Hochbegabungspresse
14. Mai 2013 (MPL/Sel)
Elektrische Zigaretten erzeugen – anders als herkömmliche
Zigaretten – nicht tausende giftiger und krebserzeugender Substanzen, dennoch
sind sie nicht harmlos. Sie enthalten als Hauptbestandteil eine
atemwegsreizende Substanz, in der Regel giftiges, abhängig machendes Nikotin,
zum Teil krebserzeugende Substanzen und oftmals haben sie verschiedene
Produktmängel. Trotzdem werden sie zur Zeit als Lifestyle-Produkt ohne
geeignete Qualitätskontrollen frei verkauft – damit werden die Verbraucher
unfreiwillig zu Versuchsobjekten. Die vorhandenen wissenschaftlichen Daten zu
den Produkteigenschaften, den möglichen Gesundheitsgefahren, der Verbreitung
der Produkte sowie zu ihrem eventuellen Nutzen als Hilfsmittel für einen
Rauchstopp hat das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in seinem aktuellen
Report „Elektrische Zigaretten – ein Überblick“ zusammengestellt und
analysiert. Demnach ist die elektrische Zigarette kein unbedenkliches Produkt.
Aufgrund ihres Nikotingehalts, ihrer derzeit bestehenden
Produktmängel und wegen ihrer Verwendung als Ersatz für Zigaretten empfiehlt
das Deutsche Krebsforschungszentrum, elektrische Zigaretten, wie von der
Europäischen Kommission vorgeschlagen, bei der Neufassung der Europäischen
Tabakproduktrichtlinie als Arzneimittel einzustufen. „Der Verbraucher sollte
sich darauf verlassen können, dass ein Produkt gesundheitlich unbedenklich ist
– und das ist bei der elektrischen Zigarette nicht gegeben“, sagt Dr. Martina
Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des
WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am DKFZ. Derzeit weiß der
Verbraucher nur vage, was er mit elektrischen Zigaretten konsumiert: Die
Nikotinmenge ist nicht selten ungenau oder sogar falsch deklariert und das
Nikotin gelangt je nach Gerät unterschiedlich gut in den Nebel, der inhaliert
wird; dadurch kann es zu Überdosierungen bis hin zu Vergiftungserscheinungen
kommen. Die Flüssigkeiten, mit denen die E-Zigaretten bestückt werden,
enthalten Inhaltsstoffe, die die Atemwege reizen und zu allergischen Reaktionen
führen können. Der Nebel mancher Liquids enthält krebserzeugende Substanzen wie
Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein, Nickel und Chrom.
Elektrische Zigaretten werden zur Zeit vor allem von
Rauchern verwendet, die ihren Zigarettenkonsum senken oder ganz mit dem Rauchen
aufhören möchten. Nach der aktuellen Datenlage können elektrische Zigaretten
zwar Entzugssymptome lindern, ob sie aber zu einem dauerhaften Rauchstopp
verhelfen, ist derzeit noch nicht erwiesen. Im Moment besteht für E-Zigaretten
noch dringender Forschungsbedarf hinsichtlich der Produktqualität, der
Inhaltsstoffe, der gesundheitlichen Auswirkungen und der Wirksamkeit der
Produkte als Hilfsmittel für einen Rauchstopp. Diesbezüglich müssen dringend
geeignete wissenschaftliche Studien durchgeführt werden, damit dem Verbraucher
ein zuverlässiges Produkt zur Verfügung steht. „Die elektrische Zigarette, die
das abhängig machende Nikotin enthält, sollte nur nach eingehender Prüfung der
Produktqualität, seiner Wirkungen und Nebenwirkungen ausschließlich für Raucher
zugelassen werden, die eine weniger schädliche Alternative zum Rauchen oder ein
Hilfsmittel zum Rauchstopp suchen “, sagt Martina Pötschke-Langer.
Eine angemessene Regulierung der elektrischen Zigaretten
zum Schutz der Verbraucher fordert auch der Verbraucherzentrale Bundesverband
(vzbv). „Der Verkauf als Lifestyle-Produkt verharmlost E-Zigaretten.
Irreführendes Marketing und Fehlinformationen sind nicht auszuschließen. Das
macht es Verbrauchern unmöglich, das Gesundheitsrisiko einzuschätzen. Wir
brauchen verlässliche Produktinformationen und Kontrollen“, sagt Ilona
Köster-Steinebach, Gesundheitsexpertin des vzbv. Die Sicherheit müsse
gewährleistet sein und die Angaben auf den Produkten klare Auskunft über
Gesundheitsrisiken und Inhaltsstoffe geben. Zudem solle verhindert werden, dass
Jugendliche und Nichtraucher über elektrische Zigaretten den Einstieg ins
Rauchen finden. „E-Zigaretten sollten lediglich zur Tabakentwöhnung angeboten
werden dürfen – und das geht nur über die Einstufung als Arzneimittel“, sagt
Köster-Steinebach.
Die Publikation kann heruntergeladen werden unter:
http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/RoteReihe/Band_19_e-zigaretten_ein_ueberblick.pdf
oder ist im Original zu beziehen bei der Pressestelle des Deutschen
Krebsforschungszentrums.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr
als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische
Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen
Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass
Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren
präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden
können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes
(KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die
Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat
das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg
eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die
Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale
Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für
Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben
universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter
Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist
ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das
DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu
10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der
Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
Diese Pressemitteilung ist abrufbar unter www.dkfz.de/pressemitteilungen
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Deutsches
Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 D-69120 Heidelberg
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