Donnerstag, 4. Juli 2013

Wolfgang Ertmer und Michael Famulok neue DFG-Vizepräsidenten

Hochbegabungspresse

Hannoveraner Experimentalphysiker folgt auf Konrad Samwer, Bonner Biochemiker übernimmt Amt von Elisabeth Knust / Peter Funke, Ferdi Schüth und Dorothea Wagner wiedergewählt
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zwei neue Vizepräsidenten: Der Hannoveraner Experimentalphysiker Professor Wolfgang Ertmer und der Bonner Biochemiker Professor Michael Famulok wurden am Mittwoch, dem 3. Juli 2013, von der Mitgliederversammlung der DFG in Berlin in das Präsidium der zentralen Selbstverwaltungsorganisation für die Wissenschaft in Deutschland gewählt. Ertmer folgt auf den Göttinger Experimentalphysiker Professor Konrad Samwer, Famulok auf die Dresdner Entwicklungsbiologin Professor Elisabeth Knust.

Wolfgang Ertmer, 1949 geboren, hat seit 1994 eine Professur für Experimentalphysik an der Universität Hannover inne, nachdem er zuvor als Professor an der Universität Bonn tätig gewesen war, wo er auch sein Physik-Studium sowie seine Promotion und Habilitation absolviert hatte; Forschungsaufenthalte führten ihn, teilweise als DFG-Stipendiat, mehrfach in die USA. Ertmers Forschungsschwerpunkte sind die Atomphysik, Quantenoptik und Laserkühlung. Für seine Arbeiten wurde er 1997 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG, dem renommiertesten deutschen Forschungsförderpreis, und 2009 mit dem Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet. Seit 2007 ist Ertmer Koordinator des in der Exzellenzinitiative geförderten Exzellenzclusters QUEST (Centre for Quantum Engineering and Space-Time Research), zuvor war er unter anderem Sprecher des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs „Quantenlimitierte Messprozesse mit Atomen, Molekülen und Photonen“. In der wissenschaftlichen Selbstverwaltung und in Wissenschaftsorganisationen ist Ertmer seit Langem vielfältig engagiert, so als Vizepräsident für Forschung der Universität Hannover (2002–2005), als Mitglied im DFG-Senat (seit 2007) sowie in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien und Fachgesellschaften.

Michael Famulok ist seit 1999 Professor für Biochemie und Chemische Biologie am Life and Medical Sciences-Institut (LIMES) der Universität Bonn. 1960 geboren, studierte und promovierte er in Marburg, bevor er als Postdoktorand an das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Harvard University ging und sich schließlich an der Ludwig-Maximilians-Universität München habilitierte. Famuloks Forschungen sind auf dem Grenzgebiet zwischen Biochemie und organischer Chemie angesiedelt und gelten vor allem der gerichteten Evolution kombinatorischer Nukleinsäurebibliotheken (SELEX-Technik), den kleinen Guaninnukleotid-Austauschfaktoren sowie der DNA-Nanotechnologie. 2002 erhielt auch Famulok den Leibniz-Preis der DFG, 2010 folgte ein Advanced Grant des European Research Council (ERC). Seit 2012 ist Famulok Max-Planck-Fellow am Forschungszentrum Caesar in Bonn. In der DFG engagierte sich Famulok bislang unter anderem als Vertrauensdozent der Universität Bonn und im Nominierungsausschuss für den Leibniz-Preis, darüber hinaus ist er in zahlreichen in- und ausländischen nationalen Akademien, darunter der Leopoldina, und Fachgesellschaften aktiv.

Nach der Wahl der beiden neuen Vizepräsidenten wurden ihre Vorgänger von der Mitgliederversammlung der DFG mit großem Beifall verabschiedet. Konrad Samwer gehörte dem Präsidium seit 2007 an und hat sich in dieser Zeit vor allem für die Internationalisierung der deutschen Wissenschaft eingesetzt; sein besonderes Interesse galt dabei den europäischen Förderformaten. 2009 hielt der Leibniz-Preisträger in Hanoi die erste „Leibniz Lecture“ der DFG und eröffnete damit eine Reihe, die inzwischen in zahlreichen Ländern als „Botschaft aus der deutschen Wissenschaft“ geschätzt wird und immer wieder auch zu Forschungskooperationen führt. Als Vorsitzender der zuständigen Arbeitsgruppe trug Samwer erheblich zur Neuordnung der DFG-Senatskommissionen bei; zuletzt war er Vorsitzender der Findungskommission für die Wahl des DFG-Präsidenten 2012.

Elisabeth Knust setzte sich als Vizepräsidentin seit 2009 besonders für die Förderung der Biodiversitätsforschung ein und war in diesem Rahmen maßgeblich an der Einrichtung des DFG-Forschungszentrums für Biodiversität beteiligt. Als Vorsitzende der DFG-Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung prägte sie die wissenschaftsgeleitete Diskussion zu politisch und öffentlich kontroversen Themen wie „Grüne Gentechnik“, Patentierung in den Lebenswissenschaften und „Therapeutisches Klonen“. Ebenso engagierte sich die Leibniz-Preisträgerin für die Förderung der Originalität und Kreativität einzelner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die Balance zwischen der Einzelförderung und der Förderung von Forschungsverbünden.
Neben der Wahl der beiden neuen Vizepräsidenten wurden in Berlin drei Präsidiumsmitglieder wiedergewählt: der Althistoriker Professor Peter Funke, der sich vor allem in der Diskussion um die Zukunft der Geistes- und Sozialwissenschaften und deren Stärkung in der Grundlagenforschung engagiert hat; der Chemiker Professor Ferdi Schüth, der insbesondere als Leiter der Arbeitsgruppe zur Formulierung und Umsetzung der „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der DFG Akzente setzte; und die Informatikerin Professor Dorothea Wagner, die sich vor allem der Themen „Wissenschaftlicher Nachwuchs“ und „Erkenntnistransfer“ angenommen hat.
Zusammen mit dem seit Januar 2013 amtierenden DFG-Präsidenten Professor Peter Strohschneider, den beiden neuen Vizepräsidenten Ertmer und Famulok sowie den drei wiedergewählten Vizepräsidenten Funke, Schüth und Wagner gehören als weitere Vizepräsidenten der Ingenieurwissenschaftler Professor Frank Allgöwer, die Medizinerin Professor Leena Kaarina Bruckner-Tuderman und die Rechtswissenschaftlerin Professor Christine Windbichler dem Präsidium an.

Ebenfalls Mitglied im Präsidium der DFG ist mit beratender Stimme der Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Auch hier gab es einen Wechsel: Der neue Stifterverbands-Präsident Professor Andreas Barner übernahm mit seiner Wahl Mitte Juni ebenfalls dieses Amt von Dr. Arend Oetker. Der Mediziner und Mathematiker Barner ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim und dem Wissenschaftssystem und den Wissenschaftsorganisationen seit Langem intensiv verbunden, so etwa bis Januar 2013 als Mitglied des Wissenschaftsrates. Sein Vorgänger Oetker stand seit 1998 an der Spitze des Stifterverbandes.


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