Hochbegabungspresse Andreas Kocks von der Uni Witten/Herdecke: „Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen braucht an Schulen einen fachlichen Kümmerer“
International sind School Health Nurses bereits etabliert. In Deutschland
jedoch sind die so genannten „Schulschwestern“ noch eine Ausnahmeerscheinung.
„Dabei könnten sie auch hier wertvolle Dienste für die Schulkinder leisten“,
sagt Andreas Kocks, der im Department für Pflegewissenschaft der Uni
Witten/Herdecke promoviert.
Die Idee, sich für die Einstellung von Schulschwestern an deutschen Schulen
stark zu machen, kam dem Doktoranden durch die eigenen Kinder. „PISA, KIGGS und
Co. zeigen es uns deutlich, Gesundheit und Bildungserfolge hängen zusammen“,
erläutert Kocks. Er hat das Aufgabengebiet von School Nurses international
untersucht. Pflegende sind in vielen Ländern an Grund- oder weiterführenden Schulen
die zentralen „Kümmerer“ für alle gesundheits- und krankheitsbezogenen
Fragestellungen. Zu ihren Hauptaufgaben zählen Gesundheitsförderung,
-versorgung und die Prävention. Kocks: „Pflegende an Schulen unterliegen der
Schweigepflicht, sie sind keine Lehrer, die Noten verteilen. Studien haben
gezeigt, dass sie diejenigen sind, zu den die Schüler das größte Vertrauen
haben. Das ist eine Chance, die es auch für Deutschland zu nutzen gilt.“
„Gesundheit und Krankheit in der Schule sind ein weites Feld. Das reicht von
Kopfschmerzen und Verletzungen bis hin zum angeborenen Herzfehler und zu
Missbrauchssituationen. Pro Schuljahr nimmt in Schweden im Schnitt jedes Kind
vier Mal die Dienste der Schulschwester in Anspruch. „Für Deutschland ist von
einer ähnlichen Bedarfslage auszugehen“, schätzt Kocks.
Derzeit gibt es hierfür an deutschen Schulen keinen Ansprechpartner. „Das
machen Sekretärinnen oder Hausmeister“, sagt Kocks, „dabei wäre es nicht nur
für die 15 bis 20 Prozent chronisch kranken Kinder, die wir in Deutschland
haben, wichtig, dass sie in der Schule einen kompetenten Ansprechpartner und
Fürsprecher haben. Nicht erst die Diskussion um Integration und Inklusion
bringt die Themen Gesundheit, Krankheit und Pflegebedarf in die Schule. Lehrer
sind hier nur bedingt die richtigen Ansprechpartner.“
Letztlich verändere sich die Schule durch Ganztagsbetreuung und das verkürzte
Abitur von einem reinen Lernraum zu einem Lebensraum. Darauf müsse mit einem
Angebot im Gesundheitsbereich reagiert werden. „Es gibt unzählige Studien, die
einen Zusammenhang von Bildungserfolg und Gesundheit eines Kindes nachweisen.
Es kann also nicht sein, dass wir die Gesundheit hier einfach ausklammern. Eine
Schulschwester könnte daran arbeiten, dass die Schule endlich der Raum wird, der
Gesundheit fördert und, falls nötig, Krankheiten in den Alltag integriert.“
Damit das tatsächlich Realität wird, hat sich Kocks wissenschaftlich mit der
Idee der Schulschwestern befasst. Für seine Masterarbeit hat er chronisch
kranke Kinder interviewt. „Da habe ich gesehen, wie wichtig es ist, die
Erkrankung der Kinder in den Schulalltag zu integrieren. Wer zum Beispiel
Rheuma hat, kann keinen schweren Schulranzen tragen.“ Auch in seiner Promotion
im Rahmen des Forschungskollegs „FamiLe – Familiengesundheit im Lebensverlauf“
wird er das Thema mit der Untersuchung von Reaktionen und Lösungsstrategien der
Familien chronisch kranker Schüler weiter verfolgen.
Durch seine Forschungen und sein Praktikum in Skandinavien ist Andreas Kocks
klar geworden: „So etwas wie die ‚School Nurses’ brauchen wir auch in
Deutschland. Die Konzepte sind da, jetzt müssen diese auf die Gegebenheiten in
Deutschland angepasst werden.“
Unterstützung erhält er dabei von Petra Witt, Vorsitzende der Fachgruppe
Schulen im Gesundheitswesen und Vizepräsidentin des Verbandes Deutscher
Privatschulverbände. „Eine Schulschwester mit regelmäßiger Präsenz im
Lebensraum Schule, insbesondere in der Ganztagsschule, ist sehr zu befürworten
und bietet viele Vorteile: Ihre Anwesenheit würde Vertrauen und Sicherheit in
der Kompetenzzuweisung in gesundheitlichen Belangen herstellen, sie würde zur
Entlastung des sonstigen Personals der Schule beitragen und sie könnte helfen,
gesundheitliche Störungen schon im Vorfeld zu vermeiden.“ Ziel sei es, Gesundheitsprävention
als festen Bestandteil in den Schulalltag zu integrieren: „Falsche Ernährung
und Bewegungsmangel führen zu Dauerschäden, die wiederum großen Einfluss auf
die Lern- und Leistungsfähigkeit in der Schule sowie auf die spätere
Berufstätigkeit haben. Daher wäre die Schulschwester nicht nur aus
medizinischer und pädagogischer, sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht
eine sinnvolle Investition mit progressiver Zinsentwicklung“, so Petra Witt.
Ein Foto von Andreas Kocks zum Herunterladen finden Sie auf der Seite: https://www.uni-wh.de/universitaet/presse/presse-details/artikel/schulschwestern-koennten-zentraler-ansprechpartner-fuer-gesundheitsfragen-an-deutschen-schulen-sein/
Weitere Informationen: Andreas Kocks, 02320 / 926-291, andreas.kocks@uni-wh.de sowie Petra
Witt, 02273 / 932 50, witt@praeha.de.
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Presseportal für Hochbegabung: Veröffentlicht von Lilli Cremer-Altgeld
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