Die Herausforderungen wachsen, aber die
Leistungsfähigkeit des Bildungswesens steigert sich
Die Kultusministerkonferenz (KMK) und das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben am 16.06.2016
gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung
(DIPF) den Bericht „Bildung in Deutschland 2016“ vorgestellt. Der nunmehr
sechste Bildungsbericht beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen
Bildungswesens und widmet sich in seinem Schwerpunktkapitel nach 10 Jahren
erneut dem Thema „Bildung und Migration“.
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Johanna
Wanka sagte: „Der aktuelle Bildungsbericht zeigt das ungebrochene Interesse der
Menschen an mehr, an besserer Bildung. Das ist künftig auch eine
Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Arbeitsleben, ob in der Werkhalle oder
im Büro. Zudem hat sich die Bildungsbeteiligung von Menschen mit und ohne
Migrationshintergrund angenähert, besonders in der frühen Bildung und bei den
jungen Erwachsenen. Auf diese Erfolge können Bund und Länder stolz sein.“
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bremer
Senatorin für Kinder und Bildung, Claudia Bogedan, betonte: „Es ist erfreulich,
dass sich der Bildungsstand der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten
kontinuierlich verbessert hat. Dazu tragen auch die Flexibilität und
Durchlässigkeit des Schulsystems im Hinblick auf höhere Schulabschlüsse bei.
Zudem geht der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Schule ohne einen
Hauptschulabschluss verlassen, weiter zurück. Nichtsdestotrotz müssen wir auch
künftig unseren Blick verstärkt auf die Gruppe der gering oder nicht
Qualifizierten richten.“
Der aktuelle Bericht bestätigt die positiven
Entwicklungen im deutschen Bildungssystem:
¾ Die Ausgaben
für Bildung, Forschung und Wissenschaft sind im Jahr 2013 auf 257,4 Milliarden
Euro und nach vorläufigen Berechnungen auf 265,5 Milliarden Euro im Jahr 2014
gestiegen (jeweils 9,1% des BIP). Die Ausgaben je Schülerin bzw. Schüler sind
von 4.900 Euro (2005) auf 6.500 Euro im Jahr 2013 gestiegen.
¾ Der
Bildungsstand der Bevölkerung hat sich in den letzten Jahren deutlich
verbessert: Bei den Abschluss- und Abgängerquoten an Schulen bleibt der Trend
zu höheren Schulabschlüssen ungebrochen. In 2014 erhielten 41% an
allgemeinbildenden und beruflichen Schulen die allgemeine Hochschulreife, 2006
waren es noch 29,6% der gleichaltrigen Bevölkerung. Der Anteil der Schülerinnen
bzw. Schüler ohne Hauptschulabschluss hat sich von 8% in 2006 auf 5,8% in 2014
reduziert.
¾ Der
Personalzuwachs in Kindertageseinrichtungen hält an und verzeichnet mit 515.000
pädagogisch Beschäftigen im Jahr 2015 einen neuen Höchststand.
¾ Der Ausbau der
Ganztagsangebote schreitet in allen Schularten kontinuierlich voran, 2014 wurde
eine Ganztagsquote von knapp 60% aller Schulen erreicht.
¾ Inzwischen
besucht ein gutes Drittel aller Lernenden mit sonderpädagogischem Förderbedarf
eine allgemeinbildende Schule (2014: 34,1%), 2012 waren es noch 28,2%.
¾ Der Trend zum
Hochschulstudium ist ungebrochen, die Studienanfängerquote liegt nach
vorläufigen Berechnungen 2015 erneut bei 58%, wobei auch ausländische
Studierende dazugezählt werden. Seit 2000 hat sich der Anteil der
Studienanfängerinnen und Studienanfänger des Dritten Bildungswegs mehr als
vervierfacht (2014: 3,5%). Der Anteil zulassungsbeschränkter Studiengänge ist
gegenüber den Vorjahren leicht gesunken. Zwei Drittel der Masterstudiengänge
werden ohne örtliche Zulassungsbeschränkung angeboten.
¾ Die
Gesamtteilnahmequote an Weiterbildung ist auf 51% angestiegen, vor allem bedingt
durch die betriebliche Weiterbildung.
Das Schwerpunktkapitel zu Bildung und Migration kommt zu
folgenden Befunden:
¾ Der Anteil der
Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung ist im Zeitraum
von 2005 bis 2013 mit rund 20% relativ konstant geblieben. In den besonders
bildungsrelevanten Altersgruppen beträgt der Anteil der Personen mit
Migrationshintergrund 35% (unter 10-Jährige) und rund 30% (10- bis unter
20-Jährige). Von den 2015 zugewanderten Schutz- und Asylsuchenden ist mehr als
die Hälfte unter 25 Jahre alt.
¾ Die
Bildungsbeteiligungsquoten von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund
nähern sich an. Der Anteil der unter 3-Jährigen mit Migrationshintergrund, die
Kindertageseinrichtungen besuchen, hat sich seit 2009 auf 22% im Jahr 2015
verdoppelt. Im Kindergartenalter liegt die Bildungsbeteiligung von Kindern mit
Migrationshintergrund 2015 sogar bei 90%. Der Anteil der Studienberechtigten
mit und ohne Migrationshintergrund, die ein Studium aufnehmen, liegt etwa auf
gleichem Niveau.
¾ Unter
Berücksichtigung des sozioökonomischen Hintergrunds sind Kinder und Jugendliche
mit und ohne Migrationshintergrund zu vergleichbaren Anteilen in schulischen
Bildungsgängen vertreten.
¾ Im
Sekundarbereich haben sich die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern mit
Migrationshintergrund verbessert. Dennoch bleiben Kompetenzunterschiede
zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, die vor allem auf den
sozioökonomischen Status zurückzuführen sind.
¾ In der
Berufsausbildung hat sich die Situation von Ausländerinnen und Ausländern
zwischen 2005 und 2014 verbessert. So erhöhte sich die Quote derer, die ins
duale System einmünden, von 27% auf 36%, im Übergangssystem sank sie von 60%
auf 47%.
¾ Der Anteil von
Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die sich in mindestens
einer Risikolage befinden, hat sich seit 2006 um 10 Prozentpunkte reduziert,
sie liegt mit 44% im Jahr 2014 noch immer deutlich über dem Anteil der Kinder
und Jugendlichen ohne Migrationshintergrund (19%).
¾ Zusätzliche
Platz-, Personal- und Finanzierungsbedarfe entstehen durch die Zuwanderung von
Schutz- und Asylsuchenden. So schätzen die Autoren des Bildungsberichts, dass
für frühkindliche Bildung, Schule und Berufsausbildung jährlich ein
zusätzlicher Finanzbedarf von bis zu 3 Mrd. Euro entsteht.
Bundesministerin Johanna Wanka betonte: „Das Thema
Integration erhält durch die Zuwanderung nach Deutschland eine neue Dimension.
Sie kann und wird unsere Gesellschaft bereichern, wenn es uns gelingt,
diejenigen, die zu uns kommen und bleiben werden, rasch zu integrieren. Die
Bildungserfolge der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland zeigen
uns, dass dies gelingen kann. Die Maßnahmen von Bund und Ländern greifen.
Deshalb werden wir sie ausbauen. Aber: Integration braucht Zeit.“
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bremer
Senatorin für Kinder und Bildung, Claudia Bogedan, hob hervor: „Der aktuelle
Bildungsbericht zeigt, dass in den letzten Jahren die Bildungsunterschiede von
Menschen mit und ohne Migrationshintergrund verringert werden konnten. Trotz
der positiven Entwicklungen dürfen wir uns aber nicht auf dem schon Erreichten
ausruhen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Befund, dass vermeintliche auf
Migration zurückzuführende Bildungsunterschiede eher auf der sozioökonomischen
Situation beruhen. Der Abbau sozialer Ungleichheiten ist somit der Weg zur
Verringerung migrationsspezifischer Unterschiede.“
Zu wesentlichen Herausforderungen des Bildungsberichts
machten Bundesministerin Johanna Wanka und die Präsidentin der
Kultusministerkonferenz und Bremer Senatorin für Kinder und Bildung, Claudia
Bogedan, deutlich: „Chancengleichheit ist und bleibt unser zentrales
bildungspolitisches Ziel. Jedes Kind, jeder Jugendliche und jeder Erwachsene
soll in Deutschland die bestmöglichen Bildungschancen erhalten, unabhängig von
kultureller oder sozialer Herkunft oder materiellen Möglichkeiten. Wir sind
froh, dass es vielfach gelungen ist, die Kluft zumindest zu verringern, etwa
zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Aber wir
sehen gleichzeitig, dass regionale Unterschiede wachsen, zum Beispiel zwischen
Ballungsgebieten und ländlichen Räumen. Darauf müssen wir gemeinsam, Bund und
Länder, ein Auge haben, damit nicht neue Ungerechtigkeit entsteht.“
Zur Anlage des Bildungsberichts
Den seit 2006 alle zwei Jahre erscheinenden
Bildungsbericht hat eine unabhängige Wissenschaftlergruppe unter Federführung
des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF)
erarbeitet. Beteiligt sind das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche
Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Soziologische
Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI) sowie das Statistische
Bundesamt und die Statistischen Ämter der Länder.
Die besondere Bedeutung des Bildungsberichts liegt darin,
die verschiedenen Bildungsbereiche in ihrem Zusammenhang darzustellen und
übergreifende Herausforderungen im deutschen Bildungssystem sichtbar zu machen.
Den Bericht sowie weiterführende Materialien und
Informationen finden Sie im Internet unter www.bildungsbericht.de.
Andreas Schmitz
Sekretariat der Kultusministerkonferenz Referatsleiter Z
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