Mittwoch, 2. Dezember 2015

Brückenschlag zwischen Beruf und Studium


Projekt „Ein fakultätsübergreifendes Konzept für die
Studieneingangsphase Beruflich Qualifizierter (BQ)“ an der FernUniversität
Die Grenzen zwischen akademischer und beruflicher Bildung sind durchlässiger geworden. Die Berufswelt akademisiert zusehends. Durch die stärkere Öffnung der Hochschulen für Studieninteressierte ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung sind die so bezeichneten Beruflich Qualifizierten stärker in den bildungspolitischen Fokus gerückt. Eine Erkenntnis dabei ist, dass die Hochschulen die Bedarfe der Studierenden mit beruflicher Qualifizierung nicht ausreichend berücksichtigen.

„Es fehlt an gesicherten Ergebnissen, welche spezifischen Unterstützung nicht-traditionelle Studierende benötigen“, sagt Prof. Dr. Uwe Elsholz vom Lehrgebiet Lebenslanges Lernen an der FernUniversität in Hagen. Der Bildungswissenschaftler leitet das Projekt „Ein fakultätsübergreifendes Konzept für die Studieneingangsphase Beruflich Qualifizierter (BQ)“ an der FernUniversität, das Angebote zur Unterstützung dieser Personengruppe entwickelt. „Studien zeigen, dass insbesondere die Dauer und die Relevanz der beruflichen Vorerfahrung Einfluss auf den Studienerfolg haben“, so Elsholz. „Die Möglichkeiten, diese Erfahrungen tatsächlich ins Studium einzubringen, beeinflussen den Studienerfolg positiv.“

Die Hagener Hochschule hat bundesweit die meiste Erfahrung mit Beruflich Qualifizierten. Ihr Anteil beträgt an der Hagener Hochschule elf Prozent, während sich bundesweit im Schnitt nur drei Prozent der Studierenden ohne Abitur einschreiben. In absoluten Zahlen liegt die FernUniversität bei rund 7.600 Studierenden, die über ihre Berufserfahrung ins Studium starten. Sie konzentrieren sich nicht in einzelnen Fächern, sondern verteilen sich auf die vier Fakultäten der FernUniversität, insbesondere als Studienanfänger.

Studienerfolg positiv beeinflussen

Gerade in der Phase des Übergangs ins Studium liegt die Hürde für Beruflich Qualifizierte höher: Sie werden vor allem mit theoriebasierten Wissenskonzepten konfrontiert, die einzig wissenschaftlicher Logik folgen. Ihre Lernphasen liegen unter Umständen länger zurück und mitunter fehlt das Wissen aus der gymnasialen Oberstufe. „Vor diesem Hintergrund ist die Gestaltung der Studieneingangsphase entscheidend dafür, den Beruflich Qualifizierten den Zugang zum Studium zu ebnen“, sagt Bildungswissenschaftler Elsholz.

An dem Projekt beteiligen sich die vier Fakultäten der FernUniversität: Kultur- und Sozialwissenschaften, Mathematik und Informatik, Wirtschaftswissenschaft sowie die Rechtswissenschaftliche Fakultät. Nach der ersten Phase einer Datenerhebung liegen nun konkrete Konzepte für Beruflich Qualifizierte vor. In Mathematik und Informatik etwa soll ein Brückenkurs konzipiert werden, der auf mathematisches Hochschulwissen vorbereitet, die Rechtswissenschaftliche Fakultät richtet Kurse für juristisches Schreiben im Gutachterstil ein. „Den beruflich qualifizierten Studierenden fehlen vor allem Fähigkeiten, die man für einen strukturierten Umgang mit Texten benötigt – und der in der Oberstufe vermittelt wird“, so ein Fazit.

Stand der Forschung

Im Rahmen der wissenschaftlichen Analyse hat Uwe Elsholz die Erkenntnisse aus dem Projekt zusammengefasst und Beiträge weiterer Autorinnen und Autoren ergänzt. Herausgekommen ist ein Sammelband, der über aktuelle Studien informiert, den Forschungsstand präsentiert und Biografien von Studierenden auf dem Dritten Bildungsweg nachzeichnet. Herausforderungen in bildungspolitischer, in didaktisch-curricularer und theoretischer Hinsicht werden ebenso beschrieben wie offene Forschungs- und Entwicklungsfragen. „Nicht nur die Hochschulen sind gefragt, es wandelt sich derzeit das gesamte tradierte deutsche Bildungssystem“, so Elsholz.


Kontakt
Prof. Dr. Uwe Elsholz / Denise Brückner

FernUniversität in Hagen
Lehrgebiet Lebenslanges Lernen

+49 2331 987 – 2754
E-Mail: Lebenslanges.Lernen@fernuni-hagen.de