Donnerstag, 11. Februar 2016

Astrophysiker blicken nach Washington: US-Wissenschaftler wollen über aktuelle Forschungsergebnisse zu Gravitationswellen informieren – Tübinger Experte gibt erste Einschätzung

Physiker aus aller Welt blicken am heutigen Donnerstag auf die US-amerikanische Hauptstadt Washington. Um 16.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit (10.30 Uhr Ortszeit) wollen Forscherinnen und Forscher des California Institute of Technology (Caltech), des Massachusetts Institute of Technology (MIT) sowie des Laser Interferometer Gravitational-wave Observatory (LIGO) aktuelle Ergebnisse zur Erforschung von Gravitationswellen vorstellen. LIGO ist ein System aus zwei identischen Detektoren, das von Forschern des Caltech und des MIT konzipiert und gebaut wurde. Dabei kommt auch Lasertechnik zum Einsatz, die beim deutsch-britischen Gravitationswellendetektor GEO600 (bei Hannover) entwickelt wurde. Die mithilfe der beiden Detektoren aufgefangenen Daten werden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in aller Welt ausgewertet und analysiert.

„Gravitationswellen sind ein in der Physik seit vielen Jahrzehnten intensiv diskutiertes Phänomen“, Dr. Hans-Peter Nollert vom Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen: „Sollte es den US-Forschern tatsächlich gelungen sein, Gravitationswellen mithilfe der LIGO-Detektoren nachzuweisen, wäre das für die Physik weltweit ein Meilenstein, vergleichbar mit der Entdeckung des Higgs-Bosons 2012.“

Gravitationswellen sind Verzerrungen des Raumes, die durch beschleunigt bewegte Objekte entstehen und sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Albert Einstein hat sie 1916, also vor genau 100 Jahren, im Rahmen seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt. Er hatte es jedoch nicht für möglich gehalten, dass man sie jemals würde nachweisen können: Zu winzig ist ihre Wirkung. Schade, denn Gravitationswellen tragen einzigartige Informationen über extreme und faszinierende Ereignisse im Kosmos: über Supernovaexplosionen, über Kollisionen von Schwarzen Löchern und Neutronensternen und sogar über den Urknall, die Geburt unseres Universums – Informationen, die auf keine andere Weise gewonnen werden können.

„Sucht man nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen, sollte man wissen, wie die gesuchte Nadel aussieht“, betonte Nollert. Die Jagd nach Gravitationswellen erfordert daher eine intensive Zusammenarbeit von Experten in Mathematik, Theoretischer Physik, experimentellen Methoden und Datenanalyse. Auch an der Universität Tübingen ist in den vergangenen Jahren intensiv zu Gravitationswellen geforscht worden. Zu einer ersten Bewertung steht Ihnen Dr. Hans-Peter Nollert im Anschluss an die Pressekonferenz telefonisch zur Verfügung.



Kontakt:
Dr. Hans-Peter Nollert
Universität Tübingen
Theoretische Astrophysik, Institut für Astronomie und Astrophysik
Telefon +49 7071 29-75944
Mobil +49 151 14463809
nollert[at]uni-tuebingen.de


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