Tübinger
Sportökonomen befragen US-Bürger – Internationale Fußball-Übertragungen vor
allem bei der jüngeren Generation und beim spanisch-sprachigen Publikum gefragt
Der
europäische Profifußball hat auch in den USA eine wachsende Fangemeinde: In
einer repräsentativen Befragung zeige inzwischen fast jeder zweite US-Bürger
mindestens ein Grundinteresse an Fußballspielen, berichten Professor Tim
Pawlowski und Georgios Nalbantis von der Universität Tübingen. Zu den
beliebtesten internationalen Fußballclubs in den USA zählen die beiden
englischen Clubs Manchester United und Chelsea FC sowie die beiden spanischen
Clubs FC Barcelona und Real Madrid.
Die Tübinger
Sportökonomen hatten erstmals das Interesse der US-Bürger an Europäischen
Fußballwettbewerben und der Major League Soccer (MLS) analysiert, der höchsten
Spielklasse im US-amerikanischen und kanadischen Fußball. Der Fokus lag dabei
auf Faktoren, die die Nachfrage nach Fußballübertragungen beeinflussen. Anhand
ihrer Auswertungen konnten die Wissenschaftler unter anderem ein Ranking der
beliebtesten internationalen Fußballwettbewerbe beim US-amerikanischen
TV-Publikum erstellen.
Seit die USA
als Gastgeberland der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 1994 nominiert wurden, ist
das Interesse an Fußball im Land gestiegen. Dies sei bekannt, sagen die
Wissenschaftler, und lasse sich unter anderem an den TV-Einschaltquoten
ablesen: Hier haben beispielsweise Spielübertragungen der englischen Premier
League inzwischen reguläre Saison-spiele der National Hockey League (NHL)
überholt, der höchsten nordamerikanischen Eishockey-Liga. Sie liegen allerdings
weiterhin deutlich hinter den in den USA führenden Sportarten Football,
Basketball und Baseball.
Die Tübinger
Studie erhebt nun erstmals ausführlich Zahlen zu verschiedenen Aspekten des
US-amerikanischen Fußballmarkts: Für die umfangreiche Datenerhebung wurde eine
repräsentative Stichprobe mit mehr als 6500 Bürgern aus allen US-Bundesstaaten
gezogen. Eine Ausschluss-Frage zu Beginn ermöglichte die gezielte Befragung von
den Bürgern, die mindestens ein Grundinteresse am Fußball zeigen. „Das waren in
den zwei Erhebungswellen fast 50 Prozent und damit deutlich mehr als für den
von den drei großen Sportarten dominierten US-Markt zu erwarten war“,
konstatierten die Wissenschaftler.
Die
Teilnehmer wurden unter anderem nach ihren bevorzugten Fußball-Wettbewerben
gefragt: Unter den sieben Wettbewerben entfiel das größte Interesse auf die
englische Premier League, gefolgt von der UEFA Champions League, der
amerikanischen MLS und der spanischen La Liga. Die deutsche Bundesliga lag
dabei mit Platz fünf vor der italienische Serie A und der französische Ligue 1.
Die meisten Sympathisanten für europäische Clubs fanden sich in den
Bundesstaaten Kalifornien und New York. Rund 3,5 Prozent der Fußball-affinen
Befragten gaben als Lieblingsverein den FC Bayern München an. Damit liegt
Bayern München unter den Top 10 der beliebtesten europäischen und nordamerikanische
Fußballvereine in den USA. Angeführt wird die Liste von Englands Club
Manchester United gefolgt von Spaniens Club FC Barcelona.
Im Fokus der
Studie stand die Analyse von Faktoren, die die Nachfrage nach
Fußballübertragungen beeinflussen. Dabei zeigte sich, dass Fußballfans aus
einer MLS-Stadt im Schnitt auch mehr Interesse an internationalen
Fußballspielen haben und, dass Live-Übertragungen im Fernsehen vor allem von
der jüngeren Generation verfolgt werden. Es zeigte sich zudem, dass unter den Fußballfans
überproportional die spanisch sprechende Bevölkerung vertreten ist. „Dies
könnte erklären, warum in der Saison 2015/2016 die Spiele von Bayer Leverkusen
mit dem mexikanischen Star Javier Herández Balcázar (aka Chicharito) sehr
beliebt waren“, so die Sportökonomen. Zusätzlich bestätigt die Studie erstmals
empirisch, dass „Ausgeglichenheit“ bei Fußballwettbewerben eine wichtige Rolle
in den USA spielt: Als spannend wahrgenommene Ligen, deren
Meisterschaftsausgang ungewiss ist, ziehen mehr Zuschauer an, als Wettbewerbe,
in denen ein Verein klar dominiert.
Die Studie
entstand durch eine Förderung des João Havelange Research Scholarships, mit dem
die FIFA unabhängige Forschungsprojekte zum Fußballsport unterstützt, und wurde
nun als Buch veröffentlicht.
Publikation: Nalbantis, G. & Pawlowski,
T. (2017). The
Demand for International Football Telecasts in the United States
(Palgrave Pivots in Sports Economics Issue 1, edited by W. Andreff & A.
Zimbalist). Houndmills
(UK): Palgrave.
Kontakt:
Georgios
Nalbantis
Universität
Tübingen
Wirtschafts-
und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Arbeitsbereich
Sportökonomik, Sportmanagement und Sportpublizistik
Telefon: +49 7071
29-76545
Prof. Dr. Tim Pawlowski
Universität
Tübingen
Wirtschafts-
und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Leiter des
Arbeitsbereichs Sportökonomik, Sportmanagement und Sportpublizistik
Telefon: +49 7071
29-76544
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