Hochbegabungspresse
Hannoveraner Experimentalphysiker folgt auf Konrad Samwer, Bonner
Biochemiker übernimmt Amt von Elisabeth Knust / Peter Funke, Ferdi Schüth und
Dorothea Wagner wiedergewählt
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) hat zwei neue Vizepräsidenten: Der Hannoveraner Experimentalphysiker
Professor Wolfgang Ertmer und der Bonner Biochemiker Professor Michael Famulok
wurden am Mittwoch, dem 3. Juli 2013, von der Mitgliederversammlung der DFG in
Berlin in das Präsidium der zentralen Selbstverwaltungsorganisation für die
Wissenschaft in Deutschland gewählt. Ertmer folgt auf den Göttinger
Experimentalphysiker Professor Konrad Samwer, Famulok auf die Dresdner
Entwicklungsbiologin Professor Elisabeth Knust.
Wolfgang Ertmer, 1949 geboren, hat
seit 1994 eine Professur für Experimentalphysik an der Universität Hannover
inne, nachdem er zuvor als Professor an der Universität Bonn tätig gewesen war,
wo er auch sein Physik-Studium sowie seine Promotion und Habilitation
absolviert hatte; Forschungsaufenthalte führten ihn, teilweise als
DFG-Stipendiat, mehrfach in die USA. Ertmers Forschungsschwerpunkte sind die
Atomphysik, Quantenoptik und Laserkühlung. Für seine Arbeiten wurde er 1997 mit
dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG, dem renommiertesten deutschen
Forschungsförderpreis, und 2009 mit dem Wissenschaftspreis des Landes
Niedersachsen ausgezeichnet. Seit 2007 ist Ertmer Koordinator des in der
Exzellenzinitiative geförderten Exzellenzclusters QUEST (Centre for Quantum
Engineering and Space-Time Research), zuvor war er unter anderem Sprecher des
DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs „Quantenlimitierte Messprozesse mit
Atomen, Molekülen und Photonen“. In der wissenschaftlichen Selbstverwaltung und
in Wissenschaftsorganisationen ist Ertmer seit Langem vielfältig engagiert, so
als Vizepräsident für Forschung der Universität Hannover (2002–2005), als
Mitglied im DFG-Senat (seit 2007) sowie in zahlreichen nationalen und
internationalen Gremien und Fachgesellschaften.
Michael Famulok ist seit 1999
Professor für Biochemie und Chemische Biologie am Life and Medical
Sciences-Institut (LIMES) der Universität Bonn. 1960 geboren, studierte und
promovierte er in Marburg, bevor er als Postdoktorand an das Massachusetts
Institute of Technology (MIT) und die Harvard University ging und sich
schließlich an der Ludwig-Maximilians-Universität München habilitierte.
Famuloks Forschungen sind auf dem Grenzgebiet zwischen Biochemie und
organischer Chemie angesiedelt und gelten vor allem der gerichteten Evolution
kombinatorischer Nukleinsäurebibliotheken (SELEX-Technik), den kleinen
Guaninnukleotid-Austauschfaktoren sowie der DNA-Nanotechnologie. 2002 erhielt
auch Famulok den Leibniz-Preis der DFG, 2010 folgte ein Advanced Grant des
European Research Council (ERC). Seit 2012 ist Famulok Max-Planck-Fellow am
Forschungszentrum Caesar in Bonn. In der DFG engagierte sich Famulok bislang
unter anderem als Vertrauensdozent der Universität Bonn und im
Nominierungsausschuss für den Leibniz-Preis, darüber hinaus ist er in
zahlreichen in- und ausländischen nationalen Akademien, darunter der
Leopoldina, und Fachgesellschaften aktiv.
Nach der Wahl der beiden neuen
Vizepräsidenten wurden ihre Vorgänger von der Mitgliederversammlung der DFG mit
großem Beifall verabschiedet. Konrad Samwer gehörte dem Präsidium seit 2007 an
und hat sich in dieser Zeit vor allem für die Internationalisierung der
deutschen Wissenschaft eingesetzt; sein besonderes Interesse galt dabei den
europäischen Förderformaten. 2009 hielt der Leibniz-Preisträger in Hanoi die
erste „Leibniz Lecture“ der DFG und eröffnete damit eine Reihe, die inzwischen
in zahlreichen Ländern als „Botschaft aus der deutschen Wissenschaft“ geschätzt
wird und immer wieder auch zu Forschungskooperationen führt. Als Vorsitzender
der zuständigen Arbeitsgruppe trug Samwer erheblich zur Neuordnung der
DFG-Senatskommissionen bei; zuletzt war er Vorsitzender der Findungskommission
für die Wahl des DFG-Präsidenten 2012.
Elisabeth Knust setzte sich als
Vizepräsidentin seit 2009 besonders für die Förderung der
Biodiversitätsforschung ein und war in diesem Rahmen maßgeblich an der
Einrichtung des DFG-Forschungszentrums für Biodiversität beteiligt. Als
Vorsitzende der DFG-Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung
prägte sie die wissenschaftsgeleitete Diskussion zu politisch und öffentlich
kontroversen Themen wie „Grüne Gentechnik“, Patentierung in den
Lebenswissenschaften und „Therapeutisches Klonen“. Ebenso engagierte sich die
Leibniz-Preisträgerin für die Förderung der Originalität und Kreativität
einzelner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die Balance zwischen der
Einzelförderung und der Förderung von Forschungsverbünden.
Neben
der Wahl der beiden neuen Vizepräsidenten wurden in Berlin drei
Präsidiumsmitglieder wiedergewählt: der Althistoriker Professor Peter Funke,
der sich vor allem in der Diskussion um die Zukunft der Geistes- und
Sozialwissenschaften und deren Stärkung in der Grundlagenforschung engagiert
hat; der Chemiker Professor Ferdi Schüth, der insbesondere als Leiter der
Arbeitsgruppe zur Formulierung und Umsetzung der „Forschungsorientierten
Gleichstellungsstandards“ der DFG Akzente setzte; und die Informatikerin
Professor Dorothea Wagner, die sich vor allem der Themen „Wissenschaftlicher
Nachwuchs“ und „Erkenntnistransfer“ angenommen hat.
Zusammen mit dem seit Januar 2013
amtierenden DFG-Präsidenten Professor Peter Strohschneider, den beiden neuen
Vizepräsidenten Ertmer und Famulok sowie den drei wiedergewählten
Vizepräsidenten Funke, Schüth und Wagner gehören als weitere Vizepräsidenten
der Ingenieurwissenschaftler Professor Frank Allgöwer, die Medizinerin
Professor Leena Kaarina Bruckner-Tuderman und die Rechtswissenschaftlerin
Professor Christine Windbichler dem Präsidium an.
Ebenfalls
Mitglied im Präsidium der DFG ist mit beratender Stimme der Präsident des
Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Auch hier gab es einen Wechsel:
Der neue Stifterverbands-Präsident Professor Andreas Barner übernahm mit seiner
Wahl Mitte Juni ebenfalls dieses Amt von Dr. Arend Oetker. Der Mediziner und
Mathematiker Barner ist Vorsitzender der Geschäftsführung des
Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim und dem Wissenschaftssystem und den
Wissenschaftsorganisationen seit Langem intensiv verbunden, so etwa bis Januar
2013 als Mitglied des Wissenschaftsrates. Sein Vorgänger Oetker stand seit 1998
an der Spitze des Stifterverbandes.
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