Freitag, 11. November 2016

Human Brain Project konkretisiert seine Forschungsziele


Jülich, 10. November 2016 –Das europäische Human Brain Project (HBP) hat Mitte Oktober in Florenz auf seinem Jahrestreffen seine neue Zielrichtung vorgestellt und jetzt in der Fachzeitschrift „Neuron“ veröffentlicht. Die Forscher wollen entschlüsseln, wie das Gehirn funktioniert. Dafür schafft das HBP eine europäische Forschungsinfrastruktur, die es ermöglicht, die äußerst komplexen Abläufe und Strukturen des Gehirns in genauen Analysen und Simulationen zu erforschen.
"Mit dem Papier zeigen wir, auf welche Weise wir uns in den nächsten Jahren dem Ziel der Entschlüsselung des Gehirns nähern werden", sagt Prof. Katrin Amunts, Direktorin des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin (INM-1) am Forschungszentrum Jülich und Vorsitzende des neuen Science and Infrastructure Board, das seit Juni die wissenschaftliche Führung des Human Brain Project inne hat. Die Wissenschaftler wollen die verschiedenen räumlichen und zeitlichen Organisationsebenen des Gehirns umfassend experimentell untersuchen. Aus diesen Daten sollen auf allen Ebenen Modelle entwickelt und durch Simulationen überprüft werden, die ihrerseits helfen, die Experimente zu verfeinern. "In der Verknüpfung von Erkenntnissen auf allen diesen Ebenen des Gehirns liegt der Schlüssel zu seinem Verständnis", so Amunts.
Die Forschungsaktivitäten verteilen sich auf elf Subprojekte. Davon widmen sich vier vorrangig der neurowissenschaftlichen Forschung, während sechs weitere Hard- und Software für Experimente, Analysen und Simulationen bereitstellen. Hinzu kommt das Subprojekt zu Ethik und Gesellschaft. Vom Wissen über das Gehirn und das Nervensystem soll auch Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) profitieren, beispielsweise mit Supercomputern, die Erkenntnisse der Funktionsweise des Gehirns nutzbar machen oder verbesserten Steuersystemen von Robotern.
"Mit der neuen Neuroinformatik-Plattform zeigt sich das HBP auch als Pionier der modernen kooperativen Forschung", sagt der Jülicher Wissenschaftler Prof. Thomas Lippert, der die High Performance Analytics & Computing Plattform leitet. "Unsere Cloud-Technologien bieten den Forschern nicht nur Zugang zu Analyse- und Simulationssystemen, sie geben ihnen auch Plattformen für kooperative Softwareentwicklung sowie europaweit föderierte Hochleistungs-Datensysteme", so Lippert, Leiter des Jülich Supercomputing Centre (JSC). Erst kürzlich hat das JSC zwei Pilotsysteme für das HBP in Betrieb genommen, die konsequent nach den Bedürfnissen der Wissenschaftler entwickelt wurden. Sie ermöglichen es, die extremen Datenmengen mit neuen Verfahren des maschinellen Lernens zu analysieren.

Originalveröffentlichung:

Katrin Amunts, Christoph Ebell, Jeff Muller, Martin Telefont, Alois Knoll, Thomas Lippert. The Human Brain Project: Creating a European infrastructure to decode the Human Brain, in: Neuron 2016, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.neuron.2016.10.04.

Weitere Informationen:

Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Katrin Amunts
Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Bereich Strukturelle und funktionelle Organisation des Gehirns (INM-1) 
und Vorsitzende des Science and Infrastructure Board (SIB) des Human Brain Project (HBP) 
Tel.: +49 2461 61-4300
E-Mail: k.amunts@fz-juelich.de

Pressekontakt:



Annette Stettien
Unternehmenskommunikation
Tel.: +49 2461 61-2388
E-Mail: a.stettien@fz-juelich.de