Die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet vier neue Forschergruppen ein.
Dies beschloss der Senat der DFG jetzt in Bonn. Die Forschungsverbünde
ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und
drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen
zu etablieren. Die maximale Förderdauer von Forschergruppen beträgt zweimal
drei Jahre. In der ersten Förderperiode erhalten die vier neuen Einrichtungen
insgesamt rund sieben Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG aktuell 197
Forschergruppen.
Die neuen Forschergruppen im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen)
(in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen)
Der
Blick auf die Erdgeschichte zeigt: Wenn die Temperatur steigt, sterben
zuallererst die größten Vertreter einer Tiergruppe aus, während die kleineren
überleben. Dieser sogenannte „Lilliput-Effekt“ ist nur ein Beispiel dafür, wie
paläobiologisches Wissen helfen kann, die Auswirkungen des globalen
Temperaturanstiegs besser vorherzusagen. Die neue Forschergruppe „Temperature-Related
Stresses as a Unifying Principle in Ancient Extinctions (TERSANE)” widmet
sich den klimaindizierten Aussterbe-Ereignissen an der Perm/Trias-Grenze und
im frühen Jura. Durch welche Stressfaktoren kam es zu massiven ökologischen
Veränderungen, die zu Massensterben führten? In den interdisziplinär angelegten
Projekten werden geochemische Studien mit paläobiologischen Analysen und
physiologischen Experimenten kombiniert, um neue Erkenntnisse zu Effekten von
Erderwärmung ans Licht zu bringen.
(Sprecher:
Prof. Dr. Wolfgang Kießling, Sprecherhochschule:
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
Warum
neigen Menschen manchmal zu riskanten Verhaltensweisen, obwohl sie die damit
verbundenen Gefahren für die Gesundheit kennen? In der psychologischen
Forschergruppe „The Dynamics of Risk – Perception and Behavior in the
Context of Mental and Physical Health (RISKDYNAMICS)” soll untersucht
werden, welche Rolle die individuelle Wahrnehmung von Risiko für präventives
Verhalten spielt. Dies habe eine besondere Bedeutung für jene Gesellschaften,
in denen Individuen sich eigenverantwortlich mit gesundheitlichen Risiken
auseinanderzusetzen haben, so die Annahme. Die Forschergruppe analysiert die
Stabilität und Dynamik solcher Risikowahrnehmungen über die Zeit hinweg, indem
Prozesse vor, während und nach einem Risikoereignis untersucht werden. Sie
nimmt dabei auch die Risikokommunikation in Gruppen und sozialen Netzwerken in
den Blick.
(Sprecherin:
Prof. Dr. Britta Renner, Sprecherhochschule: Universität Konstanz)
„The Mountain Exile Hypothesis: How Humans Benefited from
and Re-shaped African High Altitude Ecosystems During Quaternary Climate
Changes” ist der
Titel einer neuen Forschergruppe, die sich mit den Bale Mountains in Äthiopien
beschäftigen wird: Wie viel menschlicher Einfluss auf das Ökosystem im
afroalpinen Hochgebirge lässt sich ausmachen? Haben sich Menschen schon vor
vielen Tausend Jahren – entgegen der allgemeinen Annahme – in die Höhe
geflüchtet, und welche Indikatoren gibt es dafür? Mit einem multidisziplinären
Ansatz geografischer, geochemischer, archäologischer, ökologischer und
biologischer Methoden möchte der Forschungsverbund die natürliche Geschichte
des Ökosystems Bale Mountains rekonstruieren und anthropogene Prozesse
identifizieren, die die Evolution des Ökosystems mit geformt haben.
(Sprecher:
Prof. Dr. Georg Miehe, Sprecherhochschule: Philipps-Universität Marburg)
Ob
sich das aus der modernen Psychologie stammende Konzept der „Resilienz“, also
der Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisenmomenten, auch für die Untersuchung
vormoderner historischer Konstellationen als brauch- und fruchtbar erweist,
möchte die Forschergruppe „Resilienz – Gesellschaftliche Umbruchphasen im
Dialog zwischen Mediävistik und Soziologie“ herausfinden. Dazu werden
disruptive Ereignisse im Italien des 13. Jahrhunderts, so zum Beispiel
Missernten, Pest, Kriege und Verfolgungen, sozialkonstruktivistisch gedeutet
und unter der Leitfrage nach ihren Ursachen, ihren soziopolitischen,
sozioökonomischen und soziokulturellen Ressourcen sowie nach ihren Folgen
betrachtet. Auf diese Weise soll eine historisch-empirische Typologie von
Resilienzprozessen und -strategien entstehen.
(Sprecher:
Prof. Dr. Lukas Clemens, Sprecherhochschule: Universität Trier)
Weiterführende
Informationen
Medienkontakt:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG,
Tel. +49 228 885-2443, presse@dfg.de
Ausführliche Informationen erteilen auch die
Sprecherinnen und Sprecher der eingerichteten Gruppen.
Zu Forschergruppen siehe: