Donnerstag, 1. Juli 2010

Waschen, färben, Seele trösten?

Photo: Saskia-Marjanna Schulz

Friseure erzählen gerne, dass sie immer mehr zum universellen Gesprächspartner ihrer Kunden werden. Sie erzählen von Männern und Frauen, die sich zwischen Schere und Haargel auch gleich ein paar Tipps fürs Leben abholen. Haarkünstler von Aachen bis Rügen – von Berlin bis zum Tegernsee – berichten von ihrer Arbeit als Seelentröster.

Im Friseursalon lassen sich Männer und Frauen nicht nur den Kopf waschen – sie wollen auch ihre Seele reinigen. Sprechen von Nöten und Ängsten. Von Problemen mit dem Partner, dem Chef oder dem Lehrer. In der Hoffnung auf einen guten Tipp. Manchmal reicht es aber schon, einfach einen Zuhörer gefunden zu haben.

Davon berichtete kürzlich auch ein Coach von der Elbe im Kollegenkreis: Eines Tages ruft ihn ein wildfremder Mann an – und erzählt seine Probleme. Die Zwischenfragen des Coaches beantwortet er kurz und knapp, um schnell wieder seine Geschichte erzählen zu können. Auf die Frage des Coaches: „Warum haben Sie mir das jetzt alles erzählt und was erwarten Sie von mir?“, kam die verblüffende Antwort: „Ich habe einfach nur mal einen Profi gebraucht, der zuhören kann und kluge Fragen stellt.“

So mutig sind die meisten Menschen nicht. Aber der Bedarf an professioneller Hilfe und Unterstützung steigt zusehends. Immer öfter quälen sich Menschen mit ihren Sorgen – und drehen sich im Kreise. Manchmal würde die richtige Frage schon ein wenig Erleichterung bringen. Oder auch ein Feedback. Aber: wer soll das heute noch geben?

Bis in die 50er, 60er Jahre war das Problemlösen noch einfacher. Man war eingebunden in soziale Netzwerke. Die Familien, Freundeskreise, Kirchen, politische Organisationen und Gewerkschaften haben Hilfe und Halt gegeben. Sicher ist das heute auch noch so. Aber mit abnehmender Tendenz. Aus den vertrauten Kleinfamilien sind grosse Patchworkfamilien geworden – die Freunde sind in aller Welt verstreut – Kirchen und Politik haben an Vertrauen verloren. Gewerkschaften?

Die Einsamkeit der Menschen nimmt spürbar zu. Und sie zeigt sich bei fast allen Menschen. Jeder kann das beobachten: Die meisten Zeitgenossen sind überwiegend mit sich selbst beschäftigt. Zeit für den anderen? Fehlanzeige!

Lösungsansätze kamen in den achtziger Jahren – aus dem Sport und aus Amerika. Gewiss, Förderung von Eliten stand auch schon Jahrhunderte zuvor auf dem Stundenplan – die meisten Menschen erfuhren jedoch erstmals in den Achtzigern von der Methode des Coachings. In dieser Zeit haben professionelle Coaches die Rolle eines guten Freundes – einer guten Freundin – angenommen. Eine Rolle auf Zeit. Heute sehen sich immer mehr Menschen als Coach. Der Chef als Coach ist bereits ein bekanntes Thema. Aber ist das wirklich so? Sind die Chefs heute Coaches? Oder ist das nicht nur graue Theorie?

Denn immer häufiger fühlen sich Menschen von der Frage getrieben: Wo finde ich Hilfe? Für Managerinnen und Manager scheint diese Frage schon beantwortet: Sie suchen sich einen Coach.

Und die anderen Menschen? Müssen die Normalsterblichen solange weiterhin zum Friseur geben, wenn sie Probleme haben?

Antworten – aber auch Fragen zur Themenwelt des Coachings bietet die neue Seite 'Coachingwelt'. Hier decken die Themen die Bandbreite des Coachings ab: Von Persönlichkeitstests und Analysen, Antworten auf persönliche Fragen, Managementthemen wie Führung, Burnout, Stress, Zeitmanagement und Motivation bis hin zu speziellen Feldern wie Pferdeflüsterer, Toolbox für die Arbeit mit Jugendlichen sowie Informationen über gutes Benehmen im 21. Jahrhundert.

Die Coachingwelt bietet Anregungen, Hintergründe und Adressen. Für jedermann – für jede Frau. Die Herausgeberin coacht und berät seit den 80er Jahren Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Sport.


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