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Untersuchung von Tumorzellen im Labor. Quelle: Philipp Benjamin/Universitätsklinikum Heidelberg |
Kinder mit niedriggradigen Hirntumoren haben meist lange
Leidensgeschichten. Eine internationale Initiative, die vom Deutschen
Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem „Hopp-Kindertumorzentrum am NCT
Heidelberg“ (KiTZ) aus koordiniert wird, soll das nun ändern. Damit wollen
Forschergruppen aus Heidelberg und London die Biologie niedriggradiger
kindlicher Hirntumoren besser ergründen und neue Behandlungsansätze daraus
ableiten. Die britische „Brain Tumour Charity“ fördert das Ende Juni gestartete
Projekt mit 5,7 Millionen Euro.
Das Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ) ist
eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg und des
Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Ein Kind, das an einem niedriggradigen Hirntumor erkrankt
ist, hat meist sehr gute Überlebenschancen. Die Therapie ist allerdings oft
langwierig und beschwerlich. Hinzukommt, dass der Tumor wegen seiner
ungünstigen Lage oft nicht vollständig beseitigt werden kann. Dann besteht die
Gefahr, dass er nach einiger Zeit wieder wächst.
Obwohl die Erkrankung und deren Folgen die Betroffenen
oft ein Leben lang begleiten, flossen in der Vergangenheit nur wenig
Fördermittel in die Erforschung niedriggradiger Hirntumoren. Am neu gegründeten
Everest Centre wollen Wissenschaftler des KITZ in Heidelberg mit Forschern des
UCL Great Ormond Street Institute of Child Health und des Blizard Institute der
Queen Mary Universität in London den biologischen Grundlagen der komplexen
Krankheit auf den Grund gehen und daraus neue, zielgerichtete und schonendere
Behandlungsansätze ableiten.
„Mit der Initiative „Everest Centre“ können wir
niedriggradige Hirntumoren, die bei Kindern relativ häufig auftreten, nun viel
besser erforschen“, sagt David Jones, der als Wissenschaftler an DKFZ und KiTZ
in Heidelberg arbeitet und das Netzwerk von dort aus leitet. „Damit können wir
dieser Tumorart erstmals die Aufmerksamkeit schenken, die notwendig ist, um
betroffenen Kindern irgendwann effektivere und schonendere Therapien anbieten
zu können.“
Niedriggradige Hirntumoren stellen die größte Gruppe der
Tumoren des Zentralen Nervensystems dar – allein in Deutschland erkranken pro
Jahr über 250 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren daran. Niedriggradige
Hirntumoren entstehen durch Entartung von Zellen des Gehirns oder
Rückenmarks. Das Risiko, dass die Tumorzellen in andere Regionen des Körpers
streuen, ist jedoch gering.
Seinen Namen bekam das Everest Centre übrigens durch eine
aufsehenerregende Aktion, mit der der Vater eines betroffenen Kindes auf die
strapaziöse Krankheitsgeschichte seines Sohnes aufmerksam machte: In einer
Gruppe von insgesamt 14 Skifahrern lief er vier Tage alpine Pisten hinauf, bis
die Gruppe eine Strecke zurückgelegt hatte, die der Höhe des Mount Everest
entsprach. Dabei konnte er rund drei Millionen Pfund für die „Brain Tumour
Charity“ sammeln.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr
als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische
Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen
Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass
Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren
präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden
können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes
(KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die
Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat
das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg
eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die
Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale
Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für
Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben
universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter
Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist
ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das
DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu
10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der
Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
Das „Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg“ (KiTZ)
ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg und des
Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Das KiTZ ist gleichzeitig Therapie-
und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im
Kindes- und Jugendalter. Es verfolgt das Ziel, vielversprechende
Forschungsansätze eng mit der Patientenversorgung zu verknüpfen – von der
Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge. Krebskranke Kinder, gerade
auch diejenigen, für die keine etablierten Behandlungsoptionen zur Verfügung
stehen, erhalten im KiTZ einen individuellen Therapieplan, den Experten
verschiedener Disziplinen in Tumorkonferenzen gemeinsam erstellen. Viele junge
Patienten können an klinischen Studien teilnehmen und damit Zugang zu neuen
Therapieoptionen erhalten. Beim Übertragen von Forschungserkenntnissen aus dem
Labor in die Klinik übernimmt das KiTZ damit Vorbildfunktion.
Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Sibylle Kohlstädt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
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Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ) Im Neuenheimer Feld 350 69120
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E-Mail: e.matuschek@dkfz-heidelberg.de