur. Zurzeit sind 1.100
MBA-Ganztags- und 1.900 MBA-Teilzeitstudenten eingeschrieben. 180 von ihnen
studieren in London; 110 sind PhD-Studenten. Aus der
wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gingen sechs Nobelpreisträger hervor. Zu
den erfolgreichsten Absolventen gehören James A. Rasulo, Vorstandsvorsitzender
und CEO, Walt Disney Company; Bart Brecht, ehemaliger CEO, Reckitt
Benckiser plc; Brady Dougan, CEO, Credit Suisse sowie David Booth, Gründer und
Präsident von Dimensional Fund Advisors. Für ihn wurde die Schule 2008
umbenannt. http://www.chicagogsb.edu
Dirk Hermanns
Senior International Consultant
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