Überlebenskünstler unter Beobachtung
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Der Planet Mars rückt zunehmend in den Fokus der
internationalen Raumfahrt. Bei der Erforschung unseres Nachbarplaneten nimmt
die Suche nach Leben einen besonderen Stellenwert ein. Eine grundlegende Voraussetzung
um Spuren des Lebens zu erkennen ist, zu wissen wonach man suchen muss. Dieses
Wissen zu vertiefen ist das Ziel der Astrobiologen des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt (DLR), die gemeinsam mit internationalen Kollegen im Rahmen
des Projektes MASE (Mars Analogues for Space Exploration) forschen. Die
Projektgruppe tagt vom 23. bis 25. November 2015 beim DLR in Köln.
Die klimatischen Bedingungen auf dem Mars unterscheiden
sich deutlich von denen auf der Erde: sehr dünne Atmosphäre, kein Sauerstoff,
extrem niedrige Temperaturen, hohe Strahlung, ausgeprägte Trockenheit, um nur
einige zu nennen. Dennoch gibt es Orte auf der Erde, an denen Organismen an
derart harsche Umweltbedingungen angepasst sind. Zwar sind die Organismen dort
in der Regel nicht allen "Stressfaktoren", die auf dem Mars
vorherrschen, gleichzeitig ausgesetzt. Dennoch lassen sich wichtige
Rückschlüsse auf die Überlebensfähigkeit von Organismen ziehen.
Die im Kölner Labor untersuchten Proben stammen aus
verschiedenen Teilen Europas und Kanada. Organismen, die besonders an ein stark
säurehaltiges Milieu angepasst sind, kommen beispielsweise aus dem Rio Tinto in
Spanien und aus einem See auf Island. Im Sippenauer Moor in Deutschland
hingegen herrscht ein anaerobes sulfidreiches Umfeld vor. Die russischen und
kanadischen Permafrostböden lieferten Proben aus einem dauerhaft kalten Klima.
In der Planeten- und Weltraumsimulationsanlage stellen
die Astrobiologen des DLR um Projektleiterin Dr. Petra Rettberg die Bedingungen
auf dem Mars nach. Im Mittelpunkt der Forschung steht dabei die Frage, wie
Organismen, die an einen bestimmten Stressfaktor angepasst sind, auf den
Einfluss weiterer auf dem Mars auftretender Stressfaktoren reagieren.
"In der ersten Phase des MASE-Projekts konnten wir
schon sehr interessante Mikroorganismen mit ungewöhnlichen Eigenschaften
isolieren, die unser Verständnis der Anpassungsfähigkeit und
Widerstandsfähigkeit von Lebewesen erheblich erweitern", erklärt Dr. Rettberg.
Der Mars hatte in seiner Vergangenheit vermutlich Phasen,
in denen die Bedingungen für Leben besser waren als heute. Deshalb untersuchen
die Astrobiologen auch den Prozess der Fossilienbildung, damit eventuelle
Spuren verwandter Organismen in Proben vom Mars identifiziert werden können.
Die zu erwartende Ergebnisse sind auch von Bedeutung für
künftige Missionen zur Erkundung des Roten Planeten wie zum Beispiel ExoMars,
an der auch deutsche Wissenschaftler beteiligt sind. Im Vorfeld der Mission müssen
die Astrobiologen vom DLR durch die Erfassung der biologischen Kontamination
der Raumfahrzeuge sicherstellen, dass die Messergebnisse auf dem Planeten nicht
durch biologische Spuren von der Erde beeinflusst werden ("planetary
protection").
Das MASE-Projekt wird durch das Forschungsrahmenprogramm
7 der Europäischen Union über vier Jahre (2014 - 2017) gefördert. An dem
Projekt sind Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Österreich, den
Niederlanden, Spanien und Großbritannien sowie Island beteiligt. Die
Koordination wird von der Universität Edinburgh und von der European Science
Foundation durchgeführt.
Kontakte
Michel Winand
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation Köln
Tel.: +49 2203 601-2144
Fax: +49 2203 601-3502
Dr. Petra Rettberg
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Institut
für Luft- und Raumfahrtmedizin mailto:petra.rettberg@dlr.de
Tel.: +49 2203 601-4637