Mittwoch, 17. März 2010

10 Jahre Bologna Prozess

Bedeutende neue EUA Studie unterstreicht die Auswirkungen der Bolognareformen auf die europäischen Hochschulen

Hochbegabungspresse Die European University Association (EUA) hat einen neue Studie veröffentlicht, welche die Umsetzung des Bologna-Prozesses der letzten 10 Jahren und den Auswirkungen auf Hochschulen in den 46 europäischen Teilnehmerländern im Zusammenhang mit anderen Reformprozessen untersucht.

Der “Trends 2010“ Bericht basiert auf Umfrageergebnissen von 821 Universitäten, 27 nationalen Universitätsverbänden sowie Forschungsbesuchen in 16 Europäischen Ländern. Der Bericht wird in dieser Woche in Wien anlässlich des Abschlusses der ersten Phase des 1999 initiierten Bologna-Prozesses und des offiziellen Beginns des Europäischen Hochschulraumes vorgestellt.

Dieser sechste Bericht der Trends-Serie analysiert die Umsetzung der so genannten Bologna-„Instrumente“ an den Hochschulen (zum Beispiel die neuen Studienabschlüsse, das Europäische System zur Übertragung und Akkumulierung von Leistungspunkten (ECTS) und das Diploma Supplement) seit Beginn der Reform. Untersucht wurde, inwieweit Fortschritte in Bezug auf Hauptziele des Bologna Prozesses, die Qualitätsverbesserung der Lehre, die Arbeitsmarktrelevanz der Abschlüsse und die Mobilität von Studierenden und Hochschulpersonal erzielt wurden. Desweiteren wirft „Trends 2010“ einen Blick auf die zentralen Herausforderungen, die sich den politischen Entscheidungsträgern in der nächsten Dekade der Hochschulzusammenarbeit stellen werden.

Im Rahmen der Wiener Ministerkonferenz, wird Professor Jean-Marc Rapp, Präsident der EUA, den Bildungsministern einige der zentralen Ergebnisse der „Trends 2010“- Studie vorstellen. „Wir sind an einem Wendepunkt in der Geschichte der europäischen Hochschulzusammenarbeit angelangt. Diese Studie bestätigt, dass nach zehn Jahren Reformanstrengung die „Bologna-Architektur“ eine solide Grundlage für den gemeinsamen europäischen Hochschulraum bildet.“ „Allerdings“, so Rapp, „bedürfen die Reformen nun der Unterstützung aller Akteure, um ein flexibles europäisches Hochschulsystem zu schaffen, das die Absolventen mit den Kenntnissen ausstattet, die das 21. Jahrhundert erfordert“.


Hier einige zentrale Ergebnisse des “Trends 2010” Berichts:

• Einführung des neuen dreistufigen Abschlusszykluses (Bachelor, Master, Doktorat): 95% aller Hochschulen haben das dreizyklische System eingeführt (im Vergleich zu 82% im Jahr 2007).
• Europäisches Leistungspunktesystem (ECTS): 90% der Universitäten verwenden das Leistungspunktesystem für alle Bachelor und Masterprogramme (eine deutliche Erhöhung im Vergleich zu 75% im Jahr 2007). 88% verwenden ECTS auch als Akkumulierungssystem für alle Studienfächer.
• Einsatz des Diploma Supplements: Zwei Drittel (66%) der Hochschulen verleihen allen Absolventen das Diploma Supplement (weitere 14% stellen es „auf Wunsch“ aus), eine deutliche Erhöhung gegenüber 2007.
• Die Einstellung der Universitäten zur Umsetzung von Bologna: 58% der Hochschulen sehen die Realisierung eines europäischen Hochschulraumes als „sehr positiv“, während 38% angeben, dass die Realisierung „gemischte Ergebnisse“ erzielt habe. Doch nur 0,1% beurteilen sie als „negativ“.
• Probleme bei der Einführung der Bologna Abschlüsse in den professionellen Disziplinen: Die Einführung der Bachelor/Master Studienstruktur bereitete in vielen reglementierten Berufen („regulated professions“) wie Medizin, Jura, Ingenieurswissenschaften oder Zahnmedizin Schwierigkeiten, wobei jedoch große Unterschiede zwischen den Disziplinen festgestellt werden konnten.
• Qualität der Lehre (Studienplanreform und studierendenzentriertes Lernen): Bologna wirkt als Katalysator für die Qualitätsverbesserung in der Lehre und die Einführung stärker studierendenzentrierten Lernens: 77% der Universitäten haben ihre Curricula in allen Fachbereichen im Hinblick auf Bologna revidiert (im Vergleich zu 55% im Jahr 2007). 53% der Universitäten gaben an, Lernergebnisse seien für „alle Studiengänge“ entwickelt wurden, 32% für „einige Studiengänge“.
• Arbeitsmarktbefähigung: Probleme bestehen nach wie vor bei der Arbeitsmarktbefähigung der Absolventen, insbesondere in Ländern, in denen Bachelorstudiengängen neu eingeführt wurden. Arbeitgeber erkennen diese neue Qualifikation nicht im vollen Maße an. In diesen Ländern bleibt häufig der Master die Eingangsqualifikation für den Arbeitsmarkt. In Ländern wo der Bachelor bereits als Basisqualifikation anerkannt ist, wird der Master als / zusätzliche Qualifikation im Lebenslauf von Absolventen angesehen.
• Mobilität: Trotz Bemühungen, die Mobilität von Studierenden und akademischem Personal weiter zu steigern, sind bislang nur unzureichende statistische Erkenntnisse zur Mobilitätsentwicklung und deren Beeinflussung durch den Bologna Prozess vorhanden.
• Lebenslanges Lernen gewinnt an Universitäten weiterhin an strategischer Bedeutung. Bislang haben fast 40% der Universitäten eine umfassende Strategie für das lebenslange Lernen, und weitere 34% sind dabei eine solche zu entwickeln. Mittlerweile bieten mehr als 80% der Universitäten berufliche Weiterbildungskurse an.
• Bologna hat das Interesse der Europäischen Hochschulen an interner und externer Qualitätssicherung befördert: So haben zum Beispiel bereits 28 Länder ihre Qualitätssicherungssysteme den europäischen Standards und Leitlinien für Qualitätssicherung angepasst, die im Rahmen von Bologna im Jahre 2005 entwickelt wurden.

Der Bericht benennt auch Herausforderungen für das nächste Jahrzehnt (2010-2020), darunter:

• Die Informationsarbeit zu den Reformen muss verbessert werden, um allen interessierten Kreisen (Studierenden, Akademikern, Arbeitgebern und der Gesellschaft allgemein) Sinn, Zweck und Vorteile der Bologna-Reformen zu erklären.
• Die Umsetzung der Reformen an den Hochschulen muss fortgesetzt, ergänzt und verbessert werden (wie oben dargelegt).
• Anstatt die Bologna-Instrumente nach rein technischen und quantifizierenden Aspekten zu evaluieren, sollte sich der Bologna Prozess stärker auf die Entwicklung innovativer Bildungskonzepte konzentrieren. Dazu ist unbedingt die stete Beteiligung von Studierenden und Hochschulen am reformpolitischen Prozess erforderlich.
• Um die Reformen weiterzuführen und zu vervollständigen, sind Zusatzfinanzierungen auf nationaler Ebene notwendig.. Dies ist vor allem wichtig für die erfolgreiche Umsetzung der studierendenzentrierten Lehre, die eine mehr Personal- und Finanzmittel erfordert.“
• Der europäische Hochschulraum muss enger mit dem europäischen Forschungsraum zu verknüpft werden, um einen kohärenteren reformpolitischen Ansatz zu ermöglichen und das Ziel der Europaeischen Wissensgesellschaft zu verwirklichen.
• Politische Entscheidungsträger müssen im Hinblick auf die wachsende Bedeutung der Internationalisierung für die Universitäten mehr tun, um Mobilität zu fördern und die Mobilitätshindernisse abzubauen. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die wachsende Bedeutung der Internationalisierung für die Universitäten von zentraler Bedeutung.

Ende.

Die European University Association (EUA) repräsentiert sowohl die europäischen Hochschulen also auch die Nationalen Rektorenkonferenzen, und vertritt deren Interessen auf europäischer Ebene. Die EUA sieht es als eines ihrer Hauptziele an, die Entwicklung eines kohärenten europäischen Forschungs- und Hochschulraums zu fördern.

KONTAKT: Andrew Miller, tel: 00 32 2 788 5319 or Mobile: +32 (0) 473 748785
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