Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden
evaluiert:
- Leibniz-Institut für
Polymerforschung e. V., Dresden (IPF)
- Leibniz-Institut für
Atmosphärenphysik e. V. an der Universität Rostock, Kühlungsborn (IAP)
- Leibniz-Institut für Gemüse-
und Zierpflanzenbau e. V., Großbeeren und Erfurt (IGZ)
- Deutsche Zentralbibliothek für
Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln und Bonn (ZB
MED)
Zu den Stellungnahmen des
Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:
1.)
Leibniz-Institut für Polymerforschung e.V., Dresden (IPF)
Das
Leibniz-Institut für Polymerforschung in Dresden erforscht Polymere, also
natürliche sowie synthetische Makromoleküle, und entwickelt auf dieser
Grundlage neuartige Materialien. Das Institut arbeitet ausgesprochen
erfolgreich, wie der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner Stellungnahme
festhält. Die Arbeiten umfassten die gesamte Prozesskette von der
Grundlagenforschung bis hin zu innovativen Anwendungen, beispielsweise in der
Biomedizin oder im Umweltschutz. Zudem sei es dem Institut in den vergangenen
Jahren überzeugend gelungen, vielversprechende neue Themen aufzugreifen.
Das IPF zeichne
sich durch zahlreiche wissenschaftlich hochrangige Arbeitsergebnisse aus, so
der Senat. Das Institut arbeite mit einer Vielzahl von Partnern aus
Wissenschaft und Industrie zusammen, insbesondere mit kleinen und
mittelständischen Unternehmen. Wissenschaftlich sehr ertragreich sei zudem die
enge Kooperation mit der Technischen Universität Dresden und über die Region
weit hinaus mit anderen Instituten der Leibniz-Gemeinschaft.
Insgesamt habe
sich das IPF seit der letzten Evaluierung bemerkenswert weiterentwickelt, so
der Leibniz-Senat. Er empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des
IPF fortzusetzen.
2.)
Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik e.V. an der Universität Rostock,
Kühlungsborn (IAP)
Mit
großem Erfolg erforscht das IAP die mittlere Atmosphäre, die Kopplung ihrer
Schichten und die dort stattfindenden langfristigen Veränderungen, so der Senat der
Leibniz-Gemeinschaft in seiner Stellungnahme. Mit modernsten Methoden und
Messtechniken bearbeite das Institut eine beeindruckende Breite innovativer
Fragen, die nicht zuletzt für die Klimaforschung relevant seien.
Der
Senat stellt fest, dass das
IAP mit seinen exzellenten Leistungen zu den international führenden Instituten
seines Fachgebiets zählt. Er befürwortet nachdrücklich, den Bau des
aufwändigen, neuartigen Messsystems VAHCOLI (Vertical and Horizontal
Coverage by Lidar) zu ermöglichen, mit dem erstmals großräumige
dreidimensionale Messungen thermischer und dynamischer Strukturen im
Höhenbereich von zehn bis 110 Kilometern vorgenommen werden können.
Der Senat betont
außerdem, dass das IAP eine Vielzahl wichtiger Kooperationsbeziehungen
unterhält und insbesondere sehr erfolgreich mit der Universität Rostock
zusammenarbeitet, an der alle drei Abteilungsleiter gemeinsam berufene
Professoren sind. In der internationalen Gruppe von Forschungseinrichtungen,
die das geophysikalische Observatorium ALOMAR (Arctic Lidar Observatory for
Middle Atmosphere Research) in Nordnorwegen betreibt, nimmt das IAP
aufgrund seiner Instrumentierungsbeiträge eine herausragende Stellung ein. Der
Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IAP
fortzusetzen.
3.)
Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau e.V., Großbeeren und Erfurt
(IGZ)
An seinen
Standorten Großbeeren (Brandenburg) und Erfurt (Thüringen) betreibt das IGZ
anwendungsorientierte Grundlagenforschung zu Qualität, Gesundheit, Ernährung
und Vermehrung von Pflanzen. Ziel ist es, die wissenschaftlichen
Voraussetzungen für einen effizienten und nachhaltigen Gartenbau zu schaffen.
In seiner
Stellungnahme hält der Senat der Leibniz-Gemeinschaft fest, dass sich der
Standort Großbeeren in den vergangenen Jahren positiv entwickelt hat. Dort sei
die Forschung sowohl personell als auch infrastrukturell in überzeugender Weise
gestärkt worden. Entsprechende Kooperationsbeziehungen mit Hochschulen in
Berlin und Brandenburg hätten sich intensiviert, so dass das IGZ dort
mittlerweile auch in der grundlagenorientierten Forschung beachtliche Erfolge
vorweise.
Am Standort
Erfurt hingegen stagniere die Entwicklung sowohl strukturell als auch
wissenschaftlich. Der Senat beurteilt die dortigen Leistungen als „nicht
hinreichend“ und empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung dieses
Standorts zu beenden.
Um auch auf
längere Sicht den Ansprüchen an eine Forschungseinrichtung von überregionaler
Bedeutung zu genügen, müsse das IGZ sein wissenschaftliches Profil schärfen und
seine Leistungen weiter steigern. Der Leibniz-Senat erwartet, dass die
empfohlene Fokussierung auf Großbeeren die Steuerung des Instituts deutlich
erleichtern und so zu einer Steigerung der Leistungen führen wird. In vier
Jahren soll überprüft werden, wie sich das Institut unter den geänderten Rahmenbedingungen
weiterentwickelt hat.
4.)
Deutsche Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum
Lebenswissenschaften, Köln und Bonn (ZB MED)
Die Deutsche
Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum
Lebenswissenschaften dient der überregionalen Informations- und
Literaturversorgung in Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt und
Agrarwissenschaften. Um ihre Angebote auf dem neuesten
informationswissenschaftlichen Stand zu halten, soll sie auch eigene
Forschungs- und Entwicklungsprojekte bearbeiten.
Die ZB MED
war bei der letzten Begutachtung vor vier Jahren kritisch beurteilt worden, so
dass die Einrichtung nun vorzeitig erneut evaluiert wurde. Bereits 2012
vermisste der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine Strategie, mit der die
ZB MED den Wandel von einer klassischen Bibliothek hin zu einem modernen
Fachinformationszentrum gestalte. Die Entwicklung eines entsprechenden Konzepts
wurde angesichts der Dynamik auf dem internationalen Markt für
Fachinformationen als dringlich eingestuft.
Der Senat stellt
nun fest, dass es nicht in dem erwarteten Maß gelungen ist, die konzeptionelle
Erneuerung der ZB MED voranzubringen. Zwar sei die Bibliothek, wie empfohlen,
in die rechtliche Selbständigkeit überführt und auch die Organisationsstruktur
verbessert worden. Eine schlüssige Gesamtstrategie, die inhaltlich den Wandel
deutlich mache, habe sie hingegen nicht entwickelt. Es fehle insbesondere ein
überzeugendes Forschungskonzept, auf dessen Grundlage die digitalen Angebote
weiterentwickelt werden könnten. Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit
benachbarten Hochschulen in Forschung und Entwicklung würden kaum ausgeschöpft.
Auch sei in den vergangenen vier Jahren die Empfehlung nicht umgesetzt worden,
die informationswissenschaftliche Kompetenz an der ZB MED deutlich zu stärken.
Der
Leibniz-Senat sieht darüber hinaus keine hinreichende Strategie, wie die
digitalen Angebote der ZB MED auf dem hochkompetitiven
Fachinformationsmarkt positioniert werden könnten. Gleichzeitig hat die
Tätigkeit der ZB MED in der Literaturversorgung über Lieferdienste in den
vergangenen vier Jahren weiter spürbar an Bedeutung verloren.
Angesichts der
kritischen Gesamtsituation empfiehlt der Senat Bund und Ländern, die gemeinsame
Förderung der ZB MED zu beenden.
Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den
Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/
Hintergrund:
Jede Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert,
spätestens alle sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige, die
durch schriftliche Unterlagen und bei einem Evaluierungsbesuch informiert
werden, bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung. Die
Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht festgehalten, zu
dem das evaluierte Institut Stellung nehmen kann. Auf dieser Grundlage
verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische
Stellungnahme, die in der Regel Empfehlungen zur weiteren Förderung der
Leibniz-Einrichtung enthält. Diese Senatsstellungnahme dient der Gemeinsamen
Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der
Fördervoraussetzungen. Zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen
Inhalte und Strukturen der Einrichtung), B
(Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der Einrichtung zum Bewertungsbericht)
werden die Senatsstellungnahmen auf der Internet-Seite der Leibniz-Gemeinschaft
veröffentlicht. Alle an der Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind
ausschließlich mit Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig
sind.
Pressekontakt für die
Leibniz-Gemeinschaft
Dr. Christine Burtscheidt
Tel.: 030 / 20 60 49 – 42
Mobil: 0160 / 800 99 46
Christoph Herbort-von Loeper M.A.
Tel.: 030 / 20 60 49 – 48
Mobil: 0174 / 310 81 74
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft
verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von
den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum-
und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie
betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den
übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten
wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte
Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im
Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und
informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen ‑ u.a. in
Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im
In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen
Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund
und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die
Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt
bei mehr als 1,6 Milliarden Euro.