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Foto: Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere |
Zum 370. Geburtstag von
Gottfried Wilhelm Leibniz erhält eine neu entdeckte Wespen-Art den Namen des
Universalgelehrten. Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig -
Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere in Bonn benennt eine Erzwespe aus
Asien als Oodera leibnizi.
Oodera leibnizi ist eine aus Südostasien stammende Erzwespe.
Sie wurde von Ralph S. Peters und Jennifer Werner aus dem Zoologischen
Forschungsmuseum Alexander Koenig ‑ Leibniz-Institut für Biodiversität der
Tiere (Bonn) in den Sammlungen des British Museum of Natural History in London
entdeckt. Dort lagerte sie als unbestimmtes Tier unter den alten
Sammlungspräparaten. Während einer Revision entdeckten die beiden Wissenschaftler
die Wespe und identifizierten sie zunächst als Mitglieder der Gattung Oodera
und schließlich als neue Art.
Revisionen sind eine typische Vorgehensweise
in der biologischen Artenkunde (Taxonomie): Experten durchstreifen die
Museumssammlungen der Welt auf der Suche nach Tieren, die zu der untersuchten
Gruppe gehören, um die Verwandtschaft und geografische Verbreitung zu klären. Dabei
stoßen sie immer wieder auf neue Arten, die zum Teil schon lange unentdeckt in
den Sammlungen lagern. Nach den Regeln der Taxonomie haben die Erstbeschreiber
einer neuen Art das Recht, ihr einen Namen zu geben. Dieser setzt sich aus der
Bezeichnung der Gattung (hier: Oodera) und einem frei wählbaren Zusatz
für die einzelne Art (hier: leibnizi) zusammen.
Oodera leibnizi ist eine
parasitoide Wespe, die sich an oder in anderen Tieren ‑ meist Insekten ‑
entwickelt und diese dabei tötet. Sie wird sieben bis acht Millimeter groß und
hat eine grün-schillernde Farbe. Die Larven von anderen Oodera-Arten ernähren
sich von Käferlarven, die sich in Holz bohren. So negativ das klingen mag: In
der Natur übernehmen sie so eine wichtige Funktion, indem sie die Vermehrung
von Holzschädlingen eindämmen. Die Forscher vermuten, dass das auch bei den
Larven von Oodera leibnizi der Fall ist. Viele Arten von parasitoiden
Wespen werden bereits in der biologischen Bekämpfung von Holz-, Pflanzen- oder
Vorratsschädlingen eingesetzt. „Die vielen verschiedenen Arten eines Ökosystems
wirken zusammen wie die Berufe in einer funktionierenden Großstadt. Gemeinsam
bilden sie Wälder, die das Klima mildern und Regenfluten aufhalten, erzeugen
fruchtbare Böden, kontrollieren sich gegenseitig, so dass kein Schädling das
System vollständig zerstören kann,“ erklärt Wolfgang Wägele, Direktor des
Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig die komplexe Bedeutung der
biologischen Vielfalt.
Für Ralph S. Peters soll Oodera
leibniz ein lebendiges Denkmal sein: „Der Name ,Leibniz‘ wird mit der
Benennung der neuen Erzwepse verewigt. Anders als Denkmäler aus Bronze oder
Marmor erneuern sich Arten fortlaufend, und noch in 1.000 Jahren werden
Individuen von Oodera leibnizi genauso glänzen wie heute. Mit der
Benennung würdigen wir auch das große Engagement der Leibniz-Gemeinschaft für
die Entwicklung ihrer Institute als international führende
Forschungseinrichtungen in Leibniz‘ Namen.“
Im Rahmen der „Konferenz der
Arten“ am 2. Juli 2016 auf dem Berliner Hausvogteiplatz wird Wolfgang Wägele um
15:00 Uhr eine Urkunde an den Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft, Matthias
Kleiner, übergeben und damit symbolisch die Namensgebung nach Gottfried Wilhelm
Leibniz vollziehen.
Die „Konferenz der Arten“ ist ein
Open-Air-Salon für die ganze Familie rund um die Artenvielfalt, den die
Leibniz-Gemeinschaft aus Anlass des 370. Geburts- und 300. Todestages Gottfried
Wilhelm Leibniz‘ ausrichtet. Von 12 bis 18 Uhr informieren dabei rund 30
Forschungsinstitute, Vereine und Naturkundemuseen über ihr Engagement. Sie
präsentieren interaktive Stationen, lebendige Exponate und lebende Tiere in Themenzelten
zu Insekten und Schmetterlingen, Reptilien und Amphibien, Pilzen, Wildpflanzen,
Schutzgebieten, Vögeln, Nutztieren, Wald, Wasser und Stadtnatur und bieten ein
vielfältiges Familienprogramm.
Weitere
Informationen online unter www.bestewelten.de/konferenz-der-arten
Pressekontakt für die
Leibniz-Gemeinschaft
Dr. Christine
Burtscheidt
Tel.: 030 / 20 60 49 – 42
Mobil: 0160 / 800 99 46
Christoph
Herbort-von Loeper M.A.
Tel.: 030 /
20 60 49 – 48
Mobil: 0174 /
310 81 74
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft
verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von
den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum-
und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie
betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den
übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten
wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen
an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem
mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik,
Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge
Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der
Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und
Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen
Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund
und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die
Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.500 Personen, darunter 9.300
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt
bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.