Zukunftsweisende
Technologien weiterzuentwickeln und für die Wirtschaft attraktiv zu machen,
erfordert oft einen langen Atem. Besonders vielversprechende Projekte von
Forscherteams aus der Helmholtz-Gemeinschaft werden dabei aus dem Helmholtz-Validierungsfonds
(HVF) unterstützt. In einer ersten Förderperiode von 2011 bis 2015 wurden
insgesamt 21 Projekte ausgewählt. Nach einer erfolgreich abgeschlossenen
Evaluation wird das Programm nun in den Jahren 2016 bis 2020 fortgesetzt. Die
ersten drei Förderprojekte der neuen Programmphase wurden im Dezember von
Experten des Entscheidungsboards ausgewählt. Mit diesen Vorhaben könnten sich
völlig neue Wege eröffnen, um Krankheiten wie Krebs, Osteoporose oder Alzheimer
besser zu diagnostizieren und zu behandeln.
Einige
der Projekte aus der ersten Programmphase sind bereits erfolgreich am Markt
gestartet. „Das war auch ein wesentlicher Grund für die erfolgreiche Evaluation
des Validierungsfonds und die Entscheidung, ihn fortzusetzen“, sagt Rolf Zettl,
der Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft. „Damit verbunden ist auch eine
deutliche Erhöhung des HVF-Budgets, um noch mehr spannende Technologien aus den
18 Helmholtz-Zentren in die Anwendung zu bringen.“ Insgesamt sind für die
nächsten fünf Jahre jeweils 7,5 Millionen Euro für die Unterstützung von
Validierungsprojekten vorgesehen.
Den
Empfehlungen der Evaluation folgend werden zudem flexiblere Konditionen
eingeführt. So ist es den Helmholtz-Zentren und den Partnern aus der Wirtschaft
künftig möglich, die Höhe der Ko-Finanzierung innerhalb eines dreistufigen
Systems zu wählen. Im Zuge einer EU-weiten Ausschreibung ist das externe
Fondsmanagement an die Peppermint Venture Partners GmbH aus Berlin vergeben
worden. „Ich freue mich, dass die erfolgreiche Zusammenarbeit der letzten fünf
Jahre fortgesetzt werden kann“, sagt Klaus Stöckemann, Geschäftsführer des
Venture Capital-Unternehmens. „Helmholtz bietet wirklich ein großes Potenzial
für HighTech-Innovationen, die in die Anwendung überführt werden können.“
Die
ersten drei Projekte, die in der neuen Programmphase gefördert werden, sind:
Next
generation BrainPET Scanner
In
den kommenden Jahrzehnten wird die Bevölkerung in den Industrieländern eine
immer höhere Lebenserwartung haben. Damit wird auch ein Anstieg an
neurologischen Erkrankungen erwartet. Für die Erforschung von
Demenzerkrankungen, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen sowie für
die Entwicklung weiterer Wirkstoffe sind bildgebende Verfahren enorm wichtig.
Doch die Aussagekraft heute verfügbarer Verfahren wie CT, MRT oder PET sind
begrenzt. Das Team um N.J. Shah und Christoph Lerche vom Forschungszentrum
Jülich wird einen neuen Hirn-Scanner-Einsatz entwickeln: Der Brain-PET 7T ist
eine Kombination aus Positronen-Emissionstomographie und
Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographie. Er ermöglicht eine weitaus
detailliertere Analyse neurologischer Erkrankungen und der ihnen
zugrundeliegenden metabolischen und strukturellen Verbindungen. Im Rahmen des
geförderten Projektes soll nun ein Prototyp entwickelt und anschließend auf den
Markt gebracht werden. Das Projekt wird mit zwei Millionen Euro aus dem
Helmholtz-Validierungsfonds gefördert.
Die
KID-Biomarker Technologie
Osteoporose,
Niereninsuffizienz oder Krebs sind Krankheiten, von denen große Teile der
Bevölkerung betroffen sind. Eine frühzeitige Erkennung kann einen wesentlichen
Beitrag zu einer effektiven Behandlung und zu einem gesteigerten Patientenwohl
beitragen – und zudem Kosten im Gesundheitswesen senken. Ein Team um Anton Eisenhauer
vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hat jetzt ein neues
Verfahren entwickelt, mit dem diese Erkrankungen präzise, frühzeitig und für
den Patienten sicher diagnostiziert werden können: Die
KID-Biomarker-Technologie basiert auf einer Kalzium-Isotopen-Analyse, die
krankheitsbedingte Veränderungen des menschlichen Kalzium-Haushalts misst – und
zwar bedeutend sensibler als herkömmliche Verfahren. Dabei reicht es, Urin oder
Blut zu untersuchen. Eine Belastung der Patienten durch Röntgenstrahlen,
Radioaktivität oder Kontrastmittel wird vermieden. Zudem wird nicht nur die
Diagnose einfacher, sondern auch die Überwachung des Therapieverlaufs und der
Wirkung von Medikamenten. In dem mit 600.000 Euro geförderten Projekt sollen
nun in den kommenden zwei Jahren verschiedene Diagnostik-Dienstleistungen
entwickelt werden.
Antikörper
gegen Hirntumore
Glioblastome,
also Hirntumore, zählen zu den Krebserkrankungen mit sehr schlechter Prognose
für die Patienten. Keine andere Tumor-Art raubt ihnen so viele Lebensjahre.
Auch die etablierten Therapiemöglichkeiten sind in ihrer Wirkung sehr begrenzt
und sehr teuer. Ein Team um Reinhard Zeidler vom Helmholtz Zentrum
München will die intracavitäre Radioimmuntherapie nun weiterentwickeln und in
eine klinische Phase bringen. Ein eigens entwickelter und patentierter
Antikörper bietet dafür vielversprechendes diagnostisches und therapeutisches
Potenzial. Aus dem Helmholtz-Validierungsfonds wird das Vorhaben nun zunächst
bis zu einem ersten Meilenstein gefördert. In Abhängigkeit von der
Zielerreichung kann sich eine Anschlussfinanzierung in signifikantem Umfang anschließen.
Die
Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen
von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche
Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt,
Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und
Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit rund 38.000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von mehr als vier
Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit
steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz
(1821-1894).
Roland Koch
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