Sonntag, 9. Juli 2017

Eiszeithöhlen sind Weltkulturerbe: UNESCO würdigt einzigartige Fundlandlandschaft zur ersten Kunst ‒ Universität Tübingen: „Verdiente Auszeichnung“

Die UNESCO hat sechs Höhlen der Schwäbischen Alb zum Weltkulturerbe erklärt: Das zuständige Komitee entschied am Sonntag in Krakau, die Fundstellen Vogelherd, Bockstein, Hohlenstein-Stadel, Sirgenstein, Geißenklösterle und Hohle Fels in die Welterbeliste aufzunehmen.

In den Höhlen im Ach- und Lonetal haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Tübingen seit Anfang des 20. Jahrhunderts die ältesten Belege für figürliche Kunst, Musik und Glaubensvorstellungen des Menschen geborgen und erforscht. Die Tierfiguren und Schmuckstücke aus Mammut-Elfenbein, Figurinen wie die Venus vom Hohle Fels und Knochen-Flöten wurden während der letzten Eiszeit vor rund 40.000 Jahren hergestellt. Sie gelten als einmalige Zeugnisse der Menschheitsgeschichte.

„Wir sind hocherfreut über diese Nachricht: Die Auszeichnung würdigt jahrzehntelange archäologische und paläontologische Forschung an der Universität Tübingen“, sagte Rektor Professor Bernd Engler. „Sie zeigt zum wiederholten Male, dass Tübingen auf vielen Feldern exzellente Wissenschaft mit internationaler Ausstrahlung betreibt.“
Als hochverdiente Auszeichnung bezeichnete Nicholas Conard, Professor für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie an der Universität Tübingen, die UNESCO-Entscheidung. Conard leitet die Geländearbeiten auf der Schwäbischen Alb seit 1996: „Die Funde aus den Eiszeithöhlen zeigen eine außergewöhnliche Schöpferkraft der ersten modernen Menschen. Tübinger Wissenschaftler haben sie mit viel Arbeit und Engagement erschlossen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es ist für uns ein wichtiges Zeichen, dass diese weltweit einzigartige Fundlandschaft nun zum Weltkulturerbe zählt.“

„Eine Universität, die gemeinsam mit ihrem Museum zentraler Teil eines UNESCO-Kulturerbeeintrags ist: Ich glaube, das gibt es weltweit nicht noch einmal“, sagte Professor Ernst Seidl, Direktor des Museums an der Universität Tübingen (MUT).

Im Museum Alte Kulturen auf Schloss Hohentübingen sind die meisten Originalfundstücke aus den Eiszeithöhlen zu sehen, darunter zahlreiche Tierfiguren aus Mammutelfenbein aus der Vogelherd-Höhle und das neu entdeckte Fragment einer Flöte aus Gänsegeierknochen. Abbildungen zur Eiszeitkunst aus dem MUT/Schloss Hohentübingen finden Sie hier: https://www.dropbox.com/sh/btxi0sywvosbalp/AADSdxW3mMVD27Fz00U3Xeboa?dl=0

Weitere Originalfundstücke zeigen das Urgeschichtliche Museum URMU in Blaubeuren (www.urmu.de), das Museum Ulm (www.museum-ulm.de), das Landesmuseum Württemberg und der Archäopark Vogelherd bei Niederstotzingen (www.archaeopark-vogelherd.de/Niederstotzingen).


Insgesamt sechs Höhlen im Lonetal und im Achtal wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Grafik: Universität Tübingen



Die 40.000 Jahre alte Figur eines Wildpferds aus der Vogelherd-Höhle ist heute im Museum der Universität Tübingen zu sehen. 
Foto: Juraj Liptak / Universität Tübingen

 

Publikationen zum Thema:

Nicholas J. Conard, Harald Floss, Martina Barth, Jordi Serangeli (Hg.): Eiszeit. Kunst und Kultur (Begleitband zur Großen Landesausstellung Stuttgart), Ostfildern 2009

Nicholas J. Conard, Michael Bolus, Ewa Dutkiewcz, Sibylle Wolf:
Eiszeitarchäologie auf der Schwäbischen Alb, Tübingen 2015

Nicholas J. Conard: Das Vogelherdpferd und die Ursprünge der Kunst, Tübingen 2016
(engl.: The Vogelherd Horse and the Origins of Art, Tübingen 2016)

Ernst Seidl (Hg.): Schätze aus dem Schloss Hohentübingen, Tübingen 2012
(engl.: Treasures of Hohentübingen Castle, Tübingen 2014)

Nicholas J. Conard, Ernst Seidl (Hg.): Das Mammut vom Vogelherd, Tübingen 2008


Kontakt:
Prof. Nicholas J. Conard PhD
Universität Tübingen
Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie

Prof. Dr. Ernst Seidl
Universität Tübingen
Museum der Universität Tübingen (MUT)
Telefon: +49 7071 29-74134
Mobil: 0172 7475040


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