Hochbegabungspresse
Studieren ohne Abitur - das ist möglich für alle Menschen
mit abgeschlossener Berufsausbildung und mindestens drei Jahren
Berufserfahrung. An den meisten Hochschulen sind Studierende auf dem
"Dritten Bildungsweg" aber noch Exoten - und oft fühlen sie sich auch
so. Wer ohne Abitur, aber mit Berufserfahrung an die Hochschule wechselt, hat
andere Stärken und Schwächen als der klassische Studienanfänger des ersten
Bildungsweges.
Um die Erfolgschancen auf dem "Dritten
Bildungsweg" zu verbessern, hat die Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation
mit der Universität Duisburg-Essen und der Hochschule Niederrhein ein
Modellprojekt aufgelegt: Ein maßgeschneidertes Programm aus
Vorbereitungskursen, speziellen Lerngruppen und E-Learning-Angeboten
unterstützt beruflich Qualifizierte beim Einstieg in ein Vollzeit-Bachelor-Studium
der Ingenieurwissenschaften (sieben Fachrichtungen) an der Uni Duisburg-Essen
bzw. des Gesundheitswesens (zwei Fachrichtungen) an der Hochschule Niederrhein.
Zudem erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung.
In der aktuellen Runde des Projekts sind noch Plätze frei. Bewerbungen sind bis
zum 1. September 2013 möglich.
Insgesamt stellt das Studienförderwerk der deutschen
Gewerkschaften für das Projekt 1,5 Millionen Euro aus Eigenmitteln zur Verfügung.
Davon profitieren nicht nur die geförderten Studierenden, sondern auch Unis und
Hochschulen. Sie werden durch das Projekt unterstützt, sich gezielter als
bisher auf die neue Studierendengruppe vorzubereiten. Nach einer Erfahrungs-
und Evaluationsphase wird das in dem Modellprojekt entwickelte Know-How allen
interessierten Hochschulen zur Verfügung gestellt. NRW-Wissenschaftsministerin
Svenja Schulze hat im Dezember 2012 eine Patenschaft für das Projekt
übernommen.
Das Modellprojekt ist in drei Phasen gegliedert: Bereits
Monate vor Studienbeginn bereitet ein vielfältiges Seminarangebot die - dann
noch berufstätigen - Studierenden in Spe auf ihren neuen Lebensabschnitt vor.
Im Mittelpunkt stehen Fragen wie die Vereinbarkeit von Studium und Familie,
Zeitmanagement an der Hochschule oder tarifliche Regelungen zur Weiterbildung,
die beim Wechsel zwischen Berufsleben und Studium helfen können. Außerdem gibt
es Gelegenheiten, die künftige Hochschule kennenzulernen.
In Phase zwei nehmen die Geförderten an Spezialkursen
teil, die die Hochschulen exklusiv für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am
Böckler-Programm entwickelt haben. In kleinen Lerngruppen arbeiten die
zukünftigen Studenten ihr Wissen auf und erweitern ihre Kenntnisse, um optimal
ins Studium zu starten. Bereits während der Teilnahme am Spezialkurs, drei
Monate vor dem offiziellen Studienbeginn, werden die Teilnehmer mit einem
Stipendium aus Eigenmitteln der Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Sie erhalten
bis zu 970 Euro pro Monat. Durch einen Familienzuschlag kann sich das
Stipendium auf rund 1200 Euro erhöhen. Das Stipendium während des Studiums
läuft nach den Vorgaben und aus den Mitteln des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung über die volle Studienzeit.
Phase drei umfasst die weitere Begleitung während der
ersten beiden Semester: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in kleinen
Lerngruppen durch eigens dafür abgestellte Lehrende an den Hochschulen betreut.
Darüber hinaus stehen spezielle Ansprechpartner der Hochschulen und der
Hans-Böckler-Stiftung zur Verfügung.
Voraussetzung für eine Bewerbung ist eine mit guten bis
sehr guten Leistungen abgeschlossene Berufsausbildung, die einen Bezug zum
angestrebten Studienfach aufweist. Im Bereich Ingenieurwissenschaften an der
Uni Duisburg-Essen trifft das auf beruflich Qualifizierte aus über 150
gewerblich-technischen Berufen zu - von der Augenoptikerin bis zum
Hochbaufacharbeiter und von der Mechatronikerin bis zum Zerspanungsmechaniker.
Für das Studium von Health Care Management (Gesundheitsmanagement) bzw.
e-Health (Gesundheitsinformatik) an der Hochschule Niederrhein können sich
unter anderem Gesundheits- und Krankenpflegerinnen oder Medizinische
Fachangestellte bewerben, aber auch Kaufleute im Gesundheitswesen. Zusätzlich
zur Ausbildung müssen Bewerber drei Jahre Berufserfahrung gesammelt haben.
Weitere Voraussetzung ist ein gewerkschaftliches oder gesellschaftspolitisches
Engagement der Bewerberinnen und Bewerber.
Mehr Informationen zum Studium und zum Bewerbungsverfahren
erhalten Interessierte im Internet unter: http://www.boeckler.de/40936.htm
und bei den Gewerkschaften. Spezielle Fragen beantwortet eine Hotline der
Hans-Böckler-Stiftung: 0211-7778-605 (montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr).
Hintergrundinformationen zum "Dritten
Bildungsweg": http://www.boeckler.de/40936_41143.htm
Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Bärbel Friedrich
Modellprojekt Dritter Bildungsweg
Tel.: 0211-7778-604
E-Mail: Baerbel-Friedrich@boeckler.de
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de