Montag, 23. Mai 2016

Keine Zukunftschancen: Über die Hälfte aller Kinderflüchtlinge geht nicht zur Schule


Patrick Willocq - Save The Children - HIGH RES

Berlin/Istanbul 23.05.2016.
Kinderflüchtlinge weltweit gehen nicht zur Schule und laufen damit Gefahr, Opfer von Missbrauch, Ausbeutung und Frühverheiratung zu werden. Die weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation Save the Children macht sich anlässlich des World Humanitarian Summit in Istanbul für ein neues Abkommen für Kinderflüchtlinge stark.
50% der Kinderflüchtlinge im Grundschulalter und 75% derjenigen im weiterführenden Schulalter sind komplett vom Bildungssystem ausgeschlossen. Allein im Jahr 2015 wurde die Schullaufbahn von 80 Millionen Kindern durch humanitäre Krisen unterbrochen. Die Gründe dafür sind: Fehlendes Geld und Sprachkenntnisse; informelle Arbeit zur finanziellen Unterstützung der Familie; langwierige bürokratische Prozesse und fehlende Dokumente; zu wenige Schulplätze; und die Tatsache, dass die Entwicklungsländer, die 86% der Flüchtlinge weltweit aufgenommen haben, keine Kapazitäten haben, die Flüchtlinge angemessen zu versorgen.
„Ohne Bildung gibt es für Kinder keine Zukunft. Es ist ein Skandal, dass die Weltgemeinschaft genau das zulässt. Denn Kinder ohne Perspektive begeben sich häufiger auf die  gefährliche Reise nach Europa oder in andere Teile der Welt, werden sehr viel früher verheiratet, verschleppt oder zu ausbeuterischer Arbeit gezwungen“, sagt Helle Thorning-Schmidt, Geschäftsführerin von Save the Children International. „Deswegen fordern wir beim World Humanitarian Summit, dass kein Flüchtlingskind länger als 30 Tage von Schulbildung ausgeschlossen bleibt. Flüchtlinge bleiben im Durchschnitt 17 Jahre lang auf der Flucht. Dadurch versäumen Millionen Kinder und Jugendliche Teile, wenn nicht sogar ihre gesamte Bildung“, fügt Thorning-Schmidt hinzu. „Bildung legt aber den Grundstein für Erfolg und ist auch deshalb wichtig, weil sie dem Alltag von Kindern, die Traumatisches erlebt haben, Stabilität verleiht.“
„Bildung in Notsituationen und langfristigen Krisen ist chronisch unterfinanziert, derzeit um 4,3 Milliarden Euro. Wenn wir nicht zusammen arbeiten, um auch den Millionen Kinderflüchtlingen wenigstens eine Grundschulbildung zu garantieren, werden wir bis zum Jahr 2030 die Nachhaltigen Entwicklungsziele nicht erreichen. Deshalb fordern wir beim World Humanitarian Summit und darüber hinaus, dass Geber und Mitgliedstaaten den Aufnahmeländern bessere finanzielle, gesetzliche und politische Unterstützung anbieten, damit Kinderflüchtlinge dort zur Schule gehen können“, fordert Thorning-Schmidt.
Zusatzinformationen:
  • Die Hauptaufnahmeländer für Flüchtlinge sind die Türkei (11%), Pakistan (10,5%), Libanon (8%), Iran (6,8%), Äthiopien (4,6%) und Jordanien (4,5%).
  • Die Hälfte aller Flüchtlinge stammt aus Syrien, Afghanistan und Somalia.
  • In Afrika und im Pazifischen Raum gibt es mehr Flüchtlinge als im Mittleren Osten (ausgenommen 5 Mio. langfristig vertriebene Palästinenser).
  • In einer globalen Umfrage im Rahmen der Save the Children Kampagne „Jedes Kind zählt“ haben sich 76% der Befragten besorgt über Diskriminierung gegenüber flüchtenden und Konflikt-vertriebenen Kindern geäußert. 77% der Menschen denken, dass Kinderflüchtlingen dasselbe Recht auf Bildung zusteht wie jedem anderen Kind auch. 41% sprechen sich dafür aus, mehr Kinderflüchtlinge in ihrem Land aufzunehmen, 28% dagegen.
Alle Zusatzmaterialien sind unter der Angabe © Save the Children kostenfrei verwendbar.
Zusatzmaterial:
Der preisgekrönte Fotograf Patrick Willocq hat gemeinsam mit der Kinderrechtsorganisation und dem weltgrößten Bildungsunternehmen Pearson eine spektakuläre Fotoreihe initiiert. Acht Bilder zeigen die Hoffnungen, Ängste und täglichen Herausforderungen für die Mädchen und Jungen. Weitere Informationen zu dem Projekt stellen wir Ihnen auf Anfrage gerne zur Verfügung.
Für mehr Informationen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle:

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