Hochbegabungspresse
Boston/Bonn, 16. Juli 2013. Die US-amerikanische
Alzheimer-Gesellschaft ehrt Dr. Eva-Maria Mandelkow und Prof. Dr. Eckhard
Mandelkow vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und
dem Forschungszentrum caesar. Das Forschungsehepaar erhielt den "2013
Khalid Iqbal Lifetime Achievement Award" für seine Rolle als Pioniere in
der Erforschung des Tau-Proteins in der Alzheimer-Forschung. Die
Preisverleihung fand gestern (16:45 Uhr EST) im Rahmen der "Alzheimer's
Association International Conference (AAIC 2013)" in Boston (USA) statt.
Maßgebliche Fortschritte in der Alzheimer-Forschung haben
Eva-Maria und Eckhard Mandelkow mit ihrem Team durch Untersuchungen eines
Proteins namens "Tau" erzielt. Es ist die Grundsubstanz so genannter
Neurofibrillen - winzigen Protein-Ablagerungen, die sich im Gehirn von
Alzheimer-Patienten ansammeln. Im Normalzustand festigt Tau das Zellskelett von
Nervenzellen; insbesondere stabilisiert es die Transportwege, entlang derer
Substanzen innerhalb der Zellen befördert werden. Schon sehr früh in der
Alzheimer-Erkrankung aber verändert sich das Tau-Protein, löst sich vom
Zellskelett und legt sich zu Klumpen zusammen.
Seit den 1990er Jahren erforschen Eva-Maria und Eckhard
Mandelkow dieses Protein. Dabei war lange Zeit nicht klar, dass das Tau-Protein
eine wichtige Rolle bei der Alzheimer-Erkrankung spielt. "Damals hätte
niemand gedacht, dass Tau eine solch elementare Bedeutung für die Krankheit
hat. Wir haben diesen Ansatz aber weiterverfolgt, weil wir an der Rolle von Tau
in den Nervenzellen interessiert waren", so Eva-Maria Mandelkow.
In wegweisenden Studien haben sie und ihr Ehemann
gezeigt, warum das Tau-Protein im Gehirn verklumpt und welche Abschnitte der
Molekülstruktur dafür entscheidend sind. Diese Erkenntnisse erlaubten es dem
Forscherpaar, genauer zu untersuchen, welche Folgen die Verklumpung des
Tau-Proteins für die Nervenzellen hat. Das Ergebnis: Abwandlungen des normalen
Tau zerstören die Synapsen der Nervenzellen. Das zeigen beispielsweise Studien
an Mäusen. Reichern sich die Proteine in den Nervenzellen an, schneiden diese
Mäuse in Lern- und Erinnerungstests schlechter ab als gesunde Tiere und
entwickeln typische Symptome einer Alzheimer-Erkrankung. Wird die Produktion
von toxischem Tau in den Zellen gestoppt, regenerieren die Synapsen und die
Mäuse erholen sich vom Gedächtnisschwund. Diese Beobachtung belegt, dass der
Krankheitsprozess im Prinzip umkehrbar ist.
Eckhard Mandelkow: "Ich halte eine wirkungsvolle
Therapie gegen Alzheimer für möglich. Entscheidend ist nach meiner Auffassung,
dass die Behandlung früh genug beginnt. Viele der heutigen Therapieansätze
könnten daran gescheitert sein, dass sie zu spät einsetzen. Denn üblicherweise
wird eine Erkrankung erst dann erkannt, wenn typische Symptome wie
Erinnerungsstörungen offensichtlich sind. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gehirn
aber schon stark geschädigt."
Jüngst hat das Forscherpaar 200.000 Substanzen
untersucht, um Wirkstoffe gegen die Verklumpung von Tau zu finden. Manche davon
erwiesen sich als mögliche Kandidaten für Medikamente. Ihre Wirkung soll nun
weiter erforscht werden.
Prof. Dr. Eckhard Mandelkow hat Physik studiert und am
Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg über die Struktur
von Virusproteinen promoviert. Bei einem anschließenden Forschungsaufenthalt an
der Brandeis University (USA) befasste er sich bereits mit Proteinen des
Zellskeletts und setzte danach diese Forschungsrichtung fort. Er fokussierte
sich auf die Erforschung der Struktur und Funktion von Proteinen der
Nervenzellen, speziell von Motor-Proteinen, Tau-Proteinen und ihren krankhaften
Veränderungen während der Neurodegeneration. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe
"Strukturprinzipien der Neurodegeneration" am DZNE/caesar in Bonn.
Dr. Eva-Maria Mandelkow hat Medizin studiert, arbeitete
mehrere Jahre in der Klinik und schlug dann eine Laufbahn in der
Grundlagenforschung ein. Sie promovierte am Max-Planck-Institut für
Medizinische Forschung in Heidelberg über Muskelphysiologie. Es folgten
Forschungsaufenthalte an der Brandeis University (USA), am Scripps Research
Institute (USA) und am MRC Laboratory in Cambridge (Großbritannien), bei denen
sie sich mit Proteinen des Zellskeletts beschäftigte. Eva-Maria Mandelkow
leitet die Arbeitsgruppe "Zell- und Tiermodelle der
Neurodegeneration" beim DZNE/caesar in Bonn.
Kontakt
Dr. Eva-Maria und Prof. Dr. Eckhard Mandelkow DZNE, Bonn
und Forschungszentrum caesar
Tel.: 0228/43302-688
Dr. Dirk Förger
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DZNE, Bonn
Tel.: 0228/43302-260
E-Mail: presse@dzne.de
Dr. Jürgen Reifarth
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Forschungszentrum caesar
Tel.: 0228/9656-107
E-Mail: juergen.reifarth@caesar.de