Montag, 8. März 2010

Weltfrauentag: Interview mit Managerin Saskia-Marjanna Schulz

Managerin Saskia-Marjanna Schulz
Hochbegabungspresse: 100 Jahre Weltfrauentag. Halten junge Karriere-Frauen einen solchen Tag heute noch für zeitgemäss?
Saskia-Marjanna Schulz: Auf jeden Fall. Solange dieser Tag die Geschlechter zum Nachdenken und im besten Fall Initiative Ergreifen anregt, hat er seine Berechtigung. Wobei der "Tag des Mannes" ebensolche Beachtung verdient.

Hochbegabungspresse: Sie gehören zu den erfolgreichen Managerinnen, die weltweit unterwegs sind. Welche Frauen-Themen sollten aus Ihrer Sicht stärker ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden?
Saskia-Marjanna Schulz: Für mich persönlich, die ich in einem männerdominierten Umfeld arbeite, ist nach wie vor ist die andersartige Nutzung der Sprache durch Frauen sowie unser stärker an Harmonie orientiertes Verhalten ein grosses Thema. Wir lassen uns dadurch unbewusst eingrenzen.

Hochbegabungspresse: Wie sehen das Ihre männlichen Kollegen? Was sagen die Männer zu Frauen-Themen und Weltfrauentag?
Saskia-Marjanna Schulz: Die Männer, die ich kenne, äussern sich kaum bis gar nicht zu Frauen-Themen. Entweder sind sie emanzipiert und sehen darin kein diskussionswertes Thema, oder aber sie sind noch in einem überholten Rollenschema verhaftet und scheuen eine Diskussion, die für sie unbequem werden könnte.

Hochbegabungspresse: Über welche Frauen-Themen reden Sie bevorzugt mit Freundinnen und Kolleginnen?
Saskia-Marjanna Schulz: Typische Frauengespräche sind ehrlich gesagt nicht so mein Ding. Ich versuche stattdessen, mit gutem Beispiel, d.h. authentisch und selbstbewusst, voranzugehen. Konkret meine ich damit: Ich finde es wichtig, mich nicht verbiegen zu lassen und mich plötzlich für Autos und Uhren zu interessieren, weil ich sonst nichts mehr zu reden habe mit meinen Kollegen. Wobei ich dieses Phänomen nicht ausschliesslich auf ein männliches Umfeld reduzieren möchte.

Hochbegabungspresse: Wenn Sie für einen Tag deutsche Bundeskanzlerin sein könnten: welche Frauen-Themen würden Sie auf die Agenda setzten?
Saskia-Marjanna Schulz: Für mich steht nach wie vor an erster Stelle das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Kindern. In meinem beruflichen Umfeld löst eine 40jährige, die "noch" schwanger wird, immer noch Irritationen bis hin zu Unbill bei ihren männlichen Chefs aus. Ich wünsche mir an dieser Stelle Verständnis von der ersten Minute an. An zweiter Stelle würde ich auf die Agenda setzen: Wie können wir Frauen unser Leben noch selbstbewusster und selbstverständlicher leben und so allen Menschen um uns ein Vorbild sein?


Saskia-Marjanna Schulz ist deutsch-niederländischer Herkunft. Nach ihrem Studium der Chemie und Mikrobiologie sammelte sie Berufserfahrung in diversen Ländern Europas im verschiedenen Sales- und Marketingpositionen. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich als Communications Managerin im Bereich Healthcare. Sie berichtet regelmässig aus der Schweiz für die Zeitung "Die Hochbegabung".
Das Interview mit Saskia-Marjanna Schulz führte Lilli Cremer-Altgeld für die Hochbegabungspresse.