Mittwoch, 14. Juni 2017

Alle 35 Sekunden steckt sich ein Kind im Jemen mit Cholera an



Image from a hospital in Sanaa, where doctors and nurses are struggling to cope with the dramatic increase in suspected cases of cholera/AWD over the past two weeks. 


According to Save the Children, an average of one child a minute is diagnosed with suspected cholera. Hundreds have already died.
©Save the Children


Berlin, 14.06.2017. Die Cholera-Epidemie im Jemen gerät außer Kontrolle, mindestens ein Kind wird jede Minute mit dem potenziell tödlichen Erreger angesteckt, warnt die Kinderrechtsorganisation Save the Children. Damit hat sich die Infektionsrate in den vergangenen zwei Wochen mehr als verdreifacht: Geschätzte 5.470 neue Verdachtsfälle treten täglich auf, davon 46% bei Kindern unter 15 Jahren.

„Das ärmste Land der Region steht kurz davor, zusammenzubrechen“, warnt Grant Pritchard, Länderdirektor von Save the Children Jemen. „Kinder sterben, weil sie keine medizinische Grundversorgung erhalten. Die tödliche Epidemie kann nur aufgehalten werden, wenn wir medizinische Hilfe in den Jemen bringen können –  was durch inakzeptable Auflagen und lange Verzögerungen, z.B. durch die Schließung des Flughafens von Sana’a, verhindert wird. Wir von Save the Children fordern, dass die finanziellen Mittel für die Nothilfe erheblich angehoben werden, bevor Tausende jemenitischer Jungen und Mädchen an einer gänzlich vermeidbaren Krankheit sterben.“

Mehr als 2 Millionen Kinder Jemens sind akut mangelernährt und damit besonders gefährdet, weil ihre geschwächten Immunsysteme nicht gegen die Krankheit ankommen. Bereits jetzt sterben mehr als 30 Menschen täglich an Cholera/AWD (Acute Watery Diarrhoe). 300.000 neue Fälle werden für die kommenden Monate vorausgesagt. Jemens Gesundheitssystem kollabiert unter der großen Anzahl kranker Menschen, die Symptome wie Durchfall, Sich-übergeben und Austrocknen zeigen. Die Cholera breitet sich schnell aus.

Dabei ist Cholera einfach und günstig zu behandeln, vorausgesetzt Patienten haben Zugang zur entsprechenden Versorgung. Doch die angeschlagene logistische und soziale Infrastruktur des Landes, die Nahrungsmittelunsicherheit, das versagende Wirtschaftssystem und der andauernde Krieg verhindern, dass die Menschen rechtzeitig Hilfe finden können. Krankenhäuser sind überfüllt, gleichzeitig können sie nur eingeschränkt arbeiten, weil es an Medikamenten, Ausstattung und Personal mangelt. Einige wurden zu Zielen bewaffneter Angriffe im andauernden Konflikt. Besonders schwierig ist die Situation in den entlegeneren Gebieten des Landes. Die Cholera hat auch wegen des Mangels an sauberem Wasser leichtes Spiel.

Der 53-jährige Saleh erzählt Mitarbeitern von Save the Children von den Schwierigkeiten, seine kranken Kinder ins Krankenhaus zu bringen: „Zuerst habe ich meine Kinder in ein Krankenhaus in Abs (Provinz Hajjah) gebracht, wo man ihnen einige Tabletten und Tropfen gab. Aber wir durften nicht rein, weil die Klinik voller kranker Menschen war. Also haben wir uns ein Taxi bis nach Sana’a genommen. Das ist mehr als 200 km weit weg. Der Transport war wirklich das schwierigste. Ich musste über 50 Euro bezahlen, um von meinem Dorf nach Abs zu kommen. Und dann noch einmal fast 70 Euro bis nach Sana’a.“

Save the Children und andere humanitäre Organisationen haben den sogenannten „Integrated Cholera Response Plan“ entwickelt, in dem sie den dreifachen Betrag (im Gegensatz zum bisherigen) aufrufen: 59 Millionen Euro werden benötigt, um Gesundheits-, Hygiene- und Kommunikationsmaßnahmen ergreifen zu können, die den Menschen vor Ort wirklich helfen können. Die Geber müssen diese Gelder dringend frei geben, bevor noch mehr Menschen umkommen.


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Über Save the Children
Save the Children ist als größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in mehr als 120 Ländern tätig. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Schule und Bildung, Schutz vor Ausbeutung und Gewalt sowie Überleben und Gesundheit – auch in Katastrophensituationen. Save the Children setzt sich ein für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können.

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