Die
Systemakkreditierung eröffnet Hochschulen die Möglichkeit, Strukturen und
Prozesse der Qualitätssicherung und -entwicklung von Studium und Lehre
eigenständig zu gestalten. Im Rahmen eines Werkstattberichts des HIS-Instituts
für Hochschulentwicklung (HIS-HE) diskutierten VertreterInnen von Hochschulen,
Akkreditierungsrat und -agenturen am 8. Juni 2016 erste Ergebnisse einer
laufenden HIS-HE-Studie zur Systemakkreditierung. Erörtert wurden dabei auch
Möglichkeiten und Bedarfe der Weiterentwicklung des Instruments.
Auch
wenn die Gestaltung des Akkreditierungssystems immer wieder – aktuell infolge
des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts – Gegenstand kontroverser
Diskussionen ist, steigt die Zahl der systemakkreditierten Hochschulen: Bis Mai
2016 hatten insgesamt 46 Hochschulen eine Systemakkreditierung erfolgreich
abgeschlossen. 23 weitere Hochschulen befanden sich zu diesem Zeitpunkt im
Verfahren. Insgesamt sind damit 22 % aller Universitäten und jede zehnte
Fachhochschule systemakkreditiert.
Im
Vergleich zur Programmakkreditierung eröffnet die Systemakkreditierung
Hochschulen umfassende Autonomiespielräume bei der Gestaltung eigener Systeme
der Qualitätssicherung und
-entwicklung für Studium und Lehre. Doch wie nutzen Hochschulen diese Spielräume? Empirische Erkenntnisse zum Gegenstandsbereich der Systemakkreditierung fehlen bislang weitgehend. Im Fokus einer aktuellen Untersuchung von HIS-HE, die auf der Analyse von leitfadengestützten Interviews und hochschulischen Dokumenten basiert, stehen die Themenbereiche Organisationsentwicklung und Governance. Untersucht werden dabei folgende Fragen:
§ Welche Zielsetzungen verbinden
Hochschulen mit der Systemakkreditierung?
§ Wie gestalten sie den
Organisationsentwicklungsprozess zum Aufbau ihrer Systeme der
Qualitätssicherung und -entwicklung?
§ Welche AkteurInnen übernehmen
im Rahmen der Qualitätssicherung und -entwicklung von Studiengängen die
Bewertungs- und Entscheidungskompetenzen, die vorher bei externen
Gutachtergruppen und Akkreditierungsagenturen verortet waren?
§ Welche
Effekte der Systemakkreditierung beobachten die HochschulvertreterInnen?
Erste
Ergebnisse und Beobachtungen zu den genannten Fragen präsentierten Dorothee
Polte und Anna Sophie Beise vom HIS-Institut für Hochschulentwicklung den geladenen
Gästen im Rahmen der Veranstaltung. Demnach werden die Zielsetzungen, die die
Hochschulen mit der Systemakkreditierung verbinden, aus Sicht der
InterviewpartnerInnen überwiegend erreicht: Zu nennen sind hier insbesondere
der erlebte Autonomiezuwachs und die Erhöhung der Selbststeuerungsfähigkeit
infolge der Erlangung der Selbstakkreditierungsrechte und der erzielten
Eigenverantwortung für die Qualitätssicherung und -entwicklung der
Studienprogramme. Als weiteren positiven Effekt der Systemakkreditierung
benennen die HochschulvertreterInnen die Möglichkeit, die Qualitätssicherung
und -entwicklung stärker formativ statt summativ und an eigenen Kriterien statt
an (externen) Mindeststandards auszurichten. Zudem schaffe das Verfahren
Kommunikationsanlässe zur Förderung des fakultäts- und
fachbereichsübergreifenden Austauschs über Qualität und Qualitätsziele und zur
Entwicklung eines geteilten Qualitätsverständnisses.
Die
Studie zeigt, dass sich der Entwicklungs- und Akkreditierungsprozess an den
Hochschulen in der Regel zeitlich und inhaltlich überlagert. Dabei stehen die
Hochschulen vor der Herausforderung, einerseits ausreichend Zeit für die
Aushandlung und Entwicklung der Systeme einzuplanen und andererseits die durch
das Akkreditierungsverfahren und die Begehungen erzeugte Dynamik für den
Feinschliff und die Implementierung zu nutzen.
Die
im Zuge der Systemakkreditierung etablierten Verfahren zur Qualitätssicherung
und -entwicklung laufender Studiengänge zeichnen sich dabei u. a. im Hinblick
auf die (De-)Zentralisierung von Verantwortlichkeiten und hinsichtlich der
Zusammensetzung der Akteursgruppen, die mit der Bewertung der Qualität der
Angebote betraut werden, durch eine große Heterogenität aus. Während einige
Hochschulen hochschuleinheitliche, zentral gesteuerte Verfahren zur
Qualitätsbewertung der Studienprogramme etablieren, bestehen an anderen größere
Freiheitsgrade der Fakultäten und Fachbereiche hinsichtlich der Ausgestaltung
der Verfahren. Empfehlungen, Auflagen und Maßnahmen zur Weiterentwicklung von
Studienprogrammen unterliegen in der Regel keinem direktem Einfluss externer
GutachterInnen, sondern werden vielfach in Verhandlungssettings hochschulintern
vereinbart. Dies erlaubt den beteiligten AkteurInnen einen strategischen Umgang
mit den Ergebnissen von Verfahren der Qualitätsbewertung.
Im
Anschluss an die Präsentation der Studienergebnisse stellten Petra Suwalski von
der Hochschule Furtwangen und Rudolf Bauer von der Technischen Universität
München im Sinne einer exemplarischen Illustration der Studienergebnisse
ausgewählte Elemente der Qualitätsmanagementsysteme ihrer Hochschulen vor. Im
Fokus standen dabei insbesondere die Einbindung externer Expertise und
Austauschformate zum Thema Lehre an Hochschulen.
Abschließend
referierte Dr. Olaf Bartz, Geschäftsführer des Akkreditierungsrats, zum
Beschluss des Bundesverfassungsgerichts und zum aktuellen Stand der geplanten
Regelüberarbeitung der (System-)Akkreditierung.
Einig
waren sich die TeilnehmerInnen der Veranstaltung darin, dass weiterer Untersuchungsbedarf
zu den Charakteristika der verschiedenen Konzepte und Verfahren, ihrer
Umsetzung durch die systemakkreditierten Hochschulen und ihren Wirkungen
besteht. Diesem Bedarf wird auch HIS-HE im Rahmen weiterer Aktivitäten
nachkommen. Im Fokus einer Folgeuntersuchung werden die konkrete Anwendung der
hochschulintern etablierten Verfahren und ihre Bewertung durch die Fächer
stehen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie werden in Form eines
Abschlussberichts im Spätsommer 2016 veröffentlicht.
Nähere Auskünfte
Dorothee Polte
Tel.: 0511 16 99 29-28
E-Mail: polte@his-he.de
Anna Sophie Beise
Tel.: 0511 16 99 29-26
E-Mail: beise@his-he.de
Pressekontakt
Katharina
Seng
Tel.: 0511 16 99 29-56
E-Mail: seng@his-he.de
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Goseriede 13a | 30159 Hannover | www.his-he.de
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E-Mail seng@his-he.de
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