Montag, 23. Juli 2012

Durch Wohltaten ins Karma investieren




„Guten Menschen widerfährt Gutes“ - in dieser Überzeugung versuchen wir, auf die Sonnenseite des Schicksals zu gelangen, so ein Forschungsergebnis der Chicago Booth School of Business

Hochbegabungspresse Juli 2012. Wir alle kennen das: Während wir auf das Ergebnis unserer Bewerbung um eine neue Arbeitsstelle oder einer wichtigen Prüfung warten, gelangen wir irgendwann an den Punkt, an dem wir einfach nur abwarten und das Beste hoffen können. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns auch immer so verhalten. Eine neue Untersuchung der University of Chicago Booth School of Business und der University of Virginia zeigt, dass wir uns selbst dann, wenn wir keinen Einfluss auf das Ergebnis haben, häufig so verhalten, als könnten wir auf die gute Seite des Schicksals gelangen, indem wir Gutes tun.

Die Forschungsarbeit, die in diesem Monat im Fachmagazin Psychological Science veröffentlicht wird, ist von diesem gewissen „Tauschhandel“ inspiriert, den viele von uns eingehen, indem sie sich selbst das Versprechen geben, künftig bessere Menschen zu werden, wenn eine schwierige Situation erfolgreich bewältigt ist.

In ihrer Untersuchung haben sich Jane Risen, außerordentliche Professorin für Verhaltensforschung an der Chicago Booth, Travis Carter, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Booth sowie Benjamin Converse von der University of Virginia gefragt, ob diese Art von „Handel“, den wir mit dem Schicksal eingehen, vielleicht Teil eines allgemeinen Phänomens ist, dass wir intuitiv mit dem „Universum“ verhandeln, ganz gleich, wie wir dieses auch definieren.

„Die Reziprozität ist eine der stärksten gesellschaftlichen Normen, die Menschen erfahren. Deshalb fühlen wir uns quasi gezwungen, etwas zurückzugeben, wenn uns jemand etwas Gutes tut“, erklärt Risen. „Wir haben uns die Frage gestellt, ob Menschen auf einer bestimmten Ebene ebenso über ihre Beziehung zum Universum denken wie über die Beziehung zu ihren Mitmenschen; ob sie also erwarten, dass das Universum einen Gefallen so erwidert, wie es ein Mensch tun würde.“

Risen, Carter und Converse stellen die Hypothese auf, dass Menschen in Erwartung eines wichtigen Ergebnisses, das sie nicht kontrollieren oder mitbestimmen können, Gutes tun, in der stillen Erwartung, das Universum werde den Gefallen erwidern - ein Phänomen, das die Wissenschaftler als „Investition ins Karma“ bezeichnen.

Im ersten Versuch bereiteten sie einige der 95 Teilnehmer mit Gedanken an unkontrollierbare Ergebnisse vor und baten sie, über ein wichtiges, unbekanntes Ergebnis zu schreiben, auf das sie derzeit noch warten, während andere Teilnehmer lediglich über ihre tägliche Routine schrieben. Nachdem die Studie angeblich bereits abgeschlossen war, wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie bereit wären, ihre Zeit für weitere Arbeiten im Labor zur Verfügung zu stellen, die Einnahmen aus dieser Tätigkeit sollten dazu dienen, hungrigen Gemeindemitgliedern Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen oder die Wünsche totkranker Kinder zu erfüllen.

Genau wie die Wissenschaftler vermutet hatten, waren Menschen, nachdem sie über wichtige, unbekannte Ergebnisse nachgedacht hatten - z. B. das Ergebnis eines Schwangerschaftstests, die Aufnahme in die höhere Schule und laufende Gerichtsverfahren - eher bereit, ihre Zeit für wohltätige Zwecke zur Verfügung zu stellen: 94 Prozent der Teilnehmer, die über ein unbekanntes Ergebnis geschrieben haben, und nur 78 Prozent der Teilnehmer, die über tägliche Routine geschrieben haben, erklärten sich bereit, Gutes zu tun.

Teilnehmer im vorbereiteten Zustand waren nicht eher bereit, ihre Zeit für eine weitere Aufgabe zur Verfügung zu stellen, wenn diese nicht als hilfreich, sondern als „unterhaltsam“ und „lustig“ beschrieben wurde, was darauf schließen lässt, dass ihre Hilfsbereitschaft sich nicht auf eine allgemeine Gefälligkeit, den Wunsch nach Ablenkung oder den Versuch, die Stimmung zu heben, bezieht. Diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass die freiwillige Meldung der Teilnehmer für sie ausschließlich als Weg diente, ins Karma zu investieren.

Diese Ergebnisse werden in einem zweiten Versuch bestätigt, bei dem Teilnehmer, die über ein unkontrollierbares Ergebnis nachgedacht haben, eine höhere Bereitschaft zu einer Geldspende zeigten als Teilnehmer, die über ein kontrollierbares, ungelöstes persönliches Problem oder ihre persönlichen Vorlieben beim Treffen alltäglicher Entscheidungen nachgedacht haben.

Nach diesen Studien wollten Risen, Carter und Converse sehen, ob ihre Ergebnisse in einer realen Situation bestehen würden. Sie fanden heraus, dass Besucher einer Jobmesse, die gebeten wurden, über Aspekte der Jobsuche nachzudenken, die außerhalb ihrer Kontrolle lagen (beispielsweise, ob es neue offene Stellen geben würde), bereit waren, einen größeren Teil ihrer möglichen Prämie einer wohltätigen Organisation zu spenden als diejenigen, die gebeten wurden, über Aspekte nachzudenken, die in ihrer Kontrolle lagen (beispielsweise die Einholung von Informationen über die Branche).

Die Forscher glauben, dass die Investition ins Karma für uns eine positive Möglichkeit sein kann, mit der unangenehmen Erfahrung umzugehen, einfach herumzusitzen und abzuwarten. „Selbst, wenn Menschen nicht an Karma glauben, haben sie vielleicht ein intuitives Gespür dafür, dass guten Menschen Gutes passiert“, schreiben sie. „Wenn diese Intuition uns dazu bringt, uns für wohltätige Zwecke einzusetzen und uns in der Zwischenzeit etwas optimistischer stimmt, so scheint das eine gute Sache zu sein.“

Das Fachmagazin Psychological Science wird von der Association for Psychological Science veröffentlicht.

Pressekontakt: Dirk Hermanns, Noir sur Blanc
Tel. +33 (0)1 41 43 72 76 / E-Mail: dhermanns@noirsurblanc.com

University of Chicago Booth School of Business
Die Booth School of Business der Universität Chicago ist weltweit eine der führenden Business Schools. Die Fakultät verfügt über zahlreiche bekannte Persönlichkeiten. Abgänger der Chicago Booth bekleiden  in den USA und weltweit Schlüsselpositionen. Der Ansatz der Management-Lehre unterscheidet sich an der Chicago Booth von den üblichen Methoden durch die äußerst effiziente Wissensvermittlung, ihre Strenge und den praktischen Umgang mit den neuen Herausforderungen des Wirtschaftslebens.
Die Fakultät bietet MBA-Programme als Ganz- und Teilzeitstudium, ein PhD-Programm und offene Einschreibungsmöglichkeiten für Weiterbildung von Führungskräften sowie maßgeschneiderte Programme für Unternehmensführung. Die Fakultät verfügt über Hochschulanlagen in London, Chicago und Singapur. Zurzeit sind 1.100 MBA-Ganztags- und 1.900 MBA-Teilzeitstudenten eingeschrieben. 180 von ihnen studieren in London; 110 sind PhD-Studenten. Aus der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gingen sechs Nobelpreisträger hervor. Zu den erfolgreichsten Absolventen gehören James A. Rasulo, Vorstandsvorsitzender und CEO, Walt Disney Company; Bart Brecht, ehemaliger CEO,  Reckitt Benckiser plc; Brady Dougan, CEO, Credit Suisse sowie David Booth, Gründer und Präsident von Dimensional Fund Advisors. Für ihn wurde die Schule 2008 umbenannt. http://www.chicagogsb.edu


    

Dirk Hermanns
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