Tropenmediziner der Universität Tübingen belegen
Wirksamkeit an freiwilligen Probanden
Weltweit
mehr als 100 Millionen Reisende aus nicht-tropischen Regionen besuchen jedes
Jahr Malariagebiete. Etwa 30.000 infizieren sich mit dem gefährlichen Erreger Plasmodium
falciparum, der von Anopheles-Mücken übertragen wird. Noch
wesentlich mehr Malariafälle gibt es durch Reisen innerhalb der Tropen und bei
Risikogruppen wie Kindern und Schwangeren. Für die Malariavorbeugung stehen
verschiedene Medikamente zur Verfügung. Manche können jedoch schwerwiegende
Nebenwirkungen verursachen; andere gelten als gut verträglich, müssen aber
täglich eingenommen werden. Die vergessene Einnahme bildet aktuell den größten
Risikofaktor für Reisende, an Malaria zu erkranken. Unter der Leitung von
Professor Peter Kremsner und Dr. Benjamin Mordmüller vom Institut für Tropenmedizin
der Universität Tübingen sowie dem Deutschen Zentrum für Infektionsmedizin
(DZIF) haben Wissenschaftler nun den neuen Wirkstoff DSM265 ersten klinischen
Tests unterzogen. In einer Studie, unterstützt von MMV (Medicines for Malaria
Venture) und dem DZIF, mit freiwilligen gesunden Probanden, die nach Einnahme
des Wirkstoffs mit Malariaerregern infiziert wurden, zeitigte DSM265 eine gute
vorbeugende Wirkung. Die Studie wurde in der medizinischen Fachzeitschrift The
Lancet Infectious Diseases veröffentlicht.
Die
Ansprüche in Sachen Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit sind bei
prophylaktischen Medikamenten besonders hoch. „Sie werden von gesunden Personen
eingenommen, die durch das Leben außerhalb von Malariagebieten keinerlei
erworbene Immunität gegen die Erkrankung aufgebaut haben“, erklärt dr. Mihály
Sulyok vom Tropeninstitut und dem DZIF, der Erstautor der Studie. DSM265 ist
der am weitesten entwickelte Wirkstoff einer neuen Generation von
Malariamedikamenten, der nach Einschätzung der Wissenschaftler das Potenzial
zur vorbeugenden Wirksamkeit hat. Das Mittel, das oral eingenommen wird, hemmt
die Dihydroorotat-Dehydrogenase, ein Enzym in der Stoffwechselkette, die zur
Synthese von Pyrimidin führt. Pyrimidin bildet unter anderem den Grundkörper
wichtiger Bausteine der DNA, der Trägerin der Erbinformation. Die
Wissenschaftler machen sich dabei eine Achillesferse des Malariaerregers
zunutze: Im Gegensatz zu vielen anderen Lebewesen ist der Malariaerreger auf
die Pyrimidin-Neusynthese angewiesen. Seine Vermehrung in der menschlichen
Leber und im Blut wird durch den Plasmodium-spezifischen Enzymhemmer
ausgebremst. „Theoretisch kann DSM265 eine Infektion mit Plasmodien gleich nach
dem Mückenstich stoppen“, sagt Professor Kremsner.
In
der Studie erhielten 21 freiwillige gesunde Probanden, die niemals zuvor an
Malaria erkrankt waren, DSM265 in einmaliger Dosis, ein etabliertes
Malariamedikament oder ein Placebo. Der Versuch war doppelblind angelegt, das
heißt, dass weder die Probanden noch die Wissenschaftler im Voraus wussten,
welcher Proband welcher Gruppe angehörte. Einen oder sieben Tage nach der
Einnahme von DSM265 wurden alle Probanden unter kontrollierten Bedingungen mit
Malariaerregern infiziert. „Wie zu erwarten war, vermehrten sich die Malariaerreger
im Körper der Placebo-Gruppe ungestört. Die Probanden, die DSM265 einen Tag
zuvor eingenommen hatten, waren vor der Infektion geschützt“, fasst Dr.
Mordmüller zusammen. „Die Einnahme sieben Tage vor der Infektion war nur
teilweise wirksam, sollte aber zum Beispiel durch eine Erhöhung der Dosis
verbessert werden können.“ Alle Probanden hätten das Mittel gut vertragen. „Es
sind sicherlich noch viele Studien notwendig. Doch dieser erste klinische
Versuch ist sehr vielversprechend verlaufen“, zeigt sich dr. Sulyok erfreut.
Nun könne die Entwicklung von DSM265 als Mittel zur Malariaprophylaxe mit
Langzeitwirkung weiter vorangetrieben werden.
Publikation:
Mihály
Sulyok, Thomas Rückle, Alexandra Roth, Raymund E Mürbeth, Stephan Chalon,
Nicola Kerr, Sonia Schieper Samec, Nathalie Gobeau, Carlos Lamsfus Calle,
Javier Ibanez, Zita Sulyok, Jana Held, Tamirat Gebru, Patricia Granados, Sina
Brückner, Christian Nguetse, Juliana Mengue, Albert Lalremruata, Kim Lee Sim,
Stephen L Hoffman, Jörg J Möhrle, Peter G Kremsner, Benjamin Mordmüller: DSM265
for Plasmodium falciparum chemoprophylaxis: a randomised, double blinded, phase
1 trial with controlled human malaria infection. The Lancet Infectious Diseases, http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(17)30139-1
Kontakt:
Prof.
Dr. Peter Kremsner
Universitätsklinikum
Tübingen/Universität Tübingen
Institut
für Tropenmedizin
Deutsches
Zentrum für Infektionsforschung
Telefon
+49 7071 29-87179
Peter.kremsner[at]uni-tuebingen.de
Dr. Benjamin
Mordmüller
Universitätsklinikum
Tübingen/Universität Tübingen
Institut
für Tropenmedizin
Deutsches
Zentrum für Infektionsforschung
Telefon +49
7071 29-85446
benjamin.mordmueller[at]uni-tuebingen.de
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