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Der Bonobo-Mann
Jack pflegt das Fell von
Weibchen Susi im
Salonga Nationalpark
in der
Demokratischen Republik Kongo.
© Caroline
Deimel, LuiKotale Bonobo Project
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Hochbegabungspresse
15. Juli 2013
Weibliche
Dominanz über Männchen ist bei Säugetieren ein seltenes Phänomen. Bonobos
scheinen zu diesen Ausnahmen zu gehören. Das ist erstaunlich, da auch bei
dieser Art ausgewachsene Männchen meist größer und stärker sind als die
Weibchen. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in
Leipzig haben die Dominanzverhältnisse zwischen männlichen und weiblichen frei
lebenden Bonobos untersucht. Sie hat dabei besonders die hohe Stellung einiger
Weibchen im Dominanzgefüge interessiert. Das Ergebnis: Es sind nicht die
weiblichen Allianzen, mit denen Weibchen Konflikte gewinnen können. Auch
scheint der Kontext des Konflikts für dessen Ausgang irrelevant zu sein.
Stattdessen spielt die Attraktivität der Weibchen eine wichtige Rolle. Wenn
diese eine sexuelle Bereitschaft zeigen, gewinnen sie Konflikte mit Männchen
leichter. Die Männchen verhalten sich dann weniger aggressiv.
Obwohl die Dominanzverhältnisse zwischen den Geschlechtern bei
Bonobos noch nie eingehend in der Wildnis untersucht wurden, gibt es
verschiedene Theorien, wie die Weibchen zu ihrem hohen Sozialstatus kommen.
Einige Forscher erklären die weibliche Vormachtstellung durch Koalitionsbildung
zwischen den Weibchen, welche die männliche Aggressivität unterdrücken. Andere
sehen darin ein entwicklungsgeschichtliches Phänomen, nach dem Weibchen
nicht-aggressive Männer bevorzugen und so die biologischen Vorteile männlicher
Aggression zu einem Negativmerkmal geworden sin
In einer
aktuellen Studie untersuchte die Bonobo-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut
für evolutionäre Anthropologie zwischengeschlechtliche Konflikte in einer
wildlebenden Bonobo-Gruppe nahe des Salonga Nationalparks in der Demokratischen
Republik Kongo. Anhand einer Analyse des Ausgangs dieser Streitereien wiesen
die Wissenschaftler die Existenz einer geschlechtsunabhängigen Hierarchie in
der Gruppe nach, in der einige Weibchen die höchsten Ränge einnehmen.
Desweitern
fanden die Forscher heraus, dass nur zwei Faktoren eine signifikante Rolle beim
Ausgang von Konflikten spielten: der Wille der Weibchen, ihrem Nachwuchs zu
helfen, und die weibliche Attraktivität. So gewannen die Weibchen, allein oder
in einer Gruppe, alle Konflikte, bei denen ihre Jungen von Männchen angegriffen
wurden. Interessanterweise gewannen die Weibchen aber auch vermehrt
Auseinandersetzungen, wenn sie eine auf höhere Empfängnisbereitschaft
hinweisende sexuelle Schwellung zeigten, also für die Männchen besonders
attraktiv waren.
Martin Surbeck,
Erstautor der Publikation, sagt: „Die Männchen waren zu diesen Zeiten auch von
sich aus weniger aggressiv gegenüber den Weibchen, was sie sehr deutlich zum
Beispiel von Schimpansenmännchen unterscheidet.“ Zusammengefasst deuten diese
Resultate darauf hin, dass sowohl weibliche Attraktivität, als auch männliche
Paarungsstrategien bei Bonobos zu einer Veränderung der Dominanzverhältnisse
zwischen den Geschlechtern beitragen.
MS/SJ/HR
Max-Planck-Gesellschaft