Hauchdünne Schichten
sollen für mehr Tempo in WLAN-Chips sorgen
Wissenschaftler aus Dresden und
Dublin haben einen vielversprechenden technologischen Ansatz gefunden, der
Notebooks und anderen mobilen Computern in Zukunft deutlich schnellere
Internet-Funkzugänge ermöglichen könnte als bisher. Die Teams am
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) und am irischen Trinity College
Dublin brachten hauchdünne Schichten aus einer speziellen Verbindung von Mangan
und Gallium dazu, sehr effizient Strahlung im sogenannten
Terahertz-Frequenzbereich auszusenden. Als Sender in WLAN-Funknetzen
eingesetzt, könnten die höheren Frequenzen die Datenraten zukünftiger
Kommunikations-Netzwerke spürbar erhöhen.
„Wir halten diesen Ansatz für
technologisch sehr interessant“, betont Dr. Michael Gensch, Leiter einer
Arbeitsgruppe am HZDR, die sich mit den wissenschaftlichen Anwendungen von
hohen Terahertz-Feldern in den Material- und Lebenswissenschaften beschäftigt.
Sein Team hat die neuen Schichten mit Lasern sowie mit kurzen, besonders
starken Terahertz-Pulsen vermessen. Bisher sind erst wenige und meist recht
aufwendige Varianten für die Erzeugung von „einfarbiger“ Terahertz-Strahlung
bekannt. Die jetzt untersuchten Dünnschichten dagegen sind billige und für eine
Großproduktion gut geeignete Quellen für Terahertz-Strahlen mit exakt
einstellbarer Wellenlänge. „Ich halte es für sehr gut vorstellbar, dass es
möglich ist, diese Schichten auf Chips zu integrieren“, schätzt Dr. Alina Deac
ein, Leiterin der Helmholtz-Nachwuchsgruppe für Spinelektronik am HZDR.
Heutige WLAN-Sender in
Computertelefonen und Notebooks arbeiten oft mit Frequenzen zwischen 2,4 und 5
Gigahertz. Über diese Funkverbindungen können sie in der Praxis Daten höchstens
mit einem Tempo von 600 Megabit je Sekunde drahtlos übertragen. Dabei gilt die
Faustregel: je höher die Frequenz, umso höher die maximal erzielbare Datenrate.
Ein Terahertz-WLAN könnte auf Datenraten von bis zu 100 Gigabit je Sekunde kommen.
Der Tera-Bereich schließt sich übrigens im System der Maßeinheiten direkt an
den Giga-Bereich an (1 Gigahertz = 109 Hertz – das entspricht 1 Milliarde
Zyklen pro Sekunde; 1 Terahertz = 1012 Hertz – 1 Billion Zyklen pro Sekunde).
1.000 Mal dünner als ein Blatt
Papier
Für die Experimente der
internationalen Gruppe hatten Dr. Karsten Rode und seine Arbeitsgruppe am
Trinity College Dublin besondere Schichten aus verschiedenen Kompositionen
einer Mangan-Gallium-Verbindung wachsen lassen, die nur 45 bis 65 Millionstel
Millimeter (Nanometer) dünn sind. Zum Vergleich: 1.000 solcher Schichten
übereinandergestapelt ergeben gerade mal die Dicke eines Papierblattes. Diese
hauchdünnen Filme regten die Wissenschaftler in Dresden-Rossendorf dann mit
intensiven Laser-Pulsen an. Durch diese Anregung entsteht eine synchrone
Pendelbewegung der magnetischen Momente in den Nanoschichten, die zur
Abstrahlung von Terahertz-Strahlung führt.
Technologisch hochinteressant ist
nun, dass Dr. Rode und seine Kollegen die Frequenz der abgestrahlten
Terahertz-Wellen präzise durch die Komposition der Mangan-Gallium-Verbindung
einstellen können. „Die Emission ist zudem ein überraschend effizienter
Prozess“, so Michael Gensch vom HZDR. „Damit handelt es sich bei den von uns
untersuchten Schichten um eine einzigartige Technologie, um Terahertz-Strahlung
zu erzeugen und die Frequenz dieser Strahlung nach Wunsch einzustellen.“ Dies
ist eine wichtige Voraussetzung für Kommunikationsgeräte und Netzwerke der
kommenden Generation.
Zur Aufklärung der
zugrundeliegenden physikalischen Prozesse konnte die neue Terahertz-Anlage
TELBE im ELBE-Zentrum für Hochleistungs-Strahlenquellen des HZDR entscheidend
beitragen. „TELBE hat es uns ermöglicht, die kohärente Anregung der
magnetischen Momente im elektronischen Grundzustand direkt zu vermessen“,
erklärt Michael Gensch. Als nächstes wollen die Forscher die Sendeleistung der
Terahertz-Schichten erhöhen.
Folgeprojekt soll zu
Protoptypen führen
Angesichts der vielversprechenden
Labor-Ergebnisse wollen die HZDR-Forscher nun den Weg hin in Richtung
produktionsreifer superschneller WLAN-Sendemodule ein Stück weiter gehen. In
einem Folgeprojekt wollen sie ihre Dünnschichten elektrisch statt mit
aufwendigen Laser-Pulsen dazu anregen, Terahertz-Strahlen auszusenden. Wenn das
funktioniert, könnte am Ende des Projektes der Weg geebnet sein für einen
ersten Prototypen für Terahertz-WLAN-Module.
__Diese Medieninformation finden Sie auch im Internet unter:
https://www.hzdr.de/presse/THz-WLAN
__Publikation:
N. Awari u. a.: “Narrow-band tunable terahertz emission from ferrimagnetic Mn3-xGa thin films”, in Applied Physics Letters 109 (2016), 032403.
Link: http://scitation.aip.org/content/aip/journal/apl/109/3/10.1063/1.4958855
N. Awari u. a.: “Narrow-band tunable terahertz emission from ferrimagnetic Mn3-xGa thin films”, in Applied Physics Letters 109 (2016), 032403.
Link: http://scitation.aip.org/content/aip/journal/apl/109/3/10.1063/1.4958855
__Weitere Informationen:
Dr. Michael Gensch
Gruppenleiter Hoch-Feld
THz-getriebene Phänomene am Institut für Strahlenphysik des HZDR
Tel. 0351 260-2464
__Medienkontakt:
Christine Bohnet | Pressesprecherin &
Leitung der HZDR-Kommunikationsabteilung
Tel. 0351 260-2450 oder 0160 969 288 56 | E-Mail: c.bohnet@hzdr.de
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf | Bautzner Landstr. 400
| 01328 Dresden | www.hzdr.de
__Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) forscht
auf den Gebieten Energie, Gesundheit und Materie. Folgende Fragestellungen
stehen hierbei im Fokus:
• Wie nutzt man Energie und
Ressourcen effizient, sicher und nachhaltig?
• Wie können Krebserkrankungen besser visualisiert,
charakterisiert und wirksam behandelt werden?
• Wie verhalten sich Materie und Materialien unter dem Einfluss
hoher Felder und in kleinsten Dimensionen?
Zur Beantwortung dieser wissenschaftlichen Fragen werden
Großgeräte mit teils einmaligen Experimentiermöglichkeiten eingesetzt, die auch
externen Nutzern zur Verfügung stehen.
Das HZDR ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der
größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Es hat vier Standorte (Dresden,
Leipzig, Freiberg, Grenoble) und beschäftigt rund 1.100 Mitarbeiter – davon
etwa 500 Wissenschaftler inklusive 150 Doktoranden.