Mehr als die Hälfte des
wissenschaftlichen Personals an staatlichen Hochschulen sind befristet
angestellt. Daran will die Mehrheit der betreffenden Hochschulleitungen auch in
Zukunft wenig ändern. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Hochschul-Barometers.
In der Umfrage bewerten die Rektoren und Präsidenten darüber hinaus die
Wirkungen des Hochschulpaktes 2020 ganz unterschiedlich.
An staatlichen Universitäten haben zwei von drei Wissenschaftlern (63 Prozent) befristete Arbeitsverträge. Das ist vor allem auf den hohen Anteil
von Nachwuchswissenschaftlern und Drittmittelstellen zurückzuführen. Was von
der Öffentlichkeit und Politik kritisch diskutiert wird, finden die
entsprechenden Hochschulleiter weniger bedenklich. Aus ihrer Sicht sollte auch
in Zukunft mehr als die Hälfte (57 Prozent) des wissenschaftlichen Personals
nur auf Zeit angestellt sein.
Im
Durchschnitt wird mehr als jede vierte Lehrveranstaltung (28 Prozent) in
Deutschland nicht von hauptamtlichen Mitarbeitern der Hochschulen übernommen.
Private Hochschulen greifen dabei besonders häufig auf externes Personal zurück
(38 Prozent). Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. Lehrende von
außerhalb der Hochschule können Perspektiven etwa aus der Wirtschaft oder dem
Ausland in das Studium bringen. Oft fehlt aber auch schlicht Personal, um
Vorlesungen, Seminare oder Tutorien qualitätsgerecht halten zu können.
Denn
die Hochschulen mussten in den letzten Jahren ihre Lehrkapazitäten erheblich
erweitern und in ihre Infrastruktur investieren, um den rasanten Zuwachs an
Studierenden zu bewältigen. Über 2,8 Millionen Studierende sind an den
Hochschulen eingeschrieben. Das sind über 40 Prozent mehr als vor zehn Jahren.
Bund und Länder haben für die Finanzierung zusätzlicher Kapazitäten den
Hochschulpakt beschlossen. Im letzten Jahr wurde die dritte Phase des Paktes
gestartet.
Je
nach Hochschultyp fällt die Einschätzung über die Wirkung des Hochschulpaktes
ganz unterschiedlich aus. Unter den privaten Hochschulen meinen lediglich 18
Prozent der Hochschulleiter, der Hochschulpakt habe sein Ziel erfüllt. Grund
ist, dass der schnell wachsende Anteil der Studienplätze an privaten
Hochschulen in die Berechnung der Bundesmittel zwar einbezogen, aber von den
Ländern in der Regel nicht weitergegeben wird.
Die
Leiter staatlicher Hochschulen sehen das Programm dagegen überwiegend positiv.
80 Prozent von ihnen sagen, die Studienqualität habe sich durch den
Hochschulpakt verbessert. Aber nur 33 Prozent meinen, der Studienerfolg habe
sich durch eine geringere Abbruchquote erhöht. Auch bei weiteren Zielen sieht
nur eine Minderheit bereits Erfolge: wie etwa mehr Studienanfänger für Fachhochschulen
und für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und
Technik) zu gewinnen, beruflich Qualifizierten den Hochschulzugang zu
erleichtern und den Frauenanteil insbesondere bei Professuren zu erhöhen.
Das
Hochschul-Barometer
ist ein Stimmungsbarometer deutscher Hochschulleitungen. In einer jährlichen,
repräsentativen Umfrage wollen der Stifterverband und die Heinz-Nixdorf
Stiftung von allen Rektoren und Präsidenten staatlicher und staatlich
anerkannter Hochschulen in Deutschland wissen, wie sie ihre momentane Lage und
ihre Perspektiven einschätzen. Ein Schwerpunkthema der aktuellen Ausgabe ist Kapazitäten
für Studium und Lehre. Die Ergebnisse des gesamten Hochschul-Barometers
werden im Herbst veröffentlicht. www.hochschul-barometer.de
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