Individualisierte
Verfahren zur Infektionsbekämpfung: HZI und MHH gründen neues Zentrum „CIIM“
Maßgeschneiderte
Therapien für jeden Infektionspatienten zu finden: Das ist das langfristige
Ziel des Zentrums für Individualisierte Infektionsmedizin („Centre for
Individualised Infection Medicine“, CIIM), das am 3. Dezember seine Arbeit
aufnehmen wird. Das CIIM ist eine gemeinsame Einrichtung des
Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Medizinischen
Hochschule Hannover (MHH). Es wird unter der Leitung des MHH-Mediziners Prof.
Michael P. Manns stehen, der seit dem 01. Oktober 2015 auch klinischer Direktor
des HZI ist.
Die
individualisierte Medizin verfolgt den Ansatz, die Erfordernisse einzelner
Patienten oder Patientengruppen stärker zu berücksichtigen und dadurch zu
besseren Behandlungserfolgen zu gelangen. Systematische Diagnostik, gezielte
Prävention und maßgeschneiderte Therapieverfahren sollen dies ermöglichen. Wichtigste
Grundlage ist dabei die molekulare Analyse von Patientenmaterial: Sie hilft bei
der „Stratifizierung“ – der Unterteilung von Patienten in Gruppen, aus der sich
spezifische Behandlungsoptionen ableiten.
„In manchen
Disziplinen, etwa der Krebsmedizin, wurden bereits bemerkenswerte Erfolge mit
der Stratifizierung von Patienten und daraus resultierenden individualisierten
Therapien erzielt“, sagt Prof. Manns. Der Mediziner zählt zu den weltweit
führenden Spezialisten für Lebererkrankungen. Manns leitet die Klinik für
Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der MHH und hat im Oktober
die neu geschaffene Position des Klinischen Direktors am HZI in Braunschweig
übernommen.
„Auch bei
Infektionskrankheiten werden individualisierte Therapien bereits erfolgreich
eingesetzt“, erklärt Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des
HZI. „Doch die Konzepte der individualisierten Medizin bergen gerade bei der
Diagnostik und Behandlung von Infektionen noch zahlreiche ungenutzte
Potenziale.“
Individuelle
Gegebenheiten beeinflussen den Krankheitsverlauf hier erheblich: Patienten
können je nach ihren genetischen und physiologischen Voraussetzungen, nach
Alter, Vorerkrankungen oder Lebensweise sehr unterschiedlich auf Infektionen
reagieren. Erreger wiederum weisen eine hohe Variabilität auf und können
harmlosere oder gefährlichere Varianten hervorbringen. Als dritter Faktor
spielt oft auch die individuelle Bakterienflora des Patienten, die so genannte
Mikrobiota, eine nicht zu unterschätzende Rolle bei Infektions- und
Abwehrprozessen. Hinzu kommt, dass Patienten höchst unterschiedlich auf
antiinfektive Therapien ansprechen. Nicht selten variiert auch das individuelle
Risiko von Fehl- beziehungsweise Nebenwirkungen.
Hier setzt das
CIIM an: „Am CIIM wollen wir gezielt personalisierte Ansätze für die
Infektionsmedizin entwickeln“, sagt MHH-Präsident Prof. Christopher Baum.
„Wissenschaftler des HZI ebenso wie Forscher und Kliniker der MHH sollen hier
zusammengeführt und vernetzt werden.“
Prof. Ulrich
Kalinke, Leiter des TWINCORE, ergänzt: „Das neue Zentrum, das eng mit dem
TWINCORE kooperieren wird, soll die Translation, die Überführung von
Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die medizinische Anwendung, weiter
vorantreiben.“
Als
Themenschwerpunkte für die Forschung im CIIM sind unter anderem chronische
Infektionen, etwa mit Hepatitis- und Herpesviren, sowie Infektionen von
immungeschwächten Patienten vorgesehen. Auch für Magen-Darm-Infektionen und für
Lungenerkrankungen wollen die Forscher individualisierte Ansätze entwickeln –
beispielsweise um Risikopatienten für schwere Krankheitsverläufe zu
identifizieren und somit eine entsprechende Therapie frühzeitig zu ermöglichen.
In der
Anfangsphase wird das CIIM die bestehende Infrastruktur der
Gründungseinrichtungen nutzen. Eine Dauerlösung soll das nicht sein: „Möglichst
bald muss das CIIM in einem neuen Forschungsgebäude untergebracht werden“,
erklärt der CIIM-Gründungsdirektor Manns. „Dafür gibt es bereits ein geeignetes
Grundstück in Nachbarschaft zu Twincore und MHH.“
Dort sollen –
neben international herausragenden Forschergruppen – auch von Hannover aus
geleitete Netzwerke der Medizin mit Bezug zur Infektionsmedizin mit ihren
Geschäftsstellen untergebracht werden, etwa die Deutsche Leberstiftung mit dem
Kompetenznetz Hepatitis Hep-Net und das Kompetenznetz für erworbene Pneumonien
CapNetz. Zudem ist geplant, die Forschungsaktivitäten des Deutschen Zentrums
für Infektionsforschung (DZIF) am Standort Hannover / Braunschweig im
Forschungsgebäude des CIIM zusammenzuführen. „Neben den Forschungszielen hat
auch die grundlagenwissenschaftliche Ausbildung von Infektionsmedizinern einen
hohen Stellenwert im Gesamtkonzept des CIIM“, sagt Manns. „Mit diesem Zentrum
soll ein einzigartiger Kristallisationspunkt für die Translationsmedizin in der
Infektiologie am Standort Hannover-Braunschweig mit überregionaler Strahlkraft
entstehen.“
Die Gründung des
CIIM findet während des 7. TWINCORE Symposiums http://www.twincore.de/veranstaltungen/twincore-symposium-2015/
nach einer Vorstellung des CIIM durch Prof. Manns am 3. Dezember
(voraussichtlich 15:45-16:30) im großen Seminarraum des TWINCORE - Zentrum für
Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, Feodor-Lynen-Str. 7 in
Hannover, statt. Medienvertreter sind eingeladen, um vorherige Anmeldung unter jennifer.debarry@helmholtz-hzi.de
wird gebeten. Telefonische Rückfragen sind unter 0151-52726146 möglich.
Am
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die
Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu
Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung
neuer Medikamente und Impfstoffe liefern.
An seinem Standort in Braunschweig-Stöckheim blickt das Zentrum auf eine
jahrzehntelange Historie zurück. Bereits 1965 begannen hier die ersten
Arbeiten; 2015 feiert das HZI 50-jähriges Jubiläum. www.helmholtz-hzi.de
Die Medizinische
Hochschule Hannover (MHH) hat sich mit dem Konzept der gezielten
Schwerpunktförderung einen der vordersten Plätze in der Spitzengruppe der
deutschen hochschulmedizinischen Einrichtungen gesichert. Die herausragenden
Forschungsleistungen spiegeln sich in einem Anstieg der Drittmittel auf 86,8
Millionen Euro im Jahr 2014. In der Krankenversorgung leistet die MHH als
Supramaximalversorger in der Transplantationsmedizin Pionierarbeit und
zählt zu den weltweit führenden Zentren.
Das TWINCORE in
Hannover ist ein gemeinsam von HZI und MHH gegründetes Forschungszentrum, in
dem Mediziner und Naturwissenschaftler eng zusammenarbeiten. Der Schwerpunkt
der Arbeit am TWINCORE liegt auf der Translation, der zügigen, patientennahen
Umsetzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die Anwendung.
Sie finden diese
Pressemitteilung und Pressefotos auf unserer
Internetseite unter http://www.helmholtz-hzi.de/de/aktuelles/news/ansicht/article/complete/medizin_nach_mass_gegen_bakterien_und_viren/.
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50 Jahre Spitzenforschung – 50 Jahre HZI: www.helmholtz-hzi.de/50