Freitag, 22. April 2016

„Ich möchte mein Land voranbringen“



Adebayo Waidi Gbenro
Stipendiat der Uni Witten/Herdecke


Adebayo Waidi Gbenro ist erster Stipendiat der Uni Witten/Herdecke im Programm für Studierende aus Niedriglohnländern

„Meine Arbeit als Buchhalter hat mir immer Spaß gemacht“, sagt Adebayo Waidi Gbenro. „Aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich in dieser Position nicht genug bewegen kann. Ich wollte positive Veränderungen bewirken – für die Menschen, für die Umwelt, in der Wirtschaft, der Politik, der Gesellschaft. Also habe ich beschlossen, mich weiterzubilden. In Nigeria gibt es so viel Leid, ich möchte dazu beitragen, dass es den Menschen dort besser geht.“

Dazu machte er seinen Bachelor in Ökonomik, belegte Onlinekurse zu Themen wie „Leadership Development“, „Nachhaltiges Wirtschaften“, „Wirtschaftsgesetzgebung“, „Management in Nichtregierungsorganisationen“, „Internationale Kommunikation“, „Staatsrecht“ oder auch „How to Change the World“. Sein Wissen gibt er weiter und unterrichtet Schüler in den Fächern Politik, Regierung und Wirtschaft. Er engagiert sich gegen Diskriminierung und Unterdrückung in Nigeria und ist Mitgründer und Präsident der „Campaign Against Ignorance & Illiteracy“ (CAII), einer Nichtregierungsorganisation, die sich für Demokratie, gute Regierungsführung, Menschenrechte und gegen Analphabetismus, Vorurteile, Armut und Krankheiten einsetzt. Als Sprecher und Moderator hat Gbenro bereits mehrere TV- und Hörfunk-Debatten bestritten, unter anderem für die BBC. Themen wie Menschenhandel, HIV / Aids, die Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte aus Afrika, die politische Situation und Wahlen in Nigeria, Kinderprostitution, die historische Aufarbeitung der Sklaverei, kulturelle Vielfalt sowie „Die Gesellschaft, die wir uns wünschen“ sind es, zu denen er Stellung bezieht.

Der 37-Jährige ist zudem Autor des Schulbuchs „Explicit Government“. Er hat im Rahmen von „Takingitglobal - Sprout“ – einem Online-Kurs – angehende Sozialinnovatoren und Umwelt-Entrepreneure unterrichtet und beraten. Sein journalistischer Beitrag zu den Wahlen in Nigeria brachte ihn 2007 bis ins Finale des Essay-Wettbewerbs der World Youth Movement for Democracy. Darüber hinaus ist er parteipolitisch aktiv (zunächst für die „National Conscience Party“ (NCP), mittlerweile für die „Accord Party“ (AP)). Um diese Aktivitäten noch solider mit einer wissenschaftlichen Ausbildung zu grundieren, hat er nun das Masterstudium in „Philosophy, Politics, and Economics“ (PPE) begonnen. Dabei wird er im Rahmen eines Stipendiums, das sich ausschließlich an Studieninteressierte aus Ländern mit niedrigem pro-Kopf-Einkommen richtet, vom Hochschulwerk Witten/Herdecke mit 700 Euro im Monat unterstützt.

„Der Wirtschaft liegt meist viel Politik zugrunde, und in der Politik spielt Wirtschaft auch immer eine Rolle. Bei all dem müssen auch die Auswirkungen auf die Gesellschaft mitberücksichtigt werden. Alles ist miteinander verknüpft. Eine fortschrittliche Gesellschaft kann nur entstehen, wenn man alles zusammen denkt“, erläutert Gbenro seine Studienwahl. „Deshalb finde ich den Ansatz des Studiengangs so spannend.“ Auch die UW/H hat es ihm angetan: „Das ist eine Universität, die dir erlaubt und es auch erwartet, dass du selbst denkst. Der Mensch und die Menschlichkeit stehen hier an erster Stelle. Das ist für mich sehr wichtig. Ich glaube, ich bin an den richtigen Ort gekommen.“ Auch in der Stadt Witten fühlt er sich gut angenommen. „Die Menschen hier sind alle sehr nett, gastfreundlich und entgegenkommend. Ich fühle mich hier sehr wohl, auch wenn alles so anders ist und aussieht als in Afrika.“

Trotzdem besteht für ihn kein Zweifel, dass er später nach Nigeria zurückkehren wird. Und das nicht nur, weil dort seine Frau und sein fünf Monate alter Sohn auf ihn warten. „Ich möchte mein Land voranbringen und das, was ich hier gelernt und erlebt habe, auch umsetzen“, erläutert er. „Es gibt so viel zu tun, das Land hat ja viel Potenzial und viele natürliche Ressourcen. Ich glaube, dass man in Nigeria und überall auf der Welt so vieles besser machen könnte. Dabei möchte ich mithelfen.“

Zuvor möchte er aber in Witten noch einige Dinge erleben und lernen, die ihn schon seit langer Zeit beschäftigen. „Schon seit meiner Kindheit haben mich besonders Ungleichheiten und Unterschiede interessiert. Zum Beispiel: Warum sind manche Länder reich und andere arm? Warum sind manchmal Länder mit reichen Rohstoffvorkommen arm und andere, die fast keine natürlichen Ressourcen haben, sehr reich? Warum gibt es in manchen Ländern geordnete Übergänge bei Regierungswechseln, während das in anderen nahezu unmöglich erscheint. Einige dieser Antworten – und noch viel mehr – möchte ich in Witten finden.“

„Unser Studiengang lebt davon, dass Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und aus vielen verschiedenen Ländern gemeinsam studieren und voneinander lernen“, sagt Prof. Dr. Joachim Zweynert, einer der beiden Leiter des PPE-Studiengangs an der UW/H. „Wir sind dem Sozialausschuss des Hochschulwerks unserer Universität sehr dankbar, dass er Waidi Gbenro ein Studium in Witten ermöglicht hat. Letztlich ist das ein Stipendium von Studierenden für Studierende. Ich finde, das ist Witten pur.“

Weitere Informationen zum Stipendium: www.uni-wh.de/international/wittenherdecke-scholarship-for-international-students/


Kontakt Studiengangsleiter:
- Prof. Dr. Jens Harbecke, jens.harbecke@uni-wh.de oder 02302 / 926-511
- Prof. Dr. Joachim Zweynert, joachim.zweynert@uni-wh.de oder 02302 / 926-598


Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.300 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.