Emmy
Noether-Treffen 2016 in Potsdam mit gut 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern /
Wissenschaftspolitischer Abend mit Politikbeteiligung
„Werden
wir jemals Professor und wie soll das gehen?“ Diese Frage einer Geförderten
beim wissenschaftspolitischen Abend des 15. Emmy Noether-Treffens der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) am 15. Juli 2016 illustriert die Sorgen der
Menschen, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben. Die Adressaten waren
die Grünen-Landespolitikerin Katharina Fegebank, Wissenschaftssenatorin und
Zweite Bürgermeisterin der Freien Hansestadt Hamburg, sowie die beiden
Bundestagsabgeordneten und Mitglieder des Bundestagsausschusses für Bildung,
Forschung und Technikfolgenabschätzung, Dr. Simone Raatz (SPD) und Michael
Kretschmer (CDU). Zusammen mit DFG-Präsident Professor Dr. Peter Strohschneider
und der Moderatorin Anna Lehmann von der tageszeitung – taz stellten sie sich
in einer Fishbowl-Diskussion den Fragen der Geförderten.
Intensiv
diskutierte die Runde in diesem Kontext das novellierte
Wissenschaftszeitvertragsgesetz, das aus Sicht der Geförderten deutlich weniger
Flexibilität und Perspektiven ermöglicht als zuvor. Auch den zusammen mit der
Exzellenzstrategie beschlossenen Nachwuchspakt, der 1000 neue Professuren mit
der Option auf eine Dauerstelle zum Ziel hat, sehen sie skeptisch.
DFG-Präsident Strohschneider ermunterte die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler, an der Ausgestaltung des Programms mitzuwirken: „Es muss
Chancengleichheit zwischen den Tenure-Track-Professuren und allen anderen
vergleichbaren Förderprogrammen sichergestellt werden: und zwar sowohl beim
Zugang zum Tenure Track als auch beim Zugang zu den anschließenden
Dauerstellen. Nur dann kann der Nachwuchspakt ein Erfolg werden.“
Ein
weiteres Thema der Diskussion waren der Brexit und seine Folgen für das
europäische Wissenschaftssystem. Dabei überwog die Sorge um Europa als Ganzes
die um konkrete bilaterale Projekte zwischen Deutschland und Großbritannien.
Fegebank sah die „Fundamente des europäischen Hauses erschüttert, weil andere
Länder nun auch über ‚privilegierte Partnerschaften‘ nachdenken“. Kretschmer
benannte Wissenschaft und Kultur als Türöffner auch in schwierigen politischen
Diskussionen und mahnte Offenheit in der Sprache an. Raatz nannte mit Blick auf
den europäischen Austausch in der Wissenschaft Zahlen des DAAD: Zwar studierten
20 000 Deutsche in Großbritannien, aber nur rund 2000 Briten seien in
Deutschland. Vor allem wünschte sie sich mehr deutsche Studierende, die nach
Osteuropa gehen.
Zur
Exzellenzstrategie, dem Wettbewerb des Bundes und der Länder um
Exzellenzcluster und Exzellenzuniversitäten, die der Exzellenzinitiative
folgen wird, herrschte Einigkeit: Alle drei Vertreterinnen und Vertreter der
Politik stimmten Strohschneider zu, der überzeugt ist, dass „die
Exzellenzstrategie einen förderlichen Wettbewerb im Wissenschaftssystem
ermöglicht.“
Diese
Themen beschäftigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Laufe des Treffens
vom 15. bis 17. Juli 2016 weiter. In Potsdam ging es aber auch um fachliche und
organisatorische Fragen rund um die Leitung eine Nachwuchsgruppe. Das Emmy
Noether-Programm fördert herausragende Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler, die in ihrer Postdoc-Phase eine eigene Nachwuchsgruppe fünf
Jahre lang leiten und sich damit für das Berufsziel einer Professur
qualifizieren. Dass ihnen das in sehr hohem Maße und schnell gelingt, belegt
eine aktuelle Studie der DFG, deren erste Ergebnisse im Rahmen des Emmy
Noether-Treffens vorgestellt wurden.
Ein Highlight des Treffens war die Emmy
Noether Lecture „Biotechnology for Insect Pest and Vector Control – Which
Methods Do You Prefer to Protect our Food Chain and Medical Health?” von
Professor Dr. Marc F. Schetelig. Der vor zwei Monaten an die Universität Gießen berufene und im
Emmy Noether-Programm geförderte Schetelig schilderte, wie Biotechnologie
helfen kann, Mücken- und Fliegenplagen zu bekämpfen. Denn diese übertragen
Krankheiten wie Malaria, Denguefieber sowie Zika oder vernichten auch ganze
Obsternten mit großem wirtschaftlichem Schaden.
Weiterführende
Informationen
Medienkontakt:
Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2443, presse@dfg.de
Zum
ausführlichen Bericht zum Emmy Noether-Treffen 2016: www.dfg.de/dfg_magazin/wissenschaftliche_karriere/emmy_noether/emmy_noether_treffen_16
Weitere
Informationen zum Emmy Noether-Programm: www.dfg.de/emmy_noether