Biologie: Analysen an Weltraumproben starten
28.02.2017 – Am 23. Juli 2014 schickte die Düsseldorfer Biologin Prof. Dr. Sieglinde Ott die in der Antarktis vorkommende Flechte Buellia frigida zur internationalen Weltraumstation ISS. In dem interdisziplinären, internationalen Projekt geht es um die Erforschung der Überlebensfähigkeit und Widerstandsfähigkeit unterschiedlicher Organismen sowie die Stabilität von Biomolekülen unter Weltraum- und simulierten Marsbedingungen. Im Juni 2016 landeten die Proben nach Monaten im Weltraum wieder auf der Erde. Nun beginnen die Untersuchungen der Flechte sowie der biogenen Substanzen, um zu verstehen, wie sie den Aufenthalt im Weltraum überstanden haben und wie widerstandsfähig und stabil sie unter Extrembedingungen sind.Flechten sind keine Pflanzen, sondern symbiotische Lebensgemeinschaften zwischen einem Pilz („Mycobiont“) und einem oder mehreren anderen Partnern, die zur Photosynthese fähig sind („Photobiont“). Typische Photobionten sind Algen. Flechten wachsen in allen Ökosystemen der Welt, wobei sie in Polarregionen die dominante Vegetation bilden können. Sie zeigen eine hohe Formenmannigfaltigkeit: Sie wachsen flach auf Oberflächen (Krustenflechten), bilden aber auch pflanzenähnliche Strukturen (z.B. Blatt- oder Strauchflechten). Flechten sind aufgrund ihrer Lebensstrategie in der Lage, äußerst schwierige Umweltbedingungen zu meistern. So sind Arten bekannt, die auch hohe Dosen radioaktiver Strahlung überleben.
Die Biologen wollten klären, wie widerstandsfähig Buellia frigida als symbiotischer eukaryotischer Organismus ist, wenn sie noch extremeren Umständen als den schwierigen Umweltbedingungen in der kontinentalen Antarktis ausgesetzt ist. So beteiligte sich Prof. Ott an einem internationalen, interdisziplinären Projekt der europäischen Weltraumagentur ESA (Projektleitung: Dr. Jean Pierre Paul de Vera, DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin), in dem im Sommer 2014 die Flechte und neun biogene Substanzen vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur an Bord einer Sojus-Rakete zur internationalen Raumstation ISS starteten. Dort wurden die Proben in der EXPOSE-R-Einheit außen am Swezda-Modul der ISS angebracht und insgesamt 480 Tagen Weltraumbedingungen sowie simulierten Mars-Bedingungen ausgesetzt.
Im Februar 2016 wurden die Proben wieder in die Raumstation geholt, am 18. Juni 2016 landeten sie in der kasachischen Wüste und im Juli 2016 erreichten sie schließlich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Von dort war es nur noch ein kurzer Weg zur HHU.
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