Samstag, 5. Februar 2011

Informations- und Beratungsangebote für Lehrer und Eltern hochbegabter „Problemkinder“

Hochbegabunspresse Dieburg / Offenbach – Hochbegabung kann in Elternhaus und Schule auch zu Problemen führen. Lehrer werden in ihrer Ausbildung darauf nicht vorbereitet und können daher kaum Rat geben. - Seit dem Frühjahr 2009 gibt es in Offenbach am Main Vortrags- und Beratungsveranstaltungen für Eltern und für LehrerInnen, die Hilfen bieten sollen, um in schwierigen Situationen weiter zu kommen.

Was bedeutet eigentlich Hochbegabung?

Unter Hochbegabung wird ein Intelligenzquotient oberhalb von 130 verstanden. Etwa 80 % aller hochbegabten Kinder kommen in der Schule einigermaßen zurecht. Nicht ohne Probleme, wie andere Kinder auch, aber schließlich finden sie ihren Weg.

Doch bei etwa 20 % der hochbegabten Kinder und Jugendlichen kommt es im Laufe ihres Heranwachsens zu Entwicklungsschwierigkeiten bis hin zu schweren Entwicklungsstörungen. Diese Risikogruppe ist in ihrer Bildungslaufbahn und sozialen Integration gefährdet, und zwar aufgrund und nicht trotz ihrer hohen Begabung.

Leistungsversagen, aber unterfordert? Rotziges Verhalten, aber klüger als andere? Manchmal geraten solche Eindrücke in Konflikt mit laienhaften Plausibilitätsvorstellungen. Messen Intelligenztests zuverlässig? Beachten Testleiter immer die festgelegten Bedingungen? Sind Kinder einfach so testbar? – Wichtige Fragen, die den betroffenen LehrerInnen und Eltern Urteilsvermögen abverlangen.

Ein hochbegabtes Kind, das sich oppositionell oder resigniert verhält, erzwingt Aufmerksamkeit. Eltern, die längere Zeit ein solches Kind anleiten müssen, brauchen ihrerseits Hilfe. Einem verweigernden Kind die üblichen Arbeitsleistungen abzuringen, kann den Alltag einer Familie erheblich belasten. Solche Situationen erfordern unbedingt professionelle Intervention, sie sollten nicht über längere Zeit andauern. Risiken entstehen nicht nur bei den Schulleistungen, sondern auch für den Zusammenhalt der Familie und die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.

Die Offenbacher Schule hat Erfahrung mit diesen Kindern und ist manchmal die letzte Rettung

Besondere Erfahrungen mit der Beschulung einer solchen Extremgruppe von Kindern und Jugendlichen wurden in der „Oswald-von-Nell-Breuning-Schule II“, einer von Prof. em. Dr. Anne Eckerle vor 6 Jahren in Zusammenarbeit mit dem Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrum gegründeten Förderschule für Kinder und Jugendliche mit hoher Begabung, gesammelt. Die erste Förderschule dieser Art in Deutschland nimmt hochbegabte Kinder und Jugendliche, die in Regelschulen scheitern, auf.

Die Erfahrungen dieser Schule werden in öffentlichen Schulen dringend gebraucht und werden nunmehr in Vorträgen und Fortbildungsangeboten weitergegeben. Die Zielgruppen hierfür sind neben Eltern die Personengruppen, die professionell die Bildungslaufbahn von Kindern und Jugendlichen gestalten: ErzieherInnen, LehrerInnen, PsychologInnen, SozialpädagogInnen und Therapeuten.

Die Organisation dieser Veranstaltungen erfolgt in Kooperation zwischen dem IGL Institut für Leistungsentwicklung in Frankfurt/Babenhausen und Netzwerk-Projekt in Dieburg. Netzwerk-Projekt hat sich darauf spezialisiert, pädagogische Veranstaltungen im Bereich Teilleistungsstörungen und Hochbegabung zu organisieren und anzubieten.

Wir stellen Ihnen hier die Inhalte und Daten der einzelnen Veranstaltungen zwischen Februar und Juli 2010 vor:

Die Veranstaltungen "Hoch begabte Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen - Information und Hilfeplanung" setzen sich aus Vortrag und Beratung unter der Leitung von Prof. em. Dr. Anne Eckerle zusammen. Inhaltlich geht es darum, Wissen aus den Bezugswissenschaften mit den Problemberichten der Betroffenen zu verbinden und aus Beidem Lösungen zu entwerfen. Diese Veranstaltungen werden sowohl für Lehrer, als auch für betroffene Eltern angeboten:

Bei der Veranstaltung „Information und Hilfeplanung für Lehrer-/innen“ erfolgt der Bericht problembezogen, also von den Interventionsbedarfen ausgehend. Inhalte, die angesprochen werden, sind: Neurobiologie der Hochbegabung, psychiatrische Relevanz von Unterforderung, Förderung von Hochbegabten - präventiv und bei gegebener Verhaltensstörung -, Kooperation mit betroffenen Eltern, Erziehungshinweise für die pädagogische Führung im Unterricht. Dauer: 3 x 3 Stunden. (Termine im Infokasten)

Bei der Veranstaltung „Information und Hilfeplanung für Eltern" erfolgt der Bericht adressatenbezogen, also von den Interventionsbedarfen in Familien ausgehend. Inhalte, die angesprochen werden: Neurobiologie der Hochbegabung, Familien- und Entwicklungsgeschichte des Kindes und deren prägende Wirkungen, Situation des Kindes in der Schule, Umgang der Eltern mit LehrerInnen, Probleme bei Hausaufgaben, Bedeutung von und Wege für die Förderung, Beratung zu möglichen Bildungslaufbahnen, Hinweise für die Erziehung in der Familie. Dauer: 2 x 3 Stunden (Termine im Infokasten)

Lehrer der Oswald-von-Nell-Breuning-Schule II unterrichten Kinder und Jugendliche mit Erziehungshilfebedarf und hoher Begabung. SchülerInnen die zu dieser Zielgruppe gehören, bereiten in öffentlichen Schulen erhebliche Probleme, auf die oft mit einer begabungsunangemessenen Querversetzung oder Rückstufung reagiert wird. Ein weiteres Fortbildungsangebot für Lehrkräfte ist deshalb eine „kollegiale Praxisberatung“ vor Ort, am besten der für die betroffenen SchülerInnen zuständigen Klassenkonferenz. Mit dem Fortbildungsangebot "Lehrer beraten Lehrer" unterstützen LehrerInnen der NBS II die betroffenen KollegInnen bei der Ursachenanalyse und der Hilfeplanung mit dem Ziel, Entlastung im Unterricht zu schaffen und die verhaltensgestörten SchülerInnen in ihrer Lerngruppe zu stabilisieren. Diese schulinterne Fortbildungsmaßnahme kann im Bedarfsfall über www.netzwerk-projekt.de angefragt werden.

In jedem Halbjahr findet ein so genannter „Forschungsvortrag“ von Prof. em. Dr. Anne Eckerle statt, der in ein Themengebiet einführen soll, das für die Arbeit mit hochbegabten Kindern und Jugendlichen von Bedeutung ist. Dabei geht es nicht um das jeweils Neueste, sondern um das Grundlegende und auch um das, was neben dem Trend liegt, aber wichtig ist. Bei dem Forschungsvortrag im Herbst 2009 stand Enrichment im Mittelpunkt (Was genau heißt Förderung, wenn Enrichment geboten wird?). Das Thema des Forschungsvortrags am 9.12.2010 war Neurobiologie der Hochbegabung (und zugleich vorliegender psychischer Störungen, vor allem ADHS). Am 18.06.2011 wird es um das in den angelsächsischen Ländern seit Jahrzehnten entwickelte und in der Hochbegabtenförderung angewendete Critical Thinking gehen, also um ein fächerübergreifendes didaktisches Thema der Hochbegabtenförderung.

„Hochbegabte Schülerinnen und Schüler mit Verhaltensstörungen -Information und Hilfeplanung für Lehrer/-innen“ (3 Termine)

Termine: 24.02.2011 (TEIL I gemeinsam)
17.03.2011 und 05.05.2011 (TEIL II + III für Lehrkräfte der Primarstufe) 24.03.2011 und 12.05.2011 (TEIL II + III für Lehrkräfte der Sekundarstufe)jeweils donnerstags von 17:00 - 20:00 Uhr
Teilnahmegebühr: 110,- Euro für drei Veranstaltungen
begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich, Anmeldefrist 19.02.2011
Veranstaltungsort: Oswald-von-Nell-Breuning-Schule II, Odenwaldring 38, 63069 Offenbach

Akkreditierung: Die Fortbildung ist mit 15 Leistungspunkten akkreditiert.

"Hochbegabte Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen - Information und Hilfeplanung für Eltern" (2 Termine)

Termine: 19.02. und 19.03.2011
jeweils samstags von 15:00 - 18:00 Uhr
Teilnahmegebühr: 60,- Euro für zwei Veranstaltungen
begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich, Anmeldefrist: 13.02.2011

Veranstaltungsort: Oswald-von-Nell-Breuning-Schule II, Odenwaldring 38, 63069 Offenbach

Die Anmeldung zu den Veranstaltungen ist im Internet unter www.netzwerk-projekt.de möglich. Für weitere Informationen und Rückfragen steht Kerstin Haugrund von Netzwerk-Projekt unter Tel. 06071/207517 zur Verfügung.