Hochbegabungspresse
Neuherberg, 03.07.2012. Ein internationales Team von
Wissenschaftlern hat in einer Analyse mehrerer Genom-Studien zehn Gene
gefunden, die für die Entstehung einer allergischen Sensibilisierung
verantwortlich sind. Ihre Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der
Fachzeitschrift 'Nature Genetics' veröffentlicht.
In ihren Untersuchungen, so genannten Genom-weiten
Assoziationsstudien (GWAs), verglichen die Wissenschaftler das genetische
Profil der Studienteilnehmer mit dem Auftreten Allergie-typischer Antikörper.
Sie stellten dabei fest, dass zehn Genorte an insgesamt 25 Prozent aller
allergischen Sensibilisierungen beteiligt sind. Als allergische
Sensibilisierung bezeichnet man den immunologischen Vorgang, bei dem sich
Antikörper gegen Allergene, eigentlich harmlose Stoffe aus der Umwelt, bilden.
Diese verursachen in der Folge allergische Symptome. Die Wissenschaftler unter
der Leitung von Dr. Klaus Bønnelykke von der University of Copenhagen,
Dänemark, analysierten die Daten von über 10.000 Personen mit einer
allergischen Sensibilisierung und circa 20.000 Kontrollpersonen. Darunter sind
auch Teilnehmer der deutschen Neugeborenen-Kohorten GINIplus und LISAplus,
deren Auswertung durch Marie Standl und Dr. Joachim Heinrich von Institut für
Epidemiologie I (EPI I) am Helmholtz Zentrum München erfolgte. Diese umfassende
Genanalyse in Bezug zu der objektiven Messung der allergischen Sensibilisierung
lässt eine Bewertung der identifizierten Gene als Risikofaktoren für
allergische Erkrankungen zu. Zudem zeigten alle diese Gene einen Zusammenhang
mit dem Auftreten allergischer Symptome, wie Heuschnupfen oder Asthma.
Allergische Erkrankungen nehmen weltweit zu, allein in
Europa sind schätzungsweise 80 Millionen Menschen betroffen. Ursächlich für das
allergische Geschehen ist eine komplexe Gen-Umwelt-Interaktion. "Die
Ergebnisse zeigen, dass allergischen Erkrankungen eine enorme genetische
Vielfalt zugrunde liegt. Weiterhin spielen Lebensstilfaktoren und
Umweltbelastungen eine wichtige Rolle in der künftigen Allergieforschung und
-behandlung", erklärt Heinrich. Die Wissenschaftler wollen nun anhand der
genetischen Informationen die beteiligten molekularen Mechanismen weiter
untersuchen, um neue Einblicke in die Entstehung von Allergien und anderen
Immunerkrankungen zu erlangen.
Als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
liegt der Schwerpunkt des Helmholtz Zentrums München auf den großen
Volkskrankheiten. Ziel ist es, neue Ansätze für Diagnostik, Therapie und
Prävention zu entwickeln.
Weitere Informationen
Original-Publikation:
Bønnelykke, K. et al. (2013): Meta-analysis of
genome-wide association studies identifies ten loci influencing allergic
sensitization. doi: 10.1038/ng.2694
Link zur Fachpublikation: http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.2694.html
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches
Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin
für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten
wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es
das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz
des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum
München beschäftigt rund 2.100 Mitarbeiter und ist Mitglied der
Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und
medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten
angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für
Diabetesforschung e.V. www.helmholtz-muenchen.de
Das Institut für Epidemiologie I (EPI I) erforscht die
Bedeutung von Umwelt- und Lebensstilfaktoren, genetischer Konstitution und
Stoffwechsel bei Entstehung und Progression von Atemwegs-, Stoffwechsel- und
allergischen Erkrankungen, sowie ausgewählten Krebserkrankungen. Dazu dienen
Daten und biologische Proben aus den bevölkerungsbasierten Kohortenstudien
GINI, LISA und MONICA/KORA. Das Institut ist federführend an Planung und Aufbau
der Nationalen Kohorte beteiligt.
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