Neuherberg, 01.08.2013. Spezifische Mutationen (N676K) im
FLT3-Rezeptor können zur Entwicklung einer akuten myeloischen Leukämie
beitragen. Der FLT3-Rezeptor reguliert das Zellwachstum, aktivierende
Genmutationen fördern eine unkontrollierte Vermehrung weißer Blutkörperchen.
Dies berichten Wissenschaftler einer klinischen Kooperationsgruppe des
Helmholtz Zentrums München und des Klinikums der LMU München unter Beteiligung
des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung in der
Fachzeitschrift 'Blood'. Die Ergebnisse lassen sich für die Therapie durch
spezifische Inhibitoren, die das Wachstumssignal hemmen, nutzen.
Genetische Mutationen sind häufige Auslöser von Krebs.
Die genetischen Veränderungen betreffen meist Regulatoren des Zellstoffwechsels
oder -wachstums, in der Folge entarten die Zellen und vermehren sich rasch.
Auch für Leukämien sind zahlreiche solcher Genmutationen bekannt.
Der akuten myeloischen Leukämie (AML) liegt bei rund
einem Drittel der Patienten eine Mutation im wachstumsregulierenden
FLT3-Rezeptor zugrunde. Wie die Wissenschaftler unter der Leitung von Dr.
Philipp Greif und Professor Dr. Karsten Spiekermann nun herausfanden, zeigen
auch die Krebszellen von einem wesentlichen Teil der Patienten aus einer
AML-Subgruppe (sogenannte 'Core-binding-Factor-Leukämien') Mutationen in eben
diesem Rezeptor. Die Genveränderungen an der Position N676 waren bislang nicht
bekannt und erlauben eine neue Zuordnung dieser Leukämieform, die sich durch
besonders hohe Zellzahlen auszeichnet. "Die gefundenen
FLT3-Rezeptor-Mutationen in dieser Leukämie-Gruppe liefern einen neuen
Angriffspunkt für die Therapie der Erkrankung", sagt Dr. Philipp Greif,
"uns stehen bereits Hemmstoffe des FLT3-Rezeptors zur Verfügung, die wir
nun bei den betroffenen Patienten einsetzen können."
Die Studie wurde von der klinischen Kooperationsgruppe
(KKG) "Pathogenese der Akuten Myeloischen Leukämie" durchgeführt,
einer gemeinsamen Einrichtung des Helmholtz Zentrums München (HMGU) und der
Medizinischen Klinik III am Klinikum der LMU München. Letztautor Dr. Philipp
Greif leitet eine Nachwuchsgruppe des Deutschen Konsortiums für Translationale
Krebsforschung (DKTK) innerhalb der KKG. KKG-Leiter Professor Dr. Wolfgang
Hiddemann betont die Bedeutung dieser interdisziplinären Zusammenarbeit:
"Unsere Ergebnisse zeigen beispielhaft, dass unter Einsatz neuartiger
Methoden, wie der Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung, immer wieder Entdeckungen -
auch in bereits umfassend untersuchten Strukturen - möglich sind, die uns neue
Erkenntnisse zu einer Erkrankung liefern und neue Therapieoptionen für die
Patienten eröffnen."
Weitere Informationen
Original-Publikation:
Opatz, S. et al. (2013), Exome sequencing identifies
recurring FLT3 N676K mutations in core-binding factor leukemia, Blood, doi: 10.1182/blood-2013-01-476473
Link zur Fachpublikation: http://bloodjournal.hematologylibrary.org/content/early/2013/07/22/blood-2013-01-476473.abstract
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches
Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin
für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten
wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es
das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz
des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum
München beschäftigt rund 2.100 Mitarbeiter und ist Mitglied der
Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und
medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten
angehören. www.helmholtz-muenchen.de
Mit der Einrichtung Klinischer Kooperationsgruppen (KKG)
verfolgt das Helmholtz Zentrum München einen interdisziplinären
Forschungsansatz, um translationale Forschung zu fördern, also Grundlagenwissenschaft
weiterzuentwickeln und sie für den Menschen direkt nutzbar zu machen. Der
Wissenstransfer zwischen Labor und Krankenbett wird durch die enge
Zusammenarbeit der Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München mit Klinikern
der Münchner Universitäten sowie des Städtisches Klinikums München realisiert.
Ziel der KKG "Pathogenese der Akuten Myeloischen
Leukämie" ist es, leukämieauslösende Mutationen zu identifizieren und in
Modellsystemen zu untersuchen, ob und warum eine bestimmte Mutation eine
Leukämie auslösen kann. Diese Erkenntnisse sollen letztendlich zu besseren
Therapien für Leukämiepatienten führen.
Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung
(DKTK) verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg
als Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen
Universitätskliniken in Deutschland. Am Kernzentrum DKFZ und den sieben
Partnerstandorten Berlin, Dresden, Essen/Düsseldorf, Frankfurt/Mainz, Freiburg,
München und Tübingen arbeiten insgesamt zwanzig Einrichtungen zusammen.
Vorrangiges Ziel der im DKTK kooperierenden Wissenschaftler und Ärzte ist es,
die Ergebnisse der Grundlagenforschung möglichst rasch in neue Ansätze zur
Prävention, Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen zu übertragen. Dazu
werden an allen Partnerstandorten gemeinsame Translationszentren aufgebaut.
Patienten sollen für innovative Studien gemeinsam rekrutiert, Daten einheitlich
erfasst und Labormethoden harmonisiert und innerhalb des Konsortiums verfügbar
werden. Dafür bietet das DKTK den Partnern eine gemeinsame Infrastruktur für
die Forschung. Aufgabe des DKTK ist es weiterhin, junge Mediziner und
Naturwissenschaftler in der Krebsmedizin und der translationalen Krebsforschung
auszubilden. Das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung ist eine
gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der
beteiligten Bundesländer, der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen
Krebsforschungszentrums. Es zählt zu den sechs Deutschen Zentren der
Gesundheitsforschung (DZG). http://www.dkfz.de/de/dktk/
Das Projekt wurde durch die Deutsche Krebshilfe (Projekt
109031) und eine Anschubfinanzierung des Sonderforschungsbereiches
"Molekulare Mechanismen der normalen und malignen Hämatopoese" (684)
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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Fachlicher Ansprechpartner im Helmholtz Zentrum München
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