Mittwoch, 26. Juni 2013

Einfache Produktionsmethode für begehrte Nanokristalle



Nanometergroße Cerdioxid-Kristalle (CeO2) werden in wässriger
Lösung aus Ce(IV)-Polymeren (Dimeren und Trimeren) gebildet.
Die Nanokristalle haben eine Größe zwischen zwei
und drei Nanometern.
Bild: A. Ikeda-Ohno

Hochbegabungspresse

Nanokristallines Cerdioxid (CeO2) wird vielseitig eingesetzt, angefangen von Katalysatoren bis hin zu Sonnencremes oder medizinischen Präparaten.
Forscher des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) und der University of New South Wales in Sydney, Australien, konnten erstmals den Wachstumsmechanismus beobachten und entdeckten so, wie man die Produktion dieses begehrten Nanomaterials erheblich vereinfachen kann.
Ihre Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Chemistry – A European Journal“ (DOI: 10.1002/chem.201204101) nachzulesen.

Cer gehört zur Gruppe der Seltenerd-Metalle. Sein Oxid findet in nanokristalliner Form einen breiten industriellen Einsatz, beispielsweise für Elektroden in Brennstoffzellen oder in Katalysatoren von Kraftfahrzeugen, wo es giftiges Kohlenstoffmonoxid in Kohlenwasserstoffe umwandelt. Nicht zuletzt dient Ceroxid als Schleif- oder Poliermittel in der Halbleiterindustrie.

Mit aufwendigen Studien ist es den Wissenschaftlern Dr. Atsushi Ikeda-Ohno von der University of New South Wales, Australien, und Dr.
Christoph Hennig vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf vor kurzem gelungen, ein vereinfachtes Konzept für die industrielle Synthese von nanokristallinem Cerdioxid zu entwickeln. „Hierzu mussten wir zunächst herausfinden, wie sich die Nanokristalle auf atomarer Ebene bilden“, erklärt Dr. Ikeda-Ohno. Ausgefeilte spektroskopische Methoden waren also gefragt. Zum Einsatz kam das brillante Röntgenlicht an der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF), der europäischen Synchrotronquelle im französischen Grenoble, und am japanischen Synchrotron SPring-8 in Hyogo.

Die Geburt metallischer Nanopartikel

Bisher war es nicht möglich, derartigen Nanokristallen direkt beim Wachsen zuzusehen, weil geeignete analytische Techniken fehlten.
Typischerweise nutzte man hierfür unterschiedliche Elektronenmikroskope oder auch einen Röntgendiffraktometer und musste dazu die Nanokristalle von der Lösung abtrennen. Damit können zwar die Partikel selbst analysiert werden, nicht jedoch ihre Entstehung, welche in der Lösung abläuft. Dr. Ikeda-Ohno: „Wir haben verschiedene spektroskopische Techniken, wie z. B. dynamische Lichtstreuung, Röntgenabsorptions-Spektroskopie und Hochenergie-Röntgenstreuung kombiniert, und konnten erstmals die Formation von nanokristallinem Cerdioxid in einer wässrigen Lösung live beobachten.“

Diese Einblicke erlauben es, den Produktionsprozess von Cerdioxid grundlegend zu vereinfachen. Das Ergebnis: Wird der pH-Wert für vierwertiges Cer in wässriger Lösung richtig eingestellt, bilden sich gleichmäßige Nanopartikel von Cerdioxid. Eine physikalische oder chemische Nachbehandlung wie z. B. der Zusatz von Beschleunigersubstanzen kann entfallen. Die Forscher fanden auch heraus, dass die auf derart einfache Art produzierten Cerdioxid-Kristalle eine Größe von zwei bis drei Nanometern besitzen, und zwar weitgehend unabhängig von den konkreten Umgebungsbedingungen. Damit liegen die Nanopartikel genau in dem für industrielle Produkte interessanten Bereich. Als Schlüsselentdeckung werten sie zudem, dass vierwertiges Cer nur dann Cerdioxid-Kristalle im Nanometerbereich ausbildet, wenn es zuvor in der Lösung entweder als Dimer oder als Trimer vorliegt.

„Wir freuen uns besonders darüber, dass unser multispektroskopischer Ansatz auch sehr einfach auf jede andere Sorte metallischer Nanokristalle übertragen werden kann und wir so die Türen öffnen für deren weitere Erforschung“, sagt Dr. Christoph Hennig vom Dresdner Helmholtz-Zentrum. „Dafür bietet die eigene Messstation des HZDR an der ESRF allerbeste Voraussetzungen.“

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Publikation:
A. Ikeda-Ohno u.a., Chem. Eur. J., 19(23), 7348-7360 (2013), DOI-Link:
10.1002/chem.201204101.
Das Fachmagazin „Chemistry – A European Journal“ widmete der Veröffentlichung das Titelbild.
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Bildunterschrift:
Nanometergroße Cerdioxid-Kristalle (CeO2) werden in wässriger Lösung aus Ce(IV)-Polymeren (Dimeren und Trimeren) gebildet. Die Nanokristalle haben eine Größe zwischen zwei und drei Nanometern. Bild: A. Ikeda-Ohno ____________________________ Weitere Informationen:

Dr. Atsushi Ikeda-Ohno
School of Civil and Environmental Engineering The University of New South Wales UNSW, Sydney, New South Wales 2052, Australia
Tel.: +61 2 9385 0128

Dr. Christoph Hennig | Dr. Vinzenz Brendler Institut für Ressourcenökologie im HZDR Rossendorf Beamline an der ESRF/Grenoble
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* Wie nutzt man Energie und Ressourcen effizient, sicher und nachhaltig?
* Wie können Krebserkrankungen besser visualisiert, charakterisiert und wirksam behandelt werden?
* Wie verhalten sich Materie und Materialien unter dem Einfluss hoher Felder und in kleinsten Dimensionen?
Zur Beantwortung dieser wissenschaftlichen Fragen werden fünf Großgeräte mit einzigartigen Experimentiermöglichkeiten eingesetzt, die auch externen Nutzern zur Verfügung stehen.

Das HZDR ist seit 2011 Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Es hat vier Standorte in Dresden, Leipzig, Freiberg und Grenoble und beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter – davon ca. 450 Wissenschaftler inklusive 160 Doktoranden.

Christine Bohnet

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