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Prof. Michael Baumann, Direktor des Instituts für Radioonkologie am HZDR und des Nationalen Zentrums für Strahlenforschung in der Onkologie - OncoRay. |
Hochbbegabungspresse
Prof. Michael Baumann, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und des gemeinsam mit
dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) getragenen Nationalen Zentrums
für Strahlenforschung in der Onkologie – OncoRay, erhält am heutigen Montag
(30. September 2013) den ECCO Clinical Research Award der Europäischen
Krebsgesellschaft ECCO (European CanCer Organisation). Damit wird sein
europaweit herausragender Beitrag zur Integration wissenschaftlicher
Erkenntnisse der Krebsforschung in die klinische Praxis gewürdigt. Überreicht
wird der Preis während des Europäischen Krebs-Kongresses (27. September – 1.
Oktober) mit über 15.000 Teilnehmern in Amsterdam.
Seit über 20 Jahren hat Prof. Michael Baumann kontinuierlich daran gearbeitet,
biologische Erkenntnisse mit den technischen Entwicklungen in der
Strahlentherapie zusammenzubringen. „Grundlegend für meine wissenschaftliche
Arbeit war dabei immer der translationale Gedanke“, unterstreicht der Direktor
des Nationalen Zentrums für Strahlenforschung in der Onkologie – OncoRay. „Also
die Vorstellung, Erkenntnisse, die Potential für die Krebsbehandlung
versprechen, vom Labor über systematische klinische Studien in die klinische
Anwendung am Patienten zu bringen.“ Um das zu erreichen, hat sich Prof. Baumann
unter anderem mit der optimalen Anordnung der Strahlentherapie-Fraktionen, der
Kombination von Bio-Bildgebung mit der Strahlentherapie und mit Biomarkern,
welche die Strahlenempfindlichkeit von Tumoren voraussagen, beschäftigt.
So gibt es beispielsweise Kopf-Hals-Tumoren, die in ihrem Gewebe und Umfeld für
einen absoluten Sauerstoffmangel (Hypoxie) sorgen. Diese Tumoren können in
dieser lebensfeindlichen Umgebung bestehen und sind extrem resistent gegenüber
einer Strahlentherapie. Acht von zehn Patienten haben bisher keine
Überlebenschance, wenn bei ihnen im Kopf-Hals-Bereich ein solcher Tumor
vorliegt. Hier ist Prof. Baumann mit seinen Forschern auf der Suche nach
verlässlichen örtlichen Markern, die auf Hypoxie hinweisen. Es sollen Medikamente
entwickelt werden, die diese Art von Tumoren für die Strahlen angreifbar
machen, die Strahlendosis soll gezielt in den Tumoren hochdosiert variiert
werden. Dazu muss die Heterogenität des Tumors zuverlässig dargestellt werden –
die Verbesserung dieses Bio-Imagings, der bildgebenden Verfahren, ist ein
weiteres Forschungsfeld der Dresdner Wissenschaftler.
Zur Verbesserung der Präzision der Strahlentherapie dient auch der Aufbau der
Protonentherapie und die Weiterentwicklung der Compton-Kamera – mit ihr werden
Position und Dosis des Protonenstrahls während der Therapie „ablesbar“. Die
Behandlung kann so überwacht und individuell angepasst werden. „Einen Prototyp
dieser Kamera werden Physiker des OncoRay und HZDR innerhalb der kommenden fünf
Jahre hier in Dresden entwickeln, damit wir ihn dann in klinischen Studien
einsetzen können“, prognostiziert Prof. Baumann, der den Ausbau der Dresdner
Krebsforschung wesentlich mitgestaltet hat. „Die Möglichkeiten der
Krebsforschung in Dresden sind auch im internationalen Maßstab einmalig, eine
Tätigkeit in Dresden ist für Krebsforscher und -ärzte sicher eine absolut
richtige Entscheidung.“ Und die Einschätzung der Dresdner Entwicklung als
erfolgreich wird auch international geteilt – der an Prof. Baumann verliehene
ECCO-Award ist dafür ein weiterer Beleg.
Um dieses Pensum als Klinikdirektor, als Direktor von OncoRay sowie des
Instituts für Radioonkologie am HZDR, als Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Radioonkologie e. V. und nicht zuletzt als Forscher zu meistern, sind lange
Arbeitstage und nur wenige freie Wochenenden die Regel. „Das funktioniert nur,
wenn man absolute Freude an seiner Tätigkeit hat“, unterstreicht Prof. Baumann.
Hintergrund: Die ECCO ist ein multidisziplinärer Dachverband für alle
europäischen onkologischen Fachgesellschaften, Krebsforscher und
Patientenvereinigungen. Über 100.000 Krebsärzte und -forscher sind in der ECCO
vereinigt. Das Zusammenspiel der verschiedenen Fachrichtungen spiegelt die
Behandlung von Patienten in Krebs-Zentren wider. Die ECCO hat das Ziel, die
onkologische Versorgung und Forschung in Europa voranzutreiben. Dazu dient auch
der alle zwei Jahre organisierte multidisziplinäre europäische Krebskongress,
bei dem alle mit dem Thema Krebs befassten Fachrichtungen ihre aktuellen herausragenden
Erkenntnisse vorstellen.
Der ECCO Clinical Research Award wird ebenfalls alle zwei Jahre vergeben. Der
Preisträger wird von einem internationalen Preiskomitee aus den hochkarätigen
Vorschlägen aller Mitgliedsorganisationen ausgewählt und geht über das
Fachgebiet der Strahlentherapie hinaus. Der Award ist ein Preis für das
Lebenswerk eines in Europa wirkenden Wissenschaftlers und setzt die
kontinuierliche, erfolgreiche Arbeit im Bereich der onkologischen Forschung
voraus, die auch zu einer verbesserten Versorgung der Krebspatienten führte.
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
National Center for Radiation Research in Oncology – OncoRay
Prof. Michael Baumann
Tel. 0351 458 5292
Medienkontakt:
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Konrad Kästner
Tel. 0351 458 5486
konrad.kaestner@tu-dresden.de
Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) forscht auf den Gebieten Energie, Gesundheit und Materie. Folgende Fragestellungen stehen hierbei im Fokus:
* Wie nutzt man Energie und Ressourcen effizient, sicher und nachhaltig?
* Wie können Krebserkrankungen besser visualisiert, charakterisiert und wirksam behandelt werden?
* Wie verhalten sich Materie und Materialien unter dem Einfluss hoher Felder und in kleinsten Dimensionen?
Zur Beantwortung dieser wissenschaftlichen Fragen werden fünf Großgeräte mit einzigartigen Experimentiermöglichkeiten eingesetzt, die auch externen Nutzern zur Verfügung stehen.
Das HZDR ist seit 2011 Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Es hat vier Standorte in Dresden, Leipzig, Freiberg und Grenoble und beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter – davon ca. 450 Wissenschaftler inklusive 160 Doktoranden.