Freitag, 1. Juli 2016

Uhrwerk Ozean: Die Jagd nach den Meereswirbeln


Foto: DZR, Deutsche Zeppelin Reederei
Im Ostseeraum läuft eine einzigartige Forschungsexpedition. Meeresforscher wollen verstehen, welchen Einfluss die unzähligen kleinen Wirbel auf den Nahrungs- und Energiehaushalt des Meeres haben. Erstmals kommt dabei auch ein Zeppelin in der Küsten- und Meeresforschung zum Einsatz.

Wissenschaftlern ist es gelungen, kleine, oberflächennahe Wirbel aufzuspüren und ihre Eigenschaften wie Lebenszeit, Größe und Temperaturverteilung zu messen. Bislang wissen die Forscher kaum mehr über diese kurzlebigen Wirbel mit einer Größe von 100 Metern bis 10 Kilometern, als dass sie in großer Zahl existieren. Sie wollen verstehen, was die Wirbel für die Ozeanzirkulation, das globale Klima und die Produktion von Mikroalgen bedeuten. 

Im Zentrum der 12-tägigen Expedition steht ein 75 Meter langer, mit Spezialkameras bestückter Zeppelin. Er soll die Wirbel aufspüren und kann anders als die bislang eingesetzten Forschungsflugzeuge direkt über ihnen verharren und sie beobachten. Die Forscher können so unter anderem beobachten, wie sich das kalte, nährstoffreiche Wasser im Kern des Wirbels mit dem außen liegenden Wasser vermischt und wie die Mikroalgen darauf reagieren. Sie vermuten, dass die kleinen Meereswirbel einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Energietransport und die Mikroalgenproduktion in den Weltmeeren haben. Letzteres ist zentral, denn die mikroskopisch kleinen Algen stehen am Anfang der marinen Nahrungskette.

„Die Expedition wird unser Verständnis von klimatischen und ozeanografischen Zusammenhängen grundlegend verändern“, sagt Otmar D. Wiestler, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft bei der Vorstellung der Expedition in Berlin. „Sie zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie wichtig es für uns alle ist, dass sich unsere besten Köpfe den großen gesellschaftlichen Herausforderungen annehmen.“ Begleitet wird der Zeppelin von mehreren Forschungsschiffen, die ihn bei den Messungen unterstützen, darunter ein Schnellboot, das eine Messkette mehrmals durch den Wirbel ziehen soll.
„Die kleinen Meereswirbel sind noch immer eines der großen Rätsel der Ozeanografie dar“, erläutert Burkard Baschek, vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Baschek leitet die Expedition an der mehr als 40 Ozeanographen mitwirken. Neben dem Helmholtz-Zentrum ist das Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), die Universität Lübeck, das Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven, sowie das Naval Research Laboratory und die Woods Hole Oceanographic Institution aus den USA an der Expedition beteiligt
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